utam»
(«Meine amerik.
Reise»,
Pest 1865) beschrieb, besuchte 1865
Algier und 1877-80 in
Begleitung mehrerer Gelehrten
China
[* 2] und
Hinterindien.
[* 3] Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte S. zum
Teil in den
Schriften der
UngarischenAkademie der Wissenschaften;
außerdem gab sein Reisebegleiter Oberlieutenant Kreitner heraus: «Im fernen
Osten.
Reisen des
Grafen S. 1877-80»
(Wien
[* 4] 1881).
(spr. ßéhtschehnji),Emerich,Graf von, österr.-ungar.
Diplomat, Neffe des
GrafenStephanSzéchényi (s. d.),
geb. in
Pest, betrat 1845 die diplomat. Laufbahn, wurde 1848 Gesandtschaftssekretär und Geschäftsträger in
Stockholm,
[* 5] dann am
DeutschenBundestag in
Frankfurt,
[* 6] wo er zu
Bismarck in nähere
Beziehungen trat. Nachdem er darauf
seit 1859 in
Petersburg,
[* 7] später in
Brüssel
[* 8] als Legationsrat fungiert hatte, wurde er 1860 Gesandter in Neapel,
[* 9] wo er bis
zum Zusammenbruch der Bourbonenherrschaft verblieb, worauf er sich von den diplomat.
Geschäften zurückzog und als Reichstagsabgeordneter am öffentlichen Leben
Ungarns teilnahm, bis er im Dez. 1878 als Nachfolger
des
Grafen Károlyi zum österr.-ungar.
Botschafter in
Berlin
[* 10] ernannt wurde. In dieser
Stellung, in der er
nahezu 14 Jahre lang blieb, trug er in hervorragender
Weise bei zur Aufrechterhaltung des immer enger sich knüpfenden Friedensbündnisses
der mitteleurop. Mächte. Im Okt. 1892 nahm er seinen
Abschied aus dem
Staatsdienst und zog sich auf seine
Güter nach
Ungarn
[* 11] zurück.
(spr. ßéhtschehnji),Stephan,
Graf von, ungar. Patriot, geb. zu
Wien, wurde Offizier und machte
die Feldzüge gegen Napoleon I. mit. Der
Reichstag (1825-27) veranlaßte ihn, aus dem Militärdienst zu scheiden, um sich
der
Beförderung der geistigen und industriellen InteressenUngarns zu widmen. Hierher gehörte vorzüglich
seine Mithilfe zur Errichtung der
UngarischenAkademie, seine Verwendungen 1832 zur Errichtung eines ungar. Nationaltheaters
und Konservatoriums der
Musik, seine Bemühungen zur Erbauung einer festen Donaubrücke zwischen
Pest und Ofen, die Donauregulierung,
die
Begründung der Donaudampfschiffahrt, die Theißregulierung, der Industrieverein u. a.
Auf dem Gebiete der praktischen
Reform und des materiellen Fortschritts blieb auch bis zur Revolution
von 1848 seine Führerschaft unbestritten.
Hingegen wurde er auf polit. Gebiet von den radikalen Elementen unter Kossuths
Führung überflügelt. Die Spaltung trat offen
hervor, als 1840 die Leitung der liberalen Partei an letztern überging, gegen den nun S. in der ungar.
Journalistik und im
Pester Komitatssaal ankämpfte. Als Kossuth von
Pest auf den
Reichstag (1847-48) geschickt wurde, ließ
sich S., wiewohl er als Magnat Sitz und
Stimme an der obern
Tafel hatte, zum Deputierten in die untere
Tafel wählen, um dort
Kossuth unmittelbar zu bekämpfen.
Da aber dieser die Märzbewegung von 1848 zur plötzlichen Durchführung dessen, was S. nur allmählich
zu erreichen gestrebt hatte, mit Kühnheit ausbeutete, ergab sich dieser schließlich und nahm sogar eine
Stelle im ungar.
Ministerium als Minister für
Kommunikation und öffentliche
Arbeiten neben Kossuth ein. Der offene
Bruch zwischen
Ungarn und
Österreich
[* 12] umnachtete seinenGeist. Er wurde im Sept. 1848 in die
Irrenanstalt zu Döbling bei
Wien gebracht,
wo
er sich indes allmählich körperlich und geistig wieder erholte. 1859 erschien zu
London
[* 13] die
Schrift «Ein
Blick auf den
anonymen Rückblick», in der das Bachsche Regiment auf das schärfste gegeißelt wurde.
Die Polizei hielt S. für den Verfasser dieses
Buches und unterwarf ihn einer Haussuchung. Darüber geriet
S. in solche Aufregung, daß er sich in der Nacht zum durch einen Pistolenschuß den
Tod gab. Sein
Denkmal auf dem
Franz-Josephs-Platz in
Budapest
[* 14] wurde enthüllt. Von seinen
Schriften sind zu nennen: «Hitel»
(«Über den Kredit»,
Pest 1830; 4. Aufl. 1832; deutsch, 2. Aufl., Lpz.
1830),
«Világ» («Licht
[* 15] oder aufhellende
Leuchtstücke und Berichtigungen einiger
Irrtümer und Vorurteile», deutsch,
Pest 1832, eine Verteidigung des vorigen Werkes
gegen Jos. Dessevffys «Taglalat»),
vonTemerin (spr. ßéhtschen),Anton,
Graf, österr.-ungar. Staatsmann, geb.
war Mitglied des Landtags 1843-44, trat dann bei der ungar. Hofkanzlei in den
Staatsdienst, wurde
Administrator des Pozseganer
Komitats in
Slawonien, legte jedoch 1848 bei
Ausbruch der ungar.-kroat. Wirren sein
Amt nieder. Seit dem Spätsommer dieses Jahres
war S. als einer der Führer der konservativen Partei im Interesse der Aussöhnung zwischen
Ungarn und
dem
Hofe thätig. Er wurde im März 1860 in den verstärkten Reichsrat berufen, wo er bald die entscheidende Führerschaft
im Interesse der «historisch-polit. Individualitäten» der Königreiche
und
LänderÖsterreichs übernahm und an der Schaffung des kaiserl.
Diploms vom wesentlichen Anteil hatte.
Infolgedessen wurde er zum Minister ohne
Portefeuille und Wirkl. Geheimrat ernannt. Später trat er zurück,
nahm als österr. Specialgesandter an der
Londoner Konferenz teil und war seit 1866 als Mitglied des Oberhauses im ungar.
Reichstage im
Sinne einer versöhnlichen Politik thätig. 1884 wurde S. zum
k. k. Obersthofmarschall ernannt. Er verfaßte litterar.
Arbeiten in ungar.
Sprache,
[* 16] wovon
«Acht Essays» histor. und biogr.
Inhalts auch in deutscher
Übersetzung
(Wien 1879) erschienen. S. starb in
Aussee.
[* 1] (spr. ßegg-), ungar. Szeged, königl.
Freistadt und Hauptstadt des ungar.
KomitatsCsongrád, in 87 m Höhe, am Einfluß der schlammigen
Maros in die
Theiß, über
die eine Eisenbahnbrücke und eine eiserne
Brücke
[* 17] (1883) nach
Neu-Szegedin führen, an den Linien
Budapest-Verciorova und S.-Rókus-S.
(7 km) der
Ungar. Staatsbahnen
[* 18] und
S.-Arad (119 Km) der
Arader und
Csanáder Eisenbahnen, Sitz eines Gerichtshofs mit
Strafkammer,
einer königl. Gerichtstafel, eines königl. Gerichtshofs, einer
Finanz-,
Staats- und Flußbaudirektion, besteht aus der eigentlichen Stadt und vier Vorstädten und hat
(1890) 85 569 meist kath. magyar. E. (2281 Deutsche),
[* 19] darunter 2073
Evangelische und 4731 Israeliten, in Garnison 3
Bataillone
des
46. Infanterieregiments. Die Stadt ist nach der großen Überschwemmung vom bei der 2000 Menschen umkamen, durch
einen Ringdamm von 12 m Höhe geschützt, glänzend wiederaufgebaut und mit breiten Radial- und Ringstraßen versehen, und
hat zahlreiche palastartige Neubauten, sieben große Plätze, darunter der schöne Széchényiplatz und der schöne
Theißquai, eine Unterstädtische Kirche mit Reliquien, eine griech.-orient. und eine Innerstädtische Pfarrkirche, ein großartiges
Oberealschulgebäude, Klöster der Piaristen, Minoriten und Franziskaner, kath. Obergymnasium, Staats-Oberrealschule, Bürger-,
Gewerbe- und Handelsschule, kath. Lehrerbildungsanstalt, staatliche Fachschule für Metall-
und Holzindustrie, öffentliche Bibliothek (80000 Bände), große Kaserne, Theater,
[* 21] Armenhospital und Kinderbewahranstalt.
Die Industrie erstreckt sich auf Seifensiedereien, welche die berühmte Szegediner Seife liefern,
ferner auf Fabrikation von Tuch und Zischmen (eng anliegende Stiefel), Paprika und Tarhonya (gedörrte Mehlspeise). Außerdem
befindet sich hier die Hauptschiffswerft für die Theißschiffe. Der Handel mit siebenbürg. Salz,
[* 22] Weizen, Tabak,
[* 23] Wolle, Hornvieh,
Schweinen und Holz
[* 24] ist bedeutend. Der Stadt gehört ein Gebiet von 867 qkm mit neun bevölkerten Puszten
und zahlreichen Meiereien (Tanyen). - S. war bis 1879 eine starke Festung.
[* 25]
Hier wurde 1444 durch König Wladislaw I. ein Reichstag abgehalten;
1541 fiel die Stadt in die Hände der Türken, die sie unter
Suleiman II. neu befestigten und bis 1686 im Besitz hatten. 1715 wurde S. von neuem zur königl. Freistadt
erhoben;
1849 flüchtete in der ersten Hälfte des Julis die revolutionäre ungar. Regierung und ihr
Landtag hierher;
am 2. Aug. desselben Jahres hielt Haynau seinen Einzug und vertrieb drei Tage später die bei Szöreg verschanzten
Honvéds.