Der Tannenheher brütet im Norden
[* 2] der
Alten Welt, in den
Alpen
[* 3] und andern höhern
Gebirgen, findet sich aber bisweilen im Winter in größern Scharen über ganz
Deutschland
[* 4] verbreitet.
(Chermes), Gattung der Schildläuse (s. d.)
mit fünfgliedrigen Fühlern. Vorderflügel mit 3 einfachen, hintere mit einer verloschenen Schrägader. Die gemeine Tannenlaus oder
Fichtenrindenlaus (Chermes abietisL.) ist 1,25-1,5
mm lang, im geflügelten Zustande braun, weiß bereift, mit gelbgrünem
Hinterleib, im ungeflügelten schwarzbraun und dicht mit einem faserigen Wachsüberzug bedeckt.
IhreEntwicklung ist noch nicht
in allen Einzelheiten aufgeklärt.
Die ungeflügelte weibliche Form überwintert am
Grunde junger Fichtenknospen. Im nächsten
Frühjahr wächst sie bedeutend,
indem sie an derselben
Stelle verbleibt, sie häutet sich einigemal und legt viele, unbefruchtete
Eier,
[* 6] die sich auf parthenogenetischem
Wege (s.
Parthenogenesis) entwickeln. Die aus diesen Eiern hervorgehenden
Jungen stechen dieNadeln
[* 7] der
Fichtenknospen an, wodurch sich eine ananasförmige
Galle (s.
Tafel:
Nadelhölzer.
[* 8]
Waldbäume VII,
[* 1]
Fig. 1, 11) entwickelt.
Danach werden diese
Jungen zu geflügelten Weibchen, die wieder unbefruchtet sich entwickelnde
Eier hervorbringen. Aus diesen
gehen die geflügelten gelblichen Geschlechtstiere hervor; die mit dunklerm Hinterleibe sind die Männchen. Aber die Sache
scheint noch viel komplizierter zu sein, indem namentlich die Zahl der Generation größer ist, und bei
den verschiedenen Generationen ein Wechsel der Aufenthaltspflanze stattfindet. Die geflügelte zweite Generation wandert
nämlich zum
Teil auf die
Lärche aus, wo sie unbefruchtete
Eier legt, aus denen eine dritte, ungeflügelte Generation hervorgeht,
die auf der
Lärche überwintert.
Diese erzeugt im nächsten
Frühjahr eine vierte, geflügelte Generation, die zur
Fichte
[* 9] zurückkehrt, parthenogenetisch
Eier
legt, aus denen als fünfte Generation die Geschlechtstiere sich entwickeln, die die Eltern einer neuen, der ersten entsprechenden
Generation werden. Der
Teil der zweiten Generation, der nicht auf die
Lärche auswanderte, sondern auf
der
Tanne verblieb, erzeugt als dritte Generation ungeflügelte Weibchen, aus deren unbefruchteten Eiern eine Sommergeneration,
als vierte, von geflügelten Geschlechtstieren hervorgeht. Die Tannenlaus wird der
Fichte und
Lärche bisweilen sehr schädlich.
in der deutschen Volkssage ein Ritter, der in den
Berg der Frau
Venus (s.
Venusberg)
hinabgestiegen war, um ihre Wunder zu schauen. Als ihn nach einiger Zeit sündiger Wonnen das Gewissen rührte, pilgerte
er reuig gen
Rom
[* 11] zu Papst
Urban IV., um durch
Beichte und
Buße Vergebung seiner
Sünden zu suchen. Allein der Papst, der gerade
einen dürrenStab
[* 12] in der
Hand
[* 13] hielt, bedeutete ihn, daß er
Gottes Huld so wenig erlangen könne, als jener
Stecken zu grünen vermöge. Da kehrte der Tannhäuser verzweifelnd zurück zu Frau
Venus. Am dritten
Tage aber begann der
Stock zu grünen,
und alsbald sandte der Papst
Boten in alle
Lande, der Tannhäuser aber war nicht zu finden. So erzählt das weit
verbreitete und noch 1830 im Entlebuch gesungene
Volkslied (am besten in
Uhlands «Alten hoch- und
niederdeutschen Volksliedern»,
Bd. 1, 3. Aufl., Stuttg.
1893),
und die Vorrede des
«Heldenbuchs» fügt hinzu, daß vor dem
Venusberge der getreue Eckart (s. d.) sitze und die Leute
warne. In dieser Fassung läßt die Sage sich zurück verfolgen bis ins 14. Jahrh.; einzelne
Züge weisen aber bis ins german.
Heidentum. In manchen Versionen gilt als Sitz der
Venus der
Hörselberg (s.
Hörsel) bei Eisenach,
[* 14] in welchem die altdeutsche Göttin Holda, unsere Frau
Holle, ihren
Hof
[* 15] hielt. Auch allerlei Sagen von Elfenweibern,
die Sterbliche
an sich locken, klingen an. In neuester Zeit ist die Sage wiederholt, z. B. von
Tieck, Heine, poetisch bearbeitet,
von Richard
Wagner, der Tannhäuser nach dem Vorgang E. A. Hoffmanns mit
Heinrich von
Ofterdingen identifizierte und ihn in den
Sängerkrieg
auf der Wartburg einführte, zu einer
Oper benutzt worden. Eine solche hat auch Ed. Duller gedichtet und
C. A.
Mangold (gest. 1889) komponiert (aufgeführt 1846; neu bearbeitet von E. Pasqué; aufgeführt 1890 in
Darmstadt).
[* 16]
Um die Mitte des 13. Jahrh. und gleichzeitig mit Papst
Urban IV. (1261-64) lebte aber in
Deutschland wirklich ein Tannhäuser, wahrscheinlich
ein nichtadliger Kleriker, der als fahrender Sänger sich der Gunst des österr.
HerzogsFriedrich II. erfreute, mit Weibern
und Tafelfreuden sein Gut verthat und unstet durch
Deutschland von
Hof zu
Hof zog (1240-70). Er ist ein glänzender
Humorist,
stark in der Selbstironie, dichtete burschikose
Strophen, die an
Studentenlieder erinnern, sang ausgelassene,
mit gelehrtem Unsinn und tollen
Fremdwörtern komisch gespickte Tanzleiche und parodierte die unmöglichen
Aufgaben des Frauendienstes.
Aber auch ein Bußlied von ihm ist erhalten, das vielleicht den
Anlaß zu der Sage gab. Seine Gedichte stehen in von der
Hagens
«Minnesingern», Nr. 90; eine «Hofzucht»
(höfische
Sittenlehre, in der «Zeitschrift für deutsches
Altertum», Bd. 6) ist nicht sein Werk. -
Vgl.
Öhlke, Zu T.s Leben und
Dichten (Königsb. 1890);
ErichSchmidt, in Sage und
Dichtung (in der «Festschrift zum 8. Okt. 1892»,
Weim. 1892);
Siebert, Tannhäuser,
Inhalt und Form seiner Gedichte (Berl. 1894).
Ludwig Samson,
Freiherr von und zu der, bayr.
General der Infanterie, geb. zu
Darmstadt,
trat 1833 als
Junker in das 1. bayr. Artillerieregiment ein, wurde noch in demselben
Jahre
Unterlieutenant und nahm 1843 unter
Bugeaud in
Algerien
[* 18] an einem Zuge nach der tunesischen Grenze teil. Seit 1848 Major
und Flügeladjutant des Königs
Max II., ging Tann-Rathsamhausen nach
Schleswig-Holstein
[* 19] und bildete ein
Freikorps gegen die Dänen. Am zeichnete
er sich bei Düppel
[* 20] aus als
Chef des Generalstabs der bayr.-kurhess. Division. 1850 trat er als Oberst und
Chef des Generalstabes
in die schlesw.-holstein.
Armee unter
General von Willisen und machte die Kämpfe bei Idstedt, Duvenstedt und Missunde mit.
Nach der Niederwerfung der schlesw.-holstein.
Erhebung kehrte Tann-Rathsamhausen alsOberstlieutenant und Flügeladjutant
nach
Bayern
[* 21] zurück, avancierte 1861 zum
¶
mehr
609 Generallieutenant und erhielt das Generalkommando zu München.
[* 23] Während des DeutschenKrieges von 1866 fungierte Tann-Rathsamhausen als
Generalstabschef des Feldmarschalls Prinzen Karl vonBayern und nahm teil an den Gefechten bei Zella, Dermbach, Kissingen,
[* 24] Üttingen
und Hettstädt. Trotzdem Tann-Rathsamhausen wegen der Niederlagen des bayr. Heers die heftigsten Angriffe erfuhr, hielt
der König fest an ihm und ernannte ihn 1869 zum General der Infanterie und Commandeur des 1. Armeekorps, welches er dann auch
im Deutsch-FranzösischenKriege 1870/71 in der III. Armee (Kronprinz von Preußen)
[* 25] mit Auszeichnung bei Wörth,
[* 26] Beaumont und
Sedan
[* 27] führte. Im Herbst operierte Tann-Rathsamhausen selbständig an der Loire, hatte wesentlichen
Anteil an der Einnahme von Orléans
[* 28] 11. Okt., mußte sich aber nach dem Gefecht bei Coulmiers 9. Nov.vor der überlegenen franz. Loirearmee
zurückziehen. Tann-Rathsamhausen konnte später in der Armeeabteilung des Großherzogs von Mecklenburg,
[* 29] der das Oberkommando im Süden von
Paris
[* 30] übernahm, wieder zur Offensive vorgehen und kämpfte glücklich bei Bazoches-les-Hautes (2. Dez.),Orléans (3. und 4. Dez.) und Beaugency (7.–10. Dez.), bis das Korps Tann-Rathsamhausen Ende Dezember in die Pariser Cernierungslinie zurückgenommen
wurde. Nach dem Frieden behielt Tann-Rathsamhausen bis zu seinem zu Meran
[* 31] erfolgten Tode das Kommando des 1. bayr. Korps. –