kohlensaures
Strontium, SrCO3, kommt als Mineral
Strontianit (s. d.) vor, entsteht als in Wasser
unlöslicher weißer Niederschlag beim Einleiten von
Kohlensäure in eine Lösung von
Strontiumhydroxyd
oder beim Vermischen von Lösungen von Strontiumsalzen mit kohlensaurem Natrium.
Chlorstrontium, SrCl2, wird durch Einwirkung von Chlorwasserstoffsäure auf
Strontiumcarbonat gewonnen
und krystallisiert aus der wässerigen Lösung mit 6
MolekülenKrystallwasser in farblosen hexagonalen
Säulen,
[* 7] verwittert
an der Luft, löst sich leicht in Wasser und
Alkohol und färbt die Flamme rot;
man benutzt es in der
Feuerwerkerei und der Mineralwasserfabrikation.
salpetersaures
Strontium, Sr(NO3)2, entsteht beim
Lösen von
Strontiumcarbonat in Salpetersäure, scheidet
sich aus der heißgesättigten wässerigen Lösung in schönen
Krystallen, die in
Alkohol unlöslich sind (Unterschied von
Calciumnitrat), aus.
Strontian, Strontianerde, SrO, entsteht beim
Glühen von
Strontiumcarbonat oder im kleinen leichter von
Strontiumnitrat. Es verbindet sich unter lebhafter Wärmeentwicklung mit Wasser zu
Strontiumhydroxyd, Sr(OH)2, das in kochendem
Wasser leicht löslich ist und aus der gesättigten Lösung in großen farblosen
Krystallen, Sr(OH)2 + 8H2O,
anschießt. Es findet Verwendung bei der Melassenentzuckerung (s. d.).
schwefelsaures
Strontium, SrSO4, als Mineral Cölestin (s. d.), entsteht als in Wasser
sehr schwer löslicher weißer Niederschlag beim Vermischen von löslichen Strontiumsalzen mit schwefelsauren
Salzen.
ein krystallinisches, sehr bitter schmeckendes, in Wasser und
Alkohol leicht lösliches stickstofffreies
Glykosid, das sich in den Samen
[* 9] von Strophantushispidus DC.
(nach andern StrophantuskombéOliv., s.
Strophanthus) vorfindet und zur
Klasse derMuskelgifte gehört.
In kleinern Gaben steigert es die Kontraktilitat der
Muskeln,
[* 10] insbesondere des Herzmuskels, und wird deshalb
neuerdings gleich
dem Fingerhut gegen
Herzschwäche und organische Herzleiden mit großem
Vorteil benutzt; in größern Gaben führt es schnell
tödliche
Muskelstarre herbei. Aus den Samen wird die
Strophanthustinktur (s. d.) bereitet, die in gleicherWeise
wie das S. therapeutisch verwendet wird.
Pflanzengattung aus der Familie der
Apocynaceen (s. d.) mit zahlreichen
Arten in den afrik. und asiat.
Tropenländern, sehr rasch wachsende milchsaftführende strauchartige
Schling- und Klettergewächse mit länglich-elliptischen
bis eiförmigen glatten oder behaarten
Blättern und gablig-doldenförmigen Blütenständen. Die Blumenkronlappen besitzen
ein eigentümliches mehr oder weniger langes, seilartig gedrehtes Anhängsel. Die
Früchte sind meist
paarweise stehende
Balgkapseln, gelb bis braun gefärbt, nach der
Spitze sich verschmälernd und bei der Reife in einer Längsspalte
aufspringend.
Sie enthalten 100-200 und mehr Samen von verschiedener Färbung und
Behaarung, 3-5
mm breit, 1,5 cm lang, mit einer verschieden
langen, zierlich aussehenden, leicht abbrechenden Federkrone. Sämtliche
Arten enthalten ein als Herzgift
wirkendes Glukosid,
Strophanthin; einige werden von den Eingeborenen bei der Bereitung von Pfeilgiften (s. d.)
benutzt. Das Deutsche
[* 11]
Arzneibuch hat die Samen (Semina Strophanthii) von S. hispidus DC.
(braune Strophanthussamen) und von S. kombéOliv. (grüne Strophanthussamen,Kombésamen) aufgenommen. Außerdem kommen
im europ.
Handel zeitweise die Samen von S. glaber
Blondel
(Gabun), S. languinosus
Blondel
(Sambesi) und die Samen einer unbekannten
Art vom
Niger vor.
(grch.), in der
Poesie, insbesondere in der lyrischen, eine größere rhythmische
Periode, die durch
Verbindung
mehrerer Verse zu einem Ganzen entsteht. Die Alten nannten eine
Verbindung von mehrern Versen ein
System und bezeichneten ein
System dann als S., wenn es in völlig gleicher Form ein zweites
Mal oder öfter wiederholt wurde. Von
zwei gleichen
Systemen, die einander gegenüber standen, hieß das erste die S., das zweite die
Antistrophe (Gegenstrophe).
Die Anfänge der Strophenbildung liegen bei
Archilochus vor, der sich auf zwei- oder dreizeilige S. beschränkte. Auch die
äol.
Lyriker und
Anakreon hatten nur S. von wenigen Reihen. Umfangreichere Strophengebäude schuf erst
die chorische
Lyrik, insbesondere
Stesichorus, und die
Tragödie. S., deren Verse einander gleich sind, hießen Monokola; solche,
in denen zwei, drei und vier Versarten wechselten, Dikola, Trikola und Tetrakola.
Im Strophenbau der modernen Nationen spielt der Reim eine maßgebende Rolle: durch künstliche und verwickelte
Reimverschlingungen sind da zum
Teil höchst umfängliche Strophengebäude entstanden, wie die ital.
Canzone und die S. der
deutschen
Meistersinger. In der altgerman.
Dichtung bestehen die beliebtesten S. aus vier allitterierenden Langzeilen (s. d.),
eine Form, die sich, mannigfach verwandelt, noch in den S. des mittelhochdeutschen Volksepos widerspiegelt, so in der
Nibelungenstrophe (s. d.); auch eine vierzeilige Mischung von Lang- und
¶
mehr
Kurzzeilen war verbreitet. Seit dem Aufkommen des Reims
[* 14] dient eine der mittellat. Hymnenstrophe von zwei Reimpaaren nachgebildete
einfache S. von vier Kurzzeilen als Keim einer reichen Entwicklung; sie lebt besonders deutlich im Schnadahüpfl fort. Unter
franz. Einfluß wird etwa seit 1170 in dem deutschen höfischen Minnesang eine Dreiteiligkeit zur Regel,
die im Meistergesang und zum Teil noch im modernen deutschen Strophenbau festgehalten wird: sie gliedert die S. in einen Aufgesang
(s. d.) aus zwei einander gleichen Stollen und in den abweichenden, aber ähnlichen Abgesang.
Die moderne deutsche Dichtung hat sich seit Opitz darin gefallen, antike, roman. und andere ausländische Strophenformen nachzuahmen:
Klopstock, J. H. Voß, besonders Platen haben in antiken, die Brüder Schlegel, Rückert u. a. in roman. Strophennachahmungen
Bedeutendes geleistet. Die selbständige Bildung nationaler Strophenformen wurde durch ein Übermaß fremder Einflüsse geradezu
erstickt. (S. Metrik.) -
Vgl. Seyd, Beitrag zur Charakteristik und Würdigung der deutschen S. (Berl. 1874);
R. M. Meyer,
Grundlagen mittelhochdeutschen Strophenbaues (Straßb. 1886);