oder Arsenkobaltkies, ein sehr seltenes Mineral, das nur als Einsprengung im Gneis von Skutterud in
Norwegen
[* 10] bekannt ist;
es bildet reguläre
Krystalle sowie körnige
Aggregate von ziemlich starkem
Glanz, zinnweißer
Farbe mit bisweilen
bunt angelaufener Oberfläche und ist chemisch Dreifach-Arsenkobalt, CoAs3.
Oberflächengestaltung,
Bewässerung,
Klima.
[* 13] Das obere Tessin wird von den Lepontinischen
Alpen
[* 14] (s. Westalpen) eingenommen: den Nordrand
bildet die St. Gotthardgruppe, den Ostrand die
Adulaalpen, den Raum zwischen der
Toce und dem
Ticino erfüllen
die
Tessiner Alpen. Die wichtigsten
Thäler sind die Thalstufen des
Ticino, das Bleniothal, das Verzascathal und das Maggiathal.
Im S. des Kantons erhebt sich jenseit des
Lago Maggiore und der Sumpfebene des
Ticino das fruchtbare, bewachsene und bewaldete
Voralpenland der Seegruppe mit demMonte-Camoghé (2227 m) und dem Monte-Generoso (1695 m). Der äußerste
Süden gehört der lombard.
Tiefebene an. Der Kanton gehört zum Gebiet des Po (s. d.), welchem die meisten
Gewässer durch den
Ticino, die des südlichsten
Teils durch die
Olona (Lambro) und die
Adda zugeführt werden.
Das Klima ist nach
der
Lage und Höhe sehr verschieden: während das Hospiz auf dem St.
Gotthard (2100 m) ein Jahresmittel
von -0,6° C., eine Sommertemperatur von +6,8° und eine Wintertemperatur von -7,4° C. hat, beträgt für
Bellinzona (229
m) das Jahresmittel +12,5, die Sommertemperatur +21,8 und die Wintertemperatur +3,1 bei einer Regenmenge von 1,8 m.
Bevölkerung.
[* 15] Der Kanton hatte eine Wohnbevölkerung von 1860: 116 343, 1870: 121 591, 1880: 130 394,
1888: 126 751 (56 006 männl., 70 745 weibl.) E.,
d. i. 46 E. auf 1 qkm und eine
Abnahme 1880-88 von 1,75 Proz., darunter 125 279 Katholiken, 1033
Evangelische, 9 Israeliten
und 430 andere;
ferner 24 570 bewohnte Häuser mit 30 082 Haushaltungen in 265 Gemeinden. Im Kanton geboren
sind 111 183, in der übrigen Eidgenossenschaft 1730, im
Auslande 13 838;
Bürger ihrer Wohngemeinde sind 83 476, einer andern
Gemeinde des Kantons 23 152, eines andern Kantons 1840,
Ausländer 18 283. Der Muttersprache nach sind 124 502
Italiener, 1843
Deutsche,
[* 16] 242
Franzosen, 71
Romanen
und 93 andere.
Die Zahl der
Geburten (einschließlich der Totgeburten) betrug (1891) 3671, der
Eheschließungen 669, der Sterbefälle 2809.
Landwirtschaft undBergbau.
[* 17] Von der
Fläche sind 1880 qkm,
d. i. 66,7 Proz., produktives Land: 486,4 qkm
Waldungen, 1313,9
Acker-,
Garten-, Wiesen- und Weideland und 79,7 Rebland. Von dem verbleibenden
Teile sind 34 qkm
Gletscher,
66,4 Seen, 9,4
Städte, Dörfer und
Gebäude, 46,4
Flüsse
[* 18] und
Bäche, 6,8 Schienen- und Straßenwege und 775,6 Felsen,
Schutthalden u. s. w. Der
Boden ist im obern Tessin (Sopraceneri) in den höhern
Lagen weniger fruchtbar, die
Alpen sind steinig,
die Thalsohlen häufigen
Lawinen und Steinschlägen ausgesetzt, dagegen sind die Ufer des
Lago Maggiore und das Land südlich
vom Monte-Ceneri (Sottoceneri) sehr fruchtbar.
Haupterwerbsquellen sind
Ackerbau
(Mais, Weizen, Roggen, Hirse,
[* 19]Buchweizen, besonders auch
Tabak),
[* 20] Obst-
und
Weinbau und Alpwirtschaft; wichtige Produkte sind ferner
Südfrüchte (Citronen, Pomeranzen) bei Locarno,
Bellinzona und
Lugano und Edelkastanien in den Waldungen der Voralpen und der untern Thalstufen. Der Wiesenbau steht hinter dem anderer
Kantone zurück. Nach der Viehzählung von 1886 hat der Kanton 973
Pferde,
[* 21] 568 Esel, 311
Maultiere, 50 475 Rinder,
[* 22] 10 226 Schweine,
[* 23] 16 462 Schafe,
[* 24] 65 179 Ziegen
und 4794
Bienenstöcke. Außerdem sind zu erwähnen die Zucht von Seidenraupen und Tafelschnecken. Die starke Ziegenzucht
ist neben der Raubwirtschaft früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte die Hauptursache des kläglichen Zustandes der Waldungen
im Hochgebirge. DerBergbau liefert Topf- oder Lavezstein im
Val Lavizzara, Marmor bei
Mendrisio, Granit
und Gneis bei Locarno und andern Orten, besonders bei Cresciano und an der ganzen Gotthardlinie entlang.
Handel und
Industrie sind unbedeutend; doch haben die Ortschaften der St.
Gotthardbahn lebhaften Fremdenverkehr. Faido,
Bellinzona
und
Lugano sind als Viehmärkte bekannt, in Sottoceneri blüht die Seidenspinnerei, in Brissago die Cigarrenfabrikation,
im Onsernonethal die Strohflechterei. Etwa 10 Proz. der
Bevölkerung wandert alljährlich aus, um in der Fremde als Maurer,
Gipser, Erdarbeiter an
Straßen und Eisenbahnbauten, Kastanienbrater, Bilderhändler, Cafetiers u. s. w. zu
arbeiten.
Alle Hauptthäler werden von guten
Straßen durchzogen; der
Lago Maggiore und der
Luganer See haben
Dampfboote. Die Hauptverkehrsader ist die
Gotthardbahn (s. d.).
4 Jahre nach dem Proportionssystem gewählt, ist gesetzgebende Behörde; der Staatsrat, der aus fünf Mitgliedern besteht,
wird direkt vom Volk gewählt. In den Nationalrat sendet der Kanton 6, in den Ständerat 2 Mitglieder. In administrativer Beziehung
zerfällt der Kanton in 8 Bezirke (s. oben). An der Spitze jedes Bezirks steht ein Regierungsstatthalter.
Jeder Bezirk besitzt ein Bezirksgericht, Bellinzona und Riviera zusammen ein solches; oberste Instanz ist das Obergericht (sieben
Mitglieder); über Kriminalfälle urteilen die Geschworenen. Hauptstadt ist seit 1881 Bellinzona (s. d.). Die Staatsausgaben
betrugen 1890: 2,838, die Einnahmen 3,140, die Staatsschulden 9,570 Mill. Frs. In kirchlicher Hinsicht gehörte der Kanton
nominell zu den ital. Bistümern Mailand
[* 26] und Como, wird aber seit 1885 von einem besondern
apostolischen Vikar verwaltet. Klöster bestehen 7, darunter 3 Frauenklöster.
Für den Unterricht sorgen 515 Primärschulen mit (1891) 17 413 Schulkindern, 22 Kleinkinderschulen, 31 Sekundärschulen
mit 771 Schülern und Schülerinnen, 1 Mittelschule mit Anschluß an das akademische Studium (Lyceum in
Lugano), 3 Mittelschulen ohne Anschluß an das akademische Studium, 2 Lehrerbildungsanstalten, 15 gewerbliche und 17 Fortbildungsschulen.
Bei den Rekrutenprüfungen (1893) hatten von 100 Rekruten 15 die beste Note in mehr als zwei Fächern, 19 die schlechteste
Note in mehr als einem Fach. In militär. Beziehung gehört Tessin zum Stammgebiet der 8. Division. Hauptwaffenplatz
ist Bellinzona. Das Wappen ist ein rot und blau senkrecht geteilter Schild.
[* 27]
Geschichte. Im Altertum von den kelt. Lepontiern bewohnt, kam das heutige Tessin mit der übrigen
Gallia cisalpina unter röm., im 5. Jahrh. unter ostgot.,
im 6. unter langobard., im 8. unter fränk. Herrschaft. Im spätern Mittelalter
gehörte der größte Teil den Herzögen von Mailand, Bellinzona den rhätischen Freiherren von Sax. Das Livinenthal fiel 1403 durch
Eroberung an Uri,
das durch den Ewigen Frieden von 1516 in diesem Besitz bestätigt wurde. Das übrige Tessin, das damals in 8 Landvogteien
(Ennetbergische Vogteien) geteilt war, kam als gemeine Herrschaft an die 12 Orte der damaligen Eidgenossenschaft,
Bellinzona an Uri,
Schwyz
und Nidwalden.
Die Reformation, die besonders in Locarno Eingang gefunden hatte, wurde 1555 durch Vertreibung der Protestanten
gewaltsam unterdrückt.
Überhaupt wurden diese Ennetbergischen Vogteien mit Härte behandelt, elend verwaltet, ausgesogen und verwahrlost. Durch
den Umsturz der alten Eidgenossenschaft 1798 wurde das aus seinem Unterthanenverhältnis befreit und,
in die Kantone Bellinzona und Lugano geteilt, der Helvetischen Republik einverleibt; durch die Mediation 1803 erhielt es die
Stellung eines selbständigen Kantons. Die Restauration brachte dem Kanton eine repräsentative, thatsächlich aber aristokratische
Verfassung und eine demoralisierte Verwaltung.
Noch vor der franz. Julirevolution von 1830 wurde im T. unter Franscinis (s. d.) Führung eine Verfassungsreform in gemäßigt
demokratischem Sinne durch die Konstitution vom zu stande gebracht. Allein auch unter dieser Verfassung wußte sich
die korrupte Partei der ultramontanen Gewalthaber wieder der Herrschaft zu bemächtigen, bis durch eine
Revolution 1839 eine liberale Verwaltung an die Spitze kam, unter der endlich einige heilsame Veränderungen, zumal zur Hebung
[* 28] des im höchsten Grade vernachlässigten Unterrichts,
durchgesetzt wurden.
Von 1839 bis 1873 blieb nun die liberale Partei die herrschende. Beim Sonderbundskriege 1847 stand in der Reihe der bundestreuen
Kantone. Bei der Abstimmung von 1872 über Revision der Bundesverfassung gab der liberale GroßeRat die
Stimme im bejahenden Sinne ab, während das Volk die Revision verwarf. Dieser Zwiespalt zwischen Volk und Behörden trat 1873 durch
die Wahl eines überwiegend ultramontan-konservativen GroßenRats noch schärfer hervor. Als 1876 die Liberalen auf Änderung
des alten Wahlgesetzes drangen, kam es zu Reibungen und 22. Okt. in Stabio auch zu einem blutigen Zusammenstoß mit den Klerikalen.
Der durch die hierbei vorgekommenen Mordthaten veranlaßte langwierige Prozeß endete 1880 mit der Freisprechung der Angeklagten.
Am kam unter Vermittelung des Bundesrats ein Vergleich zwischen den Parteien zu stande; doch
siegten auch 1877 bei den neuen Großratswahlen wieder die Ultramontanen. Liberale Beamte und Lehrer wurden ohne Rücksicht
auf die gesetzliche Amtsdauer entlassen, die höhern Schulstellen durch Priester besetzt, ja 1879 beschloß der GroßeRat
sogar, den Kapuzinerklöstern wieder die Aufnahme neuer Mitglieder zu gestatten, und 1886 überlieferte
er den Kanton durch ein neues Kirchengesetz, welches die Rechte desStaates und der Gemeinden in Kirchensachen fast ganz aufhob,
gänzlich dem Klerus.
Wiederholte Streitigkeiten der Parteien veranlaßten auch 1884 und 1889 den eidgenössischen Bundesrat zum Einschreiten. Während
bisher der Sitz der Kantonsregierung von sechs zu sechs Jahren zwischen Lugano, Locarno und Bellinzona
wechselte, wurde letzteres 1878 zur alleinigen Hauptstadt ernannt. Der Kanton hatte in kirchlicher Beziehung früher unter
dem Bistum Mailand und Como gestanden; 1884 und 1888 willigte der Papst im Einverständnis mit dem Bundesrat in einen Anschluß
T.s an das BistumBasel;
[* 29] doch soll es vorläufig unter der geistlichen Verwaltung eines «ApostolischenAdministrators
des Kantons Tessin» stehen. Im April 1890 demissionierte die bisherige Regierung und wurde durch eine konservative
ersetzt. Im September kam es dann infolge der Weigerung der Regierung, die Abstimmung über die vom Volke verlangte Verfassungsrevision
anzuordnen, zu einem Aufstande der Liberalen, wobei der klerikale Staatsrat Rossi getötet wurde.
Darauf beschloß der Bundesrat eine bewaffnete Intervention und sandte den Oberst Künzli als Bundeskommissar mit Truppen nach
dem Tessin ab, worauf die revolutionären Machthaber verhaftet wurden. Die Volksabstimmung vom 5. Okt. über die Revision der Verfassung
ergab eine Mehrheit von 94 Stimmen für die Liberalen. Am 19. Okt. wurde die ehemalige Regierung wieder eingesetzt,
und 8. Dez. übergab ihr Künzli wieder die Geschäfte; doch dauerten auch im folgenden Jahre die Unruhen noch fort. Am wurde
dann die neue Verfassung (mit Verhältniswahlen) mit etwa 12000 gegen 5000 Stimmen angenommen. Bei denWahlen zum GroßenRat wurden 51 Liberale und 45 Konservative gewählt. -