46. Infanterieregiments. Die Stadt ist nach der großen
Überschwemmung vom bei der 2000
Menschen umkamen, durch
einen Ringdamm von 12 m Höhe geschützt, glänzend wiederaufgebaut und mit breiten Radial- und Ringstraßen versehen, und
hat zahlreiche palastartige Neubauten, sieben große Plätze, darunter der schöne Széchényiplatz und der schöne
Theißquai, eine Unterstädtische
Kirche mit
Reliquien, eine griech.-orient. und eine Innerstädtische
Pfarrkirche, ein großartiges
Oberealschulgebäude, Klöster der
Piaristen, Minoriten und
Franziskaner, kath. Obergymnasium, Staats-Oberrealschule,
Bürger-,
Gewerbe- und Handelsschule, kath. Lehrerbildungsanstalt, staatliche Fachschule für Metall-
und Holzindustrie, öffentliche
Bibliothek (80000
Bände), große
Kaserne,
Theater,
[* 2] Armenhospital und
Kinderbewahranstalt.
Die Industrie erstreckt sich auf Seifensiedereien, welche die berühmte Szegediner Seife liefern,
ferner auf Fabrikation von
Tuch und Zischmen (eng anliegende Stiefel), Paprika und Tarhonya (gedörrte Mehlspeise). Außerdem
befindet sich hier die Hauptschiffswerft für die Theißschiffe.
Der Handel mit siebenbürg.
Salz,
[* 3] Weizen,
Tabak,
[* 4]
Wolle, Hornvieh,
Schweinen und Holz
[* 5] ist bedeutend. Der Stadt gehört ein Gebiet von 867 qkm mit neun bevölkerten Puszten
und zahlreichen Meiereien (Tanyen). - S. war bis 1879 eine starke Festung.
[* 6]
Hier wurde 1444 durch König Wladislaw I. ein
Reichstag abgehalten;
1541 fiel die Stadt in die
Hände der
Türken, die sie unter
Suleiman II. neu befestigten und bis 1686 imBesitz hatten. 1715 wurde S. von neuem zur königl. Freistadt
erhoben;
1849 flüchtete in der ersten Hälfte des Julis die revolutionäre ungar. Regierung und ihr
Landtag hierher;
am 2. Aug. desselben Jahres hielt Haynau seinen Einzug und vertrieb drei
Tage später die bei Szöreg verschanzten
Honvéds.
(Szegszárd, spr. ßéggsahrd) oder Sexárd,
Groß-Gemeinde und Hauptort des
KomitatsTolna in
Ungarn,
[* 7] Sitz
eines königl. Gerichtshofes, am Sarvizkanal, über den eine schöne
Brücke
[* 8] führt, an der Linie Sárbogárd-S. (65 km) der
Ungar.
Staatsbahnen,
[* 9] hat (1890) 14 325 meist kath. magyar. E., ein großes
Komitatshaus, die älteste Kleinkinderbewahranstalt des
Landes und stark besuchte Jahrmärkte.
An den
Abhängen des Hügellandes, an dessen Fuß die Stadt S. liegt, wächst der treffliche Szegzarder Rotwein.
(spr. ßehkelj údwahrhelj),Stadt mit geordnetem Magistrat und Hauptstadt
des ungar.
KomitatsUdvarhely, an der
Großen Kokel und der Linie Segesvár-S. (49 km) der
Ungar. Staatsbahnen, Sitz
der Komitatsbehörden, hat (1890) 5438 meist kath. magyar. E.,
darunter 2306
Evangelische, in Garnison 1
Bataillon des 82. ungar. Infanterieregiments, kath. und reform.
Obergymnasium, Staatsoberrealschule und
Sparkasse. Am Ende der Stadt die Ruinen des in der Geschichte Siebenbürgens denkwürdigen, 1563
von
dem Fürsten
JohannZápolya erbauten und im Kuruczenkriege am Anfang des 18. Jahrh. zerstörten
Schlosses. In S. soll
AttilaHof
[* 10] gehalten haben (Udvarhelo bedeutet Hofstätte), und in frühern Jahrhunderten fanden hier
verschiedene Nationalversammlungen statt.
(spr. ße-), ungar. Székelyek, im
Osten und Nordosten Siebenbürgens wohnender ungar. Volksstamm, dessen Ansiedelungszeit
nicht mit histor. Gewißheit zu ermitteln ist.
Gleichheit der
Sprache,
[* 12] der körperlichen Beschaffenheit und des Charakters
setzen die Stammzugehörigkeit der S. zu den Magyaren außer Zweifel. Die mittelalterliche
Tradition betrachtete sie als Reste
der nach
AttilasTode zersprengten Hunnen. An der Grenze wohnend, waren sie stets den feindlichen Einfällen zuerst
ausgesetzt, so daß sie ihre geogr.
Lage zu schlagfertigen Grenzwächtern machte.
Sie waren in Vornehme (fö-népek, primores), Primipilen (ló-fök, Roßhäupter, weil sie Reiterdienste thaten) und Gemeine
közneṕek oder pixidarii) eingeteilt, genossen aber sämtlich adlige
Vorrechte und verteidigten auch ihre Privilegien mit
den Waffen.
[* 13] Weil sie sich dem Rákóczyschen
Aufstande angeschlossen hatten, wurden die «Gemeinen» zur
Ablieferung der Waffen vermocht und der
Steuer unterworfen. Als man aber 1764 auch unter ihnen Grenzregimenter bildete, erhob
sich ein
Aufstand, dessen Besiegung (lat. siculicidium) viel
Blut kostete.
In den Kämpfen von 1848 und 1849 erfocht
Bem seine
Siege in Siebenbürgen hauptsächlich durch die Tapferkeit
der S. Durch die Reorganisation
Ungarns und Siebenbürgens nach der Revolution verloren sie ihre Sonderverfassung und
Vorrechte
und wurden den übrigen Landesbewohnern gleich gestellt. Doch erfolgte 1865 die Wiederherstellung ihrer
Stühle. Das
Szeklerland
war nämlich eins der drei Gebiete, in die Siebenbürgen nach der Nationalität seiner Bewohner zerfiel.
Es umfaßte auf einem Flächenraum von 11 780 qkm die fünf
StühleUdvarhely,
Háromszék,
Csik,
Maros und
Aranyos.
Gegenwärtig ist das frühere
Szeklerland in die
KomitateCsik,
Háromszék,
Udvarhely und
Maros-Torda eingeteilt. Im Norden
[* 14] und
Osten von hohen
Gebirgen und dichten Waldungen bedeckt, gehört es im
Süden und Westen zu den fruchtreichsten
Teilen Siebenbürgens; Getreidebau und Viehzucht
[* 15] bilden fast die ausschließliche Nahrungsquelle der 532 110 Seelen starken
Bevölkerung,
[* 16] von denen 415000 dem Szeklerstamme angehören; die S. bekennen sich entweder zur röm.-kath.
Kirche oder zur reform.
Kirche, nur wenige sind
Unitarier.
Ihre Hauptstadt ist
Maros-Vásarhely (s. d.). -
vom ungar.
Staate in Aussicht genommenes etwa 330 km langes
Eisenbahnnetz in Siebenbürgen, für
welches 25 Mill.
Fl. bewilligt sind. Die Hauptlinie soll von Szepsi-Szt.-György abzweigen und über Czikrakos,
Gyergyo-Szt.-Miklos nach
Szasz-Regen geführt werden. Die Anfangsstrecke (63,7 km) von Szepsi-Szt.-György nach
Csik-Szereda
wurde eröffnet, und diese
Bahn muß nach der mit
Rumänien
[* 19] abgeschlossenen Eisenbahnkonvention bis zum
¶
mehr
Gyimespaß fortgesetzt werden, wo demnächst der Anschluß an das rumän. Eisenbahnnetz stattfindet. Eine Zweigbahn nach der
Endstation Szekely-Udvarhely der Szeklerbahn (Privatbahn im Betriebe der ungar. Staatsbahnen) ist vorgesehen.