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Überdies verhandelte jedes große Ordenshaus seine Angelegenheit in einem eigenen Kapitel. Alle Ordensglieder trugen als Zeichen der Keuschheit einen hänfenen Gürtel. [* 2] Die Geistlichen führten weiße, die Servienten dagegen schwarze oder graue Kleidung. Die Ritter trugen über ihrer Rüstung [* 3] einen weißen Mantel, der auf der linken Seite mit einem achtspitzigen roten Kreuze geziert war.
Trotz der Tapferkeit der Ritterorden haben ihr Stolz und ihre Unbotmäßigkeit, vorzüglich die bis zu offenem Kampf gesteigerte Eifersucht zwischen den Templern und Johannitern, viel zum Verlust des Heiligen Landes beigetragen. Als die christl. Herrschaft in Syrien 1291 zu Grunde ging, wandte sich der Großmeister der Templer nach der Insel Cypern, [* 4] wo er sich zu Limisso niederließ. Die meisten und umfangreichsten Besitzungen aber hatten sie in Frankreich, und diese reizten die Habsucht König Philipps IV. (s. d.). Zum Gehorsam gegen den Papst verpflichtet, hatten sie gegen ihn zu Bonifacius VIII. gehalten.
Als in Clemens V. ein vom König ganz abhängiger Papst erhoben war, beschloß Philipp ihren Untergang. Der Papst lud die Großmeister der Templer und Johanniter nach Frankreich, um über einen neuen Kreuzzug zu beraten, aber nur der Templer Jakob von Molay (s. d.) kam. Am ließ der König sämtliche Templer in Frankreich des Götzendienstes (Verehrung des Baphomets, s. d.), der Verleugnung Christi und unnatürlicher Ausschweifungen beschuldigen, sie auf einmal einziehen und ihnen mittels der Folter Geständnisse erpressen.
Clemens V. versuchte vergeblich Widerstand; er setzte eine Untersuchungskommission ein und gebot eine Untersuchung gegen die Templer in allen Ländern. Da die Kommission nicht rasch genug vorwärts kam, ließ der Erzbischof von Sens mit seinem Provinzialkonzil 54 Templer, die ihre Aussagen widerrufen hatten, als rückfällige Ketzer verbrennen. Clemens V., gedrängt und bedroht vom König, sprach in einem geheimen Konsistorium die Aufhebung des Ordens aus und verkündigte sie 3. April im Konzil zu Vienne sowie durch eine Bulle vom Der Großmeister Molay hatte sich zu einem Geständnis bewegen lassen und sollte es öffentlich in Paris [* 5] bestätigen; anstatt dessen beteuerte er laut die Unschuld des Ordens und ebenso der Großpräceptor der Normandie, worauf sie der König verbrennen ließ. Die Ordensgüter kamen zum Teil an die Johanniter; viele Güter, namentlich in Frankreich, behielten die Fürsten. In Portugal [* 6] wurde der Orden [* 7] 1319 in den noch bestehenden Christusorden (s. d.) verwandelt. Von den Templern selbst, deren Anzahl sich im Beginn des Prozesses auf 20000 belaufen haben soll, wurden einige lebenslänglich im Gefängnis oder in Klöstern verpflegt; viele traten in den Johanniterorden; andere kehrten in die Welt zurück.
Im 18. Jahrh. bemühten sich die Jesuiten, in die Freimaurerei manche angeblich dem Templerwesen entlehnte Spielereien und Gaukeleien einzuführen, um so den Bund im kath.-hierarchischen Sinne zu leiten. Das Jesuitenkollegium Clermont in Paris ward der Sitz dieses Systems, das allmählich in die Logen aller Länder eindrang. (S. Freimaurerei.) Der neue Templerorden in Frankreich hat sein Dasein der jesuitischen Freimaurerloge von Clermont zu verdanken. Im Nov. 1751 verließ eine Menge vornehmer Mitglieder die Loge, um den Orden der alten Templer in Wahrheit fortzusetzen.
Die Bewahrung des ritterlichen Geistes und das Bekenntnis eines aufgeklärten, in der Zeitphilosophie wurzelnden Deïsmus waren die Hauptpunkte des neuen Bundes. Während der Revolution ging der Orden als Adelsbund auseinander. Erst in den letzten Jahren der Direktorialregierung sammelten sich die Trümmer wieder. Indessen zerrütteten die lächerlichsten Streitigkeiten den Orden; die Heermeister von Asien, [* 8] Afrika [* 9] und Amerika [* 10] empörten sich, bis endlich 1811 ein neues Statutenbuch zu stande kam.
Die aufgeklärten Tendenzen machten den Orden unter der Restauration sehr verdächtig, so daß der Großmeister, ein Arzt Fabré de Palaprat, auf Betrieb der Jesuiten mehrmals eingezogen wurde. Nach der Julirevolution von 1830 wagte der Orden wieder die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auch der Abbé Châtel (s. d.) wirkte in dem Orden, wurde aber ausgestoßen. Am fand zu Paris die Einweihung eines neuen Tempelhauses statt, wobei auch ein templerischer Damenbund auftrat. Der Orden versprach die Veröffentlichung von Beweisstücken, die seinen ununterbrochenen Zusammenhang mit den alten Templern darthun sollten, hat aber keine beigebracht.
Vgl. Moldenhawer, Prozeß gegen den Orden der Tempelherren. Aus den Originalakten der päpstl.
Kommission in Frankreich (Hamb. 1792);
Munter, Statutenbuch des Ordens der Tempelherren (Tl. 1, Berl. 1794);
Wilcke, Geschichte des Tempelherrenordens (2. Aufl., 2 Bde., Halle [* 11] 1860);
Michelet, Procès des Templiers (2 Bde., Par. 1811-51);
Soldan, über den Prozeß der Tempelherren (im «Histor. Tafchenbuch», 1845);
Havemann, Geschichte des Ausgangs des Tempelherrenordens (Stuttg. 1816);
Merzdorf, Geheimstatuten des Ordens der Tempelherren (Halle 1877);
Prutz, Geheimlehre und Geheimstatuten der Tempelherren (Berl. 1879);
ders., Kulturgeschichte der Kreuzzüge (ebd. 1883);
ders., Entwicklung und Untergang des Tempelherrenordens (ebd. 1888);
ders., Kritische Bemerkungen zum Prozeß des Templerordens (in der «Deutschen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft», Bd. 11, Freib. i. Br. 1894);
K. Schottmüller, Der Untergang des Templerordens (2 Bde., Berl. 1887);
Gmelin, Schuld oder Unschuld des Templerordens (Stuttg. 1893).