das
System von 1871 an auch auf die großen
Binnenseen ausgedehnt. In
Deutschland
[* 2] liegt das Sturmwarnungswesen in der
Hand
[* 3] der
kaiserl. deutschen Seewarte (s. d.) zu
Hamburg,
[* 4] während in
Frankreich, England, in den
Niederlanden die Meteorolog.
Centralämter
die S. geben. Die S. werden von hier aus den Signalstellen telegraphisch übersandt, die durch
Sturmsignale
(s. d.) die Warnungen den vorüberfahrenden Schiffen übermitteln. Dies geschieht
außer durch den Signalmast auch durch Semaphore (s. d.) und, wie in den
Niederlanden, durch das
Aëroklinoskop (s. d.). Neuerdings
werden auch in
Spanien,
[* 5]
Portugal, in den engl.
KolonienIndiens,
Australiens und Südafrikas, in
Japan,
[* 6] in
Shang-Hai und einigen
chines. Häfen, sowie in
Hong-kong und
Manila teils von besondern Wetterwachen eigene S. ausgegeben, teils
telegraphisch von
Centralstellen empfangen.
HelfrichPet., Schriftsteller, geb. zu
Darmstadt,
[* 7] studierte 1753-58 zu
Jena,
[* 8] Göttingen
[* 9] und Gießen
[* 10] dieRechte, wurde 1764 Sekretär
[* 11] im Departement des
Auswärtigen zu Kopenhagen
[* 12] und bald auch Privatsekretär
des
Grafen von
Bernstorff des
Ältern. 1768 begleitete er als Legationsrat
Christian VII. nach England und
Frankreich. Dieser
Reise verdankt man die schönen
«Briefe eines Reisenden», die zuerst im
«Deutschen Museum» (1777) erschienen. 1770 wurde S.
zum Direktor des Generalpostamtes ernannt; allein
Struensees Fall zog 1772 auch den seinigen nach sich.
Aus Kopenhagen verwiesen, ward er 1773 vom dän.
Hofe als Regierungsassessor in Oldenburg
[* 13] wieder angestellt; 1775 trat er
als Etatsrat in den oldenb.
Staatsdienst über. Er starb zu
Bremen.
[* 14] S. gehört zu den bessern
deutschen Prosaikern des 18. Jahrh.; er ist ein geschmackvoller, ästhetischer und philos.
Essayist, der populäre Verständlichkeit mit soliden Kenntnissen und sicherm
Urteil verbindet, durchaus den frischen Regungen
der deutschen Litteratur gewogen. Die beste, aber nicht ganz vollständige
Ausgabe seiner
«Schriften» (2. Aufl., Lpz. 1786)
erschien nach seinemTode.-
im Bauwesen soviel wie scheitrechter
Bogen
[* 15] (s. d.). ^[= # wichtige Waffe für den Fernkampf, dient zum Abschießen der Pfeile, wird zu Jagd- und Kriegszwecken ...]
Steigbügel mit einer auf Federkraft beruhenden Vorrichtung, welche verhütet, daß der vom
Pferde
[* 16] gefallene
Reiter im
Bügel hängen bleibt und geschleift wird.
Entweder öffnet sich beim
Sturz der
Steigbügel selbst,
so daß der darin hängende Fuß frei wird, oder der ganze Steigbügelriemen hakt sich vom Sattel los.
hinter
dem lat.
Namen von lebenden und fossilen
TierenAbkürzung für Samuel Stutchbury (spr. stöttschbörrĭ),
einen engl. Zoologen und Paläontologen, geb. 1797, gest. 1859.
1) Oberamt, ohne die Stadt S., im württemb. Neckarkreis, hat 206,01 qkm und (1895) 44 026 (21 308 männl., 22 718 weibl.)
E. in 26 Landgemeinden. - 2) Haupt- und Residenzstadt des Königreichs
Württemberg,
[* 21] des Neckarkreises
und des Stadtdirektionsbezirks S., liegt 48° 47' nördl.
Br. und 9° 11' östl. L. von Greenwich, vom Nesenbach durchflossen,
der in der Vorstadt
Berg in den Neckar mündet, in 260 m Höhe, in einem weiten Thalkessel, von anmutigen Rebenhügeln und
waldigen
Höhen umgeben, bedeckt eine
Fläche von 29,79 qkm. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt etwa
9,8° C., der Luftdruck 740 und die Niederschlagsmenge 608
mm. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der
Straßen, Plätze
und öffentlichen
Gebäude.)
Bevölkerung.
[* 22] Die ortsanwesende
Bevölkerung betrug 1795: 19 510, 1834: 38 065, 1846: 48 635, 1861: 61 314, 1880: 117 303,
1890: 139 817, 1895: 158 321 (76 232 männl., 82 089 weibl.) E.,
d. i. eine Zunahme seit 1890 von 18 504
Personen oder 13,23
Proz. Dem Religionsbekenntnis nach waren 132 868
Evangelische, 21 809 Katholiken, 883 andere
Christen, 2718 Israeliten und 43 andere.
Es wurden gezählt 30 952 Haushaltungen und 69 Anstalten. In S. waren geboren 59 663. Die Zahl der
Geburten
betrug 1896: 4753, der
Eheschließungen 1358 und der Gestorbenen (einschließlich Totgeborenen) 3090. In Garnison liegen Grenadierregiment
Königin
Olga (1. württemb.) Nr. 119, Infanterieregiment
KaiserFriedrich, König von
Preußen
[* 23] (7. württemb.), Nr. 125, Dragonerregiment
König (2. württemb.) Nr. 26 und die Schloßgardecompagnie.
Anlage,
Straßen und Plätze. Von den alten Stadtmauern und
Türmen sind nur Reste vorhanden, Wall und
Graben überbaut. Zu den
königl.
Anlagen (80 ha) hinter dem Residenzschloß, die sich 4 km weit bis nach
Cannstatt hinziehen und mit zahlreichen Bildwerken
(Danneckers Nymphen, Hofers Pferdebändiger,MüllersGrafEberhard) geschmückt sind, den Gärten der Museumsgesellschaft,
des Liederkranzes, der Stadtgartengesellschaft sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche
Anlagen und Spaziergänge getreten.
Aus der um den Marktplatz gelegenen engen
Altstadt mit der ländlichen
Eßlinger und der «reichen» obern Vorstadt entwickelte
sich im 19. Jahrh. eine große regelmäßig gebaute, an großartigen
Gebäuden reiche Stadt, die an der
Entwicklung der neuen Renaissance durch hervorragende
Meister
(Leins,
Egle, Gnauth und ihre
Schüler) wichtigen Anteil hat. Unter
den
Straßen zeichnen sich vor allem als Verkehrsadern aus die Königs-, die Neckar- und die Olgastraße, durch prächtige
Gebäude die
Goethe-, Johannis-,
Mörike-, Reinsburg-,
Uhland- und Werastraße, durch ihre
Lage die Hasenberg-,
Hohenheimer, Hohenstaufen- und Alexanderstraße.
die Regierung des Königs Wilhelm I., 1841 errichtet, von Wagner u. a., das eherne Reiterstandbild des GrafenEberhard im Bart
(1859) von Hofer, das Bronzestandbild Herzog Christophs (1889) von P. Müller, das Reiterstandbild König Wilhelms I. (1884)
von Hofer, das Marmordenkmal des Königs Karl und Bronzedenkmal der Königin Olga (1895) von Curfeß, die
Bronzebüsten Uhlands von Rau, des Rechtslehrers Joh. Jak. Moser (1885) von Kopp und des Herzogs Eugen von Württemberg (1878),
Marmorbüsten Danneckers von Curfeß (1888),Friedrich Vischers, Bismarcks und Moltkes (1889) von Donndorf, Robert Mayers von
Kopp, G. Schwabs von Zell, FranzSchuberts von Kietz, E. Mörikes von Roesch. Von Brunnen
[* 25] sind zu erwähnen
die auf dem Schloßplatz von Kopp, der mit dem Erzbild der Stuttgardia von Rau (1864), der got.
Brunnen bei der Marienkirche (1880) von Wolff und der Monumentalbrunnen mit dem Erzbild einer
Galatea auf der Eugensplatte von Rieth (1890).
Kirchen. Die Stiftskirche, eine dreischiffige got. Hallenkirche, 1436-95
erbaut, seit 1534 evangelisch und 1841 sowie 1890 hergestellt, enthält Glasgemälde (1841-87) nach Zeichnungen von Neher,
Steinbilder württemb. Grafen von GrafUlrich (gest. 1265) bis GrafHeinrich (gest. 1519); die kath. St. Eberhardskirche an der
Königsstraße war bis 1808 Kirche des Lustschlosses Solitude. Architektonisch bedeutender sind die Kirche in der
Vorstadt Berg (s. d.), die 1866-76 von Leins in Sandstein erbaute got. Johanneskirche auf einer Halbinsel des Feuersees, die
von Dollinger im rhein. Rundbogenstil des 12. Jahrh. aus Backsteinen aufgeführte turmreiche Garnisonkirche (1879) mit Glasgemälden
von Pfannschmidt und Wandbildern von Schraudolph, kath. Marienkirche (1879)
von Egle, eine frühgot. dreischiffige Hallenkirche mit zwei Türmen und einem von BeuronerBenediktinerngemalten Fries, roman. Kirche (1881) in der Karlsvorstadt (Heslach) von Wolff, roman.
Friedenskirche von Dollinger (1892) in der Neckarvorstadt, mit Glasfenstern, kath. St. Nikolauskirche
(1897) von Pohlhammer, Gedächtniskirche (1898) von Reinhardt und Pauluskirche (1898) von Frey, sämtlich frühgotisch, die
Schloßkapelle im alten Schloß, 1560 von HerzogChristoph gebaut, 1865 unter König Karl durch Tritschler
erneuert, die kleine engl. Kirche (1864), russ. Kirche (1895) von Eisenlohr und Weigle, zwei Methodisten- und mehrere andere
Kapellen sowie die 1859-60 von Breymann und Wolff erbaute Synagoge.
Weltliche Gebäude. Das Residenzschloß, 1746-1807 in einfachem franz. Stil erbaut, besteht aus einem Hauptgebäude
mit zwei vorspringenden Flügeln und enthält etwa 360 Säle und Gemächer, 1337-45 von Gegenbaur gemalte Fresken aus der
württemb. Geschichte und Skulpturen von Dannecker, Kopf u. a.; mit dem Schloß steht das Hoftheater in Verbindung, 1845-46 auf
den Grundmauern des unter HerzogLudwig durch Beer erbauten Lusthauses errichtet. Südwestlich vom Schloß
das alte Schloß, 1500 auf der Stelle einer ältern Burg begonnen, nach 1553 unter HerzogChristoph durch Tretsch ausgebaut und
später mit drei runden Ecktürmen versehen, hat die Formen der mittelalterlichen Burg bewahrt; daneben der Königin-Olga-Bau
im Palaststil des 18. Jahrh. (1896) von Lambert und Frey (Eigentum der
Herzogin Wera).
Westlich vom Residenzschloß über dem prächtigen, 1860 von Hackländer und Leins erneuerten Schloßplatz der Königsbau,
1856-60
von Leins erbaut, getragen durch eine großartige Kolonnade von 26 ion. Säulen,
[* 26] die durch zwei vorstehende korinth.
Säulenhallen unterbrochen werden; daneben das Kronprinzenpalais, 1846-50 in röm. Stil von Gaab erbaut.
Hinter dem Residenzschloß die jetzt als Bibliothek, Wohnungen, Kanzleien und Stallungen benutzten Gebäude der 1775 hierher
verlegten, 1794 aufgehobenen Karlsakademie (Karlsschule), in der Schiller mit Dannecker u. a. seine Ausbildung erhielt; an der
Neckarstraße das Gebäude des Staatsarchivs und Naturalienkabinetts (1827) im klassischen Stil, das Wilhelmpalais (1840) von
Salucci, Winterwohnung des Königs, weiter nördlich das Museum der bildenden Künste, 1839 erbaut, 1890 erweitert,
und die Münze (1842). Neuere bemerkenswerte Gebäude sind der Bahnhof (1867) von Morlok und Wolff (s. Tafeln: Bahnhöfe
[* 27] I,
[* 24]
Fig.
4, und IV,
[* 24]
Fig. 3), die Hauptpost von Tritschler (1870) hinter dem Königsbau,
die Markthalle, ein Geschenk des Königs Wilhelm I., die städtische Gewerbehalle von Wolff (1881),
das Landesgewerbemuseum von Hartel und Neckelmann (1895) mit der prächtigen König-Karls-Halle im Innern, das Justizgebäude
im Stil der Hochrenaissance (1879) und daneben die königl. Bibliothek (1885), beide von Landauer, das städtische Lagerhaus
(1890) am Güterbahnhof, die neue Infanteriekaserne (1886) in florentin.
Frührenaissance, das Generalkommando von Gnauth (1875), das vom königl.
Leibarzt Dr. Ludwig gestiftete Spital (1874), die von der Königin Olga gestiftete Heilanstalt für Kinder und Lehrlinge (1890),
die Technische Hochschule in ital. Renaissance, 1864 erbaut von Egle, erweitert 1879 von Tritschler, die Baugewerkschule in
franz. Renaissance von Egle (1870), die Kunstschule von Bok (1885), das Karlsgymnasium von Wolff (1885),
das Realgymnasium (1881), die Wilhelms-Realschule (1896), die neuen Spitäler: Marien-, Karl-Olga- und Bürgerspital, endlich
die Gebäude der Museumsgesellschaft (1875), der Württembergischen Vereinsbank (1873)
und der Reichsbank (1877) und die Liederhalle (1864; 1874 erweitert).
Verwaltung. Die Stadt wird unter Aufsicht der königl. Stadtdirektion verwaltet von einem Oberbürgermeister
(Rümelin, 18000 M.), zwei besoldeten Räten (Gauß und Stockmayer, je 9200 M.), einem Gemeinderat und Bürgerausschuß von
je 24 Mitgliedern. Der Vorort Gablenberg hat einen eigenen Unterschultheiß, aber keinen eigenen Gemeinderat. Seit 1891 besteht
eine Berufsfeuerwehr. Mit Nutzwasser wird die Stadt versorgt durch das Neckarwasserdruckwerk (1861),
das Seewasserwerk (1874) und das neue Neckarwasserwerk (1881), mit Trinkwasser durch das Wasser aus 94 einzelnen Quellenfassungen.
Die Kanalisation ist seit 1874 allmählich durchgeführt. Die Gasbeleuchtung besteht seit 1845; elektrische Beleuchtung
[* 28] seit 1895.
Finanzen. Die Einnahmen und Ausgaben sind für 1897/98 auf 9,477 Mill. M. veranschlagt; unter erstern befinden
sich 5,085 Mill. M. Steuern und Gebühren. Für Armen- und Krankenpflege werden aufgewendet 560000, für Unterrichts- und Erziehungswesen 1 148 500,
für Sicherheitszwecke 640 800, für Tiefbau, Straßen und öffentliche Plätze 3,327 Mill. M. Das Vermögen betrug 1895: 29,892,
die Schulden 20,929 Mill. M., darunter 19,?i6 Mill. M. Anleihen.
Behörden. S. ist Sitz der Ministerien und obersten Landesbehörden, der königl. Stadtdirektion,
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