ein Fall der großen
Haverei (s. d.) vor. Nach dem
Deutschen Strafgesetzbuch (§. 323) wird die in verbrecherischer
Absicht
vorsätzlich herbeigeführte S., durch welche das Leben eines andern gefährdet wird, mit Zuchthaus von 5 bis 15 Jahren,
und wenn durch
sie derTod eines
Menschen verursacht ist, mit Zuchthaus von 10 bis 15 Jahren oder lebenslänglichem
Zuchthaus (Schwurgericht) bestraft; auf der fahrlässigerweise veranlaßten, einen Schaden oder den
Tod eines
Menschen herbeiführenden
S. steht Gefängnisstrafe (§. 326;
Strafkammer). Die in betrügerischer
Absicht veranlaßte S., wenn Schiff,
[* 2] Ladung oder Fracht
versichert ist, wird mit Zuchthaus von 1 bis 10 Jahren und zugleich mit
Geld von 150 bis 6000 M. bestraft
(§. 265; Schwurgericht). (S.
Strandrecht.)
(spr. strehndsch),Robert, engl. Zeichner und Kupferstecher,
geb. auf
Pomona, einer
OrkadischenInsel, kam zu dem ältern Cooper nach Edinburgh, von wo er
sich nach
Paris
[* 3] begab, um unter dem Landschaftsmaler Ph. le
Bas seine
Studien fortzusetzen. 1751 ging er nach
London
[* 4] zurück
und fand an dem
GrafenBute einen
Gönner. 1760 reiste er nach
Italien,
[* 5] wo er eine bedeutende Anzahl von Zeichnungen
in klassisch-einfacher Behandlung nach berühmten
Meistern ausführte, die er nachmals in
London in Kupfer
[* 6] stach.
Aber erst als er der weichlichen, effekthaschenden Stimmung der Zeit sich anbequemt hatte, fanden seine
Stiche Beifall. Er
wurde 1787 zum Ritter geschlagen und starb Meisterhaft hat er besonders nach
Tizian gestochen,
wie er denn überhaupt in
Stichen nach Gemälden von leuchtendem, saftigem
KoloritMeister war. Zu seinen berühmtesten
Blättern
gehört die ruhende
Venus nach
Tizian (1768), die Danaë nach demselben und die heil.
Cäcilia nach
Raffael. –
Vgl. Memoirs
of
Sir R. S., von Dennistoun (2 Bde., Lond.
1855);
Le
[* 7]Blanc, Catalogue de l’œuvre de Rob.
S. (Par. 1848).
(spr. strännráhr),Stadt in der schott.
Grafschaft Wigtown, am Südende des Loch Ryan, hat (1891) 6193 E., Seehafen mit vorzüglichem Ankergrund,
Handel mit landwirtschaftlichen
Produkten, Manufakturen und Fischerei.
[* 9]
1)
Kreis
[* 11] im preuß. Reg.-Bez. Marienwerder,
[* 12] hat 1059,77 qkm und
(1895) 55304 (27199 männl., 28105 weibl.) E., 3
Städte, 87 Landgemeinden und 56 Gutsbezirke. – 2)
S. in Westpreußen, Kreisstadt im
KreisS., an der Drewenz und der
NebenlinieGraudenz-Soldau-Illowo der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 13] Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht
Thorn)
[* 14] und Hauptzollamtes, hat (1895) 6725 E., darunter 2701
Evangelische
und 437 Israeliten, in Garnison das
3.
Bataillon des Infanterieregiments Nr. 141, Postamt erster
Klasse,
Telegraph,
[* 15] Gymnasium, höhere Mädchenschule; Maschinenfabrik, Dampfsägemühle, Molkerei und Dampfziegelei. – 3)
S. in der
Ukermark, Stadt im
Kreis Prenzlau
[* 16] des preuß. Reg.-Bez.
Potsdam,
[* 17] an der Linie
Stettin-S. (60,2 km) der
Preuß. Staatsbahnen
und an der
Nebenlinie Blankensee-S. (36,9 km) der Mecklenb.
Friedrich-Wilhelm-Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Prenzlau), hat (1895) 6856 E., darunter 166 Katholiken und 35 Israeliten, Postamt zweiter
Klasse,
Telegraph, elektrische
Straßenbeleuchtung; Eisengießerei,
[* 18] Lederfabriken, Schuhmachereien,
Töpfereien, Zucker-, Ofen-,
Maschinen-, Obst- und Fruchtweinfabrik,
Landwirtschaft.
«Über Befruchtungsvorgang bei den
Phanerogamen u. s. w.» (ebd. 1884),
«Das botan. Praktikum»
(3. Aufl., ebd. 1897),
«Über den
Bau und die Verrichtung der Leitungsbahnen bei den
Pflanzen» (ebd. 1891),
«Histologische Beiträge»
(5 Bde., ebd. 1888‒94),
«Streifzüge an der Riviera» (Berl. 1895). Seit 1894 giebt S. in
Verbindung mit Pfeffer die «Jahrbücher für wissenschaftliche
Botanik»
(Berlin)
[* 24] heraus. Gemeinsam mit Noll, Schenck,
Schimper
gab er 1894 ein «Lehrbuch der
Botanik für Hochschulen» (2. Aufl.,
Jena 1896) heraus.
S.s und seiner
Schüler letzte
Arbeiten,
zusammengefaßt u. d. T. «Cytologische
Studien aus dem
Bonner botan.
Institut» (Berl. 1897), betreffen das
Gebiet der Kernteilung.
oder Mainzer
Fluß, ein zur Herstellung imitierter
Edelsteine
[* 25] dienendes
Bleiglas, das borsäurehaltig ist und
eine größere Menge
Bleioxyd enthält als das
Krystallglas (s. d.). Um die Herstellung und technische
Verwendung dieses
Glases hat sich Strasser in
Wien
[* 26] sehr verdient gemacht, weshalb nach ihm die
Masse genannt wird. Im geschmolzenen
Zustande heißt der S.
Glasfluß oder
Glaspaste. Die hieraus dargestellten künstlichen
Steine
(Amausen) unterscheiden sich von
den echtenEdelsteinen durch geringere Härte und größeres
specifisches Gewicht. (S.
Edelsteinimitationen
3.) Farbloser S., diamantähnlich geschliffen, bildet die
Glasdiamanten (s. Similidiamanten).
Hauptstadt von Elsaß-Lothringen,
[* 28] des
BezirksUnterelsaß und des Landkreises
S.,
Stadtkreis (78,29 qkm) und Festung
[* 29] ersten Ranges, liegt 45 km östlich von der franz.
Grenze,
¶
mehr
3 km westlich vom Rhein, an der Ill, die 2,5 km oberhalb von S. die Breusch aufnimmt, sich beim Eintritt in die Stadt in fünf
Arme teilt und unterhalb derselben in den Rhein mündet, sowie an dem eine Fortsetzung des Rhein-Marne-Kanals bildenden Ill-Rhein-Kanal
und dem den Rhein-Rhöne-Kanal und die Ill mit dem Ill-Rhein-Kanal verbindenden Umleitungskanal, 17 km
von den östl. Abhängen der Vogesen, in 143 m Höhe, im tiefsten Teil der Rheinniederung. Das Klima ist mild, jedoch plötzlichen
Schwankungen unterworfen; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 10° C. (im Juli +19,2°, im Januar -0,3° C.); der mittlere
Luftdruck 751 mm, die Niederschlagsmenge 677,7 mm. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen, Plätzen,
s. w.)
Bevölkerung.
[* 31] Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1871: 85 654, 1880: 104 471, 1885: 111 987, 1890: 123 500, 1895: 135 608 (71 214 männl.
[15493 Militärpersonen], 643 94 weibl.) E., darunter 67 690 Katholiken, 63 277 Evangelische, 543 andere
Christen und 4098 Israeliten. Der Staatsangehörigkeit nach waren 78 017 Elsaß-Lothringer, 54 301 andere Reichsangehörige
und 3290 Ausländer. Von der Civilbevölkerung (1895: 120 115) wohnen 86 212 E. innerhalb, 33 903 E. außerhalb der Stadtumwallung.
Letztere verteilen sich auf Ruprechtsau (7678), Neudorf-Musau (13 836), Neuhof (2506), Kronenburg-Königshöfen (9883 E.).
Die Zahl der Geburten betrug 1896: 4391, darunter 127 Totgeburten, der Eheschließungen 1239, der Todesfälle 2832. In Garnison
liegen die Infanterieregimenter Nr. 132, 138, 143, 172, das 6. sächs.
Infanterieregiment Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg,
[* 32] 8. württemb. Infanterieregiment Nr. 126 GroßherzogFriedrich
von Baden,
[* 33] 2. rhein. Husarenregiment Nr.
9, nebst dem DetachementJäger zu Pferde
[* 34] des 15. Armeekorps, Stab,
[* 35] 1. bis 3. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 15, das
Fußartillerieregiment Nr. 10, Stab und 2. Bataillon des bad. Fußartillerieregiments Nr. 14, die
Pionierbataillone Nr. 15 und 19 und das Trainbataillon Nr. 15.
Anlage, Plätze, Denkmäler. Infolge einer 1880 vorgenommenen Stadterweiterung ist der Flächenraum der
Stadt von 230 ha (Altstadt) auf 614 ha. angewachsen. Die Altstadt besitzt, mit Ausnahme der längs der Wasseradern sich hinziehenden,
meist enge Straßen. Unter den zahlreichen Plätzen sind nennenswert der Kleber-, Gutenberg- und der Broglieplatz, seit dem 18. Jahrh.
mit Bäumen bepflanzt; in der Neustadt
[* 36] liegen die Parkanlage Contades, der einstige Schießrain der Freien
Reichsstadt, der städtische Garten
[* 37] Orangerie, der Kaiser-, Bahnhofs- und Universitätsplatz, sämtlich mit Gartenanlagen versehen.
Die Stadt hat Erzstandbilder Klebers (1840) von Ph. Graß, Gutenbergs (1840) von David d'Angers und Lézay-Marnésias (1810-14
Präfekt des Depart. Niederrhein; 1856) von Graß, ein Kriegerdenkmal, einen
Brunnen
[* 38] (1884) zur Erinnerung an die Ankunft der Züricher zum Freischießen 1576, mit Erzbüste Fischarts von Bergmann, ein
Denkmal des Generals Desaix, Verteidiger des Rheinübergangs gegen die Österreicher 1796, und Erzbüsten von Goethe, König
Ludwig I. von Bayern
[* 39] und Viktor Neßler.
Kirchen. Das Münster
[* 40] (Monasterium beatae Mariae Virginis; s. Tafel: Deutsche Kunst
[* 41] II,
[* 30]
Fig. 10) spiegelt
die mittelalterliche Baukunst
[* 42] vom frühroman. bis spätgot. Stil wider. Chor und Querschiff gehören dem
roman. (Ostteil der
Krypta aus dem Anfang des 11. Jahrh.), das Langhaus (vollendet 1275) dem frühgot. Stil, die westl. Vorderseite (1277-1365
bis zum zweiten Stockwerk unter Meister Erwin entstanden) und der Turm
[* 43] (142 m, 1439 vollendet) der Blüte
[* 44] der got. Baukunst an. 1772-78 wurden die an das Langhaus angebauten Verkaufsbuden durch spätgot.
Arkaden ersetzt, 1878 die roman. Vierungskuppel ausgebaut. Zahlreiche, vielfach vorzügliche
Bildhauerarbeiten befinden sich besonders an der westl. Vorderseite (Fensterrose
[* 45] von 13,5 m Durchmesser)
und am Nord- und Südthor des Querhauses. Das Innere ist 110 m lang, 41 m breit, das Mittelschiff 30 m
hoch und der innere Flächenraum 4087 qm groß. Es enthält schöne Glasmalereien (12. bis 15. Jahrh.), eine Kanzel von 1485 und
im Chor Fresken von Steinle. An der Ostwand des südl. Querschiffs befindet sich eine astronom.
Uhr,
[* 46] schon Mitte des 14. Jahrh. vorhanden und 1839-42 erneuert.
Die evang. Wilhelmerkirche hat Steindenkmäler der Landgrafen des Elsasses Philipp und Ulrich von Werd (gest. 1332 und 1343),
von Wölfelin von Rufach; die evang. Thomaskirche das prächtige Grabdenkmal des Marschalls
Moritz von Sachsen
[* 47] von Pigalle (1776); die evang. Neukirche, roman.
Neubau an Stelle der bei der Beschießung von 1870 abgebrannten ehemaligen Dominikanerkirche, den Grabstein J. Taulers. Bedeutend
ist die neue kath. Jung-St. Peter-(Herz-Jesu-)Kirche (1893), eine Verschmelzung von Frührenaissancemotiven mit den Formen
des Übergangsstiles, mit Kuppel. Eine evang. Garnisonkirche ist 1897 vollendet, eine katholische im Bau.
Weltliche Bauten. Bemerkenswert in der Altstadt sind: das Hotel du Commerce, bis zur Französischen Revolution
Rathaus, ein schöner Renaissancebau, 1582-85 von Paul Maurer aus Zürich
[* 48] und Jörg Schmidt aus Schaffhausen
[* 49] erbaut, das Frauenhaus (Dombauhütte,
1571), die Große Metzig, jetzt Markthalle und (im Oberstock) Kunstgewerbemuseum, 1587 von P. Maurer nach den PlänenHans Schochs
erbaut, das ehemalige bischöfl. Schloß, 1872-95 Universitäts- und Landesbibliothek, 1731-41 von Massol
für den Kardinal Rohan erbaut, der Statthalterpalast, vormals Präfekturgebäude, 1730-36 für den Prätor Klinglin erbaut,
das Stadthaus (bis zur Französischen Revolution Hessen-Darmstädtischer Hof),
[* 50] 1736 von Massol erbaut, das Generalkommandogebäude
(bis zur Französischen Revolution Zweibrücker Hof), um die Mitte des 18. Jahrh. erbaut, das Theater
[* 51] (1824
vollendet, 1870 ausgebrannt, wiederhergestellt und 1888 erweitert) und das Aubettegebäude (1870 ausgebrannt, wobei die städtische
Gemäldesammlung vernichtet wurde), das im Erdgeschoß Verkaufsläden und die Hauptwache, in den obern Räumen zwei Konzertsäle
und das städtische Konservatorium enthält, das Kammerzellsche Haus (Erdgeschoß 1465, obere Teile 1589 erbaut,
stilvoll erneuert).
In der Neustadt befinden sich: der Kaiserpalast, 1883-88 für 2,6 Mill. M. aus Reichsmitteln nach den Plänen Herm.
Eggerts erbaut, ein Rustikabau von zwei Geschossen, 73 m Länge, 56 m Tiefe, im Stil der Florentiner
[* 52] Renaissance, in Form eines
Rechtecks mit Säulenvorbau an der Vorderseite, halbkreisförmigem Säulenausbau an der nach dem Palastgarten
gelegenen Rückseite und 35 m hoher Kuppel, die durch eine Fahnengruppe in getriebenem Kupfer gekrönt wird. Die 1884 eingeweihten
Bauten
¶