Macht des Revolutionstribunals und schloß den Klub der Jakobiner. Nach der Errichtung der Direktorialregierung gehörte
er dem Rat der Fünfhundert an, folgte 1798 der Expedition Bonapartes nach Ägypten, erhielt eine Stelle bei der Verwaltung der
Nationaldomänen und gab ein Journal «Décade égyptienne» heraus. Bei
der Rückkehr fiel Tallien 1801 den Engländern in die Hände; seine Gemahlin hatte sich inzwischen von ihm
scheiden lassen. hielt sich nun in Zurückgezogenheit, bis er 1805 die Stelle eines franz. Konsuls zu Alicante erhielt, die
er wegen Krankheit bald aufgeben mußte. Er lebte seitdem in Paris und starb dort
François Jos., franz. Schauspieler, geb. zu
Paris, verlebte seine erste Jugend in England und kam erst im 15. Jahre nach Paris zurück. Hier wurde er Gehilfe eines Verwandten
in dessen zahnärztlichem Atelier, trat 1786 in die königl. Deklamationsschule ein und erschien am als
Seïde in Voltaires «Mahomet» zum erstenmal auf dem Théâtre français. Von da an begann er seine künstlerische Bildung mit
größtem Erfolg, studierte die Geschichte und brachte besonders in den Kostümen bedeutende Reformen hervor.
Als nach dem Ausbruch der Revolution Chéniers Trauerspiel «Charles IX» auf die Bühne kam, stellte Talma diesen
König mit so lebendiger Wahrheit dar, daß sein Ruf als erster tragischer Schauspieler begründet war. Während der Revolution
teilten sich die Schauspieler des Théâtre français, und Talma führte die Direktion der neuen Gesellschaft (de la Rue de
Richelieu), bis unter dem Direktorium beide wieder vereinigt wurden. In großem Ansehen stand Talma bei Napoleon,
dem er auch 1808 nach Erfurt und 1813 nach Dresden folgte. 1817 ging Talma nach England, wo er mit Enthusiasmus aufgenommen wurde,
wie nachher in Brüssel. Er starb in Paris. Seine tiefe Einsicht in das Wesen der Schauspielkunst
zeigte er in den «Réflexions sur Lekain et sur l'art théâtral» (Par. 1825; neue Aufl.
1856); auch gab er Lekains «Mémoires» (1825) heraus. -
Vgl. Mémoires historiques et littéraires sur François Joseph Talma, hg.
von Moreau (Par. 1826);
dieselben, hg. von A. Dumas (4 Bde., ebd.
1850);
Lemercier, Notice biographique sur Talma (ebd. 1827).
Seine Gattin Charlotte Vanhove, geb. im Haag, als Mademoiselle Vanhove, dann (bis 1794) als Madame Petit-Vanhove
und endlich (seit als Madame Talma bekannt, war ebenfalls eine der größten Schauspielerinnen ihrer Zeit,
zog sich aber schon im April 1811 von der Bühne zurück. Sie starb zu Paris. Man hat von ihr
«Études sur l'art théâtral» (Par. 1835).
oder Talmigold, eine gelbe Kupferlegierung aus 86,4 Kupfer, 12,2 Zink, 1,1 Zinn und 0,3 Eisen, die mit Gold plattiert
und als Blech oder Draht zu Schmuckgegenständen verarbeitet wird.
Bessere Talmigoldwaren enthalten etwa 1 Proz.
Gold.
(neuhebr. Übersetzung des alttestamentlichen Wortes Thora, «Lehre»),
im gewöhnlichen Sprachgebrauch die Gesamtbezeichnung
für Mischna und Gemara.
Mischna (d. i. Unterricht, dann speciell Unterricht im traditionellen Gesetz) ist eine Sammlung der
bis Ende des 2. Jahrh. n. Chr.
von den
damals maßgebenden Lehrern (Tannaim) gegebenen Erläuterungen des mosaischen Gesetzes, in der gegenwärtigen Redaktion
das Werk des Juda Ha-Nasi (um 218); sie zerfällt in sechs Ordnungen:
1) Seraïm (Gebete, Landbau, Abgaben von Feldfrüchten);
2) Moëd (Sabbat, Fest- und Fasttage);
3) Naschim (Ehegesetze);
4) Nesikin (Civil- und Kriminalrecht);
5) Kodaschim (Opfer- und Speisegesetze);
6) Tohoroth (rituelle Reinheit und Unreinheit). Ergänzungen und Nachträge enthalten die Tosephta und die halachischen
Kommentare zum 2., 3. und 4. Buch Mose: Mechilta, Sifra, Sifre.
Gemara ist die Sammlung der von den Amoräern (Amoraim, den nachmischnischen bis Ende des 5. Jahrh.
wirkenden Lehrern) gegebenen Erläuterungen zur Mischna; dazu kommen eine Menge erbaulicher Betrachtungen,
Gnomologien, geographische, historische u. s. w. Mitteilungen.
Man unterscheidet den jerusalemischen (palästinischen) Talmud, ungefähr aus dem 4. Jahrh.,
und den viel umfangreichern babylonischen aus dem 5. und 6. Jahrh. Die Mischna ist in der
neuhebr. Gelehrtensprache, in die viele Fremdwörter aus dem Aramäischen, Griechischen und auch Lateinischen
eingedrungen sind, verfaßt, hat verschiedene Kommentare (unter anderm von Maimonides) erfahren und ist in das Lateinische
(von Surenhus) und in das Deutsche (von Rabe, Jost, A. Sammter) übersetzt worden.
Die Sprache der babylonischen Gemara gehört dem ostaramäischen Zweige an, steht also dem Syrischen nahe; diejenige des jerusalemischen
Talmud ist ein westaramäischer Dialekt, nähert sich also der Sprache der aramäischen Stücke im Alten Testament. Einzelne Teile
des Talmud sind in andere Sprachen übertragen. Die Zahl der Kommentare zum (besonders babylonischen) Talmud ist sehr groß; die erste
Stelle nimmt der von Salomo ben Isak (Raschi) ein; an diesen schließen sich die Tosaphot (Zusätze)
von hervorragenden franz. und deutschen Talmudisten aus dem 12. und 13. Jahrh.
an.
Über die verschiedenen Drucke des Talmud schrieb Rabbinovicz (Dikduke Sofrim, 15 Bde.,
Münch. 1868-86);
die Editio princeps ist von Bomberg (Vened. 1520-23);
die wichtigste Handschrift ist die Münchener aus dem 14. Jahrh.;
vgl. auch M. Schwab, Les incunables orienteux (Par. 1883);
H. Laible, Jesus Christus im T. (Berl. 1891);
über die Sprache des Talmud Natan ben Jechiel (Aruch, um 1100), Buxtorf (Bas. 1639) und Levy (4 Bde., Lpz.
1875-89).
Die neueste Ausgabe: Der babylonische Talmud (Text, Übersetzung und Anmerkungen), veranstaltetL. Goldschmidt (Berlin,
seit 1896). -
Vgl. Deutsch, Der (aus dem Englischen, Berl. 1869; 3. Aufl. 1880);
Rabbinovicz, Législation civile du Talmud (5
Bde., Par. 1878-80);
ders., Législation criminelle du Talmud (ebd. 1876);
H. Strack, Einleitung in den Talmud (2. Aufl., Lpz. 1894);
Weber, Jüd. Theologie auf Grund des Talmud und verwandter Schriften (2. Aufl., ebd. 1896).
bei Kartenspielen die nach dem Geben übrigen
Karten, der Stock, Stamm;
im Domino die Kaufsteine;
bei Wertpapieren, hier auch Zinsleiste, Zinsenerneuerungsschein, Dividendenscheinleiste
u. s. w. genannt, der Berechtigungsschein zum Bezug neuer Coupons (s. d. und Souche). - Über Talon beim Klappmesser
s. Messer.
eine dem kretischen Sagenkreis angehörige mytholog. Gestalt, dargestellt als ein nackter
mehr
Jüngling mit Flügeln, der im Laufen begriffen ist und mit der Hand zum Wurfe ausholt. Er war von riesiger Größe und ganz
aus Erz. Er hatte aber eine kleine Blutfistel an der Ferse, die unten mit einem Nagel geschlossen war. Sobald jene Stelle verletzt
oder der Nagel herausgezogen wurde, mußte er sterben. Er mußte die Insel Kreta bewachen, weshalb er dreimal
täglich um sie herumlief. Diejenigen, welche an die Küste der Insel verschlagen wurden, nahm er in seine Arme und sprang mit
ihnen in das Feuer, so daß sie verbrannten. Als die Argonauten am Gestade von Kreta landen wollten, empfing
sie Talos mit Steinwürfen. Allein Medeia bezwang ihn durch Zaubergesang oder durch List, indem sie ihm jenen Nagel herauszog,
oder Poias, der Vater des Philoktetes, schoß nach seinem Fuße mit dem Bogen des Herakles, so daß er verblutete.