teils im
Stabe der Elbarmee, teils im Hauptquartier des Königs bei und leitete die militär.
Schlußverhandlungen, die dem
Prager Frieden folgten. Nachdem S. 1868 zum Commandeur des 4. Gardegrenadierregiments ernannt
war, wurde er im Dez. 1869 als Abteilungschef in den
Großen Generalstab sowie als Mitglied in die Studienkommission der Kriegsakademie
berufen. Bei
Ausbruch des
Deutsch-FranzösischenKrieges von 1870 und 1871 wurde S. zum Generalmajor und
Chef des Generalstabes
der
Zweiten deutschen
Armee (Prinz
FriedrichKarl vonPreußen)
[* 2] ernannt. Er schloß die Metzer Kapitulation ab, zeichnete sich
bei
Orleans und Le
[* 3]
Mans
[* 4] aus und wurde im Nov. 1871 in das Kriegsministerium versetzt, wo er die Leitung
des
Allgemeinen Kriegsdepartements übernahm. 1873 erfolgte seine Ernennung zum
Inspecteur der
Jäger und Schützen, und 1875 zum
Commandeur der 7. Division sowie die
Beförderung zum Generallieutenant. S. wurde im Nov. 1881 kommandierender
General des 5.
Armeekorps
und im März 1886
Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und
Generalinspecteur der Festungen. Im Sept. 1888 nahm
er den
Abschied.
Adolf, Kartograph, geb. zu Gotha,
[* 6] studierte zu
Jena
[* 7] und Göttingen
[* 8] die
Rechte,
wurde dann beim Ministerialdepartement in Gotha angestellt und 1829 zum
Geh. Regierungsrat befördert; er starb Sein
bekanntestes Werk ist der «Handatlas», den er unter Mitwirkung von
Reichard 1817‒23 in 50
Blättern bei J. Perthes in Gotha
herausgab und der noch heute durch fortgesetzte Korrekturen und Vervollständigungen (von C.
Vogel, A.Petermann, Herm.
Berghaus,
Habenicht, Koffmahn, Lüddecke u. a.; 95
Blätter) zu den besten
Atlanten gehört.
Vorzüge dieses
Atlas
[* 9] sind die in den neuern
Blättern durchweg geschmackvolle Zeichnung, die treffliche
Vervielfältigung in
Kupferstich, verständnisvolles Handkolorit, Verarbeitung zahlreicher
Quellen. Ferner veröffentlichte S. noch 25 Ergänzungskarten
zum Handatlas sowie «Karte von
Deutschland
[* 10] nach dem Reichsschlusse vom mit den bis Sept. 1804 erfolgten
Veränderungen» (1805),
Karl, bayr. Dialektdichter, Sohn des folgenden, geb. zu
München,
[* 15] studierte seit 1860 zu
München die
Rechte, unternahm seit 1869 größere
Reisen, über die er in der
«Allgemeinen Zeitung»
berichtete, und ward Staatsarchivar zu
München, wo er starb. Sein Ruf gründete sich auf seine,
dem Volksleben trefflich abgelauschten Dialektdichtungen, von denen eine ganze Reihe von Sammlungen erschienen sind (zum
Teil illustriert von H. Engl und von H.
Kaufmann), darunter: «Weil’s mi freut» (Stuttg. 1876 u. ö.),
«Habt’s a Schneid!?»
(ebd. 1877 u. ö.),
«Um Sunnawend’» (ebd. 1878 u. ö.),
«Hochlandlieder» (ebd. 1879 u. ö.) u. s. w.
Nach seinem
Tode wurden noch veröffentlich ^[richtig: veröffentlicht] sein köstliches «Winter-Idyll», Fragment (Stuttg.
1886; 21. Aufl.
1897),
«Kulturbilder aus
Bayern»
[* 16] (ebd. 1886; 2. Aufl. 1893) und «Natur-
und Lebensbilder aus den
Alpen»
[* 17] (ebd. 1886; 2. Aufl. 1890). –
Vgl. K. von
Heigel, Karl S. (mit ungedruckten
Jugendgedichten und
S.sBriefen an seine
Mutter, Bamb. 1891).
KarlJoseph, Porträtmaler, geb. zu Mainz,
[* 18] studierte als Miniaturmaler in
Wien
[* 19] (1800), in
Paris
[* 20] unter
Gérards Leitung (1806) und bereiste
Italien
[* 21] (1810). In Mailand
[* 22] malte er den Vicekönig Eugen mit dessen ganzem
Hofe, und
in
Rom
[* 23] vollendete er sein erstes größeres Werk: Die
Befreiung des heil. Leonhard (jetzt in der
Kirche dieses
Heiligen zu
Frankfurt
[* 24] a. M.). König Maximilian Ⅰ. berief ihn 1812 an den
Hof
[* 25] nach
München, wo zahlreiche Bildnisse fürstl.
Personen entstanden. 1816 erregten
S.s Porträte
[* 26] des
KaisersFranz und seiner Gemahlin in
Wien großes Aufsehen,
so daß er von dort erst 1820 auf den Wunsch des Königs nach
München zurückkehrte. Nach der Thronbesteigung
Ludwigs Ⅰ.
(1825) malte er diesen und seine Gemahlin im Krönungsornat.
In das J. 1828 fällt das Porträt
Goethes, eins der Hauptwerke
des Künstlers
(NeuePinakothek zu
München). Später faßte S. im
Auftrage des Königs
Ludwig die bedeutendsten
Schönheiten
Bayerns in einer
Galerie zusammen (die sog. Schönheitsgalerie). S. starb in
München.
Volksbelustigungen, die schon in
Griechenland,
[* 29] namentlich in
Thessalien, und bei
den
Römern unter den
Kaisern üblich waren und noch gegenwärtig zu den Lieblingsvergnügungen der
Spanier gehören. Zwar wurden
sie hier von
Karl Ⅳ. aufgehoben, doch unter
Joseph, Napoleons Ⅰ.
Bruder, aus polit.
Gründen wiederhergestellt. Die glänzendsten
S. veranstalteten sonst bei feierlichen Gelegenheiten die Könige selbst. In Madrid
[* 30] giebt man den
Sommer
hindurch regelmäßig einmal in der Woche für
Rechnung des allgemeinen Hospitals S. Sie finden hier in der Plaza de
Toros
statt, einem
Cirkus,
[* 31] mit stufenweisen Sitzen umgeben, über denen sich eine Reihe von Logen erhebt.
Ähnliche
Amphitheater befinden sich in allen größern
StädtenSpaniens; das größte, ganz aus
Stein gebaut,
etwa 20000
Menschen fassend, ist in Sevilla.
[* 32] Die Fechter
(Toreadores oder
Toreros), die dieses
Geschäft als
Gewerbe betreiben
und sehr gut bezahlt werden, aber auch freiwillig sich dazu einfinden, kommen in feierlichem Zuge, von einer Magistratsperson
geführt, zu dem Kampfplatz: zuerst die
Picadores (Piqueurs), auf schlechten
Pferden, in alter span. Rittertracht,
mit einer Lanze bewaffnet, die sich in der Mitte des
Cirkus den Behältern der
Stiere gegenüber aufstellen;
dann die Chulos
oder Banderilleros zu Fuß, mit vielen
Bändern geschmückt, in der
Hand
[* 33] eine lange seidene, helle Schärpe, die sich in die
Zwischenräume der
Barrieren verteilen;
endlich die Espadas oder Hauptfechter, fein gekleidet, mit dem
bloßen Schwert in der rechten
¶
mehr
356 und der Muleta, einem kleinen Stabe mit einem Stück glänzendem Seidenzeug, in der linken Hand. Sobald der Vorsteher des
Magistratskollegiums das Zeichen giebt, wird der Stier aus dem Behälter gelassen. Die Picadores nehmen den ersten Angriff an,
suchen den Stier mit der Lanze ein wenig in die Schulter zu stechen und retten sich, wenn ihr Pferd
[* 35] von
ihm verwundet wird, durch schnelle Flucht. Hierauf, oder wenn ein Picador zu Sturze kommt, erscheinen, um ihn zu retten, die
Chulos, werfen dem Stier ihre Schärpen über den Kopf und retten sich im Notfall durch einen Sprung über die bretterne Wand,
welche den Cirkus einschließt.
Durch Zurufen wendet zugleich ein anderer Picador den Stier von seiner Beute ab und auf sich hin. Wenn derStier durch den Angriff
auf 10–12 Picadores zu ermüden beginnt, ziehen sich die Picadores zurück und es greifen nun die Chulos zu den Banderillas,
kleinen, 60 cm langen, mit Bändern und Papierschnitzeln umwundenen Stäben, an deren Enden kleine Widerhaken
angebracht sind, um sie dem Stier anzuhängen: sie lassen den Stier anspringen, weichen aber dem Angriff aus und stecken die
Stäbe dem Stier in den Nacken.
Ist ein Stier sehr feig, so hängen ihm die Chulos Banderillas de Fuego an, d. h. Wurfspieße mit ausgehöhlten
und mit Schwärmern gefüllten Stäben. Im Moment des Einsteckens in das Fell des Stiers entzünden sich die aus dem einen Ende
der Stäbe hinausfahrenden Schwärmer; der Stier, durch die Explosionen scheu gemacht, läuft dann wütend im Cirkus herum und
stürzt sich nun gewöhnlich auf den ersten Kämpfer, den er sieht. Endlich tritt der Espada hervor, um
den letzten Stoß dem Stier beizubringen, der beim Erblicken der Muleta mit verschlossenen Augen dagegen rennt.
Während aber der Stier unter dem linken Arme durchrennt, stößt ihm der Espada das Schwert in die Brust. Oft wird an einem
Tage mit 8–10 Stieren gekämpft. Kämpfer büßen dabei selten das Leben ein. Wenn derStier vom Espada
nicht tödlich getroffen wird, aber niedersinkt, so kommen Cirkusknechte, die nicht zu den Stierkämpfern zählen, und geben
dem Stier mit einem Nickfänger den Gnadenstoß. Diese Knechte heißen deshalb Matadores (d.i. Schlächter). –
Vgl. Lozano,
Manual de la tauromquia (Sevilla 1882);