dem Normalwert dieses
Grades und nannte sie
Anomalien. Er trug diese in Karten ein, konstruierte Linien gleicher
Abweichungen,
die Isanomalen (s. d.), die bei Beurteilung der Temperaturverhältnisse eines
Gebietes sehr wichtig sind.
Die Isothermenkarten geben eine viel natürlichere Grundlage für die klimatische
Einteilung der Erde, als die rein geometrische
derParallelkreise. Deshalb wurden sie auch schon öfters zur
Aufstellung von
Temperatur- oder Wärmezonen
benutzt. So teilt
Supan die Erde folgendermaßen ein: I. Warme Zone zwischen den Jahresisothermen +20°
C. a.
Tropengürtel,
polwärts begrenzt durch die
Temperatur 20° des kältesten
Monats; d. ektropische Gürtel,
[* 2] die übrigen
Teile der warmen Zone.
II. Gemäßigte Zone mit Jahrestemperaturen von +20 bis 0°. a.
Äquatorialgürtel der gemäßigten Zone bis zur 0°-Isotherme des kältesten
Monats; b. Polargürtel der gemäßigten Zone,
die andern
Teile derselben. III. Kalte Zone mit Jahrestemperaturen unter 0°. a. Äquatorialgürtel
der kalten Zone mit
Temperaturen des wärmsten
Monats über
Null; b. Polargürtel der kalten Zone mit
Temperaturen
aller
Monate unter
Null.
aus Roheisen hergestellte Gußwaren, die durch anhaltendes
Glühen die dem
Gußeisen eigentümliche
Sprödigkeit
verloren haben. Im engern
Sinne versteht man unter Temperguß eine besondere Art des schmiedbaren Eisengusses
(s. Eisenerzeugung, II, L).
Stahlabfälle werden mit Roheisen zusammen im
Kupolofen
[* 3] (s. d.) geschmolzen, wobei ein weißes
Roheisen entsteht, welches in Formen vergossen wird.
Die
Abgüsse werden, wie bei
Darstellung des schmiedbaren
Gusses überhaupt,
mit Eisenerzen geglüht, dadurch entkohlt und in schmiedbares
Eisen
[* 4] umgewandelt, welches
Verfahren man
Tempern nennt.
Stimmung, gleichschwebende
Temperatur, in der
Musik eine Korrektur der mathematisch reinen Intervalle zu
Gunsten einer freien und vielseitigen harmonischen Verwendung der
Töne. In der heutigen praktischen
Musik besteht die Oktave
aus 12 Halbtonstufen von gleichem Schwingungszahlenverhältnis.
Sieben solcher Halbtonstufen entsprechen
einer
Quinte. Schreitet man von einem Grundton um 12 reine
Quinten aufwärts, so gelangt man sehr nahe zur siebenten Oktave
des Grundtons. Da das Verhältnis der Schwingungszahl der
Quinte zum Grundton 3:2, das der Oktave 2:1 ist, so müßte ^[img]
sein;
dies ist nicht genau der Fall;
um daher mit 12
Halbtönen auszukommen, müssen in der praktischen
Musik entweder die Oktaven von dem Verhältnis 2:1 oder die
Quinten von dem Verhältnis 3:2 etwas abweichen. Da
ersteres unerträglich
wäre, wählt man letzteres, wonach das Schwingungszahlenverhältnis der
Quinte ^[img] wird, statt 3/2. Das ist die Methode
der deren Princip am Ende des 17. Jahrh. von
AndreasWerkmeister («Musikalische
Temperatur», 1691) aufgestellt
und von Seb.
Bach zum erstenmal für die praktische
Komposition in umfassender und klassischer
Weise verwendet wurde in seinem
«Wohltemperierten
Klavier».
Eine sichere Methode, die
Töne von
Klavieren und Orgeln temperiert rein zu stimmen,
erfand Joh. Heinr. Scheibler. Im Gegensatz zu dieser gleichschwebenden
Temperatur kann die reine Stimmung im
Gesang angewendet werden. Es wurden in neuerer Zeit Versuche gemacht, auch Tasteninstrumente
mit einer größern Anzahl von
Tönen herzustellen, die von der reinen Stimmung nicht mehr merklich abweichen.
Vgl. M. Hauptmann,
Klang und
Temperatur (in den «Opuscula», Lpz.
1874);
H. von
Helmholtz, Die
Lehre
[* 5] von den Tonempfindungen (5. Aufl., Braunschw. 1896);
Sh.
Tanaka,
Studien im Gebiete der reinen Stimmung (in der «Vierteljahrschrift für Musikwissenschaft»,
1890);
Eitz, Das mathematisch reine Tonsystem (Lpz. 1891).
oder
Cavalier Tempesta (d. h. RitterSturm), der
Beiname des durch seine Seestücke berühmten
holländ. Malers Pieter Mulier jun. (fälschlich auch
Molyn genannt). 1637 in
Haarlem
[* 6] geboren, ging er nach
Rom;
[* 7] beschuldigt,
daß er sein Weib habe umbringen lassen, kam er ins Gefängnis, entfloh aus demselben nach 16jähriger Haft und starb 1701 zu
Mailand.
[* 8] Seine kraftvollen und naturwahren Seestürme haben ihm größern Ruhm verschafft als seine im
Stil Claude Lorrains gehaltenen Landschaften. - Mit ihm ist nicht zu verwechseln
Antonio Tempesta, auch Tempestino genannt,
Maler
und Kupferstecher zu
Florenz,
[* 9] geb. 1556, gest. 1630, dessen vorzüglichste
Blätter Schlachtenbilder und Jagdstücke sind.
Pausania,Hauptstadt des Kreises (28 441
E.) der ital.
Provinz Sassari auf
Sardinien
[* 12] und früher des Judicats
Gallura, 376 m hoch, am Nordfuß der Monti di Limbara, unweit der
Quelle
[* 13] der Liscia, an der Zweigbahn
Monti-Tempio Pausania P. (10 km), ist Bischofssitz und hat (1881) 5452, als Gemeinde 11 188 E., Gymnasium,
technische Schule, Seminar;
(frz., le Temple, spr. tangpl), ehedem ein großer
Gebäudekomplex
(Kirche,
Turm und
[* 14] Schloß) zu
Paris,
[* 15] der als Kerker
Ludwigs XVI. (s. d.) und seiner Familie
bekannt geworden ist. Das
Gebäude war ursprünglich (seit 1212) das Ordenshaus der Tempelritter. Als sich Philipp der Schöne 1312 der
Ordensgüter bemächtigte, richtete er den Temple als
Wohnhaus
[* 16] ein, überließ ihn jedoch nach der Vernichtung des
Ordens den Johanniterrittern.
In der Revolution verwandelte man den
Turm, als Ersatz für die
Bastille, in ein Staatsgefängnis. Dieses
¶
mehr
wurde 1811, der Rest unter Napoleon III. abgetragen und an dessen Stelle ein schöner Square mit großer Halle
[* 18] für Trödelmarkt
eingerichtet.
(spr. templ), Richard Grenville, Graf von, engl. Staatsmann, geb. erbte den Grafentitel 1752 von
seiner Mutter Hester (s. Grenville), trat 1734 ins Unterhaus und schloß sich eng an seinen Schwager Pitt
(s. Chatham) an, mit dem er 1756-57 dem Ministerium des Herzogs von Devonshire und 1757-61 dem des Herzogs von Newcastle
[* 19] angehörte,
und mit dem er 1761 zurücktrat. 1763 wurde Temple wegen seiner Verbindung mit Wilkes (s. d.) seiner Stelle als Lordlieutenant
von Buckinghamshire enthoben.
Als Pitt nach Grenvilles Sturz 1765 mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt war, versagte Temple seinen Beitritt und bewog
Pitt zur Rückgabe des Auftrags. Bald kam es vornehmlich wegen der amerik. Kolonien zu einer Spannung zwischen den Schwägern,
in der Temple zu seinem BruderGeorge Grenville (s. d.) hielt. 1766 bildete Pitt sein
neues Ministerium ohne Temple. Dieser eröffnete eine giftige Polemik gegen ihn, jedoch erfolgte 1769 die Versöhnung. Temple nahm
noch bis zuletzt am polit. Leben teil und starb kinderlos Die Grafenwürde ging über auf seinen Neffen George
Grenville, zweiten Grafen von Temple, der 1784 zum Marquis von Buckingham (s. d.) erhoben wurde.
Karl ernannte ihn darauf zum Gesandten bei den Generalstaaten. Seit 1669, während der Herrschaft
des Cabalministeriums (s. d.), lebte Temple auf seinem Gute Sheen bei
Richmond und schrieb dort seine «Observations on the United Provinces of the Netherlands» und einen Teil seiner «Essays». 1672 berief
ihn Karl wieder ins Amt, 1674-79 weilte er als Gesandter im Haag,
[* 23] schloß den Frieden mit den Niederlanden
ab und leitete die Vorverhandlungen für die Ehe des Prinzen Wilhelm von Oranien mit Karls ältester Nichte Maria. Temple gehörte
zu den vertrautesten Räten der Krone, legte aber nach der Parlamentsauflösung vom sein Amt nieder und lebte bis
zu seinem Tod auf Sheen. Seine «Works» erschienen
London 1750 (2 Bde.) und 1814 (4 Bde.).
Swift gab seine «Memoirs» (2 Bde.,
Lond. 1709) und «Letters» (2 Bde.,
1700) heraus. -
Vgl. Courtenay, Memoirs of the life, works and correspondence of Sir Wi11iam Temple (2 Bde., Lond.
1836);