synthetische Einheit (Einheit der
Apperception) als Ergebnis des synthetischen Prozesses. Von viel abgeleiteterm Charakter
ist das sog.
synthetische Urteil, d. h. die
Bildung zusammengesetzter
Begriffe aus voraus gegebenen einfachern. Im synthetischenUrteil, sagt man, werde der
Begriff des
Subjekts (also der voraus gegebene
Begriff) um ein neues, noch nicht in ihm
enthaltenes
Merkmal erweitert, während das analytischeUrteil nur (durch
Auflösung des gegebenen, zusammengesetzten
Begriffs)
ein in ihm schon enthaltenes
Merkmal herausstellt und zum
Bewußtsein bringt. Im vorher erklärten, ursprünglichern
Sinne würden
vielmehr alle
Begriffe und
Urteile ihrem wahren Ursprung nach synthetisch sein und ein Unterschied des synthetischen vom analytischen
Urteil nur so festgehalten werden können, daß das erstere die ursprüngliche Begriffsbildung zum
Ausdruck
bringt, das letztere den gegebenen
Begriff bloß auseinandersetzt.
Naturgemäß wird man dann z. B. die
Urteile der Mathematik synthetische nennen, sofern sie doch wohl den Neugewinn einer
Erkenntnis, nicht bloß die Explikation einer solchen, die man schon hatte, bedeuten wollen. Kants Frage
nach der Möglichkeit (d. h.
Begründung) synthetischer
Urteilea priori bedeutet hiemach eigentlich die nach dem letzten, notwendig
synthetischen Ursprung der
Begriffe und der Erkenntnis selbst. – In anderm
Sinne heißt synthetischesVerfahren dasjenige,
welches von den voraus gegebenen
Gründen zu den Folgen, vom
Allgemeinen zum Besondern und Einzelnen, vom
Gesetz zu den Erscheinungen deduktiv fortschreitet, analytisch das umgekehrte, also induktive
Verfahren. (S.
Sprachunterricht.)
Diese Bedeutung ist von der vorigen gänzlich verschieden: nach Kants
Begriffen wenigstens würde das analytische
Verfahren
vielmehr eminent synthetisch, das synthetische größernteils analytisch sein.
(grch.), zusammensetzend, verbindend, s.
Synthesis. ^[= (grch.) oder Synthese, Verbindung, Verknüpfung eines Mannigfaltigen zur Einheit im Gegensatz ...]
In der
Entwicklung der
Chemie wird im allgemeinen der Zeitraum seit Ende der fünfziger oder
Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrh. als
Periode der S. C. bezeichnet, wo die künstliche Herstellung organischer
Verbindungen das Hauptinteresse der Chemiker in
Anspruch nahm.
Durch Neutralisieren der Lösung mit
Alkalien fällt es in
Flocken, welche sich leicht in verdünnter Salzsäure und
Alkalien lösen. Es ist im
Magensaft leicht löslich und spielt bei
der
Magenverdauung eine wichtige Rolle.
König der Massäsylier im westl.
Numidien, stand im zweiten
Punischen Kriege zuerst auf seiten der
Römer,
[* 2] wurde
aber bald nachher, angeblich dadurch, daß
Hasdrubal ihm seine dem
Masinissa verlobte Tochter
Sophonisbe
zum Weibe gab, wieder auf die Seite der Karthager gezogen.
venerischeKrankheit,
Lustseuche
(Luesvenereae), eine ansteckende specifische
Infektionskrankheit von langsamem
Verlauf, die im wesentlichen aus einer von der Infektionsstelle ausgehenden, allmählich den ganzen Körper durchdringenden
Vergiftung besteht, die sich in Form eigenartiger, leichterer und schwererer entzündlicher Prozesse in den verschiedensten
Geweben und Organen kundgiebt; sie ist die weitaus wichtigste und gefährlichste der ansteckenden Geschlechtskrankheiten.
Die
Ursache der S. ist zweifellos ein Mikroorganismus, wenn auch der Nachweis einer bestimmten Bakterienart als
Ursache der
S. mit Sicherheit noch nicht erbracht wurde. Die von Lustgarten beschriebenen Syphilisbacillen scheinen mit ungefährlichen,
im Sekret der
Vorhaut (Smegma) häufig vorkommenden
Bakterien identisch zu sein. Die S. entsteht stets
durch
Ansteckung, und zwar fast allein durch innige Berührung eines gesunden Körperteils mit einem kranken, also zumeist
durch Beischlaf, sehr selten in anderer
Weise, z. B. durch
Kratzen mit den von Syphilisgift beschmutzten
Nägeln, durch Berührung
von Gegenständen, die durch das Sekret syphilitischer
Geschwüre beschmutzt worden sind
u. dgl.
Hinsichtlich der Krankheitserscheinungen lassen sich bei der S. drei verschiedene Formen unterscheiden:
1) die primäreS. oder der harteSchanker, die an der
Stelle der stattgehabten
Ansteckung sich entwickelnde örtliche
Affektion;
2) die sekundäreS., die durch den
Übertritt des syphilitischen
Giftes in das
Blut und in die Gewebe
[* 6] des
Körpers entstehenden Allgemeinerscheinungen, besonders
Haut- und Schleimhauterkrankungen;
3) die tertiäreS., die oft erst nach Jahren und noch später auftretenden Erkrankungen der
Knochen
[* 7] und innern Organe. Die
beiden letztgenannten Formen pflegt man wohl auch als konstitutionelleS. zu bezeichnen, weil bei ihnen nicht
mehr ein einzelnes Organ, sondern der ganze Körper von dem
Gift durchseucht ist.
Der gewöhnliche Verlauf der S. ist nun der, daß sich drei bis vier Wochen nach erfolgter
Ansteckung an der
Stelle, wo die
Ansteckung stattfand, also in der Regel an den
Geschlechtsteilen, ein kleines, vom
Kranken oft übersehenes
Bläschen oder Knötchen bildet, das sich bald verhärtet und in ein unreines mißfarbiges
Geschwür mit knorpelharten Rändern
umwandelt (harter oder indurierterSchanker,Ulcusdurum, auch wohl als primär-syphilitischesGeschwür, syphilitischerPrimäraffekt
oder
Initialsklerose bezeichnet).
Das primär-syphilitische
Geschwür läßt sich nicht auf bereits sekundär Erkrankte überimpfen, sondern nur auf Gesunde
und erzeugt bei diesen dann wieder konstitutionelle S.
Gleichzeitig mit dem harten Schanker stellen sich
schmerzlose, nur selten in
Eiterung übergehende Anschwellungen der Leistendrüsen (indolenteBubonen), bald auch der
Lymphdrüsen
des übrigen Körpers ein, und während das Schankergeschwür unter geringer Narbenbildung abheilt, treten etwa zwei
Monate
nach der
Ansteckung auf der
Haut
[* 8] rotfleckige, schuppige oder knotige
Ausschläge (syphilitischeExantheme
oder Syphiliden) auf.
Die Form der syphilitischen Hautaffektionen ist außerordentlich mannigfaltig; bald sind es rote halblinsengroße runde Flecken,
die nach längerm Bestehen eine schmutzige braunrote Färbung annehmen
¶
mehr
und schließlich unter leichter Abschuppung wieder verschwinden (Roseolasyphilitica), bald kleine braunrote nicht juckende
Knötchen, die vereinzelt oder in Gruppen auftreten (Lichen syphiliticus), bald größere flache Knoten, die mit dünnen
Epidermisschuppen überdeckt sind und mit einer gewissen Vorliebe an den Handtellern und Fußsohlen auftreten (Psoriasissyphilitica),
bald kleinere oder größere Eiterbläschen oder Pusteln (Ecthyma syphiliticum), bald kleine Entzündungen
der Talgfollikel der Haut(Acne syphilitica); mitunter bilden sich auch größere Krusten und Borken, unter denen sich ein
Geschwür entwickelt (Schmutzflechte, Rupia syphilitica).
Mit Vorliebe finden sich syphilitische Hautausschläge auf der Stirn, in welchem Falle sie als Venusblütchen oder Venuskrone
(Corona
[* 10] Veneris) bezeichnet werden. Neben den Hautausschlägen bilden sich bei der S. noch eine Reihe
von andern Affektionen aus, als Geschwüre in der Mundhöhle,
[* 11] namentlich am harten und weichen Gaumen, die bei Vernachlässigung
den Gaumen leicht durchbohren und so schwer zu heilende Sprachstörungen hervorrufen können; ferner Geschwüre in der Nase,
[* 12] die bei Vernachlässigung ein Einsinken der Nase bewirken, breite Kondylome oder Feigwarzen (s. d.), Schleimpapeln
im Mund und Rachen, Geschwüre im Kehlkopf, die Erstickungsgefahr verursachen können, Augenentzündungen, Hirnaffektionen u.
dgl. Charakteristisch für diese sekundär-syphilitischen Gewebserkrankungen
ist die Ausbildung einer eigentümlichen Geschwulstform, des Syphiloms oder der Gummigeschwulst (Gumma), die namentlich die
innern Organe (Leber, Lunge,
[* 13] Milz u. s. w.) befällt und eine kleinzellige Infiltration der Gewebe bewirkt.
Für die tertiäre S. sind namentlich die Erkrankungen der Knochen und Knochenhäute (Schienbeine, Stirnbein, Gesichts- und Vorderarmknochen)
als Merkmale betrachtet worden. Die Knochen schwellen dabei an und sind, namentlich nachts, sehr schmerzhaft. Auch kann es
während dieser Periode zu mancherlei schweren Entartungen in verschiedenen innern Organen, insbesondere
in der Leber, den Nieren, den Lungen, im Gehirn
[* 14] und Rückenmark, kommen, die man unter dem Namen der Eingeweidesyphilis (visceralen
S.) zusammenzufassen pflegt. So leicht zugänglich die S. der Heilung ist, wenn die Behandlung zeitig begonnen und zweckmäßig
und konsequent durchgeführt wird, so schwere Folgen kann eine Vernachlässigung und falsche Behandlung
derselben haben.
Als Heilmittel bedient man sich in den meisten Fällen des Quecksilbers und des Jodkaliums; doch leisten diese nur in der
Hand
[* 15] des Arztes das, was sie sollen. Am wirksamsten erweist sich das Quecksilber in der Form der Schmier- oder
Inunktionskur, bei welcher täglich 3–5 g grauer Quecksilbersalbe mit der Hohlhand unter gleichmäßigem kräftigem Druck
in die Haut verschiedener Körperstellen eingerieben und so dem Blutstrome einverleibt werden. Wo die Schmierkur nicht durchführbar
ist, reicht man Quecksilberpräparate innerlich oder bedient sich subkutaner Einspritzungen von Sublimat oder Quecksilberalbuminat.
Zur Verhütung der chronischen Quecksilbervergiftung (s. d.) sind während jeder Quecksilberkur Mund und
Zähne
[* 16] gehörig rein zu halten und ist der Mund öfters mit einer Lösung von chlorsaurem Kalium auszuspülen; sowie
der Kranke über schlechten Geschmack im Munde und über Verdauungsstörungen klagt, ist das Quecksilber auszusetzen. Bei veralteter
S. zieht man die
Anwendung des Jodkaliums sowie den Gebrauch von Schwefelbädern (Aachen,
[* 17] Nenndorf u. a.)
vor.
Noch ist zu erwähnen, daß sich die konstitutionelle S. auch auf die Kinder vererbt, wenn eins der Eltern zur Zeit der Zeugung
mit derselben behaftet ist (hereditäreS.). In vielen Fällen sterben die Kinder zeitig, in andern bleiben die Kinder siech
und kränklich. (S. Skrofulose.) Bei der angeborenen S. finden sich auf der Haut der Neugeborenen häufig
zahlreiche, erbsengroße oder noch größere, mit eiteriger Flüssigkeit gefüllte Blasen (Pemphigussyphiliticus). Wegen der
leichten Übertragbarkeit der S. auf die Nachkommenschaft sollen Syphilitische nicht früher als vor Ablauf
[* 18] von vier Jahren
und auch dann nur eine Ehe eingehen, wenn sie mindestens ein Jahr lang von allen Rückfällen verschont
geblieben sind. Eine wirksame Bekämpfung der S. ist nur durch die strengste sanitätspolizeiliche Überwachung der Prostitution,
die hauptsächlich zur Verbreitung der S. beiträgt, zu erreichen.
Wann die S. zuerst beobachtet wurde, ist nicht ermittelt; die Angabe, daß sie erst nach der Entdeckung
Amerikas aufgetreten und im Altertum unbekannt gewesen sei, hat neuerdings viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren. In größerer
Verbreitung trat die Krankheit zuerst am Ende des 15. Jahrh. auf, wo sie als Franzosenkrankheit (Morbusgallicus) im HeereKarls
VIII. von Frankreich großes Unheil anrichtete. Der Name S. wurde zuerst von dem Veroneser Arzt Fracastorius
(1521) gebraucht.
Vgl. Ricord, Vorlesungen über S. (übersetzt von Gerhard, Berl. 1848);
von Bärensprung, Die hereditäre S. (ebd. 1864);
Geigel, Geschichte, Pathologie und Therapie der S. (Würzb. 1867);
Lewin, Die Behandlung der S. mit subkutanen Sublimatinjektionen
(Berl. 1869);
Fournier, S. und Ehe (übersetzt von Michelson, ebd. 1881);
Zeißl, Lehrbuch der S. (5. Aufl.,
Stuttg. 1888);
Sigmund, Vorlesungen über neuere Behandlungsweisen der S. (3. Aufl., Wien
[* 19] 1883);