Arabeskenspiel zu dem Effekt eines ganz goldigen Scheins überziehen. In Nachahmung wird auch wohl das
Gold
[* 2] mit feinem Pinsel
nach der Zeichnung aufgetragen und dann eingebrannt. Die alte echte
Technik ist aber für Europa
[* 3] durch Zuluaga in Madrid
[* 4] wieder
erweckt und berühmt geworden. Eine andere verwandte
Technik ist die Einlage von
Gold- und
Silberfäden
in Holz;
[* 5] auch sie ist alt und findet sich schon im 17. Jahrh. auf Gewehr- und Pistolenkolben.
oder Verkehrswirtschaft, im Gegensatz zu der frühern
Naturalwirtschaft (s. d.) wie zu der kommunistischen
Idealorganisation der Gesellschaft die gegenwärtig in der Kulturwelt vorherrschende wirtschaftliche Ordnung, nach
welcher die Einzelwirtschaften vorzugsweise nicht solche
Güter produzieren, die sie selbst brauchen, sondern solche, gegen
welche sie unter Vermittelung des
Geldes ihre eigentlichen Bedarfsgegenstände eintauschen können. (S. auch Geldwirtschaft.)
Allerdings ist mit diesem
System der Mißstand verbunden, daß der einzelne Produzent häufig nicht im stande ist, die Marktverhältnisse
richtig zu beurteilen, und daher sein
Angebot weiter ausdehnt, als
Nachfrage vorhanden ist. So können
Überproduktion (s. d.) und Handelskrisen (s. d.)
eintreten. (S. auch
Absatz.)
(Myriopoda), eine artenarme
Klasse der
Gliedertiere. Der langgestreckte Körper besteht aus dem
Kopf,
der ein Paar Fühler und 2 bis 3 Paar
Kiefer trägt, und einer größern Anzahl von im ganzen gleichgebildeten
Leibesringen, von denen jeder ein oder zwei Paar
Beine trägt. Die Anzahl der Beinpaare schwankt von 9 bis weit über 100. In
ihrem innern
Bau schließen sich die eng an die
Insekten
[* 6] an, namentlich bestehen die
Atmungsorgane wie bei diesen aus feinen,
meist verzweigten
Röhren
[* 7]
(Tracheen,
[* 8] s. d.). Die Tausendfüßer sind lichtscheu, sie verbergen
sich am
Tage an feuchten Orten.
Ihre Nahrung besteht teils aus tierischen, teils aus pflanzlichen
Stoffen. Die Fortpflanzung geschieht fast ausnahmslos durch
Eier.
[* 9] Die Tausendfüßer sind über die ganze Erde verbreitet, am zahlreichsten aber in den wärmern
Ländern entwickelt. Man teilt
sie in die Ordnungen: I. der Skolopendren (s. d., Chilopoda), hierher die Lucassche Bandassel
(Scolopendra Lucasi
Blanch., s.
Tafel:
Spinnentiere
[* 10] und Tausendfüßer II,
[* 1]
Fig. 10), die
Schildassel(Scutigera coleoptrataL.,
[* 1]
Fig. 11), der
Steinkriecher
(Lithobius forficatusL.,
[* 1]
Fig. 12); II.
Schnurasseln (s. d.,
Diplopoda) mit der gerandeten Schalenassel
(Glomeris marginata Leach,
[* 1]
Fig. 13), dem Sandvielfuß (Julus sabulosusL., s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 9) und III.
der Klauenträger (s. d., Onychophora) mit dem kapischen Klauenträger (Peripatus
capensis Grube, s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 14). -
Vgl. Latzel, Die
Myriopoden der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (2 Bde.,
Wien
[* 11] 1880
u. 1884);
(ErythraeaRich.), Pflanzengattung aus der Familie der Gentianaceen (s. d.)
mit etwa 30, besonders in der nördl. gemäßigten Zone weit verbreiteten
Arten, krautartige Gewächse mit gegenständigen
Blättern und rispig oder doldentraubig angeordneten
Blüten. Die
Frucht ist eine zweifächerige, mehrsamige Kapsel, die
Staubbeutel
drehen sich nach dem
Aufspringen schraubenförmig zusammen. Das gemeine Tausendgüldenkraut, Kieberkraut, Erdgalle
Erythrea centauriumL.,
s.
Tafel: Contorten,
[* 1]
Fig. 4), hat einen vierkantigen, 15-30 cm hohen, astlosen
Stengel
[* 12] mit länglichen
Blättern und endständigen
Doldentrauben von rosenroten
Blüten. Es wächst truppweise auf
Triften und bebuschten Hügeln, blüht
im Spätsommer, enthält einen bittern Extraktivstoff und ist, zur Blütezeit gesammelt, als Herba Centaurii
offizinell. Es dient gegen Magenleiden und zur Bereitung bitterer
Branntweine.
Nacht (arab. Alif laila walaila, Tausend Nächte und eine Nacht),
Titel einer der berühmtesten und populärsten, in arab.
Sprache
[* 13] abgefaßten Sammlungen von Erzählungen und
Märchen, die aus
verschiedenenLändern und Jahrhunderten stammen, aber durch ihre Einfügung in eine Rahmenerzählung
zu einem zusammengehörenden Ganzen gestaltet sind. Obwohl nur zum
Teil auf mohammed.
Boden erwachsen, bieten die Erzählungen
ein vielseitiges Gemälde des mohammed. Volkslebens in seinen mannigfachen
Beziehungen; namentlich ist es das Leben in den
Hauptstädten
Bagdad (mit seinem hochsinnigenChalifen Hârûn [s. d.] al-Raschid) und
Kairo,
[* 14] das uns vorgeführt
wird. Man erhält dabei ein farbenreiches
Bild der volkstümlichen mohammed. Weltauffassung.
Der
Rahmen dieser Erzählungen ist folgender. Der König von
Indien, der von seiner Gemahlin betrogen ist und an der
Treue der
Frauen verzweifelt, befiehlt seinem
Wesir, ihm jeden
Tag ein anderes Mädchen seines
Reichs zuzuführen
und jede derselben am darauffolgenden
Tage hinrichten zulassen. Längere Zeit wird dieser
Befehl vollführt, da entschließt
sich die Tochter des
Wesirs, Schehersad (Schehrezade, Scheherezade), das Land von dem furchtbaren Unglück zu befreien und
den König von seinem unheilvollen
Wahn zu heilen, und bittet ihren
Vater, sie dem König zuzuführen.
Der lange widerstrebende
Wesir giebt endlich den Bitten seiner Tochter nach, und diese weiß den König durch ihre Erzählungsgabe
tausendundeine Nacht lang so zu fesseln, daß er, immer auf den
Schluß einer angefangenen, aber durch den
Anbruch des Morgens
unterbrochenen, oder auf eine weitere, ihm als ganz besonders interessant angekündigte Erzählung begierig,
sie zu töten unterläßt und von seinem Frauenhaß geheilt wird. Die Erzählungen der Wesirstochter bilden den
Inhalt der
Tausendundeine Nacht Die pers., ihrem
Inhalt nach mit ind. Erzählungen zusammenhängende Märchensammlung «Hezâr
efsâne»
(d. i. tausend Erzählungen) ist der Grundstock der Tausendundeine Nacht, welcher
bereits im 10. Jahrh. in arab.
Übersetzung verbreitet war und den Gegenstand allmählicher Erweiterung
durch andere alte pers.
Geschichten bildete. In dieser Bearbeitung erhielten die Erzählungen mohammed. Gepräge
und die
Farbe der Blütezeit der abbasidischen Regierung in
Bagdad.
Gewerbsmäßige Märchenerzähler erweiterten durch Einschachtelung neuer Erzählungen und
Episoden im Lauf der Jahrhunderte
den aus dem 10. Jahrh. überkommenen Erzählungsstoff, bis endlich das
Material für Tausendundeine Nacht zusammengetragen wurde, dessen
Inhalt und
Anordnung aber hinsichtlich der neu hinzugekommenen Partien in
den verschiedenen
Recensionen voneinander wesentlich abweicht. Frühestens in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh.
erhielt die Sammlung und zwar in
Ägypten
[* 15] die allgemeine Gestaltung, in
¶
mehr
welcher sie jetzt abgeschlossen erscheint; jedoch erfuhr sie auch noch nachher im Munde der Erzähler viele Veränderungen
und Erweiterungen. Die erste (unvollständig gebliebene) Ausgabe des arab. Textes erschien zu Kalkutta
[* 17] 1814 und 1818 in 2 Bänden.
Vollständige Ausgaben des arab. Originals lieferten M. Habichtund H.L.Fleischer (12 Bde., Bresl.
1825-43), Macnaghten (4 Bde., Kalk.
1839-42), und wiederholt wurde es in Ägypten (2 Bde., Bulak 1251 der Hidschra, und 4 Bde., 1279 der Hidschra u. ö.)
gedruckt; die allerneueste Textausgabe ist in 5 Bänden von Salhâni besorgt (Beirut 1888-91). Europa wurde zuerst durch A.
Galland (s. d.), welcher das Werk auf Grund seines aus dem Orient mitgebrachten Manuskripts u. d. T. «Les
mille et une nuits» (12 Bde., Par.
1704-17) in Übersetzung veröffentlichte, mit der Sammlung bekannt gemacht, und bald folgten viele andere teils franz.
Bearbeitungen, teils deutsche, englische u. s. w. Übersetzungen.
Die vollständigste deutsche Übersetzung ist die von M. Habicht, von der Hagen
[* 18] und KarlSchall
[* 19] veranstaltete;
unmittelbar aus dem arab. Original sind nur die beiden letzten Bändchen von Habicht übersetzt (zuerst in 15 Bdn., Bresl.
1824-25 und dann öfter). Neue, durchgängig selbständig nach dem Original gearbeitete Übersetzungen gaben in der deutschen
Litteratur G. Weil (4 Bde., Stuttg.
1837-42, und vollständig umgearbeitet 1866; 4. Aufl. 1871-72), in der englischen
Edw. Lane (3 Bde., Lond. 1839 und später
1859, 1883). Während in diesen Übersetzungen aus Rücksichten auf den Geschmack europ. Leser viele Stücke des Originals übergangen
wurden, haben in neuerer Zeit engl. Übersetzungen aller prosaischen und poet.
Teile geliefert John Payne (herausgegeben durch die VillonSociety in 9 Bdn., Lond. 1882-84)
und Richard Burton (16 Bde., Benares 1885-88). Die Arbeit des letztern verfolgt dabei den Zweck, durch Hinzufügung aller unter
dem Namen der Tausendundeine Nacht in Handschriften vorhandenen, jedoch in den gewöhnlichen Recensionen fehlenden Erzählungen das gesamte
litterarhistor. Material der Erzählungen zu vereinigen. Über Entstehungsgeschichte und Komposition der
Tausendundeine Nacht hat zu allererst ausführlich S. de Sacy geschrieben («Recherches sur l'origine du recueil de contes intitulé: Les
mille et une nuits», Par. 1829). Auf die Zeugnisse für das Vorhandensein der ersten Keime der Tausendundeine Nacht im 10. Jahrh. hat zuerst
Hammer-Purgstall hingewiesen.
Der dritte Band
[* 20] von LanesÜbersetzung enthält eine Untersuchung über die Entstehungszeit der Sammlung.
Der neueste Stand der litteraturgeschichtlichen Wissenschaft in diesen Fragen wird dargestellt in den Abhandlungen von de Goeje
(«De arabische Nachtvertellingen» in «De Gids», 1886); AugustMüller («Die Märchen der Tausendundeine Nacht» in der «Deutschen Rundschau», Bd.
52, 1887) und in dem Essay «The Arabian Nights» (in der
«Edinburgh Review», Bd.
164,1886),
der auch die Beurteilung der neuesten engl. Übersetzungen enthält. Über die verschiedenen Recensionen und Handschriften
hat Zotenberg («Histoire d'Alâ al-din ou la lampe merveilleuse», Par.
1888) wichtige Beiträge geboten.
Das Interesse, welches GallandsÜbersetzung erregte, reizte zu Nachahmungen, und so erschien von Pétis
de la Croix u. d. T. «Les mille et un jours.
Contes persans» (5 Bde., Par.
1710-12; deutsch von F. H. von der Hagen mit mannigfachen Zusätzen, 11 Bde.,
Prenzl.
1827-32; 2. Ausg. 1836) die Bearbeitung eines im Orient sehr beliebten Märchenwerkes «El Faradsch ba'd
el-schidda», d. i. «Auf Leid folgt Freud».