«Encyklopäd. Handbuch der technischen
Chemie» (zum größern
Teil gemeinsam mit
Kerl, begonnen 1853 auf Grundlage von Muspratts
«Chemie», 4. Aufl., 8 Bde.,
Braunschw. 1886 fg.),
«Handbuch der Zuckerfabrikation» (3. Aufl.,
Berl. 1893),
Die
Stoiker übernahmen von der
Platonischen Schule die
Einteilung der
Philosophie in
Logik, Physik und Ethik.
Die
Logik wurde eingeteilt in Dialektik und Rhetorik. Die stoische Dialektik ist teils
Grammatik, teils Erkenntnislehre. Um
die
Grammatik haben sich die
Stoiker verdient gemacht; viele wichtige grammatische Bezeichnungen beruhen auf ihren
Arbeiten.
Die Grundfrage ihrer Erkenntnislehre bezieht sich auf das «Kriterium»,
d. h. die Richtschnur der Wahrheit der Erkenntnis.
Das Kriterium der
Stoiker ist die katalêptikế phantasía, d. h. die vom Objekt in uns gewirkte
Vorstellung, die unsere Beistimmung
(synkatáthesis),
durch die wir sie für wahr erklären, unweigerlich erzwingt, oder nach anderer Deutung die
Vorstellung,
durch die wir das Objekt adäquat «erfassen». Die
Vorstellung selbst (phantasía) wird dabei in materialistischer
Weise als Eindruck in der Seele, ähnlich dem Siegelabdruck in der Wachstafel, gedacht; Chrysipp zwar wollte diese grobsinnliche
Auffassung nicht gelten lassen und sprach nur allgemein von einer heteroíosis, einer Zustandsänderung, die die Seele
von der Einwirkung des Objekts erfahre und die zugleich sich selbst und das Objekt kundgebe.
Von der
Vorstellung bleibt das Erinnerungsbild, aus vielen gleichartigen
Erinnerungen entsteht die Erfahrung. Aber auch der
Begriff entsteht als bloße
Ableitung aus den Wahrnehmungen durch den Fortgang zum
Allgemeinen. Die
Begriffe sind teils natürliche,
d. h. sie entwickeln sich, wiewohl unter dem Einfluß der Erfahrung, aus
ursprünglichen,
Allen gemeinsamen
Anlagen (koinaí énnoiai, émphytoi prolếpseis), teils sind sie künstlich gebildet.
Nur das Einzelne hat reale Existenz, das
Allgemeine ist nur von Bedeutung für unsere
Gedanken.
Daher bestreiten die
Stoiker ausdrücklich die
Platonische Ideenlehre. Mit dem Sensualismus der Erkenntnislehre der
Stoiker
hängt der Materialismus ihrer Physik genau zusammen. Wirklich ist nur was Körper hat. Die Kraft
[* 6] ist
als feinerer
Stoff gedacht, wird aber zugleich mit der
Vernunft, dem
LogosHeraklits, oder
mit Gott identifiziert. Der Geiststoff
wird bezeichnet als
Feuer (doch nicht als verzehrendes, sondern künstlerisch bildendes, pyr technikón) oder als warmer
Hauch
(pneúma énthermon), er durchdringt, als das Feinste, alle gröbere Materie und waltet in ihr als Kraft.
Das Weltall ist
Eins, begrenzt, kugelförmig und wird als beseelter Organismus vorgestellt. In ihm waltet ein unerbittliches
Fatum (heimarménê), das jedoch
Eins ist mit der
Vorsehung (prónoia), die alles aufs beste ordnet. Den
Fatalismus mit der
Teleologie zu vereinigen und dabei doch die Willensfreiheit zu retten, haben sich die
Stoiker viel, aber
mit schlechtem Erfolg bemüht. Die menschliche Seele ist nur ein «Absenker»
der Seele des
Alls. Sie zerlegt sich in acht
Teile, die lenkende
Vernunft (hêgemonikón), die fünf
Sinne, Sprachvermögen und
Zeugungsvermögen.
Eine
Unsterblichkeit der Einzelseele entspricht eigentlich den
Voraussetzungen des
Systems nicht, die einzelnen
Stoiker hegten darüber verschiedene
Ansichten. Zur Physik gehört bei den
Stoikern auch die
Theologie. Sie ist eigentlich befaßt
in der
Lehre von der lenkenden
Vernunft des
Alls, die mit Zeus
[* 7] identifiziert wird. Aber auch die vielen
Götter des Volksglaubens
sind allegorische Verkleidungen von Naturkräften und drücken eigentlich nur die Eine Allvernunft nach
verschiedenen Seiten aus: eine
Auffassung, in der schon
Heraklit,
Diogenes von
Apollonia und
Antisthenes vorangegangen waren.
Diese stoische
Theologie, ein naturalistischer
Monismus, hatte in der ältern griech.
Philosophie und in der Volksreligion gleich
starke
Wurzeln und wurde dadurch bald siegreich.
Am berühmtesten sind die
Stoiker wegen ihrer
Moralphilosophie. Ihr oberster Grundsatz ist, daß man das Leben in Einklang
mit der Natur setze und dadurch vernünftig gestalte. Denn die Natur des
Menschen ist abhängig von der des
Alls. Die
Lust oder
Glückseligkeit wird dabei nicht vorangestellt, soll aber die notwendige Folge des naturgemäßen
Lebens sein.
Voraussetzung ist die Erkenntnis der gesetzmäßigen Ordnung des Weltalls, der wir dann auch unsern Willen unterzuordnen
haben; die
Theorie ist also nicht Selbstzweck.
Die Wahlfreiheit wird, in ungelöstem
Konflikt mit dem
Fatalismus der stoischen Physik, behauptet; der
Weise ordnet sich mit
Willen dem Naturgesetz unter, aber wer ihm widerstrebt, bleibt darum doch nicht minder seiner Herrschaft
unterworfen. Zwischen
Tugend und Schlechtigkeit giebt es kein
Mittleres; wer nicht vollkommen in der
Tugend ist, hat eben die
Tugend nicht. Ein Unterschied wird gemacht zwischen bloß tugendmäßigem
Handeln und
Handeln aus tugendhafter Gesinnung, d. h.
aus Gehorsam gegen dieVernunft. Die That als solche ist gleichgültig, auf die Gesinnung kommt es an.
Das Leben gehört zu den adiáphora. (indifferenten, gleichgültigen Dingen), daher Selbsttötung gestattet ist. Die Tugendlehre
stellt als Grundtugenden auf: Gerechtigkeit, Besonnenheit, Tapferkeit als
Ausfluß
[* 8] der rechten
Vernunft¶
mehr
(phrónêsis). Der Weise ist der Inbegriff der Vollkommenheit, er steht der Gottheit kaum nach. Die Staatslehre der Stoiker neigt
entschieden zum Kosmopolitismus. Das Ideal einer allgemeinen Brüderlichkeit unter den Menschen als KindernEines göttlichen
Vaters, unter Verwerfung auch der Sklaverei, ist stoischen Ursprungs. Aus derselben Quelle
[* 10] stammt der stoische Begriff
des Naturrechts, der auf die röm. Jurisprudenz (durch Vermittelung von Scävola, Varro, Cicero u. a.) von großem Einfluß
gewesen ist.
Die sittlich-religiöse Grundstimmung machte den S. geeignet, mit religiösen Richtungen allerlei Art, wie sie namentlich
um den Beginn unserer Zeitrechnung auf die griech.-röm. Kulturwelt Einfluß gewannen, ein Bündnis einzugehen. So verknüpft
sich der S. mit der jüdisch-alexandrinischen Philosophie (s. Philo), dann mit der altchristlichen (besonders lehrreich bei
Clemens von Alexandria), aber auch mit der neuplatonischen. Besonders seine allegorische Mythendeutung fand in der Zeit des
allgemeinen religiösen und philos. Synkretismus weiteste Verbreitung. Der Einfluß des S. auf die Philosophie des Mittelalters
wird gewöhnlich unterschätzt, weil er größtenteils durch die Kirchenväter und den Neuplatonismus
vermittelt war.