im allgemeinen alle durch Dreschen ihrer
Körner beraubten
Halme, Ranken und
Stengel
[* 2] reif gewordener Feldfrüchte,
im engern
Sinne jedoch nur die der Cerealien. Letzteres S. wird sowohl zum Füttern, als namentlich zur Einstreu verwendet.
Der Roggen giebt das beste Schüttenstroh, welches wegen seiner Länge und Zähigkeit vorzugsweise zuStrohdächern
und Strohseilen genommen wird; das Weizenstroh wird im Bauwesen zu den
Klaiberarbeiten für die Windelböden, beim Ausfachen
der Fachwerkwände und als Zusatz zum
Lehm beim Lehmpisé verwendet.
Das beste Futterstroh liefern die Hülsenfrüchte, ferner Gerste,
[* 3] Hafer,
[* 4] Rübsen u. s. w.
Das S. der Getreidearten ist arm an
Eiweiß (2-5 Proz.) und Fett (1,2-5 Proz.),
dagegen reich an stickstofffreien
Stoffen (30-50 Proz.) und Rohfaser (40-55 Proz.), wogegen das S.
der Hülsenfrüchte, das besonders als Schaffutter ausgenutzt wird, reicher ist an
Eiweiß (5-10 Proz.), dagegen ärmer an den
übrigen Nährstoffen; im allgemeinen ist das S. bei der
Fütterung wichtig zur Lieferung der stickstofffreien Nährstoffe
des Futters, über die technische Verarbeitung des
S. s.
Strohverarbeitung.
mit
Stroh gedecktes Dach
[* 5] (s.
Dachdeckung). ^[= # die auf dem Dachstuhl (s. d.) ruhende zusammenhängende schützende Decke des Daches (s. d. ...]
[* 6]
auch Holz- und
Strohinstrument,
Xylophon,
Gigelyra, ein namentlich in
Tirol
[* 9] beliebtes
Schlaginstrument, das
aus 16-20 nach der
Tonleiter abgestimmten Stäbchen von trocknem Tannenholz besteht, die nach ihrer
Größe auf zwei gedrehten
Strohseilen befestigt sind und mit zwei hölzernen
Schlägeln, wie das Hackebrett (s. d.), geschlagen werden.
Obgleich seit
dem 15. Jahrh. bekannt, wurde die S. erst von
Iwan Gusikow (gest. in
Aachen),
[* 10] der sie bedeutend
vervollkommnete, unter dem
Namen Holzharmonika zu Konzertvorträgen angewandt.
Fachschulen für den Unterricht in den verschiedenen
Arten der Strohflechterei. In
Baden,
[* 11] wo die
Strohflechterei seit Mitte des 18. Jahrh. im
Schwarzwald eine bedeutende Hausindustrie bildet, bestehen 14 S.
mit 14 Lehrkräften und über 700
Schülern. Unterrichtet wird nur im Winter; aufnahmefähig sind
Kinder vom 6. Jahre an. Die
Lehrergehalte werden zur Hälfte vom
Staat, zur Hälfte von den Gemeinden bezahlt. In
Sachsen
[* 12] bestehen S. zu
Altenberg,
Dippoldiswalde
und Geising (seit 1830). Die Schulen sind städtisch, weibliche Lehrkräfte unterrichten in 4-7
Stunden
täglich Schulkinder und weibliche Erwachsene. Die jährliche Frequenz beträgt zwischen 60 und 90
Schülern pro Schule, darunter
zwei Drittel Mädchen. Auch Hessen
[* 13] hat einige S.
die Herstellung der Strohhüte. Das beste Material dafür ist das toscan. oder
florentin.
Stroh. Nachdem die
Halme gewaschen und an der
Sonne
[* 14] oder mit
Chlor gebleicht sind, werden die Knoten herausgeschnitten.
Die entstandenen Halmteile, von denen die längsten für die Strohgewebe bestimmt sind, werden dann der Länge nach gespalten
(s.
Strohverarbeitung). Die so entstandenen
Streifen oder bei
ganz groben
Hüten auch die ungespaltenen
Halme werden zu schmalen
Bändern zusammengeflochten, die man durch Schwefeln sowie durch
Pressen zwischen
Walzen appretiert,
worauf sie in
Spirallinien zu
Hüten zusammengenäht werden, deren Form durch
Steifen und
Bügeln vollendet wird. An der Herstellung
der zur Strohhutfabrikation erforderlichen Geflechte hat sich neuerdings
China
[* 15] stark beteiligt, dessen Ware der
europäischen wegen des geringen Preises erhebliche Konkurrenz macht. Seit 1884 erscheint die «Strohhut-Zeitung»
(Dresden-Blasewitz).
Strohseil, Strohseilspinnmaschine, Strohspalter, s.
Strohverarbeitung. ^[= die technische Verwertung der Getreidehalme, besonders des Roggens, der Gerste, des Weizens, ...]
oder
Strohzeug, die durch
Kochen mit Laugen gelösten und auf
Holländern und Raffineuren zerteilten Strohfasern,
welche in der Papierfabrikaton als wohlfeiler Ersatz der
Lumpen Verwendung finden. Die aus S. hergestellten
Papiere stehen an Güte und Brauchbarkeit nicht erheblich gegen die Papiere aus Leinenhadern zurück; die bessern Sorten
dienen als Schreibpapier. Allem aus S. verfertigten oder mit demselben vermengten Papier ist eine größere Härte und ein
hellerer
Klang sowie eine oft unerwünschte Durchlässigkeit eigen. Die Qualität des Papiers wird durch
Zusatz von Espartofaser zum S. verbessert.
die technische Verwertung der Getreidehalme, besonders des Roggens, der Gerste, des Weizens, des
Hafers und des
Reises. Abgesehen von ihrer Verwendung in der
Landwirtschaft und zur
Dachdeckung dient das
Stroh als Material
für Gewebe
[* 16] und Flechtarbeiten, zur Herstellung vonBesen und
Bürsten, als Rohstoff der Papierfabrikation
[* 17] (s.
Strohstoff), als Polstermaterial, als Verpackungsmittel u. s. w. Für Gewebe und Flechtarbeiten
wird das
Stroh, und zwar ausschließlich Weizen- oder Roggenstroh, besonders gesammelt, indem man die
Halmevor der Reife abschneidet,
sorgfältig vor dem
Brechen und Knicken schützt, an der
Sonne, auch durch Schwefel oder
Chlor bleicht und
dann nach der
Stärke
[* 18] sortiert. In
Italien
[* 19] baut man für diese Zwecke eine besondere Art von
Stroh, Marzolano, welches von einer
durch dünne und biegsame
Halme ausgezeichneten
Varietät des Sommerweizens (grano marzuolo,
d. i. Märzsaat) stammt. Für feinere
Flechtarbeiten wird das
Stroh gespalten und heißt dann fälschlich Reißstroh. Aus
Stroh fertigt man
Körbe,
Teller, Geflechte zum Reinigen,
Schnüre,
Stuhlsitze, Rouleaux, künstliche
Blumen, Mosaikarbeiten, namentlich aber
Hüte.
Nach dem
Bleichen und
Trocknen werden die
Halme zwischen den Knoten in
Stücke zerschnitten. Die
Teile zwischen der
Ähre und dem
ersten Knoten sind die längsten (24-30 cm) und eignen sich am besten für Strohgewebe, während die
übrigen
Teile geflochten werden. Für die feinsten Waren müssen die
Halme in möglichst gleichmäßige
Streifen (von 0,8-1,5
mmBreite)
[* 20] geteilt werden, was gewöhnlich mittels des Strohspalters, eines kleinen stählernen Werkzeugs, geschieht, das
an einem kegelförmigen Schaft 3-10 strahlenförmig angeordnete scharfschneidige
Blätter trägt, indem man
die
Spitze ins
Innere des
Halms steckt und letztern erst so weit vorschiebt, daß der zerspaltene Anfang hinter den Schneidblättchen
mit den Fingern erfaßt werden kann, worauf man den
Halm rasch ganz hindurchzieht. Ein anderes
Verfahren, welches noch gleichmäßigere
Streifen¶
mehr
ergiebt, besteht darin, daß man zuerst den Halm in der Längenrichtung aufschlitzt, hierauf flach ausbreitet und zwischen
den Walzen eines kleinen Walzwerkes völlig glatt legt, um ihn dann mittels eines geraden Kammes mit scharfen Zähnen zu spalten.
Die so erhaltenen Streifen werden dann entweder nach der Arbeitsweise des Webens zu breiten Stücken, oder
durch Flechten
[* 22] zu schmalen Bändern verarbeitet.
Die Strohgewebe sind, dem Wechsel der Mode entsprechend, von großer Mannigfaltigkeit. Bei gröbern Waren dient als Kette
ein Leinenzwirnfaden, als Einschlag ein Strohstreifen; die Kettenfäden liegen dann weit auseinander, oft paarweise nebeneinander,
und es wechselt bei Anwendung eines Gazeschafts am Webstuhl
[* 23] (s. Weberei)
[* 24] ein offenes Fach mit einem gekreuzten,
zwischen welchen der Strohstreifen festgeklemmt ist. Bei feiner Ware dient als KetteSeide,
[* 25] als Einschlag Stroh allein oder
abwechselnd mit Seidenfäden.
Teils ist die Bindung einfach leinwand- oder köperartig, teils sind durch die Seidenfäden Muster eingewebt. (S. Strohdünntuch.)
Die zur Anwendung kommenden Webstühle
[* 26] sind, der Kürze des Materials entsprechend, klein gehalten und
besitzen statt des gewöhnlichen Schiffchens eine eigentümliche Vorrichtung, Maulschütze genannt. Das im feuchten Zustand
zu verwebende Stroh wird demWeber gewöhnlich von einem Kinde zugereicht, und zwar abwechselnd ein Streifen mit dem obern, ein
Streifen mit dem untern Ende zunächst, weil das Stroh nie an beiden Enden gleichfarbig ist und durch den
Wechsel ein Ausgleich stattfindet. Dabei wird stets die äußere, glänzende Seite als rechte Seite genommen. Aus Strohgewebe
macht man Tischdecken, Matten, Damenhüte u. s. w.
Das zu feinern Geflechten, namentlich Hüten (s. Strohhutflechterei), bestimmte Stroh wird von Hand
[* 27] zu schmalen
Bändern geflochten, die entweder unmittelbar zu Hüten verarbeitet oder als Halbfabrikate in den Handel gebracht werden. Auch
bei den Flechtwaren ist die glänzende Seite die rechte; die beim Anstücken der Streifen auf der linken Seite vorstehenden
Enden werden durch Abschneiden zum Teil entfernt. Das Strohflechten und Strohhutnähen wird in Italien, Frankreich,
Belgien,
[* 28] Schottland, Deutschland
[* 29] (Königreich Sachsen von Dresden
[* 30] ab über Dippoldiswalde, Preischa und Müglitzthal bis zur böhm.
Grenze, sodann in Württemberg),
[* 31] Österreich
[* 32] u. s. w. betrieben. Die gröbsten Strohfabrikate sind die Strohseile, welche
für landwirtschaftliche Zwecke, in Gießereien (bei der Kernbildung) sowie als Umhüllungsmaterial für Dampfleitungen u. s. w.
ausgedehnte Verwendung finden. Für größern Bedarf benutzt man zur Herstellung derselben mechan.
Vorrichtungen, Strohseilspinnmaschinen, welche in ihrer Anordnung der Watermaschine (s. Spinnerei) nachgebildet sind.
Strohmosaikarbeiten findet man vorzugsweise an Schachteln, Dosen und andern meist geringwertigen Luxusartikeln.