das Haus
Sir William
Temples, eines Verwandten seiner
Mutter, aufgenommen, worauf er 1692 den Doktorgrad in Oxford
[* 2] erlangte.
Dann wurde er Pfarrer zu Kilroot in
Irland, gab die
Stelle aber bald wieder
auf und kehrte zu
Sir Will.
Temple zurück. Nach dessen
Tode (1699) ging er als
Kaplan des Lord
Berkeley wieder nach
Irland, wo er später die Rektorei zu Aghar
und mehrere kleinere Pfründen erhielt. Erbitterung über fehlgeschlagene Hoffnungen bewog ihn, polit. Schriftsteller zu
werden.
Eifrigst verfocht er die Sache der
Whigs. Als ihn aber diese nicht nach Wunsch beförderten, trat er 1710 zu den
Tories über,
wodurch er endlich 1713 statt des ersehnten
Bistums das Dechanat zu St. Patrick in Dublin
[* 3] erhielt. Seit 1701 hatte
er mit
MißEsther Johnson, der berühmten Stella, die er in
Temples Hause kennen gelernt hatte, in einem zärtlichen Verhältnis
gestanden. Sie folgte ihm nach
Irland, wo er sie heimlich geheiratet haben soll. Zugleich unterhielt er
eine Freundschaft mit einer zweiten, unter dem
NamenVanessa bekannten jungen
Dame, die ihm gleichfalls nach
Irland folgte und
dort, angeblich aus
Gram über die Entdeckung seiner heimlichen
Ehe mit Stella, starb.
In den letzten Lebensjahren war er schwer geisteskrank. Er starb in Dublin. Die beiden
Werke, die
S.s Schriftstellerruhm hauptsächlich begründen, sind die ohne seinen
Namen erschienene
«Tale of a tub» (1704),
eine Satire, in der die
Abenteuer der drei
PersonenPeter, Martin und Jack, welche die kath., prot. und presbyterian.
Kirche
vorstellen, witzig erzählt werden, und
«Gulliver’s travels» (1726), eine polit. Satire, einfach und
ungeziert geschrieben, das vollendetste aller seiner Werke, das selbst für
den der polit.
Beziehungen Unkundigen höchst anziehend
ist und in fast alle civilisierten
Sprachen übersetzt, auch mehrfach für die
Jugend bearbeitet wurde.
Unter den übrigen zahlreichen
Schriften sind die wichtigsten: «Discourse of the contents and dissensions between the
nobles and commons of
Athens and
Rome» (1701),
namentlich
aber die «Letters by M. B.
Draper», die ihm die Zuneigung derIrländer erwarben, und die erst nach seinem
Tode erschienene «History
of the four last years of
QueenAnne». Seine Werke gaben Hawkesworth (14 Bde., Lond.
1755,
Quart,
[* 4] und 24 Bde., Oktav),
Walter Scott (mit vortrefflicher
Lebensbeschreibung, 19 Bde.,
ebd. 1814) und Roscoe (2 Bde., ebd. 1853)
heraus. Sein
«Tagebuch in
Briefen an Stella» erschien in deutscher
Übersetzung von Claire von Glümer (Berl. 1866). –
rechter Nebenfluß der Wolga, in den Gouvernements Simbirsk und Kasan,
[* 5] hat eine Länge von 363 km, geht
stellenweise parallel mit der Wolga, wenngleich in entgegengesetzter
Richtung, und ist nicht schiffbar.
(spr. -börn),CharlesAlgernon, engl. Dichter, ältester
Sohn desAdmiralsSir Charles
S. und der Lady Jane Ashburnham, geb. auf dem Landsitze
Holmwood
bei
Henley-upon-Thames, empfing seine erste Erziehung in
Frankreich, besuchte dann die Schule in
Eton und später die
Universität
Oxford. Nach Vollendung seiner
Studien bereiste er das Festland und verweilte längere Zeit in
Florenz
[* 6] bei
Walter Savage
Landor.
S.s erstes Werk: «The
Queen-mother and Rosamond, two plays in verse» (1860),
blieb unbeachtet. Seinen Ruf
begründete das nach altgriech.
Muster angelegte
Drama «Atalanta in Calydon» (1865; neue Ausg.
1875; deutsch von
Graf Wickenburg,
Wien
[* 7] 1878),
dessen lyrischer Schwung und kraftvolle
Schilderung S. sofort als einen Dichter
von hoher Begabung kennzeichneten. Weniger Beifall fand das
Drama «Chastelard» (1865; deutsch von O.Horn,
Brem. 1873),
dem
man rhetorische Übertreibung und sinnliche
Schilderungen vorwarf. Derselbe Tadel traf in noch höherm
GradeS.s«Poems and ballads»
(1866),
so daß der
Verleger das Werk dem fernern Vertrieb durch den
Buchhandel zu entziehen suchte. S.
verteidigte sich selbst in den
«Notes on poems and reviews» (1866). 1867 zeigte er sich durch den Mazzini gewidmeten «Song
of Italy», ein durch Reichtum und Vollendung der Form ausgezeichnetes, wenn schon wesentlich rhetorisch-dithyrambisches
Gedicht, als feurigen Republikaner. In ähnlichem
Stil ist die Victor
Hugo gewidmete «Ode on the proclamation
of the French Republic» (1870) gehalten. 1871 erschien ein neuer
Band
[* 8] vermischter Gedichte, die «Songs before sunrise», die
den reifsten
Früchten seines poet.
Schaffens zuzuzählen sind. Seine nächste
Dichtung war
«Bothwell, a drama in five acts and in verse» (1874),
eine geniale,
aber zu umfangreiche Fortsetzung von «Chastelard».
Hierauf folgten «Songs of two nations» (1875),
«Marino Faliero» (1885) und
«The sisters» (1892). In neuester Zeit erschienen das Gedicht
«GraceDarling» (1893),
«Astrophel and other poems» (1894) und
«The tale of
Balen» (1896). Als scharfer Kritiker bewährte sich S. in «William
Blake, a critical essay» (1868),
in der geistreichen
Schrift«Under the microscope» (1872),
in der er sich und seinen
Freund Rosetti gegen die
Anklage der
Begründung einer «fleischlichen Schule der
Poesie» verteidigte; ferner in
«George Chapman,
a critical essay» (1875),
«Studies in prose and poetry» (1894). Eine Sammlung
seiner Prosaschriften gab er 1875 als «Essays and studies» heraus. Gegen
Gladstone und die Russenfreunde wandte er sich in den
«Notes of an English republican on the Muscovite crusade» (1876). –