(hebr. und assyr.
Šušan oder Schuschan, d. h. die
Lilie), in den einheimischen
Inschriften Schuschin oder Schuschun,
gegenwärtig
Sus oder Schus (im heutigen
Persien),
[* 2] die Hauptstadt von
Susiana, lag zwischen den
Flüssen Choaspes, wegen seines
Wassers berühmt (heute
Kercha), und Euläus (im Alten
Testament und den
Keilinschriften Ulaï, heute Dscherrahi),
war in Gestalt eines
Rechtecks von 120 Stadien (22 km)
Umfang erbaut und hatte keine
Mauern, aber eine stark befestigte
Burg,
die den herrlichen
Palast und eine der Hauptschatzkammern des
PersischenReichs enthielt.
Wie
Babylon war auch S. aus Ziegelsteinen und
Erdpech erbaut. Als Erbauer der
Burg galt der mythische Memnon,
daher sie den
Namen Memnonium führte. Die Perserkönige von
Darius I. an erbauten hier prachtvolle
Paläste, deren Reste von
Loftus untersucht worden sind. Die Ruinen gehören zu den großartigsten
Asiens. In S. spielte die
IntrigueEsthers, deren Sage
noch heute sich in diesen Gegenden verewigt; ebenso zeigt man ein Grabmal
Daniels. Die zahlreichen
Keilinschriften
sind noch nicht vollständig entziffert und erklärt worden. Neuerdings hat die franz. Regierung
eine Mission unter den
Architekten Dieulafoy (s. d.) zur Erforschung
S.s gesandt. Unfern von S. liegt die Stadt Schuschter
(s. d.). - Vgl.
Billerbeck, Susa (Lpz. 1893).
(hebr., d. h.Lilie), nach einer jüd. Erzählung eine Jüdin zu
Babylon, Gemahlin des Jojakim
und Tochter des Helkia, deren Schönheit und Gottesfurcht gerühmt wird.
Ihre Geschichte wird in dem apokryphischen
Buche«Historia
von der
S. und
Daniel» erzählt. Von zudringlichen Liebhabern, die sie beim
Baden
[* 3] überraschten, des
Ehebruchs angeklagt, wurde
sie zumTode verurteilt, doch durch den jurist. Scharfsinn des jugendlichen
Daniel gerettet, der die falschen
Ankläger entlarvte, worauf diese dem Todesurteil unterlagen. Das
Buch steht in den Septuaginta als
Kap. 13, in einigen Handschriften
derselben aber vor
Kap. 1 des
BuchsDaniel. Wortspiele und Paronomasien mit griech. Wörtern beweisen die griech.
Abfassung des
Buchs.
1)
Kreis
[* 4] im nördl.
Teil des russ. Gouvernements Wladimir, zumeist im Gebiet des Nerl (zur Kljasma), hat 2860 qkm, 105 156 E.;
Acker-, Gemüsebau, Hausweberei, 2 Kattunfabriken und 1 Baumwollweberei. - 2) Kreisstadt im
KreisS., an der Kamenka, besteht
aus drei
Teilen, von denen der mittlere, der Kreml, mit hohem Erdwall und
Graben umgeben ist, und hat (1891) 7210 E., 25
Kirchen,
darunter mehrere
Kathedralen, 2 Mönchs-, 2 Nonnenklöster, bischöfl.
Palast, 8
Buchhandlungen, Kaufhof,
Stadtbank,
Gartenbau (namentlich Meerrettich,
Zwiebeln,
Pfefferminze,
Cichorien). - S. war früher eine reiche, stark bevölkerte
und industrielle Stadt, besonders bekannt durch ihre Heiligenbildermalerei und durch ihren Hausierhandel in ganz
Rußland
(die Hausierer hießen überall Susdaler). 1116-1390 bestand ein besonderes Fürstentum S., anfangs mit
der Stadt S., dann mit Wladimir als Hauptstadt, das im Großfürstentum
Moskau
[* 5] aufging. Die ehemalige Eparchie S. (seit
1213)
ist mit der von Wladimir verbunden.
Franz,
Philolog, geb. zu Laage in
Mecklenburg,
[* 6] studierte in
Leipzig
[* 7] und
Berlin,
[* 8] wurde Gymnasiallehrer
in Güstrow
[* 9] und Schwerin und habilitierte sich 1852 an der
Universität Greifswald.
[* 10] 1856 wurde er daselbst
außerord., 1863 ord. Professor der klassischen
Philologie. Er veröffentlichte: «Prodromus Platonischer Forschungen» (Gott.
1852),
von der Stadt
Susa so genannt, auch
Susis, der bei den Griechen gebräuchliche
Name für das heutige Chusistan
(s. d.). Der semit.
Name ist Elam (s. d.), worunter jedoch gewöhnlich nur der obere
Teil der Landschaft begriffen wird; die
Gegend um
Susa bewohnten die
Kassiter (s. d.), den Nordosten die Kossäer (s. d.).
Außerdem werden noch andere, nicht weiter hervortretende Völkerschaften genannt, ebenso zahlreiche
Städte, deren wichtigste
die Hauptstadt
Susa (s. d.) war. -
Vgl. Dieulafoy, La
Perse, la Chaldée et la Susianae (1887).
oder Seuse,
Heinrich, mit dem
Beinamen Amandus, deutscher
Mystiker, geb. in
Überlingen, gehörte dem
Geschlecht der Herren von
Berg an, trat, 13 J. alt, in das Dominikanerkloster zu Konstanz
[* 13] als Novize ein und ging dann nach
Köln,
[* 14] um sich unter
MeisterEckardt weiter auszubilden. DerTod seiner
Mutter brachte ihn auf eine ascetische
und mystische Lebensanschauung. Er legte sich den
Namen seiner
Mutter bei (Siuse, latinisiert Suso), zog sich wieder in das
Kloster nach Konstanz zurück und gab sich den schmerzlichsten
Entsagungen und Kasteiungen hin.
Mit seinem 40. Jahre beendete er seine Büßungen, zog als Wanderprediger umher, gewann namentlich in
den Frauenklöstern
Schwabens und der
Schweiz
[* 15] großen
Anhang und starb zu
Ulm
[* 16] im Dominikanerkloster, in dessen Kreuzgange
er begraben liegt. Seine Hauptschriften, die er vier Jahre vor seinem
Tode redigierte und mit merkwürdigen Bildern ausstattete,
sind eine
Beschreibung seines Lebens, nach gesprächsweisen Mitteilungen von Elise Stagel, einer Freundin,
niedergeschrieben und von ihm selbst nachträglich durchgesehen und vervollständigt, dann das viel verbreitete
«Buch von
der ewigen Weisheit», das
«Buch von der Wahrheit» und endlich ein «Briefbüchlein», 11
Briefe enthaltend. Fälschlich ist ihm
das von Rulman Merswin (s. d.) verfaßte
«Buch von den neun Felsen» beigelegt worden.
S.sMystik hat nichts
Eigentümliches. Er schließt sich vielmehr eng an
Eckardt (s. d.) an; dagegen charakterisiert ihn das Vorwiegen des Gemüts
und des poet. Elements, das sich bis zum
Phantastischen versteigt, so
¶
mehr
daß er recht eigentlich als Vertreter der schwärmerischen Mystik gelten darf. Seine Werke verbreiteten sich rasch und weit
und wurden ins Lateinische, Französische, Italienische und Holländische
[* 18] übersetzt. Von der deutschen Sammlung giebt es zwei
alte Ausgaben mit Holzschnitten (Augsb. 1482 u. 1512) und zwei neuhochdeutsche Übersetzungen von Diepenbrock (S.s Leben
und Schriften, Regensb. 1829; 4. Aufl. 1884) und von Denifle (Seuses Schriften, Münch. 1876-80). Die «Briefe» S.s gab Preger heraus
(Lpz. 1867). Eine sorgsame lat. Übersetzung lieferte Surius (Köln 1855 u. ö.). -
Vgl. Böhringer, Die Kirche Christi und
ihre Zeugen, Bd. 18 (neue Ausg., Stuttg.
1877);
Preger, Geschichte der deutschen Mystik, Tl. 2 (Lpz. 1881);