553 Flächenraum von zusammen 1829 qkm ein.
Die Bevölkerung besteht aus
Russen (26000), Kirgisen (800000),
Kara-Kirgisen (47000),
Sarten (153000),
Tadschik, Turkmenen,
Usbeken u.s.w. Vorwiegende Beschäftigung ist Viehzucht;
[* 2] 1891 gab es 417000 Kamele,
[* 3] 408000
Pferde,
[* 4] 364000
Stück Hornvieh, 12600 Esel, 43800 Ziegen, 4 Mill. Schafe.
[* 5]
Der Ackerbau ist besonders imSüden
ergiebig und gestattet Ausfuhr.Außerdem werden
Baumwolle
[* 6] und
Wein, um
TaschkentReis gebaut.
Die Seidenzucht ist in den Anfängen. Bedeutend ist die Fischerei
[* 7] im
Amu-darja. Es giebt 71 Fabriken mit 2,18 Mill. Rubel
Produktion, darunter besonders Baumwollreinigungsanstalten. Der Handelsumsatz beträgt ziemlich 29 Mill. Rubel, darunter
9,8 Mill. allein für Vieh. 1891 bestanden 43 russ. Schulen, darunter 1
Knaben- und 1 Mädchengymnasium.
Das Gebiet zerfällt in die
Kreise
[* 8]
Taschkent,
Aulie-Ata, Kasalinsk, Perowsk,
Tschimkent und in die
Amu-darja-Abteilung(otděl);
die Hauptstadt ist
Taschkent.
pers.
Soristan, türk.
Suria, arab. esch-Schâm, heißt seit der griech.-röm. Zeit
das Land, das sich zwischen dem Mittelmeer im W., dem Euphrat und der
Syrischen Wüste im O., vom
Amanus
(Alma Dagh) und
Taurus im N. durch 6 Breitengrade bis zur ägypt. Grenze im S. erstreckt und einen
Teil der asiat.
Türkei
[* 9] ausmacht.
(S. Karten: WestasienI, beim
ArtikelAsien,
[* 10] undPalästina.)
[* 11] Öfters zog man auch
Mesopotamien ganz oder
teilweise (als Ostsyrien) zu S. Das Land S. im eigentlichen
Sinn wird von N. nach S. von einem Berglande durchzogen, das im
N. mit den Südabfällen des
Taurus, im S. aber mit dem Sinaigebirge
[* 12] und der großen westarab.
Gebirgskette zusammenhängt und dessen höchster, mittelster
Teil der Libanon (s. d.) ist. Es wird gebildet
durch ein aus Kreide
[* 13] und
Tertiär bestehendes
Tafelland, über welches an einzelnen
Stellen gewaltige
Massen von
Eruptivgesteinen
ergossen sind. Dieses im Westen steil zum
Meere abfallende
Tafelland wird durch einen bis 23 km breiten tiefen
Graben der Länge
nach durchfurcht. Der
Graben beginnt im
Süden am Golf von
Akabah, zieht sich von da an als
WadiArabah bis
zum
TotenMeer, weiterhin unter dem
Namen el-Ghor (vom
Jordan und seinen Seen durchflossen) nordwärts
bis in die Gegend der Jordanquellen,
setzt sich dann zunächst als enge Schlucht fort, erweitert sich aber zwischen Libanon und
Antilibanon
wieder zur Thalebene von Cölesyrien
(el-Bekaa), die südlich vom Leontes, nördlich vom Orontes durchströmt, sich bis zum
See von
Antiochia und dem Fuße des
Taurus hinzieht.
Durch diese 860 km lange Furche wird das syr.
Tafelland in zwei lange
Streifen geteilt, einen östlichen und einen westlichen.
Der letztere, sich längs des Mittelländischen
Meers hinziehend, ist an drei
Stellen durchbrochen, an
welchen demnach jene lange Furche mit der
Küste in
Verbindung steht, nämlich im N. am untern Orontes (s. d., jetzt Nahr el-Asy),
wo dieser sich nach W. wendet und das Küstengebirge durchbricht; dann in der Mitte, im N. von
Tripolis,
wo die Küstenebene dieser Stadt das Nordende des Libanon bezeichnet, und weiter am Südende des Libanon, da, wo der Leontes
(Nahr el-Litani) Cölesyrien verläßt und, bei
Tyrus das Küstengebirge durchbrechend, sich ebenfalls ins Mittelmeer ergießt.
Diese
Durchbrüche sind aber nicht in der
Struktur des
Landes selbst begründet, sondern der Kraft
[* 14] der
Flüsse
[* 15] entsprungen. Das Land
ist durch
Brüche in eine Reihe nordsüdlich ziehender Längsabschnitte geteilt. Gegen Westen fällt
es staffelförmig ab. Die stehen gebliebenen
Teile der großen
Scholle sind jetzt die 3069 m und 2759 m hohen Horste des Libanon
und
Antilibanon. Im O. geht das
Tafelland in die
Syrische Wüste über und ist hier wenig gegliedert. Nur
ragt der basaltische Gebirgsstock des
Dschebel Hauran über die Hochebene zerklüftet hervor (1839 m). Weitere Eruptivdecken
liegen in der Küstenkette zwischen dem Orontes und dem
Meere. Im übrigen besteht S. vornehmlich aus Kalksteinen und Sandsteinen
der Kreide und
Tertiärformation;
[* 16] hierzu tritt Jura und in
Palästina noch
Carbon und die archaische Formation
(Granit, Gneis, krystallinische
Schiefer).
Aus den Küstenketten gehen kurze
Flüsse zum
Meere und von dem
Tafellande fließen diesen zahlreiche Flüßchen zu. Auch gegen
Osten strömen
Flüsse in die Wüste und versiegen dort. Seen sind in der Grabensenke dasTote Meer, der
See
Tiberias und der
Bahr el-Hule, weiter nördlich der See von
Homs und der See von
Antiochia sowie die kleinen Seen bei Haleb.
Klima.
[* 17] S. gehört zu der Klimaprovinz der Mittelmeerländer.
Beirut hat einen Juli von 27,8° C., einen Januar von 12,9° C.,
eine Jahrestemperatur von 20° C. Warmer Herbst ist für S. charakteristisch.
Jerusalem
[* 18] in 770 m hat einen Juli von 24,5° C., einen Januar von 8,5° C., eine Jahrestemperatur von 17° C., also bereits
größere Differenz. Die Regenmenge ist gering und nimmt von N. nach
S. und von W. nach O. ab. Auf die Regenzeit vom
Ende Oktober bis Ende März folgt nach kurzem
Frühling die heiße dürre Zeit vom Mai bis Oktober. Aber nur in der westl.
Hälfte des
Landes sind die
Regen, durch die
Winde
[* 19] vom
Meer hergebracht, reichlicher; jenseit der großen Thalspalte, nach
Osten
zu, werden sie spärlich.
Die
Temperatur des Innern ist im
Sommer sehr heiß, nur an der
Küste und in den Berggegenden gemäßigt,
auf den höchsten Kämmen und Gipfeln sogar kalt; aber im Winter fällt auch im innern
Lande zuweilen starker Schnee
[* 20] und vielfach
sinkt die
Temperatur auf
Null. –
Die Pflanzenwelt schließt sich von der
Küste hinauf bis zum Osthange
der berühmten
Gebirge an die Mittelmeerflora mit Olivenbau an, die am Libanon gegen 500 m Höhe erreicht.
In den dann folgenden
Wäldern sind unten
Kiefern mit Eichengebüsch vorherrschend,
Schwarzkiefern folgen mit Cypressen, denen sich die nicht mehr
bedeutenden Überreste des echten Cedernwaldes um etwa 1500 m Höhe anschließen;der Ackerbau endet gegen 2000 m
hoch, wo die alpine
Region beginnt.
Nach
Süden und
Osten hin nehmen die
Wälder und Gebüsche ab, die orient.
Steppen und Wüstensteppen mit grauen Wermutstauden,
stachligen Tragantgesträuchen und einzelnen
Vertretern der afrik.-arab. Wüsten besetzen das Land. Hier streift auch die
Nordgrenze die Dattelpalme, um im Schwunge nach Norden
[* 21] zu auf
Mesopotamien zu laufen. Die Fauna zählt
jetzt noch 80
Species von Säugetieren. Die einst zahlreichen Löwen
[* 22] sind gänzlich ausgerottet, während Parder und Hyänen
immer noch auf Galiläas
Bergen
[* 23] und dem
Karmel hausen, Schakale überall das Land durchstreifen und in den Felsen Klippdachse
[* 24] (die Kaninchen
[* 25] der luth. Bibelübersetzung) huschen. Hirsche
[* 26] sind selten, um so zahlreicher die Gazellen;
im Ostjordangebirge giebt es auch
Steinböcke. Man kennt ferner 322
Species von
Vögeln und 260 davon sind mit europäischen
identisch oder bilden doch
¶
mehr
554 nur vikariierende Lokalrassen; aber in dem heißen Jordanthal mischen sich einige tropische Elemente, wie Nektarinien,
hinzu. Im Nahr-Zerka giebt es Krokodile;
[* 28] von Schlangen
[* 29] wurden 19 Arten gesammelt, darunter fünf giftige, z. B. die Cobra und
die Hornschlange. Die verschiedenen Fischarten, nur im See Genezareth, schätzt man auf 42. Unter den
niedern Tierformen giebt es über 40 Species von Heuschrecken,
[* 30] viele Käfer,
[* 31] besonders Bodenformen, wilde und zahme Bienen sowie
zahlreiche, die Dürre liebende Landschnecken.
Die Bevölkerung, nach Abstammung und Religion gemischt, ist größtenteils semitisch. Die Mehrzahl besteht aus Mohammedanern,
worunter viele eingewanderte Araber, mit Einschluß der Beduinen an den Grenzen
[* 32] des Landes, wenige Türken,
die Herren des Landes, und einige im Norden des Landes umherziehende Turkomanen- und Kurdenstämme. Sehr zahlreich sind auch
die Christen. (S. Syrische Kirche.) Sie sprechen sämtlich Arabisch, was überhaupt als die Landessprache zu betrachten ist,
denn die Syrische Sprache (s. d.) ist in S. fast ganz ausgestorben. Außerdem
giebt es in S. viele zum Teil aus den europ. Ländern eingewanderte Juden, namentlich in Palästina, wo sie noch geschlossene,
auch ackerbauende Gemeinden bilden; ferner Nossairier (s. d.). Endlich giebt es in den Städten als Handelsleute Griechen und
Franken, in den kath. Klöstern europ. Mönche, schließlich amerik. Missionare und deutsche Ansiedler
(s. Tempelgesellschaft), herumziehende Kurbâd oder Zigeuner.
Im Altertum war die Fruchtbarkeit, dank der sorgfältigen Kultur und namentlich der künstlichen Bewässerungsanlagen, eine
viel größere; selbst in der Wüste gab es noch über Palmyra hinaus blühende Städte und Oasen. Heutzutage zählt ganz S.
etwa 2,6 Mill. E. (Über die polit. Einteilung s. Osmanisches Reich,
[* 33] Verfassung und Verwaltung.) Die bedeutendsten
Städte sind Damaskus mit 150000, Aleppo (Haleb) mit 110000, Beirut mit 85000, Jerusalem mit 33851 E., ferner Jaffa, Akka, Hamah,
Saida, Tripoli, Alexandrette und Mersina. Der Schiffsverkehr in den sieben Häfen betrug 7000 Schiffe
[* 34] mit 2,4 Mill. Registertons.
Dem Landverkehr dient seit 1895 die Syrische Eisenbahn (s. d., Bd.
17).
Geschichte. Der älteste Kulturstaat im nördlichen S., den wir kennen, ist das Reich Naharina oder Mitanni, wie es nach den
ägypt. und den einheimischen Urkunden heißt. Dieses wurde um 1400 v. Chr., nachdem es sich im 16. und 15. vorchristl. Jahrhundert
entfaltet hatte, durch die aufstrebende Macht der nichtsemit. Hethiter (s. d.)
vernichtet, die nun die leitende Stellung in Nordsyrien einnahmen, bis sich ihr Reich in eine Reihe kleiner Fürstentümer
auflöste.
Die Hethiter wurden schon sehr früh von semit. Einwanderern beeinflußt, aber in vielfach wechselndem Grade, so daß die
Urbevölkerung an manchen Orten sich physisch fast völlig rein erhielt und nur semit. Sprache
[* 35] und Schrift
annahm, in andern Gegenden aber sich auch physisch stark veränderte. So finden sich in der frühesten histor. Zeit «semitische»
Aramäer über ganz S. verbreitet, im Süden und an der Küste die Kananäer, Phönizier und Hebräer, die zur Zeit Davids und
Salomos auch die aramäischen Staaten von Damaskus, Zoba und den von Hamath von sich in Abhängigkeit brachten.
Nach Salomo wurden diese Aramäer wieder selbständig, und namentlich die von Damaskus bildeten eine bedeutende Macht. Aber
den (seit Tiglathpileser I., 1130–1100) nach
Westen vordringenden Assyrern erlagen allmählich alle diese syr.
Staaten und Städte, zuerst die Fürstentümer der Hethiter, deren einheimische Dynastien sich bis gegen 700 v. Chr.
erhielten, um dann erst durch assyr. Statthalter ersetzt zu werden, später die Aramäer und Hebräer. Weiterhin wurde S. nacheinander
dem babylon., pers., macedon.
Weltreich einverleibt, bis die Seleuciden ein eigenes Reich in S. stifteten. Nach dessen Sturze kam S. unter
die Herrschaft Roms und blieb mit seinem nördl. und westl. Teile auch unter dem oström. Kaisertum eine Provinz von diesem,
während in seinem südöstl. Teil mehr oder minder unabhängige Araberfürsten (wie die Ghassâniden) sich festsetzten. Bei
der Ausbreitung des Islam wurde es 635 dem Chalifenreich einverleibt. Die christl. Herrschaften,
welche die Kreuzfahrer eine Zeit lang im Mittelalter in S. gründeten, bildeten nur ein kurzes Zwischenspiel in der mohammed.
Herrschaft, die seitdem über S. nicht aufgehört hat.
Denn bald kam das Land unter die Sultane von Ägypten
[* 36] und die Mamluken, unter deren Herrschaft es furchtbar von den Mongolen
verwüstet wurde. Im 16. Jahrh. eroberten es (1518) die osman. Türken, seit welcher Zeit es fortwährend einen integrierenden
unmittelbaren Teil des OsmanischenReichs ausgemacht hat, bis auf die kurze Zeit der Herrschaft des Vicekönigs von Ägypten,
Mehemed Ali (1833–40). Infolge dieses unaufhörlichen Wechsels der Herrschaften, der verheerenden Kriege, deren Schauplatz
das Land fast fortwährend war, und der Barbarei der Herrscher ist es von seiner alten Blüte
[* 37] ebenso in polit. und socialer
wie physischer Hinsicht heruntergebracht.
Während S. im Altertum ein von gewerbthätigen und handeltreibenden Völkern bewohntes, mit einer Menge blühender Städte
bedecktes, wohlangebautes, fruchtbares Land war, ist es jetzt im ganzen nur noch eine schwach bevölkerte,
mehr mit Ruinen als mit Wohnungen bedeckte, schlecht bebaute, dürre und deshalb unfruchtbare Öde, in der nur die von den
Drusen
[* 38] und Maroniten bewohnten Teile des Libanons und die unmittelbarste Umgebung der größern Hafenorte eine Ausnahme machen.
Nach der Restauration der türk. Herrschaft hat die Verwilderung und Unsicherheit
nur einen neuen Aufschwung genommen, wie die häufigen blutigen Zwiste zwischen den Drusen und Maroniten und das furchtbare
Blutbad unter den Christen und die Verbrennung ihres Stadtviertels in Damaskus im Juli 1860 beweisen. Neuerdings sind für
die Kenntnis der ältesten Geschichte von Nordsyrien die Ausgrabungen von Sendschirli (s. d.) von großer
Bedeutung geworden.
Vgl. Ritter, Erdkunde
[* 39] von Asien, Bd. 17, Tl. 1 und 2 (Berl. 1854–55);