Lothringen, und
General Rußwurm mit
Sturm genommen. Durch Meuterei der
Besatzung geriet sie schon 1602 wieder in die Gewalt
der
Türken, die sie erst 1688 aufgaben. Die Stadt büßte nach und nach ihre Bedeutung ein, und
Preßburg
[* 2] wurde nun Krönungs-
und Hauptstadt.
1)
Kreis
[* 3] im preuß. Reg.-Bez. Marienwerder,
[* 4] hat 610,91 qkm und (1895) 37 589 (18 252 männl., 19 337 weibl.)
E., 2
Städte, 75 Landgemeinden und 52 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im
Kreis S., zwischen dem Barlewitzer und dem Hintersee,
an der
NebenlinieThorn-Graudenz-Marienburg der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 5] Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts
(Landgericht
Elbing),
[* 6] hat (1895) Post,
Telegraph,
[* 7] kath. und evang.
Kirche, eine 1219 gegründete, jedoch völlig umgebaute Ordensburg,
die im Aug. 1151 von den
Polen eingenommen wurde; große Torflager, Schweinezüchterei,
Brauerei, Käserei und Pferdemärkte.
Nahebei Dorf Vorschloß-Stuhm mit 119 E.
Friedr. Aug.,
Architekt, geb. zu
Mühlhausen
[* 10] in
Thüringen, erhielt seine Ausbildung unter Schinkel
und trat nach einer ital.
Reise 1830 als Hofbauinspektor in den
Staatsdienst. 1832 wurde er zum Hofbaurat und bald darauf zum
Direktor der Schloßbaukommission ernannt. S. war seit 1812 Oberbaurat und
Architekt des Königs, seit 1816
Geh.
Oberbaurat, seit 1819 Mitdirektor der
Bauakademie, seit 1850 vortragender
Rat im Ministerium. Er starb Außer manchen
Privatgebäuden, die er in und bei
Berlin
[* 11] erbaute, und den
Entwürfen zum Wiederaufbau des Winterpalais in
Petersburg,
[* 12] zur
Berliner
[* 13] Börse und zur kath.
Kirche in Rheda lieferte S. zu etwa 100 Kirchenbauten die Pläne. Er bewegte sich
dabei in allen Stilrichtungen, baute die St. Jakobikirche (1815 vollendet) in
Berlin in Form einer altchristl.
Basilika,
[* 14] die Matthäikirche (1815-16) im ital.-roman.
Stil, die Markuskirche (1818-55) als
Centralbau im
Geiste der ital. Renaissance,
die Bartholomäuskirche (1851-58) gotisch. Zu dem projektiertenBerlinerDom entwarf er drei (unausgeführte)
Pläne. Seine Hauptschöpfungen auf dem Gebiete des Profanbaues sind: das
Neue Museum in
Berlin (1813-55), die
Akademie der
Wissenschaften in
Pest, das Universitätsgebäude in Königsberg
[* 15] (1814-63), das Nationalmuseum zu
Stockholm
[* 16] (1850-66) und die
kurz vor seinem
Tode entworfene, von
Strack ausgeführte Nationalgalerie zu
Berlin (s.
Tafel: Museen I,
[* 1]
Fig.
1). Am reichsten aber konnte er den Renaissancestil zur Ausübung bringen, als ihm 1851 die Vollendung des großherzogl.
Schlosses in Schwerin
[* 17] (erster
Entwurf von
Demmler) übertragen wurde. Im got.
Stil aufgeführt sind das Museum in Köln
[* 18] (1855-61),
die
Architekturen der
Brücken
[* 19] bei Dirschau
[* 20] und Marienburg,
[* 21] die
BurgStolzenfels und
vor allem die
Burg Hohenzollern
[* 22] (1850-55).
Rollen,
[* 39] die Rollen, in denen der Darsteller nicht spricht oder singt, sondern sich
nur durch
Mimik
[* 40] und sichtbare Zeichen und Handlungen ausdrückt (z. B. die Titelrolle in der «Stummen
von Portici»,
Gottfried im
«Lohengrin»).
Spiel, in der Schauspielkunst die
Bewegungen, Mienen u. s. w., mit denen der Darsteller die Reden anderer oder
überhaupt die
Situation des Augenblicks begleitet und unterstützt.
Karl Ferdinand,Freiherr von, Industrieller und Politiker,
Bruder von Ferdinand,
Freiherrn
von
Stumm, geb. zu Saarbrücken,
[* 41] studierte in
Bonn
[* 42] und
Berlin und trat 1858 an die
Spitze der Firma Gebrüder
Stumm
zu Neunkirchen. Er brachte das der Firma gehörige Eisenwerk zu großartiger
Entwicklung. E. ist ferner Präsident der
Aktiengesellschaft der Dillinger
Hüttenwerke und Haupteigentümer der Kommanditgesellschaft der Halberger Hütte,
Vorsitzender
der Saarbrücker Handelskammer, des
Vereins zur Wahrung der wirtschaftlichen Interessen der Saarindustrie, der südwestl.
Gruppe des
Vereins deutscher
Eisen- und Stahlindustrieller sowie der südwestdeutschen
Eisen-Berufsgenossenschaft. Den
Krieg
von 1870 machte S. als Eskadronführer der Reservekavallerie mit. 1888 erhielt er den Freiherrentitel.
1867-70 war S. Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, 1882 wurde er in das Herrenhaus berufen.
Dem
Reichstag gehörte S. 1867-81 und wieder seit 1889 an. Er ist Mitbegründer der
Deutschen Reichspartei, deren Vorstand
er angehört, und wirkt hauptsächlich als
Socialpolitiker und als
Vertreter des Schutzes der nationalen
Arbeit fürIndustrie,
Landwirtschaft und Handwerk. Er beantragte schon 1869 im
Reichstag die gesetzliche Invalidenversicherung für alle Fabrikarbeiter.
Kaiser Wilhelm II. berief S. 1890 in den
Staatsrat, als es galt,
¶
mehr
Vorschläge zur Durchführung eines wirksamern Arbeiterschutzes zu machen. S. bekämpft auf das schärfste die Socialdemokratie
(gegen die er energische Ausnahmegesetze verlangt), aber auch den sog. Kathedersocialismus und die gewerkschaftlichen Arbeiterorganisationen.
Allen diesen Bestrebungen stellt er die Vorzüge des persönlichen Verhältnisses zwischen Arbeiter und Arbeitgeber gegenüber
und führte auf dieser Grundlage eine umfassende Arbeiterfürsorge auf seinen eigenen Werken ein.
Sämtliche auf dem Neunkircher Eisenwerke getroffenen Wohlfahrtseinrichtungen (Knappschaftsverein, Kranken- und Armenpflege,
Schulen, Bade- und Waschanstalten, Speiseanstalten, Wohnungen, Prämien u. s. w.) stehen unter persönlicher
Aufsicht des Chefs der Firma, ohne dessen Zustimmung kein Arbeiter gestraft oder entlassen werden darf. Auch die für das Neunkircher
Eisenwerk bestehende Arbeitsordnung enthält eine ganze Anzahl eigentlicher Wohlfahrtseinrichtungen, so die Bestimmung, wonach
die jugendlichen Arbeiter einschließlich der Pausen nur acht Stunden arbeiten, ferner die den Arbeitern eingeräumte Berechtigung,
während eines unfreiwilligen Feierns von mehr als drei Tagen den halben Lohn fortzubeziehen, das Rekursverfahren gegen Disciplinarstrafen
u. s. w. Die jährliche Produktion der Firma Gebrüder S. betrug 1897 etwa 200000
t Roheisen und 200000 t, Fabrikate; es wurden beschäftigt 61 Beamte und 5146 Arbeiter mit 10 872 Angehörigen. An Betriebsvorrichtungen
waren vorhanden: 349 Koksöfen,
[* 44] 10 Hochöfen, 8 Kupolöfen, 2 Flammöfen, 7 Konverter, 2 Martinöfen, 54 Puddelöfen, 31 Schweißöfen, 216 Dampfmaschinen
[* 45] mit 34 100 Pferdestärken, 179 Dampfkessel,
[* 46] 27 Lokomotiven, 18 Walzenstraßen, 23 Dampfhämmer. Die Halberger
Hütte besitzt und betreibt Eisenerzgruben in Lothringen und hat an Betriebsmitteln: 120 Koksöfen, 5 Hochöfen, 10 Kupolöfen, 2 Tiegelöfen, 49 Dampfmaschinen, 28 Dampfkessel, 336 Arbeitsmaschinen, 62 Trockenöfen, 5 Lokomotiven, 4 Dynamomaschinen, 37 Elektromotoren.
Die Arbeiterzahl betrug (1897) 2243 mit 5546 Angehörigen, die Jahresproduktion 50000 t Röhren,
[* 47] Bauguß,
Poterie und Kanalisationsartikel.