Sittenzucht führte ihn seit 202 zum Anschluß an die Montanisten (s. d.), deren
beredtester Verteidiger er wurde, und zum endlichen
Bruch mit der Bischofskirche.
Um so mehr aber war er bemüht, seine Rechtgläubigkeit
durch Bestreitung zahlreicher ketzerischer
Richtungen, besonders der gnostischen
Lehren
[* 2] Marcions und des
Valentinus (s. d.)
sowie der Monarchianer (s. d.), zu bekunden. Tertullian starb
um 220. Neuere
Ausgaben seiner Werke sind von
Leopold (4 Bde., Lpz. 1839‒41),
Öhler (3 Bde., ebd. 1853‒54) und Reisserscheid und Wissowa
(Bd. 1,
Wien
[* 3] 1890) besorgt. –
Vgl. Neander, Antignosticus;
Geist des Tertullian und Einleitung in dessen
Schriften (2. Aufl., Berl.
1849);
Böhringer, DieKirche Christi und ihre Zeugen, Bd. 3 (neue Ausg.,
Stuttg. 1874);
1)
Span.
Provinz im S. des Königreichs
Aragonien, zwischen Saragossa
[* 7] im N.,
Tarragona und
Castellon de la Plana im SO.,
Valencia
[* 8] im S., Cuenca im
SW. und Guadalajara im W., ist, obgleich «Niederaragonien» genannt,
mit Ausnahme des im
NO. zum Ebro geneigten
Teiles, fast nur Gebirgsland. Im S. steigt die
Sierra de Javalambre
bis 2002 m empor, die nach N. mit der nordöstlich der Stadt Teruel 1770 m hohen, von da südöstlich streichenden
Sierra de Gudar verbunden ist; im W. sind die Montes
Universales mit dem
Muela de San Juan (1610 m), daran schließt nördlich
die
Sierra de
Albarracin.
Nördlich von T ist die
Sierra de Palomera 1560 m hoch, hieran schließt östlich die
Sierra de
San Just (1513 m) und nach N.
die
Sierra de Cucalon (1376
m) an. Die
Provinz, die erst eine Eisenbahn im
NO. (Saragossa-Tortosa) hat, erzeugt Getreide,
[* 9] Öl,
Walnüsse,
Wein und
Wolle, besitzt Schwefel-,
Blei-,
Eisen- und Kohlengruben, zerfällt in 10
Bezirke mit 279 Gemeinden
und hat auf 14817,94 qkm (1887) 241865 (119663 männl., 122202 weibl.)
E., 300 weniger als 1887, also nur 16,3 auf 1 qkm. Von
Personen über 7 Jahren sind 43,5 Proz. männliche und 67 Proz.
weiblicheAnalphabeten. – 2) Hauptstadt der
Provinz Teruel, links am Guadalaviar, in 892 m Seehöhe
auf und
an einem steilen Hügel altertümlich erbaut, ist Sitz eines
Bischofs und hat (1887) 9423 E., enge Gassen und kleine Plätze, 7
Thore, 7
Kirchen, 2 Nonnen-
und 7 frühere Mönchsklöster, zwei
Spitäler, ein Instituto, eine got.
Kathedrale, auf steilem Felsvorsprung
ein früheres Jesuitenkollegium (jetzt Priesterseminar), einen
Aquädukt mit zwei Bogenreihen (Los
Arcos) aus dem 17. Jahrh.;
Gerberei und Speditionshandel mit
Valencia. 12 km südlich, rechts am Guadalaviar der Badeort
Villel mit 1235 E.
oder
Tertie (lat.), musikalisches Intervall, der dritte
Ton, von einem angenommenen Grundton
auf- oder abwärts gerechnet. Die Terz ist groß, wenn sie aus zwei großen Tonstufen besteht, z. B.
c—e;
klein, wenn sie aus einer großen und einer kleinen Tonstufe besteht, z. B. c—es;
übermäßig, wenn sie eine große
und eine übermäßige
Stufe des Liniensystems enthält, z. B. c—eis;
(vom ital. terzeruolo, männlicher
Falke, entsprechend einem alten Gebrauch, Tiernamen auf Feuerwaffen zu
übertragen), eine Taschenpistole, im Gegensatz zur Sattelpistole (s.
Pistole).
(ital. terzetto), ein Singstück für drei Hauptstimmen mit und ohne
Begleitung.
Die frühere Bezeichnung
Trio wird jetzt bloß auf Instrumentalstücke bezogen. Am häufigsten sind in der ältern Litteratur, d. h.
in der Blütezeit der Gesangmusik, Terzétt für
Sopran,
Tenor und
Baß.
(ital. terza rima), eine metrische Form aus
Absätzen von je drei elfsilbigen (bei männlichem
Reim zehnsilbigen) Versen, derart, daß der zweite
Vers jedes
Absatzes den Reim für den ersten und dritten des folgenden anschlägt
(aba bcb cdc u. s. w.). So entsteht eine ununterbrochene
Kette, doch mit Sinnespause nach jedem
Absatz. Am Ende schließt ein
einzelner
Vers, der auf die zweite
Zeile des letzten
Absatzes reimt. Die Versform ist zunächst italienisch;
Dante dichtete die «Göttliche Komödie» in derselben. A. W. Schlegel
wandte in seiner
Übersetzung aus
Dantes Gedichten (1791‒97) zuerst diese Form in
Deutschland
[* 13] an, hat aber erst später im
«Prometheus» die Gesetze genauer beobachtet. Seitdem
sind Terzine häufig von deutschen Dichtern in größern und kleinern Gedichten gebraucht worden, mit ausgezeichnetem
Erfolg von
Rückert und
Chamisso. –
Vgl. Schuchardt, Ritornell und Terzine
(Halle
[* 14] 1875).
Terzky, richtiger
Trčka,
Adam Erdmann,
Graf, kaiserl.
General czech. Ursprungs, seit 1627 Gemahl der Gräfin
Harrach, der Schwester von Wallensteins Gattin, war dessen engster Vertrauter und wurde zu den wichtigen
Verhandlungen mit Gustav
Adolf von
Schweden
[* 15] (1631) und mit den
Sachsen
[* 16] (1633) verwendet. Mit Ilow zusammen bestimmte er im Lager
[* 17] bei
Pilsen
[* 18] im Jan. 1634 die Obersten des Wallensteinschen
Heers zur Unterzeichnung der schriftlichen Treuverpflichtung, des
PilsenerReverses, wurde als Teilnehmer an Wallensteins
Abfall vom
Kaiser geächtet und mit
Kinsky und Ilow
bei einem
Bankett zu
Eger
[* 19] ermordet.
(spr. teschanj),Hauptstadt des
Bezirks Tesanj (37434 E.) im bosn.
Kreis
[* 20]
Banjaluka, in bedeutender
Höhe, an einem kleinen Zuflüsse der in die
Bosna eilenden Usora, hat (1895) 6749 meist mohammed. E., ein verlassenes, aber
noch ziemlich gut erhaltenes Kastell;
starken
Handel mit Getreide, Rindvieh und Schweinen.
1) Bezirkshauptmannschaft in Österreichisch-Schlesien, hat 1152,41 qkm und (1890) 120189 (56734 männl., 63455 weibl.)
meist poln. E. in 102 Gemeinden mit 134 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Friedek,
Jablunkau und Teschen – 2) Teschen, czech. Těšin, poln. Cieszyn,
Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines
Kreisgerichts und Bezirksgerichts (349,12 qkm, 54663 E.), ehemalige Hauptstadt
des Herzogtums Teschen, am rechten Ufer der Olsa und am nördl. Fuß
der
Beskiden, an der Linie
Kojetein-Bielitz der
Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und der Kaschau-Oderberger Eisenbahn, hat (1890)
¶
mehr
15220 deutsche und poln. E., darunter 3376 Evangelische und 1316 Israeliten, in Garnison je ein Bataillon des 54. Infanterieregiments
«Ernst Rüdiger, Graf von Starhemberg» und des 100. Infanterieregiments «Edler von Krieghammer»,
sechs Kirchen, darunter die ehemalige Dominikanerklosterkirche, die Kirche der Barmherzigen und die evang. Gnadenkirche (s.
Gnadenkirchen), ein Rathaus, Landhaus, in dem der Teschener Friede geschlossen wurde, einen alten Piastenturm
(12. Jahrh.), Reste des alten Schlosses, neues Schloß des Erzherzogs Friedrich, ein Gymnasium mit einem histor. und einem
naturhistor.
Museum, Staats-Realschule, Lehrerbildungsanstalt, Bürgerschulen, Lehrerinnenbildungsanstalt der Vorromäerinnen; eine Flachsbereitungsanstalt
und Spinnerei, Fabrikation von Gewehren, gebogenen Möbeln, Wagen, Leder und Tuch, Hofbuchdruckerei mit
lithogr. Anstalt und Buchbinderei, Sägewerk, Handel mit Spiritus,
[* 22] Schmalz, Eisenwaren, Möbeln, Käse, Bier, Rosoglio und Garn,
bedeutende Holzflößerei aus den Beskiden. Am wurde hier zwischen Maria Theresia und Friedrich II. der Frieden abgeschlossen,
der den Bayrischen Erbfolgekrieg (s. d.) beendigte.
Das ehemalige Herzogtum Teschen bildete bis 1849 den Hauptbestandteil des Kreises Teschen, der
die jetzigen Bezirkshauptmannschaften Teschen, Bielitz und Freistadt umfaßte. Die Landbevölkerung spricht polnisch und czechisch;
deutsch wird in den Städten sowie in einer Sprachinsel um Bielitz gesprochen. Teschen gehörte ursprünglich den Herzögen von Oberschlesien,
die sich dem König von Böhmen
[* 23] unterwarfen. Als 1625 der Mannsstamm der Herzöge von Teschen ausstarb, blieb
das Fürstentum unmittelbar bei der KroneBöhmen, bis KaiserKarl VI. dasselbe 1722 dem Herzog von Lothringen, LeopoldJosephKarl,
übergab, dem sein Sohn FranzStephan, nachmaliger röm. Kaiser, 1729 darin folgte.
Nach ihm besaß dasselbe seit 1766 unter dem Titel eines Herzogs von Sachsen-Teschen der mit der Tochter
des KaisersFranz I. vermählte sächs. Prinz Albrecht (s. d.), der 1822 dieses Fürstentum an den Erzherzog Karl vererbte; von
ihm ging es 1847 an seinen ältesten Sohn Albrecht, von diesem (1895) an dessen Neffen Erzherzog Friedrich über.-
Vgl. Biermann,
Geschichte des Herzogtums Teschen (2. Aufl., Teschen 1894);