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Papierfabrik «Hohenkrug»),
die Mühlenwerke (Stettiner Walzmühle, Dampfmühlen-Aktiengesellschaft),
Brauereien (Bergschloßbrauerei, Brauerei-Aktiengesellschaft «Elysium») u. a. S. ist Sitz der 3. Sektionen der Nordöstlichen Eisen- und Stahl-, der Ziegelei-Berufsgenossenschaft und der Berufsgenossenschaft der Schornsteinfegermeister des Deutschen Reichs, der 4. Sektion der Brennerei-, der 5. der See- und der 6. der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft, ferner Sitz der Pommerschen land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Hauptartikel der Ausfuhr sind Holz, [* 2] Kartoffeln, Rohzucker und Cement, der Einfuhr Steinkohlen, Eisen, [* 3] Petroleum, Kolonialwaren, Wein und namentlich Heringe.
Die Einfuhr zur See betrug 1896: 2 049 224 t, die Ausfuhr 676 461 t. Der Handel wird unterstützt durch eine Reichsbankhauptstelle, die Vorsteher der Kaufmannschaft, welche die Stelle einer Handelskammer vertreten, zahlreiche Versicherungs- und Dampfschiffahrtsgesellschaften, darunter die Lebensversicherungsgesellschaft «Germania», [* 4] die Preußische Nationalversicherungsgesellschaft, die See- und Flußversicherungsgesellschaften " Pommerania», «Union», Stettiner und Norddeutsche Versicherungsgesellschaft, Neue Dampfer-Compagnie, Pommersche Dampfschiffahrtsgesellschaft, die Dampfschiffahrtssellschaften «Kurland», [* 5] «Arnold», «Braeunlich» u. a.
Verkehrswesen. Der Bau des einen der beiden projektierten Hafenkanäle von 1200 m Länge und 100 m Breite [* 6] nebst vorliegendem Wendebassin von 230 m Breite hat (und zwar auf Kosten der Stadt, die zunächst 16, im ganzen 30 Mill. M. für die neuen Hafenanlagen vorgesehen hat) begonnen und ist (1897) nahezu vollendet. Die anschließenden Wasserstraßen im Bezirk von S. haben ebenfalls bedeutende Verbesserungen erfahren (s. Oder). Die Reederei umfaßte an größern Seeschiffen 1895: 52 Segelschiffe mit 6941 und 90 Dampfschiffe mit 34 647 Registertons. Die Stadt S. erhält auf den Mölnwiesen einen Freihafenbezirk. 1895 kamen im Seeverkehr an (gingen aus) 4159 (4163) Schiffe [* 7] mit 1 335 664 (1 339 262) Registertons, im Flußverkehr 12 041 (12 073) Kähne mit 1 574 057 (1 575 686) t Laderaum. Regelmäßige Dampferverbindungen über Swinemünde bestehen mit Neuyork, [* 8] Frankreich, Spanien, [* 9] den Mittelmeerhäfen und allen bedeutenden Plätzen der Nord- und Ostsee.
S. liegt an den Eisenbahnlinien S.-Strasburg (60,2 km), S.-Stargard-Danzig (368 km), S.-Cüstrin-Breslau (352,5 km) und Berlin-S. (134,7 km) der Preuß. Staatsbahnen [* 10] und hat ein Postamt erster Klasse mit vier Zweigstellen, ein Telegraphenamt erster Klasse mit Zweigstelle (Börse), drei Stadtpostanstalten, ein Postamt zweiter Klasse (Stettin-Neutorney) und ein Postamt dritter Klasse (Stettin-Pommerensdorf), sämtlich mit Telegraph, [* 11] ein Fernsprechamt und elektrische Straßenbahn in der Stadt und nach Grabow.
Geschichte. S., lat. Stetinum, erst später auch Sedinum genannt, soll ehemals ein wend. Fischerdorf gewesen sein und erst nach dem Niedergange der Stadt Julin (Wollin), etwa um 830, eine größere Bedeutung erlangt haben. 1124 wurden die ersten Stettiner durch Bischof Otto von Bamberg [* 12] getauft, der hier zwei Kirchen erbaute. Ende des 12. Jahrh. begann die Einwanderung von Deutschen, namentlich aus Niedersachsen. 1295 wurde S. der Sitz eines Zweiges des pommerschen Fürstenhauses, in dem Herzog Otto I. die stettinische Linie begründete, die 1464 ausstarb, worauf das Land wieder vereinigt wurde. Im Dez. 1570 wurde in S. durch Vermittlung des Kaisers Maximilian II. ein Friede zwischen Dänemark [* 13] und Schweden [* 14] geschlossen, der den Dreikronenkrieg (s. d.) beendigte.
Der Handel S.s entwickelte sich schon im Mittelalter, wo es Mitglied der Hansa wurde. Nach dem Aussterben der pommerschen Herzöge mit Bogislaw XIV. (1637) fiel S. durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges im Westfälischen Frieden an Schweden, statt vertragsmäßig an Brandenburg [* 15] (s. Pommern, [* 16] Geschichte). Der Große Kurfürst belagerte S. seit Juli 1677 und eroberte die Stadt mußte sie aber 1679 wieder aufgeben. Im Nordischen Krieg wurde S. von den Russen unter Menschikow erobert und 9. Okt. an Preußen [* 17] überlassen; 1720 wurde es im Frieden von Stockholm [* 18] definitiv an Preußen abgetreten. Vom bis war es von den Franzosen besetzt. S. ist der Geburtsort der Kaiserin Katharina II. von Rußland.
Vgl. Berghaus, Geschichte der Stadt S. (2 Bde., Wriezen 1875-76);
Th. Schmidt, Zur Geschichte des Handels und der Schiffahrt S.s 1786-1846 (ebd. 1875);
W. H. Meyer, S. in alter und neuer Zeit (Stett. 1887);
ders., S.s Aktiengesellschaften (ebd. 1889);
Wörl, Führer durch S. (4. Aufl., Würzb. 1890).