bei parlamentarischen und andern beratenden und beschließenden Versammlungen (z. B.
Generalversammlungen von
Aktiengesellschaften) die Zusammenstellung und Aufeinanderfolge der Gegenstände, welche in einer
bestimmten Sitzung von der Versammlung zu erledigen sind. Gegenstände, welche nicht auf der Tagesordnung stehen,
dürfen in der Regel nur unter bestimmten
Bedingungen als dringliche zur
Debatte kommen. Dagegen kann die
Versammlung auf der Tagesordnung stehende Sachen von derselben absetzen.
Wird in einer Versammlung bei der
Debatte über einen Gegenstand der
Antrag gestellt und angenommen, über denselben zur Tagesordnung überzugehen,
so bedeutet dies, daß die Versammlung sich mit dem Gegenstande nicht befassen, die vorliegenden
Anträge nicht erörtern
will oder auch sie förmlich ablehnt. Wird in dem
Votum der Versammlung der
Grund angegeben, weshalb dieselbe
bezüglich des Gegenstandes zur Tagesordnung übergeht, so nennt man dies eine motivierte Tagesordnung.
Daß Regierungsvorlagen gegenüber Übergang
zur Tagesordnung unzulässig ist, folgt aus dem monarchischen Princip, ist übrigens in
Preußen
[* 2] und im
DeutschenReiche
noch ausdrücklich durch die Geschäftsordnung bestimmt.
(Papillionidae,Diurna,Rhopalocera), Familie der
Schmetterlinge
[* 3] (s. d.), ausgezeichnet durch fadenförmige,
an der
Spitze verdickte Fühler, ohne Nebenaugen, mit kräftig entwickeltem Rollrüssel, breiten, beim Sitzen senkrecht nach
oben zusammengeschlagenen Flügeln. Die Oberseite der Flügel meist lebhaft, die Unterseite matt gefärbt. Die Tagfalter fliegen
am
Tage, sind kosmopolitisch verbreitet und am stärksten in
Südamerika
[* 4] vertreten. Die Raupen sind sechzehnbeinig, sehr verschiedenartig
gebaut (s.
Tafel: Raupen,
[* 1]
Fig. 11
u. 17). Die Verpuppung findet meist oberhalb der Erde statt; die
Puppen
sind glatt, ohne Gespinst, oft durch einen Fadengürtel aufgehängt, eckig und nicht selten mit lebhaft metallisch glänzenden
Stellen. Die wichtigsten Familien sind die Papilioniden oder Segler, mit den prachtvollen, besonders auf den
Sunda-Inseln stark
entwickelten Ornithopteren (hierher auch Papilo Erythonius Cram., s.
Tafel:
Schmetterlinge I,
[* 1]
Fig. 7, undPapilioSarpedonL.,
[* 1]
Fig. 15), die
Weißlinge nebst den
Gelblingen
(Pieridae); zu ihnen gehört Meganostoma Caesonia, der gelbe
Aurorafalter(Antocharis EuphenoL.,
[* 1]
Fig. 14) und die mit verkümmerten Vorderbeinen (Putzpfoten) versehenen,
in
Deutschland
[* 5] nicht vertretenen
Danaïdae.
Eine der größten Unterfamilien ist die der Nymphaliden (113 Gattungen und über 1500
Arten), die eine
kosmopolit.
Verbreitung haben. Zu ihr gehört unter anderm der Scheckenfalter (Melitea CynthiaL.,
[* 1]
Fig.
26), ferner Siderone
Ide Hübn.
[* 1]
(Fig. 8), Junonia Clelia Cram.
[* 1]
(Fig. 23), der
Admiral
(VanessaAtalantaL.,
[* 1]
Fig. 27). Die
Satyridae
zu denen das Damenbrett
[* 6] (s. d.) gehört, haben auch in
Deutschland zahlreiche (35)
Arten. Die
Bläulinge
(s. d.) und die Dickköpfe (Hesperidae) sind die kleinsten Tagfalter, zu
ihnen gehören Lycaena IcarusL.
[* 1]
(Fig. 10), der gefleckte Feuerfalter (Polymmatus PhlaeaL.,
[* 1]
Fig.
11), der gemeine Feuerfalter oder das Dukatenvögelchen (Polyommatus HippothoëL.,
[* 1]
Fig. 13) und
der kleine Dickkopf (Carterocephalus PalaemonL.,
[* 1]
Fig. 25).
(spr. talja-),Stadt im
Kreis
[* 8]
Avezzano der ital.
ProvinzAquila degli Abruzzi, am Ausgang einer tiefen Schlucht,
worin der Imel (lat. Himella) oder Salto, ein Zufluß des
Velino, entspringt, an der Eisenbahn
Castellammare Adriatico-Rom,
hat (1881) 3933 E., als Gemeinde 8042 E., zwei got.
Kirchen aus dem 13. Jahrh. und ein Schloß. Hier beginnen südöstlich die fruchtbaren
Campi Palentini, wo Konradin in der
Schlacht von Tagliacozzo (oder von Scurcola) von
Karl I. von
Anjou besiegt wurde. Die von
letzterm deshalb bei Scurcola (3788 E.) erbaute
Abtei Sta. Maria della Vittoria ist längst Ruine. 7 km
südlich ist die
Quelle
[* 9] des
Liris (Garigliano). -
Vgl. Gattinara, Storia di Tagliacozzo
(Città di
Castello 1895).
(spr. talja-, lat.
Tilaventum), 165 km langer Küstenfluß in der ital.
ProvinzUdine (Friaul) in
Venetien,
entspringt in den Karnischen
Alpen,
[* 10] am Nordostfuß des Monte-Cridola, an der Grenze von
Belluno, stießt
zuerst nach O., nimmt links die Fella auf, geht in sumpfigem
Bett
[* 11] nach S. in die Ebene, bedeckt diese mit Geröllablagerungen,
durchzieht sie in vielen bis 3 km auseinander gehenden
Armen auf weite
Strecken, gestattet erst bei Codroipo die Eisenbahnüberführung
durch eine 800 m lange
Gitterbrücke über sein bedeutend erhöhtes
Bett, bildet zuletzt die Grenze gegen
die
ProvinzVenedig
[* 12] und mündet zwischen
Strandseen beim
Hafen in das
Adriatische Meer.
Rundschau, unabhängige, in
Berlin
[* 13] erscheinende polit. Tageszeitung mit täglicher Unterhaltungsbeilage,
tritt für eine nationale
Entwicklung der vaterländischen Kultur und Politik ein.
Auflage: 18-19000;
Die
Tägliche Rundschau wurde 1881 von B. Brigl in
Berlin unter Mitwirkung Fr. von
Bodenstedts gegründet und war
die erste deutsche
Zeitung, die
für die kolonialen Bestrebungen, auch durch Gewährung materieller
Mittel, eintrat. Neuerdings hat sie
sich auch dem
Antisemitismus zugewendet. Ein
Ableger der Tägliche Rundschau in billiger
Ausgabe, die
Volksrundschau, erschien von 1894-97
im Verlag der
«Volksrundschau, Gesellschaft mit beschränkter Haftung», in einer
Auflage von 60000 Exemplaren.
Geld, Börsenausdruck für Gelddarlehen mit täglicherKündigung (engl. on call), für
welche infolgedessen der Zinsfuß gewöhnlich niedriger als der jeweilige Diskontsatz ist.
(spr. taljō-), ital. Familie, die sich auf dem
Gebiete der
Tanzkunst ausgezeichnet hat:
Tagmaß - Tagus
* 16 Seite 65.590.
Philipp Taglioni, geb. 1777 in Mailand
[* 14] als Sohn des Tänzers
Karl Taglioni, war anfänglich erster Tänzer und Ballettmeister inStockholm,
[* 15] wo er anstatt des Rokokokostüms in den Anakreontischen
Balletts das
¶
mehr
wahre antike Kostüm
[* 17] einführte. Später wirkte er in Cassel, bis 1853 in Warschau.
[* 18] Er starb am Comer See. Er ist
der Verfasser vieler Ballette, unter denen sich «Sylphide» durch Erfindung, Poesie und sinnreiche choreographische Ausführung
auszeichnet.
Marie Taglioni, Tochter des vorigen, geb. in Stockholm, trat 1822 in Wien,
[* 19] dann in Stuttgart
[* 20] und München,
[* 21] seit 1827 in der GroßenOper zu Paris
[* 22] mit größtem Beifall auf. 1832 wurde sie nach Berlin berufen, wo sie besonders als Bajadere
in dem Balett gleichen Namens sich auszeichnete. Der ungemeine Beifall, den sie hier erntete, begleitete sie bei allen
ihren Engagements in Deutschland, Frankreich, Italien,
[* 23] England und Rußland. 1832 verheiratete sie sich mit dem GrafenGilbert
de Voisins. Nachdem sie 1844 zu Paris, 1847 zu London
[* 24] zum letztenmal die Bühne betreten hatte, zog sie sich nach Italien zurück,
wo sie in Venedig und am Comer See schöne Schlösser besaß; sie starb zu Marseille.
[* 25]
Paul Taglioni, Bruder der vorigen, geb. in Wien, widmete sich in Paris im Collège Bourbon den klassischen Studien, später
im Konservatorium unter Coulon sowie unter Leitung seines Vaters der Tanzkunst. Er betrat mit seiner Schwester Marie zugleich
die Bühne in Stuttgart (1825), dann in Wien, München und seit 1827 in Paris mit großem Erfolg. 1829 fand
er zu Berlin ein lebenslängliches Engagement und verheiratete sich hier mit der ersten Tänzerin, Amalie Galster, die fortan
in Berlin wie auf Kunstreisen in Paris, London, Stockholm, Warschau u. s. w., selbst in Amerika
[* 26] die Triumphe
des Gatten teilte, aber 1847 von der Bühne schied.
Sie starb in Berlin. Nachdem Paul Taglioni 1849 zum königl. Ballettmeister und 1869 zum Ballettdirektor des
Hoftheaters zu Berlin ernannt worden war, widmete er sich mit großer Energie der Förderung seiner Kunst und erwarb sich besonders
durch seine eigenen choreographischen Kompositionen den Ruf des vorzüglichsten Ballettdichters der neuern
Zeit. Als seine bedeutendsten Ballette sind hervorzuheben: «Sardanapal», «Undine», «Satanella», «Flick
und Flock», «Fantasca» u. s. w.,
die nicht nur in Berlin, sondern auch auf den meisten großen europ. Bühnen Beifall fanden. Taglioni starb in Berlin.
Marie Taglioni, geb. zu Berlin, Tochter des vorigen, betrat 1847 in London zum erstenmal die Bühne.
Dieselbe enthusiastische Aufnahme wie hier fand sie einige Monate später zu Berlin, wo sie engagiert wurde. 1866 zog sie sich
infolge ihrer Vermählung mit dem Prinzen Joseph Windisch-Grätz von der Bühne zurück. Sie starb auf
Aigen in Niederösterreich. Sie vereinigte im Tanze Anmut und Schönheit mit den Vorzügen künstlerischer Vollendung und einem
hervorragenden dramatisch-mimischen Talent.