Tapestry
(engl., spr. täppĕstri), gewirkte Tapete;
Art Teppich (s. d.).
(engl., spr. täppĕstri), gewirkte Tapete;
Art Teppich (s. d.).
Tapeten
(vom lat. tapetum,
Decke,
[* 2]
Teppich), eine ursprünglich aus gewebten
Stoffen oder Leder, in neuerer Zeit meist
aus Papier hergestellte gemusterte Wandbekleidung. Tapeten
und
Teppiche haben jedenfalls ihren gemeinsamen Ursprung im Zelt der
wandernden Völkerschaften des
Orients.
Schon im
Altertum waren
Teppiche zum
Behängen der
Wände im Gebrauch.
Die
Araber brachten die Tapeten-
und Teppichweberei nach dem
Abendlande, wo diese Kunst besonders in
Italien,
[* 3]
Frankreich und
Belgien
[* 4] gepflegt wurde. Berühmt sind die
Gobelins und die Savonnerietapeten.
(S.
Bildgewebe und
Gobelins.) Im 16. Jahrh. stellte
man zuerst Ledertapeten
her; ein billiges
Surrogat derselben waren die Wachstuchtapeten.
Doch entstanden
schon damals Papiertapeten
(Flasern), welche Holzmaserung und Intarsia nachahmten. Neben diesen sind zu erwähnen die holländ.
Kattuntapeten
und die auf Kanevas mit der
Nadel hergestellten Chinatapeten.
Gegenwärtig werden fast ausschließlich Papiertapeten
verwendet, deren Herstellung ein besonderer Zweig der Buntpapierfabrikation
ist. Dieselben kommen in
Stücken (Rollen
[* 5] von meist 8,16 m Länge und 47 cm
Breite)
[* 6] in den
Handel,
Borten,
Bordüren oder Kanten dazu von der gleichen Länge, aber auf der Papierbreite 2 bis 20 solche nebeneinander enthaltend.
Plafondrosetten, d. h. einzelne
Muster zur Verzierung von Zimmerdecken, werden auf gleiche Papierstreifen gedruckt und durch
Zerschneiden der einzelnen
Stücke gewonnen. Man gebraucht zur Tapetenfabrikation endloses
Maschinenpapier
von mittlerer oder ordinärer Qualität, jedoch mit möglichst ebener Oberfläche, welches entweder in starken Rollen, wie
die
Papiermaschine sie liefert (Maschinendruck), oder in Form aufgerollter
Stücke (Handdruck) verarbeitet wird.
Die erste Operation ist das Grundieren, welches nur bei den ordinärsten Tapetensorten unterbleibt und in dem Überziehen des Papiers mit einer gleichmäßigen Farbe besteht. Wird zum Grundieren eine Deckfarbe benutzt, so geschieht dies ohne weiteres, wogegen man beim Grundieren mit einer Lasurfarbe ein Leimen vorangehen läßt. Beides wird entweder mit der Hand, [* 7] oder, was neuerlich viel gebräuchlicher, mit Hilfe von Maschinen, Grundier- oder Fonciermaschinen, ausgeführt.
Die Grundiermaschinen haben als wirksame Teile mit Filz überzogene Walzen, welche entweder durch direktes Eintauchen oder mittels eines endlosen Tuchs die Farbe aufnehmen. Das grundierte Papier wird getrocknet, geglättet und, wenn es sich um die Erzeugung von Tapeten mit glänzendem Grund, Glanztapeten, handelt, satiniert, indem man alle kleinen Vertiefungen der Oberfläche mit Talkpulver verstopft, das mit Bürsten scharf eingerieben wird. Will man die Fläche nur teilweise satinieren, z. B. matte und glänzende Streifen miteinander wechseln lassen, so bedeckt man die Tapeten vor dem Bürsten mit Schablone.
Beim Drucken der Tapeten durch Handarbeit benutzt man Formen (Model) aus mehrfach kreuzweise zusammengeleimten Brettern, deren äußerstes aus feinfaserigem Birnbaumholz besteht und deren Länge gleich der Tapetenbreite ist, während ihre Höhe je nach der Beschaffenheit des Musters 2-500 mm beträgt. In der Birnbaumholzschicht werden die gewünschten [* 1] Figuren nach einer Aufzeichnung mit Sticheln ausgeschnitten, wobei feinere [* 1] Figurenteile durch ins Holz [* 8] eingeschlagene Stifte von Façondraht gebildet werden.
Mit diesen Formen wird die Tapete stückweise bedruckt, wobei die Muster sich genau aneinander anschließen müssen. Mehrfarbige Tapeten müssen mit so vielen Formen, als sie Farben haben, nacheinander bedruckt und nach dem Aufdrucken jeder Farbe getrocknet und geglättet werden. Beim Drucken ruhen die Tapeten auf einem Tisch, dem Drucktisch, ihrer ganzen Breite nach, während von der Länge nur ein Stück von etwas mehr als der Breite der Form aufliegt. Es werden auch sogenannte mechan. Drucktische oder Modeldruckmaschinen zur Beschleunigung der Arbeit verwendet.
Eine bedeutendere Arbeitsersparnis erzielt man mit den Walzenmaschinen, die statt der ebenen Formen Walzen von Holz, Zinnlegierung, Kupfer [* 9] oder lithographischem Stein haben, deren Umfang die Muster entweder erhaben oder vertieft zeigt. Eine solche Maschine [* 10] besteht aus einem Apparat zur ununterbrochenen Zuführung des Papiers, so vielen Druckwalzen, als Farben verwendet werden, ebenso vielen Vorrichtungen zum Auftragen der Farben, einem widerstandsfähigen Organ zum Auflegen des Papiers während des Drückens und einer Vorrichtung zum Aufhängen und Trocknen des bedruckten Papiers. Auch auf Maschinen gedruckte Tapeten werden nachher geglättet.
Bemerkenswert sind einige besondere Arten von Tapeten Veloutierte Tapeten, Velourstapeten, Flocktapeten, Sammettapeten, Wolltapeten sind solche, auf welchen der Grund oder ein Teil des Musters mit dem beim Scheren [* 11] des Tuchs abfallenden Wollstaub (Scherwolle) oder mit Holzwolle (s. d.) derart bedeckt ist, daß diese Stellen eine gleichmäßig dichte und wollige Oberfläche zeigen. Das Veloutieren wird vorgenommen, wenn die Arbeiten des Grundierens und Drückens vollendet sind und nachdem man entweder die ganze Oberfläche mit Leinölfirnis bestrichen, oder nur einzelne Stellen, welche die Wolle annehmen sollen, mittels hölzerner Formen mit dem Firnis bedruckt hat.
Alsdann wird die Tapete in einem langen Kasten mit einem Boden aus Kalbleder oder Pergament ausgebreitet, worauf etwas Wolle hineingeworfen und der Deckel des Kastens geschlossen wird. Durch Trommeln auf dem Boden desselben mit Holzstäben werden die Wollstäubchen in die Höhe geschleudert und verteilen sich im Herabfallen auf der Tapete, wo sie an den noch nassen, gefirnißten Stellen haften bleiben und mit antrocknen. Vergoldete und versilberte Tapeten stellt man durch Aufdrucken von Blattgold oder Blattsilber auf mit Leinöl bedruckte Stellen oder durch direktes Bedrucken mit pulverförmigem Gold [* 12] oder Silber her.
Gepreßte oder gaufrierte Tapeten heißen solche, denen mittels eines besondern Walzwerkes, der Gaufriermaschine, ein Reliefmuster aufgepreßt ist. Gefirnißte Tapeten, welche nicht nur hohen Glanz, sondern auch große Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit zeigen, so daß sie abgewaschen werden können, werden meist durch Bestreichen mit Kopalfirnis hergestellt; namentlich sind es die sog. Holztapeten (Tapeten mit aufgedruckter Holzmaserung), welche gefirnißt werden, um das Aussehen polierter Holzflächen zu erhalten. Bei den Iristapeten gehen zwei oder mehr nebeneinander aufgetragene Farben durch sanft verwaschene Mitteltöne ineinander über, woraus ein ¶
Schabrackentapir (Tapirus indicus). ¶
dem Farbenspiel des Regenbogens ähnliches Aussehen hervorgeht. Das Irisieren geschieht beim Grundieren oder beim Drucke. Unter der Bezeichnung Lincrusta Walton wird seit 1877 in einigen engl. Fabriken eine Art Tapete hergestellt, die im Aussehen den geprägten Ledertapeten gleicht, aber aus einem Gewebe [* 15] besteht, das auf der Rückseite mit Papier und einer aus oxydiertem Leinöl und Harz bestehenden Deckschicht, auf der Vorderseite mit der dem Linoleum (s. d.) charakteristischen Deckschicht bekleidet ist, auf welche mittels eines Prägeverfahrens vertiefte Muster aufgetragen sind.
Gesundheitsschädigungen können durch Tapeten dann herbeigeführt werden, wenn dem Kleister, mit dem sie angeklebt werden, arsenige Säure zur Tötung von Ungeziefer an den Wänden zugesetzt wird; auch durch Tapeten, deren Farbe Schweinfurter Grün (s. d.) enthält, kann Arsenikvergiftung (s. d.) bewirkt werden. Ultramarinfarben in der Tapete können unter dem Einfluß des sich zersetzenden, säuernden Kleisters Schwefelwasserstoff entwickeln, der sich in den frisch tapezierten Zimmern durch lang anhaltenden fauligen Geruch zu erkennen giebt.
Vgl. Exner, Die Tapeten- und Buntpapierindustrie (Weim. 1869);
Bötticher, Originalkompositionen zu Flachmustern (Dresd. 1878-80);
Seemann, Die Tapete, ihre ästhetische Bedeutung und technische Darstellung, sowie kurze Beschreibung der Buntpapierfabrikation (Wien [* 16] 1882);
Gurlitt, Die deutsche Musterzeichnerkunst und ihre Geschichte (Darmst. 1890);
Fischbach, Beitrag zur Geschichte der Tapetenindustrie (ebd. 1889);
Deutsche [* 17] Tapeziererzeitung (Berl. 1883 fg.);
Tapetenzeitung (Darmst. 1888 fg.).