Temperaturverteilung auf der Erde. ¶
Temperaturverteilung,
die Verteilung der Lufttemperatur (s. d.) auf der Erdoberfläche. Über die vertikale s. Atmosphäre. Zur Darstellung der horizontalen Temperaturverteilung auf einem größern Bezirk pflegt man die an den einzelnen Stellen beobachteten Temperaturen auf das Niveau des Meers zu reduzieren, wobei man auf 100 m Erhebung je nach der Jahreszeit 0,4-0,7 °C., vielfach 0,5° C. durchschnittlich Temperaturabnahme annimmt. Die in Karten eingeschriebenen Zahlen pflegt man dann zur Konstruktion von Isothermen (s. d.) zu verwenden. Je nachdem man Beobachtungen in einem bestimmten Zeitmoment oder Monats- oder Jahresmittel u. s. w. zu Darstellung anwendet, erhält man Karten synchroner Monats- oder Jahresisothermen u. s. w. Zur vergleichenden Darstellung der Temperaturverteilung auf der Erde pflegt man nur die Wärmeverhaltnisse im Winter, Sommer und im Durchschnitt des ganzen Jahres zu geben. So giebt die hierher gehörende Karte: Temperaturverteilung auf der Erde, die mittlern Wärmeverhältnisse für Januar und Juli als die beiden extremsten Monate sowie für das Jahr. Die Jahresisothermen lassen erkennen, daß im allgemeinen die Temperatur vom ¶
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Äquator nach den Polen zu abnimmt. Es treten jedoch bemerkenswerte Abweichungen von diesem allgemeinen Gesetz auf. Man sieht drei Gebiete höchster Temperatur von den Isothermen +28 bis 30° C. umschlossen ungefähr unter 10 bis 20° nördl. Br. in Centralamerika, Afrika [* 3] und Indien. Nach Süden von dem Wärmeäquator, welcher zwischen dem 10. und 20.° nördl. Br. liegt, nimmt die Temperatur ziemlich gleichmäßig ab, die Isothermen gruppieren sich um den Südpol, der als ein Kältepol wird betrachtet werden können.
Nur über den südl. Kontinenten zeigen die Isothermen eigentümliche Nasen, die erkennen lassen, daß die Temperatur (im Meeresniveau) über den Kontinenten höher ist als unter gleicher Breite [* 4] über dem Meere. Die Isothermen der höhern nördl. Breiten gruppieren sich nicht um den Nordpol, sondern mehr um eine Gegend, deren Mitte zwischen 80 und 90° nördl. Br. und etwa bei 140° westl. Länge von Greenwich liegen wird. Diese von der Isotherme -20° C. umrahmte Gegend wird man (zunächst bis weitere Beobachtungen vorliegen werden) als die kälteste Gegend der Nordhemisphäre und wohl auch der ganzen Erde zu betrachten haben, sie ist der nördl. Kältepol.
Die polwärts gerichtete Ausbuchtung der Isothermen liegt auf der nördl. Halbkugel vielfach über dem Meere, so daß hier die Gewässer in gleicher Breite oft wärmer sind als das feste Land. Besonders tritt dies an der Westküste Europas hervor und wird der Wirkung des Golfstromes zugeschrieben. Danach ist das Temperaturjahresmittel des Nordens von Schottland gleich dem von Berlin, [* 5] und London [* 6] und Wien [* 7] haben ebenfalls gleiche Jahrestemperatur. Die Juliisothermen haben in ihrem Verlauf viel Ähnliches mit denen des Jahres, das System erscheint nur mehr nach Nord zu verschoben.
Auffallend ist der Unterschied ihres Verlaufs über Europa [* 8] und dem angrenzenden Teil des Atlantischen Oceans von dem der Jahresisothermen. Es findet im Juli eine entschiedene Abnahme der Temperatur von Südost nach Nordwest statt. Ein ganz anderes Bild ergeben die Januarisothermen. Der Wärmeäquator liegt über dem südl. Wendekreis. Fast ganz Australien [* 9] hat Temperaturmittel von 30° und mehr. In Afrika findet man zwei von der Isotherme -+30° umrahmte Gebiete und ein kleines solches Gebiet in Südamerika. [* 10]
Auf der nördl. Halbkugel nimmt bis zum 40. Breitengrad die Temperatur ziemlich regelmäßig polwärts ab. Von da an zeigt sich der große Einfluß von Wasser und Land. Der Atlantische Ocean hat Temperaturen, die auf seiner europ. Seite erst vom Polarkreis an unter den Eispunkt gehen. Auf den Kontinenten zu beiden Seiten dieser warmen Meeresstraße erstrecken sich Frostgebiete bis zum Parallel [* 11] 35° herab. Die Temperaturabnahme ist über Europa eine fast genau westöstliche.
Die Isothermenkarten haben zu einer Reihe von Vergleichungen und Untersuchungen Veranlassung gegeben, die nach mehrfachen Richtungen hin Interesse bieten. General A. von Tillo hat so unter der Annahme, daß beide Erdhälften im Jahresdurchschnitt gleiche Temperatur haben, folgende Temperaturmittel gefunden:
Gebiete | Januar | Juli | Jahr |
---|---|---|---|
Nördliche Hemisphäre | + 8,3 | +22,6 | 15,5 |
Südliche Hemisphäre | +19,0 | +11,9 | 15,5 |
Ganze Erde | +13,7 | +17,2 | 15,5 |
Die Nordhemisphäre hat also einen um 3,6° kältern Winter, dagegen einen ebenso wärmern Sommer als die Südhemisphäre. Ebenda übersteigt die Sommertemperatur die des Winters um 14,3°, im Süden aber nur um 7,1° C. Interessant ist der Unterschied der Lufttemperaturen über den Meeren und dem Festland in gleichen Breiten:
Zonen | Januar Meer | Januar Festland | Juli Meer Juli Festland | Jahr Meer | Jahr Festland | |
---|---|---|---|---|---|---|
90-50° N. | -14,7 | -21,2 | +7,5 | +14,9 | - 3,2 | - 4,9 |
50- 0° N- | +19,0 | +10,7 | +24,0 | +28,0 | +21,0 | +19,7 |
0-50° S. | +22,3 | +27,1 | +17,1 | +19,6 | +19,1 | +22,9 |
Im Januar ist also auf der ganzen nördl. Halbkugel das Meer wärmer als das Festland, während auf der südl. Halbkugel bis 50° südl. Br. die Kontinente um 4,8° wärmer sind als die Meere. Im Juli übersteigen die Festlandstemperaturen auf dem ganzen Raum von 50° südl. Br. bis zum Nordpol diejenigen des Meers.
Ein Vergleich der Kontinente ergiebt:
Kontinente | Januar | Juli | Jahr |
---|---|---|---|
Europa-Asien | - 3,0 | +23,1 | 10,0 |
Nordamerika | - 8,7 | +19,7 | 4,7 |
Südamerika | +25,1 | +20,9 | 23,0 |
Afrika | +23,7 | +27,1 | 26,4 |
Australien | +29,4 | +16,4 | 22,3 |
Danach ist Nordamerika [* 12] im Nordwinter am kältesten und wesentlich kälter als Europa-Asien, auch im Nordsommer kühler, so das; das Jahresmittel stark von dem für Südamerika absticht. Südamerika und Afrika können wegen ihrer Lage nur geringe jahreszeitliche Temperaturänderungen haben, anders Australien, das sich im Südwinter verhältnismäßig wenig abkühlt, dagegen im Südsommer stärker als einer der andern Kontinente erwärmt.
Eine andere Behandlung der Isothermenkarten wurde namentlich von Dove begründet und in neuerer Zeit von andern Meteorologen ausgebaut. Es wurden die mittlern Temperaturen berechnet, die den einzelnen Breitenkreisen rings um die Erde zukommen, und als Normaltemperaturen betrachtet, die allen Orten auf dem entsprechenden Breitenkreise zugehören. Diese Normaltemperaturen haben nach Spitaler folgende Werte:
Breite | Januar Nord | Januar Süd | Juli Nord | Juli Süd | Jahr Nord Jahr Süd | |
---|---|---|---|---|---|---|
0 | 26,2 | 26,2 | 25,5 | 25,5 | 25,9 | 25,9 |
10 | 25,7 | 25,9 | 26,7 | 24,0 | 26,4 | 25,0 |
20 | 21,7 | 25,5 | 28,1 | 20,5 | 25,6 | 22,7 |
30 | 13,9 | 22,6 | 27,4 | 15,3 | 20,3 | 18,5 |
40 | 3,9 | 16,1 | 23,8 | 9,7 | 14,0 | 11,8 |
50 | - 7,2 | 8,1 | 18,1 | 3,2 | 5,6 | 5,9 |
60 | -16,0 | -- | 14,1 | -- | - 0,8 | 0,2 |
70 | -25,5 | -- | 7,3 | -- | - 9,9 | -4,9 |
80 | -32,0 | -- | 2,6 | -- | -16,5 | -8,4 |
90 | -36,0 | -- | 2,0 | -- | -20,0 | -9,3 |
Der Wärmeäquator liegt demnach im Jahresmittel zwischen 10 und 15° nördl. Br., im Januar zwischen 0 und 5° nördlich und im Juli zwischen 20 und 25° nördlich. Die nördl. Halbkugel ist bis zum 45. Breitengrad im Jahresmittel wärmer als die südliche, in den höhern Breiten ist sie aber wesentlich kälter als diese. Dove bildete daraus die Abweichungen der an den verschiedenen Stellen eines Breitengrades beobachteten Temperaturen von ¶