Schilderungen seiner Thätigkeit finden sich in Louis Schneiders «Aus meinem
Leben» (3 Bde., Berl. 1879-80)
sowie in den angeblich aus hinterlassenen Papieren bearbeiteten, aber für apokryph erklärten
«Denkwürdigkeiten des Geheimrats
S.» (ebd. 1883).
Schule der Nationalökonomie an und hat namentlich dazu beigetragen, die Geschichte des deutschen
Handels und
Gewerbes aufzuklären.
Er schrieb: «Das Sexualverhältnis der Geborenen» (Straßb.
1875),
«Zur Entstehung des deutschen Zunftwesens»
(Jena
[* 8] 1877),
Distelfink oder Distelzeisig (FringillacarduëlisL. s
CardueliselegansSteph., s.
Tafel:
Mitteleuropäische
Singvögel I,
[* 1]
Fig. 8, beim
ArtikelSingvögel), ein zur Familie der
Finken gehöriger, sehr bunter Singvogel,
der in ganz Europa,
[* 14] aber auch in
Syrien, Mittelasien,
Sibirien und Nordafrika vorkommt und sich bis zu den
Antillen verbreitet
hat. Er wandert fast gar nicht, sondern überwintert, teils ist er Strichvogel, aber gegen Kälte nicht
empfindlich.
Zur Nahrung dienen ihm ölhaltige Samen,
[* 15] besonders die Samen der Disteln und Karden. Das
Nest wird auf
Bäumen und zwar sehr
künstlich gebaut. Das Weibchen legt jährlich zwei- bis dreimal vier bis fünf meergrüne, blaßrot gefleckte
oder mit dunkelbraunen Punkten kranzförmig gezeichnete
Eier
[* 16] (s.
Tafel:
Eier mitteleuropäischer
Singvögel,
[* 1]
Fig. 25, Bd. 17).
Der erwachsene
Vogel ist auf dem Rücken graubraun, Scheitel und Nackenbinde sind schwarz,
Kehle und
Stirn blutrot, die Schwing-
und Steuerfedern an der
Spitze weiß und über die Schwingen zieht eine goldgelbe
Binde. Das Männchen
singt laut und angenehm und wird deshalb, wie seiner schönen Färbung wegen als Zimmervogel in Käfigen gehalten. Das Weibchen
ist von ihm kaum zu unterscheiden. In der Gefangenschaft erzeugen die S. mit
Canarienvögeln schön gezeichnete
Bastarde; in
neuester Zeit wird der S. auch
an sich gezüchtet.
Heinr., Dichter, geb. von jüd.
Eltern zu
Arolsen,
[* 17] studierte seit 1820 in Göttingen,
[* 18] war durch polit.
Gründe genötigt, nach
Leipzig
[* 19] zu gehen, wo er sich
der
Philologie widmete, und wurde 1828 in
Berlin als Kustos der
Bibliothek und Gymnasiallehrer angestellt. 1828 vermählte er
sich mit Charlotte
Sophie S., geborene Willhöft (geb. zu
Hamburg).
[* 20] Unzufrieden mit seinen Ämtern,
legte S. diese nieder und bereiste 1833 einen
Teil von
Rußland, ohne daß sich jedoch seine Gemütsstimmung besserte, die
unter dem dunkeln Gefühl seiner künstlerischen Schwäche litt.
In der Hoffnung, daß ein tiefer
Schmerz heilend und kräftigend auf S.' Gemüt einwirken werde, gab sich seine
krankhaft überreizte Gattin den
Tod. Mundt sammelte ihre
Briefe, Tagebuchblätter u. s. w. unter dem
Titel «Charlotte S., ein
Denkmal» (Berl. 1835),
wie denn das
junge Deutschland (Gutzkow in der «Wally») diesen Selbstmord tendenziös
aufbauschte. Natürlich hatte Charlottes That nicht den beabsichtigten Erfolg. S. verließ
Berlin, lebte
in
München,
[* 21] ging dann nach
Rom und
[* 22] endlich nach
Venedig,
[* 23] wo er eine gewisse polit. Rolle spielte und an der
Cholera
starb. S.'
Talent und Charakter waren nicht bedeutend, wenn auch die Gabe farbenüppiger Stimmungsmalerei darüber zeitweilig
hinwegtäuschen konnte. Am kräftigsten offenbart sich sein dichterischer
Geist in den «Bildern des
Orients»
(4 Bde., Lpz. 1831-33; auch in
Meyers«Volksbüchern», ebd. 1888),
worin sich auch mehrere dramat.
Arbeiten, darunter die
Tragödie«SultanSelim III.» befinden. Auch die
«Stimmen der Zeit in Liedern» (Lpz. 1833) enthalten in gewandter Form begeisterte
Worte. Seine lyrische
Tragödie«Das Dionysosfest» (Berl.
1836) ist anziehend durch die
Tendenz, den
Sieg einer jungen gärenden Zeit über eine geistig abgelebte Reaktion zu feiern.
Ferner sind zu nennen: «Gruß an
Berlin, ein Zukunftstraum» (Lpz. 1838),
«Bergesgrüße aus dem salzburg., tirol. und bayr.
Gebirge»
(Münch. 1839),
Gust. von, preuß.
General der Infanterie, geb. inErfurt,
[* 27] trat 1840 in das 21. Infanterieregiment,
besuchte 1845-47 die
Allgemeine Kriegsschule in
Berlin, nahm 1848 an den Kämpfen in der
ProvinzPosen
[* 28] teil, war 1852-55 zur
Trigonometrischen
Abteilung des Generalstabes kommandiert und wurde, nachdem er 1858 Compagniechef im 7. Regiment gewesen
war, 1859 als Major wieder in den Generalstab zurückversetzt. S. organisierte als Direktor die neu errichteten
Kriegsschulen in
Potsdam
[* 29] und
Neisse,
[* 30] übernahm 1860 die Leitung der kriegsgeschichtlichen
Abteilung des
Großen Generalstabes,
wurde 1861 als
Adjutant zum Gouvernement von
Berlin kommandiert und nahm 1864 als Generalstabsoffizier im Hauptquartier Wrangels
an dem Feldzuge gegen
Dänemark
[* 31] teil. Noch während desKrieges von 1864 zum
Oberstlieutenant und Flügeladjutanten
des Königs ernannt, wurde er dann zu diplomat. Sendungen nach
London
[* 32] und
Wien
[* 33] verwandt und blieb im Gefolge des Königs. Dem
Feldzuge von 1866 wohnte S.
¶
mehr
teils im Stabe der Elbarmee, teils im Hauptquartier des Königs bei und leitete die militär.
Schlußverhandlungen, die dem Prager Frieden folgten. Nachdem S. 1868 zum Commandeur des 4. Gardegrenadierregiments ernannt
war, wurde er im Dez. 1869 als Abteilungschef in den Großen Generalstab sowie als Mitglied in die Studienkommission der Kriegsakademie
berufen. Bei Ausbruch des Deutsch-FranzösischenKrieges von 1870 und 1871 wurde S. zum Generalmajor und Chef des Generalstabes
der Zweiten deutschen Armee (Prinz FriedrichKarl vonPreußen)
[* 35] ernannt. Er schloß die Metzer Kapitulation ab, zeichnete sich
bei Orleans und Le
[* 36] Mans
[* 37] aus und wurde im Nov. 1871 in das Kriegsministerium versetzt, wo er die Leitung
des Allgemeinen Kriegsdepartements übernahm. 1873 erfolgte seine Ernennung zum Inspecteur der Jäger und Schützen, und 1875 zum
Commandeur der 7. Division sowie die Beförderung zum Generallieutenant. S. wurde im Nov. 1881 kommandierender General des 5. Armeekorps
und im März 1886 Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und Generalinspecteur der Festungen. Im Sept. 1888 nahm
er den Abschied.