ausgeliefert, sein unter Vitellis Nachfolger
Don Juan de
Luna im Dez. 1538 erfolgter
Tod ist aber nicht aufgeklärt; seine
Güter
waren schon vorher eingezogen worden. Seine
Söhne Piero,
Lorenzo und der mutige Roberto setzten den Kampf gegen den
Kaiser
und
Cosimo I. vergeblich, zuletzt in Siena, fort. Piero und sein Sohn starben in franz.
Diensten. Mit Robertos Sohn
Leone starb Filippos Nachkommenschaft aus. Die Reste des Vermögens gingen über auf
Lorenzo, den
Sohn Filippos des
Ältern, und die Familie trat seitdem nicht mehr politisch hervor. -
Vgl. Ranke, Sämtliche Werke, Bd. 40
u. 41 (Lpz.
1877);
Reumont, Beiträge zur ital. Geschichte, Bd. 5 (Berl.
1857);
LorenzoStrozzi, Vita di Filippo S.,
vor der gleichnamigen
Tragödie von Niccolini (Flor. 1847
u. 1851);
Guasti, Le
[* 2] carte
strozziani (im «Archivo storico italiano», 1887 fg.);
L. Strozzi, Vite di alcuni della famiglia S. (Flor. 1890);
ders., Le
vite degli nomini illustri della casa S. con un raggionamento inedito di
Franc. Zeffi sopra la vita del
autore (ebd. 1892).
Bernardo, ital.
Maler, genannt il
Capucino und il
Prete Genovese, geb. 1581 in Genua,
[* 3] ging nach
Venedig,
[* 4] wo er
als
Maler und Kriegsbaumeister in die Dienste
[* 5] des
Staates trat und 1644 starb. Er ahmte die naturalistische
Richtung des
Caravaggio nach und lieferte zum
Teil vortreffliche Werke, die bei flüchtiger Zeichnung und meist realistischem
Ausdruck doch durch ein kräftiges
Kolorit wirken. In Genua und andern
StädtenItaliens
[* 6] sind Werke von ihm erhalten; ferner
in
Wien,
[* 7]
Dresden,
[* 8] im Louvre, in
Petersburg
[* 9] und
München.
[* 10] Auch war S. ein trefflicher Bildnismaler.
Otto von, preuß.
General der Infanterie, geb. zu
Lübbecke in Westfalen,
[* 11] trat aus dem Kadettenkorps 1839 als
Sekondelieutenant in das 30. Infanterieregiment ein, focht nach Besuch der
Allgemeinen Kriegsschule und nach mehrjähriger
Thätigkeit als
Lehrer beim Kadettenkorps 1849 im bad. Feldzuge und kam nach mehrfacher
Verwendung im Generalstabe und, nachdem er 1858 in den Adelstand erhoben war, 1859 als persönlicher
Adjutant zum Prinzen
von
Preußen,
[* 12] der ihn als König zu seinem Flügelladjutanten ernannte. S. nahm an den Feldzügen 1864 und 1866 als Regimentscommandeur
des Gardegrenadierregiments KöniginAugusta teil und hatte 1870/71 als Führer der 30. Infanteriebrigade
besondere Gelegenheit sich auszuzeichnen, so 18. Aug. in der
Schlacht von Gravelotte, bei
Amiens,
[* 13] an der
Hallue, bei Sapignies
und St. Quentin. 1880 wurde S.
Generalinspecteur des Militärerziehungs- und Bildungswesens, und als solcher 1883
General der
Infanterie, nachdem er den Unterricht der Kadettenkorps aus dem frühern Lehrgänge in den eines Realgymnasiums
umgewandelt hatte. 1888 wurde er
à la suite des Kadettenkorps gestellt und 1889 zum
Chef des Infanterieregiments
Graf Werder
(4. rheinisches) Nr. 30 ernannt. 1890 trat er in den
Ruhestand.
oder
Wasserwirbel, die kreis- oder spiralförmigen
Drehungen des Wassers, die in der Mitte
ihrer Oberfläche gewöhnlich eine trichterartige Vertiefung erzeugen. Sie sind in den an Felsinseln und Klippen
[* 14] reichen,
von starken Gezeitenströmen durchwogten Fjordgebieten der Erde eine sehr gewöhnliche Erscheinung, doch erzeugen auch die
sehr schwachen Gezeiten des Mittelmeers
[* 15] in der
Meerenge von
Messina
[* 16] S., die als Scylla und Charybdis von
den Alten in sagenhaft übertriebener
Weise beschrieben wurden. Der berühmteste unter den jetzt bekannten S. ist der
Malström
(s. d.) an der
KüsteNorwegens.
In denFlüssen haben die S. meist kleinere Dimensionen und sind stromabwärts von jedem dem
Flußbett eingefügten Hindernis zu beobachten; großartig sind sie unterhalb der Niagarafälle und
in den
Stromengen des
Kongo unterhalb Vivi entwickelt.
Kleinere S. erzeugten die
Strudellöcher oder Riesentöpfe (s. d.).
(Turbellaria), eine Ordnung der Plattwürmer (s. d.), die frei im süßen
oder salzigen Wasser in gemäßigten Klimaten, häufiger in den
Tropen, teilweise auch auf dem
Lande an feuchtenStellen
wohnen. Sie sind meist von blattförmiger, ovaler Gestalt und tragen auf der gesamten Körperoberfläche Flimmerhaare. Der
mit einem vorstülpbaren
Schlunde versehene
Darm
[* 17] beginnt häufig auf der Bauchfläche und zeigt nicht selten seitliche Aussackungen
in verschiedener Zahl.
Die S. sind
Zwitter, die sich zuweilen auch durch freiwillige Querteilung fortpflanzen. DieGröße der
meisten ist gering, indessen erreichen einige tropische farbenprächtige
Arten eine ansehnliche
Größe. Sie ernähren sich
von andern kleinen wirbellosen
Tieren,
Würmern und
Krebsen. Nach der Beschaffenheit des
Darms teilt man die S. in I. Rhabdocoela
mit geradem
Darm, II.
Dendrocoela mit baumartig verzweigtem
Darm. Zu diesen gehört das in unsern Lachen
und Tümpeln nicht seltene, milchweiß gefärbte Dendrocoelum lacteum Oerst.
(s.
Tafel:
Würmer,
[* 18] Fig. 1). -
Vgl. M. Schultze, Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien (Abteil. 1, Greifsw.
1851);
L. von Graff, Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida (mit
Atlas,
[* 19] Lpz. 1882);
Ijima,Bau und
Entwicklung der Süßwasserplanarien
(in der «Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie»,
1884);
Lang, Die Polycladen (in der «Fauna und
Flora des Golfs von Neapel»,
[* 20] XI, Lpz. 1884).
Gustav von, Romanschriftsteller unter dem
Pseudonym Gustav vom See, geb. zu Greifenberg in
Pommern,
[* 21] studierte 1823-26 in
Bonn
[* 22] Jurisprudenz und wurde 1831 Regierungsassessor, 1834 Regierungsrat in Koblenz,
[* 23] 1847 Oberregierungsrat
in
Breslau.
[* 24] 1863 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses, wo er zur
Fraktion Grabow der liberalen Partei gehörte. Er starb in
Breslau. Unter seinen
Romanen sind hervorzuheben: «Rancé» (3 Bde.,
Lpz. 1845),
«Die
Belagerung von Rheinfels» (2 Bde., ebd. 1850),
«Gräfin und Marquise» (4 Bde.,
Wien 1865) mit der Fortsetzung
«Ost und West» (4 Bde., Bresl.
1864) u. s. w. Eine Auswahl seiner Werke erschien in 6
Bänden (Bresl. 1876).
Joh. Friedr.,
Graf von, dän. Staatsminister, geb. zu
Halle
[* 25] a. S., wo sein
Vater,
Adam S. (gest. 1791), Prediger an der Ulrichskirche war. Er studierte
Medizin und erhielt, als sein
Vater 1757 als Pastor
Primarius nach
Altona
[* 26] ging, dort das
Amt des
Stadtphysikus. Er blieb auch hier, als sein
Vater, 1759 zum Generalsuperintendenten
von
Schleswig-Holstein
[* 27] ernannt, erst nach Rendsburg,
[* 28] dann nach
Schleswig
[* 29] übersiedelte. Durch des
Grafen
Rantzau-Ascheberg Empfehlung wurde er Juni 1767 Leibarzt des Königs
Christian VII. von
Dänemark
[* 30] für die Zeit, wo
¶
mehr
dieser Reisen durch Deutschland,
[* 32] Italien,
[* 33] Frankreich und England unternehmen sollte. Nach der Rückkehr (Jan. 1769) folgte er
als wirklicher Leibarzt dem Könige nach Kopenhagen.
[* 34] Als S. den zweijährigen Kronprinzen, den nachherigen König Friedrich
VI., mit Glück behandelte, übertrug ihm die Königin Karoline Mathilde (s. d.) die
Erziehung des Prinzen und machte ihn allmählich zum Vertrauten ihrer nicht glücklichen Lage. S. bewirkte
die Versöhnung der königl. Gatten und stieg hierauf bei beiden noch höher in Gunst. Er knüpfte
nun die schuldvolle Verbindung mit der Königin, die für beide so verhängnisvoll werden sollte. Im Mai 1770 zum Vorleser
des Königs, Konferenzrat und Kabinettssekretär der Königin ernannt, faßte er den kühnen Entschluß,
nach dem MusterFriedrichs II. von Preußen als aufgeklärter Reformator aufzutreten. Zu diesem Zwecke wußte er die einflußreichsten
Persönlichkeiten zu entfernen. Am mußte Graf Joh. Hartwig Ernst von Bernstorff seine Stelle als Minister niederlegen,
und als die übrigen Mitglieder des Staatsrats mit der neuen Politik ebenfalls in Widerspruch gerieten,
ward der Staatsrat aufgehoben.
Die Königin und S., in deren Händen jetzt die Gewalt lag, entfernten den schwachen Christian gänzlich von den Geschäften.
Am wurde S. zum Geh. Kabinettsminister mit einer bisher in Dänemark unerhörten Machtvollkommenheit
ernannt und in den dän. Grafenstand erhoben. In seiner auswärtigen Politik
war S. bemüht, Dänemark vom russ. Einfluß freizumachen und demselben in Schweden
[* 35] einen natürlichen Verbündeten zu verschaffen.
Die Veränderungen, die er im Innern vornahm, waren auf Beförderung des Wohlstandes, der bürgerlichen Freiheit und der
Aufklärung gerichtet. Er führte eine unbeschränkte Preßfreiheit ein ordnete die Finanzen, verringerte die
Abgaben, begünstigte den Unterricht, milderte die Strafgesetze und brachte Regelmäßigkeit in die Verwaltung.
Durch Aufhebung der erimierten Gerichtsstände ward in Dänemark die Gleichheit vor dem Gesetz hergestellt; die Folter wurde
abgeschafft u. s. w. Eine Verordnung vom setzte die Frondienste
des leibeigenen Bauernstandes auf ein bestimmtes Maß fest. Die sog. Landwesenskommission arbeitete Vorschläge aus zu einer
vollständigen Aufhebung des Heimatszwanges in Dänemark. Die kirchliche Sittenaufsicht wurde beschränkt, bei Besetzung der
Ämter sollte eine strenge Auswahl eintreten.
Durch diese Maßregeln fühlten sich die Adels- und Beamtenkreise sowie die orthdoxe Geistlichkeit in
ihren Interessen verletzt. Auch die Geburt der Prinzessin Luise Auguste, gab bei dem Zustande des Königs zu den
ehrenrührigsten Gerüchten Anlaß. Zum SturzeS.s vereinigten sich die Stiefmutter Christians VII., die Königin-Witwe Juliane
Marie, geborene Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, und deren Sohn, der ErbprinzFriedrich von Dänemark.
An dieselben schlossen sich an der Kabinettssekretär Guldberg, Graf von Rantzau-Ascheberg, Kriegskommissar Beringskjold, Oberst
Köller und Generalmajor von Eichstädt.
In der Nacht vom 16. zum begaben sich die Verschworenen in das Schlafzimmer des Königs und zwangen ihn zur Unterzeichnung
von zwei Papieren, von denen das eine Eichstädt zum Kommandanten von Kopenhagen ernannte, das andere
diesem und Köller unbeschränkte Vollmacht erteilte. Hierauf ließ
man ihn 15 Haftbefehle gegen S., dessen BruderKarlAugustS.,GrafBrandt, Oberst Falkenskjold und andere AnhängerS.s ausfertigen. Mit Mühe ließ sich Christian auch dahin bringen,
die Verhaftung seiner Gemahlin nach Kronborg bei Helsingör
[* 36] anzubefehlen. Köller bemächtigte sich nun
S.s; Rantzau nahm die Königin gefangen.
S. undBrandt wurden nach der Citadelle gebracht. Die Untersuchung gegen S. und die
andern mit ihm Gestürzten wurde einer Kommission von neun Personen übertragen, worunter sich auch Guldberg befand. Am erschien
S. vor seinen Richtern. Man zieh ihn eines verbrecherischen Umgangs mit der Königin, der Anwendung einer mörderischen Methode
bei Erziehung des Kronprinzen, der Anmaßung und des Mißbrauchs der höchsten Gewalt. In dem Verhör bekannte S. den verbotenen
Umgang mit der Königin.
Darauf begab sich 9. März eine zweite Kommission zur Königin nach Kronborg, die S.s Geständnisse als wahr
unterzeichnete. Die Kommission veranlaßte die Trennung der königl. Ehe6. April. Am 25. April wurden S. undBrandt als Majestätsverbrecher
zum Tode verurteilt; es wurde ihnen erst die rechte Hand,
[* 37] dann der Kopf abgehauen, der Körper
darauf gevierteilt. Von den übrigen Gefangenen, die in den Prozeß verwickelt waren, wurden vier, darunter S.sBruder, des
Landes verwiesen, die andern wurden interniert oder gingen straffrei aus. Die Geschichte S.s wurde als TrauerspielvonMich.
Beer und Heinr. Laube behandelt.
Vgl. Höst, Der GrafS. und sein Ministerium (1824; deutsch, Kopenh. 1820);
Falkenskjold, Mémoires (Par.
1826);
Münter, Bekehrungsgeschichte des Grafen von S. (Kopenh. 1773);
Jenssen-Tusch, Die Verschwörung gegen die Königin
Karoline Mathilde und die GrafenS. undBrandt. Nach bisher ungedruckten Originalakten (Lpz. 1864);
Schiern, Bidrag til Oplysning
af Katastrophen den (Kopenh. 1871);