verzögert wurde, schuf die Schulen, aus denen dann unter dem Einflusse der
Entwicklung des Eisenbahnwesens und des Aufschwungs
der exakten Wissenschaften die jetzigen
Technischen Hochschulen (s. d.) hervorgingen; aber das
mittlere (s.
Technische Mittelschulen
und Fachschulen) und niedere für Technisches Unterrichtswesenfür das diese Schulen ursprünglich geplant waren, wurde
in
Preußen
[* 2] gänzlich vernachlässigt, während mehrere der deutschen Mittelstaaten mit Eifer an die
neue Bildungsaufgabe herantraten, vor allen
Württemberg
[* 3] (s. Gewerbliche Fortbildungsschulen), dann
Baden
[* 4] (s. Gewerbeschulen),
Hessen
[* 5] (s. Handwerkerschulen),
Sachsen
[* 6] (s. Fachschulen und Gewerbeschulen).
Erst seit etwa 1875 hat die preuß. Regierung unter dem Drängen der
Techniker und infolge der Mängel deutscherIndustrie,
die bei den Weltausstellungen, besonders der zu
Philadelphia,
[* 7] offenbar wurden, auch mit Rücksicht auf die socialistische
Erregung der deutschen
Arbeiter ihre
Aufmerksamkeit entschiedener dieser Seite des zugewendet. Technisches Unterrichtswesen
Bis in die neueste Zeit hat
die
Entwicklung des mit Technisches Unterrichtswesenmit einer in andern
Ländern, insbesondere in
Frankreich, fast unverständlichen
Unterschätzung der technischen
Bildung zu kämpfen.
In den meisten übrigen
Staaten zeigt die
Entwicklung des im Technisches Unterrichtswesen ganzen die gleichen Ziele; frühzeitig (seit
1840) gefördert wurde sie besonders in
Belgien,
[* 16] wo sich die
Lehrwerkstätten (s. d.) gut bewährten. Eine eigenartige Gestalt
des entwickelte Technisches Unterrichtswesenentwickelte sich, durch die besondern Arbeitsverhältnisse der Hausindustrie bedingt,
in den nordischen
Staaten. An die Förderung des Hausfleißes, auf die dort hauptsächlich die technische Erziehung gerichtet
sein mußte, knüpfen die Bestrebungen von
Clauson-Kaas an, die
Handarbeit zum allgemeinen Erziehungsmittel
zu erheben. (S.
Handarbeitsunterricht.)
Einen auffällig tiefen
Stand zeigt die Organisation des in Technisches Unterrichtswesen England, obschon dieser
Staat zwei Mittelpunkte technischer
Erziehung besitzt, das
Kensington-Museum und das Polytechnische
Institut in
London
[* 17] (s. Gewerbemuseen). Es werden zwar von großen
Vereinen technische Prüfungen abgehalten, aber eine staatliche Ordnung des fehlt Technisches Unterrichtswesenfehlt
noch. (S. auch
Technische Mittelschulen und Fachschulen.)
Litteratur.Mortimerd'Ocagne, Les grandes écoles de
France (2. Aufl., Par. 1887);
Truppen,Genietruppen, Ingenieurtruppen,
Truppenteile, die zur Ausführung aller im Feld- und Festungskrieg
vorkommenden technischen
Arbeiten bestimmt, dafür ausgebildet und ausgerüstet sind.
Ihre Organisation
ist fast in allen
Armeen verschieden, je nachdem die Truppenkörper nach den einzelnen Dienstzweigen gegliedert sind. Die
drei alten Dienstzweige der Pontoniere (s. d.), Sappeure (s. d.)
und Mineure (s. d.) sind in dem Einheitspionier vereinigt in
Deutschland,
Dänemark,
[* 18]
Österreich-Ungarn
[* 19] (seit 1893) und
Frankreich
(seit 1894); neben den Pionieren (meist Sappeure oder Sappeur-Mineure genannt) bestehen Pontoniertruppen
in
Belgien,
Rumänien,
[* 20]
Serbien,
Spanien,
[* 21] der
Schweiz,
[* 22]
Norwegen
[* 23] und
Schweden, in
Rußland und England; getrennte Sappeur- und Mineurtruppen
in
Italien.
[* 24]
Technische Festungstruppen sind bereits im Frieden formiert in
Rußland und England, was dort ihre Ausbildung gewährleistet.
Ferner sind in der Neuzeit technische
Specialtruppen formiert worden, von denen
Telegraphentruppen (s. d.)
und Eisenbahntruppen (s. d.) fast in allen
Armeen bestehen, während Formationen für Luftschiffahrt,
[* 25] Beleuchtungswesen und
Photographie erst allmählich geschaffen werden.
(grch.), Kunstlehre, nach dem
Begriff der Alten die
Aufstellung der Regeln, nach welchen die Behandlung
der
Darstellung einer Kunst zu geschehen hat; nach neuerm
Begriff die wissenschaftliche
Darstellung derjenigen
Arbeitsvorgänge und Hilfsmittel, durch welche der Gebrauchswert der dem
Menschen zur
Verfügung stehenden Rohstoffe erhöht
wird. Je nachdem die darzustellende Gewerbsthätigkeit bloß oder doch vorwiegend eine Formveränderung des Rohmaterials
oder des bereits bearbeiteten Materials, wie durch
Walzen, Schmieden, Drehen, Ziehen, oder eine stoffliche
Veränderung desselben, wie durch Gärung,
Färben,
Bleichen, bezweckt, nennt man das
Gewerbe ein mechanisches oder ein chemisches
und unterscheidet mechanische und chemische Technologie.
Die mechanische Technologie befaßt sich besonders mit der Verarbeitung der fertigen Metalle, des Holzes, des Leders,
des
Horns, der
Borsten, der Pelzwaren, der Gewebe,
[* 26] mit derSpinnerei und
Weberei,
[* 27] der Papierfabrikation,
[* 28] dem Buchdruck und den ihm verwandten
Gewerben. Die
Einteilung kann hierbei je nach der Vortragsmethode, d. h. je nachdem die
mechanische Technologie specielle oder allgemeine (vergleichende) Technologie ist, eine verschiedene sein.
Die specielle Technologie beschreibt der Reihe nach die
Arbeiten, wie sie bei der Herstellung der einzelnen Fabrikate
aufeinander folgen müssen; die
Einteilung geschieht bald nach den Grundstoffen (Metall-, Holz-,
Stein-,
Woll-,
Baumwoll-, Flachsbearbeitung
u. s. w.), bald nach den Fabrikaten (Schlösser, Gewehre,
Uhren
[* 29] u. s. w.), bald, was der unberechtigten
Trennungen, Wiederholungen
und
Kombinationen wegen am wenigsten rationell erscheint, nach den durch den gesellschaftlichen Gebrauch abgegrenzten
Gewerben
(Gießerei,
[* 30] Schlosserei,Tischlerei, Drechslerei, Leinenweberei u. s. w.), welche Art der Technologie man
auch speciell mit Gewerbskunde bezeichnet. Die allgemeine oder vergleichende Technologie betrachtet die Hilfsmittel
und die auszuführenden
Arbeiten sowohl
an sich als im
Vergleich mit andern, dasselbe oder ein ähnliches Ziel verfolgenden
Hilfsmitteln und
Arbeiten, z. B. die Werkzeuge
[* 31] zum Festhalten, zum Zerteilen, zum
Bohren u. s. w., so daß die jedem Zweck entsprechende
Klasse von Methoden, Werkzeugen und
Maschinen mit den durch das Material
¶
mehr
gebotenen Abänderungen zu einem abgerundeten Ganzen vereinigt wird. Die specielle Technologie ist für die genaue
Kenntnis eines speciellen Industriezweiges erforderlich; die allgemeine Technologie erleichtert das Studium jeder gewerblichen Specialität.
In der chemischen Technologie bildet zunächst die Metallurgie (s. d.)
für sich eine Unterabteilung. Bei der chemischen Technologie im engern Sinne findet die Einteilung noch am einfachsten
nach den verarbeiteten Rohstoffen statt. Dieselben sind: a. wesentlich mineralischen
Ursprungs (die Lehre
[* 33] von der Darstellung der Schwefel-, Salz- und Salpetersäure, der Soda und Pottasche, des Salpeters, Kochsalzes,
des Schwefels, der Sprengstoffe, der Zündwaren mit Ausschluß des Phosphors, sowie von der Glas-, Thonwaren-, Cementfabrikation,
dem Brennen des Kalkes u. s. w.); b. aus der Pflanzenwelt (die Fabrikation von Zucker,
[* 34] Stärke,
[* 35] Cellulose,
von Brot,
[* 36] Wein, Bier, Alkohol, Liqueuren, Essig, von Parfümerien, von Lacken und Firnissen u. s. w.); c.
tierische Stoffe (die Gerberei, die Leim-, Phosphor-, Knochenkohle-, Kunstdüngerfabrikation).
Ebensowohl findet man aber auch die Arbeitsvorgänge nach den Gewerben geordnet dargestellt, als: Zeugdruckerei,
Färberei, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei,
[* 37] Zuckerfabrikation u. s. w. Die Fortschritte der chemischen
Technologie erstrecken sich hauptsächlich auf die Ersparnis an Rohstoff, an Brennmaterial und an Zeit durch Vereinfachung
und Verbesserung der einzelnen Operationen. Eine grundlegende Wissenschaft für viele Zweige der chemischen und mechanischen
Technologie ist die Pyrotechnik (s. d.).
Als Unterrichtsgegenstand trat die Technologie zuerst 1772 an der Universität auf, wo die Gewerbekunde als Bestandteil
der sog. kameralistischen Studien sich allmählich einen Platz errungen hatte. Später wurde sie specieller auf verschiedenen
technischen Bildungsanstalten betrieben. (S. Technisches Unterrichtswesen.) Den ersten Versuch, ein Lehrbuch der Technologie zu schreiben,
machte 1777 Beckmann. Er war der erste, welcher die Industriezweige nicht nach ihrer äußern, in der
bürgerlichen Ordnung und den Betriebsverhältnissen begründeten Abzweigung, sondern nach der innern Verwandtschaft ihrer
Hauptverrichtungen zu klassifizieren suchte.
Anfang des 19. Jahrh. erlangten als Technologen einen ausgebreiteten und dauernden Ruf Hermbstädt
in Berlin
[* 38] und Poppe in Tübingen.
[* 39] Noch wirksamer waren die Arbeiten von Prechtl, Altmütter (beide in Wien),
Bernoulli (in Basel)
[* 40] und vor allen von Karmarsch (in Hannover),
[* 41] der durch seine Schriftenneben Hartig (in Dresden),
[* 42] Kick (in Wien),
Hoyer (in München)
[* 43] u. a. viel zur Verallgemeinerung der technischen Bildung beigetragen hat. Unter denjenigen, die vorzugsweise
die chemische Technologie entwickelt haben, sind in erster Linie zu nennen Fr. Knapp (in Braunschweig),
[* 44] Friedr.
Heeren (in Hannover) undRud. von Wagner (in Würzburg).
[* 45]
Litteratur: Karmarsch, Handbuch der mechanischen Technologie (6. Aufl., 3 Bde.,
Lpz. 1887-97, hg. von Herm.
Fischer);
Bernoulli, Handbuch der Technologie (2. Aufl., 2 Bde.,
Bas. 1840);
Hoyer, Lehrbuch der vergleichenden Technologie (9. Aufl., Wiesb. 1897);
Ledebur, Lehrbuch der mechanisch-metallurgischen Technologie (2. Aufl., Braunschw. 1896 fg.);
Kick, Vorlesungen über mechanische Technologie (Wien 1897 fg.);
Ein Sammelwerk, welches zahlreiche Monographien
von Gewerben enthält, ist der «Neue Schauplatz der Künste und Handwerke» (Weimar).
[* 46] Zur Geschichte: Karmarsch, Geschichte der
Technologie (Münch. 1872). Technologische Zeitschriften existieren in großer Zahl für die einzelnen Zweige der Technologie. -
Die Litteratur zur chemischen Technologie findet sich unter Chemie (Abschnitt: TechnischeChemie).