Nicht mehr offizinell ist
Unguentum Terebinthinae compositum
(Unguentum
digestivum), die aus Lärchenterpentin, Eidotter, Myrrhen- und Aloepulver und
Olivenöl bestand.
C10H18O, mit Borneokampfer (s.
Kampfer) isomere
Verbindung, die in ätherischen
Ölen vorkommt und aus
Terpin und
Terpinhydrat durch
Kochen mit wässerigen Mineralsäuren entsteht. Terpineol ist eine dicke Flüssigkeit,
die bei 215-218° siedet und einen eigentümlichen, stark fliederartigen
Geruch besitzt, weshalb es zu Parfümeriezwecken
Verwendung findet.
ein farbloses bis gelbliches, angenehm nach Hyacinthen riechendes Öl von der Zusammensetzung
C20H34O, das aus
Terpin durch Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure
[* 3] gewonnen wird. Es siedet bei 168°, ist in Wasser
unlöslich und findet bei
Bronchialkatarrhen zum Zweck der
Vermehrung der Sekretion und Erleichterung der Hustenanfälle zu
Inhalationen Verwendung.
(spr. -tschī-),Stadt und Badeort im
Kreis
[* 5]
Velletri der ital.
ProvinzRom,
[* 6] am Südfuß des Monte delle
Fate
(1090 m), am Tyrrhenischen
Meer und an einem
Vorgebirge (200 m), auf dessen Felsen Ruinen der antiken Stadt
(besonders der
Unterbau eines 426 n. Chr. zerstörten Jupitertempels) stehen, an der Grenze von
Campanien, dem Südostende der
Pontinischen Sümpfe und der Eisenbahn
Rom-Velletri-Terracina (121 km). Terracina besteht aus der
Altstadt und
der von
Pius VI. angelegten, von der
Via Appia durchzogenen Neustadt,
[* 7] ist ein uralter Bischofssitz und
hat (1881) 8572 E., einen versandeten
Hafen mit
Spuren eines antiken
Dammes, in der Neustadt den großen, an exotischen
Pflanzen
reichen
Garten
[* 8] des Kardinals
Antonelli (gest. 1876) sowie
Landbau und Fischerei.
[* 9] Die
KathedraleSan Cesareo an der
Stelle eines
Tempels der
Roma
[* 10] und des
Augustus am
Forum
[* 11] (mit unversehrtem altem Pflaster) hat in der Vorhalle 10 antike
Säulen.
[* 12] Terracina, das Auxur der
Volsker, lat. Tarracina, war von 329 ab röm.
Kolonie.
jede Töpferarbeit aus gebrannter Erde
(Thon), insbesondere ein unglasierter Gegenstand künstlerischen Gepräges aus gebrannter
Erde.
Solche
Terrakotten
[* 13] haben sich in großer Zahl an
Stätten prähistor. Kultur gefunden. So in
Ägypten,
[* 14] wo man in dieser
Weise besonders
Kacheln fabrizierte, die zur Verkleidung der
Wände verwendet wurden. Sodann in
Chaldäa,
Assyrien
und weiterhin auf griech.
Boden. Auch im alten
Palast zu
Tiryns waren die
Wände mit derartigen
Kacheln ausgestattet, von denen
Bruchstücke bei den Schliemannschen
Ausgrabungen zum Vorschein gekommen sind.
In der ältern griech. Kunst der histor. Zeit findet man gemalte Terracottaplatten zur Verkleidung
und Ausschmückung gewisser Bauglieder, namentlich der Dachleisten benutzt, und ähnliches hat man an etrusk.
Baudenkmälern beobachtet, bei denen nicht nur die Rinnleisten, Geisonplatten und Akroterien,
[* 15] sondern vielfach auch der
plastische Schmuck der Giebel aus
Thon hergestellt sind. Eine Zeit lang scheint
Korinth
[* 16] für
Thonwaren
[* 17] ein Hauptindustrieort
gewesen zu sein; aber auch an andern Orten
Griechenlands, namentlich in
Athen,
[* 18] blühte die
Töpferkunst.
Namentlich die
Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte haben große
Massen von bemalten
Vasen
[* 19] und
Statuetten aus Terracotta zuTage
gefördert. Meist wurden sie in Gräbern gefunden, vielfach aber auch in Heiligtümern, wohin sie als
Weihgeschenke gestiftet
waren. Mannigfaltig sind die
Darstellungen in der jüngern Zeit. Man sieht Frauen und Mädchen meist in langen Gewändern,
den Spitzhut auf dem
Kopf, mit dem Fächer
[* 20] oder einer
Blume in der
Hand,
[* 21] stehend, sitzend, schreitend, tanzend,
spielend,
Jünglinge, Liebespaare,
Pädagogen mit ihren kleinen
Zöglingen, dann
Eroten,
Psychen, schwebende
Niken, Silene
[* 22] und
Bacchantinnen, von göttlichen Wesen vorwiegend
Aphrodite
[* 23] und
Artemis.
[* 24]
In den Vordergrund des Interesses sind diese Figürchen hauptsächlich nach den bedeutenden Funden
getreten, die man 1873 in
Tanagra (s. d.) machte. Die hier, in
Athen und
Korinth gefundenen sind vor allen
übrigen durch Schönheit und
Anmut der Formen ausgezeichnet.
Jünger als diese, die man der größern
Masse nach ins 4. Jahrh.
v. Chr. setzt, und weniger fein in der Ausführung sind die kleinasiat.
Terrakotten; von ihnen hat reiche
Ausbeute namentlich
die Nekropole von Myrina geliefert, deren Schätze zum größern
Teil in den Louvre gelangt sind. Auch
Unteritalien und
Sicilien sind reich an
Terrakotten. Die eigentliche
Blüte
[* 25] dieses Kunstzweiges wird kaum über die hellenistische
Zeit hinausgehen. Die mit den großen Funden gesteigerte
Nachfrage nach
Terrakotten hat namentlich in der letzten Zeit zu vielfachen
Fälschungen Veranlassung gegeben.
Was man von
Thonware aus röm. Zeit besitzt, sind außer
Gefäßen, Lampen
[* 26] u. a. namentlich die sog. Campanareliefs,
Thonplatten mit figürlichen und ornamentalen
Darstellungen von meist außerordentlich feiner Ausführung, die sich vielfach
mit den Wandgemälden der ersten röm. Kaiserzeit (in
Pompeji,
[* 27] Herculanum und
Rom) inhaltlich wie formell berühren.
Schon aus
der ältern röm. Zeit werden große Terracottastatuen erwähnt. Später
waren solche als Gräberschmuck üblich. Die meisten erhaltenen Exemplare sind im Museum zu Neapel.
[* 28]
Aus Italien
[* 30] kam die Terracottabildnerei nach Gallien und Britannien, an den Rhein und die Donau in den
ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung. Bei dem Einbruch der Barbaren fand sie jedoch ihren Untergang. Erst nach dem J. 1000 begann
ein neuer Aufschwung. Die Töpfer fanden eine Glasierung für das Wasserdichtmachen der Gefäße, buntglasierte Dachziegel
und Bodenfliesen wurden zur Ausschmückung vieler Kirchen des roman. und got. Stils verwendet. An die Stelle
der durchsichtigen Glasur auf Stücke aus Thon setzte man dann den Schmelz und erfand so die Fayence
[* 31] (s. d.). Lucadella Robbia
(s. d.) wurde im 15. Jahrh. der Schöpfer einer
neuen Gattung auf diesem Gebiet, bestehend in Reliefs aus gebranntem Thon, die weiß oder farbig glasiert
waren und als architektonische Ornamente
[* 32] Anwendung fanden; in derselben Art arbeiteten gleichzeitig ital.
Bildhauer viele Porträtbüsten.
Eine schöne Sammlung besitzt das South-Kensington-Museum in London.
[* 33] Auch Bildhauer des 16. Jahrh. fuhren fort in derselben
Weise zu arbeiten, z. B. in Venedig
[* 34] Alessandro Vittoria; eine Anzahl seiner Terrakottenbüsten ist im Museum
zu Wien.
[* 35] In Frankreich machte sich im 16. Jahrh. Palissy (s. d.)
einen berühmten Namen mit seinen bunt glasierten
[* 29]
Figuren, Tieren, Vasen und andern Arbeiten aus gebranntem Thon für die Verzierung
von Grotten und Wasserwerken in fürstl. Schloßgärten. Im 17. und 18. Jahrh. abermals
vernachlässigt, ist die Terracotta als Material der Bildhauerkunst
[* 36] im 19. Jahrh. wieder aufgelebt, besonders bei den franz.
Bildhauern, wie Dubois, Carrier-Belleuse u. a. Zahlreich sind die kleinen Zierfiguren und -Büsten aus Terracotta, die gegenwärtig
das Kunstgewerbe in Paris
[* 37] sowie in Italien schafft. An andern Orten, z. B. in Wien, werden viel Vasen und
[* 29]
Figuren für Gärten in Terracotta gearbeitet.
Der in der Baukunst
[* 38] zu Terracottaornamenten verwendete Thon muß wegen der feinern Formen äußerst bildsam und daher sehr
fett sein und sich mit gleichmäßigem, schön gelbem oder rotem Farbenton brennen. Dieser Thon wird alsdann mit einem Feldspat-
oder Quarzsand, auch häufig Chamottemehl, innig gemengt, welche Zusätze ihn magerer machen sollen,
um beim Brennen eine zusammensinternde, dicht schließende Masse zu erzeugen. In Gipsformen eingepreßt, wird die Masse alsdann
ziemlich lufttrocken gemacht, worauf der Gegenstand feiner bearbeitet und nach vollkommener Austrocknung in besondern Öfen
[* 39] mit Gasfeuerung
[* 40] gebrannt wird. So entstehen vortreffliche Bauornamente, wie Füllungen, Rosetten, Friese,
[* 41] Gesimse, Portal- und Fensterverzierungen, Kapitale, Kreuzblumen, ganze Nischenfiguren u. s. w. Das Material ist sehr hart, daher
wetterfest wie die besten Hausteine, vor welchen sie den Vorzug der leichten Vervielfältigung und des geringen Gewichts haben,
da sie hohl sind.
Terrakotten wurden schon im Altertum hergestellt. In der Neuzeit bestehen viele Fabriken, die sich mit
der Herstellung von Terracotta befassen, so z. B. in Charlottenburg
[* 42] bei Berlin,
[* 43] Wienerberg bei Wien, Nymphenburg bei München,
[* 44] Ullersdorf,
Liegnitz,
[* 45] Siegersdorf in Schlesien
[* 46] u. s. w. Hierher
gehören auch die plattierten Ziegelwaren, welche, zu Fußboden-
und Wandbekleidungen verwendet, als die farbig gemusterten unglasierten Mettlacher Fliesen
[* 47] von Villeroy & Boch in
den Handel kommen.
Das Muster besteht aus mosaikartiger Einlage in die graue Hauptmasse der Platte und muß für sich aus einem Thon hergestellt
werden, der sich bei derselben Temperatur und ebenso hart wie jene brennt. Der höchst feine Thon wird in Pulverform fast trocken
unter gewaltigem Druck in eine Hohlform gepreßt, in welcher er die Gestalt der Platte mit flachen, für
obige Farbeneinlagen bestimmten Vertiefungen annimmt. Nachdem diese durch weitere Pressung mit dem Hauptkörper vereinigt
sind, erfolgt das Brennen in Kapseln
[* 48] bei sehr hoher Glut.