(bei Ratschinges) bedeutende Porphyr- und Marmorbrüche. In der Nähe die
Burg Sprechenstein und die Schlösser Thumburg und
Reifenstein. Das berüchtigte Sterzinger
Moos, wohin der Volkswitz die alten
Jungfern versetzt, ist seit 1877 entsumpft. -
S. ist das röm. Vipitenum und blühte im 13. und 14. Jahrh. durch
den Handelsverkehr über den
Brenner und den Jaufen sowie durch die in der Nähe erschlossenen Silbergruben.
In S. versammelten sich mehrmals die
Tiroler Landtage; das mittelalterliche
Drama
(Volksspiel) war hier in großer
Blüte.
[* 2] -
Vgl. Pichler, Das
Drama des Mittelalters in
Tirol
[* 3] (Innsbr. 1850);
griech.
Lyriker, war zu
Himera auf
Sicilien geboren und lebte von der zweiten Hälfte des 7. bis zur Mitte
des 6. Jahrh.
v. Chr. Von ihm schreibt sich ein großer Fortschritt in der kunstmäßigen Ausbildung der
Chöre und des Chorgesangs
her. Seine Gedichte behandeln fast durchgängig epische
Stoffe, aber in lyrischer Form (in Chorgesängen,
die an den Festen der
Götter und der Heroen vorgetragen wurden) und waren von weitreichendem Einfluß auf die Umbildung der
Mythen in der auf ihn folgenden
Poesie, sowie in der bildenden Kunst. Seine «Zerstörung Ilions» lieferte
den
Stoff zu dem Hauptbilde der sog. Ilischen
Tafel (s. d.). Besonders stark tritt in seiner
Lyrik die Liebesleidenschaft
hervor. Berühmt war seine Palinodie auf Helena. Die Bruchstücke sind gesammelt in
Bergks«Poetae lyrici graeci» (4. Aufl.,
Lpz. 1882),
mit deutscher
Übersetzung in
Hartungs «Griech. Lyrikern», Bd. 1 (ebd.
1855). -
Vgl. Crusius,S. und die epodische
Komposition in der griech.
Lyrik (in den «Commentationes Ribbeckianae»,
Lpz. 1888);
(grch.),
Hörrohr, ein von Laennec erfundenes
Instrument, dessen man sich zur
Auskultation
[* 7] (s. d.) bedient, besteht aus einem hohlen Cylinder von Holz,
[* 8] Elfenbein oder Hartgummi,
der oben mit einer konvexen oder konkaven Scheibe versehen ist. Man setzt dieses
Instrument mit dem untern Ende auf die zu
untersuchende Körperstelle und legt dann das
Ohr
[* 9] auf die Scheibe. Hierdurch wird der
Schall
[* 10] aus einer
bestimmten umschriebenen
Stelle des Körpers sicher ins
Ohr des
Arztes geleitet und sogar (durch
Konsonanz der Luftschicht im
Hörrohr) noch etwas verstärkt.
Größen (im Gegensatz zu diskreten
Größen) soviel wie Kontinuität (s. d.).
Eine Funktion
wird stetig genannt, wenn einer beliebig kleinen Änderung derVariabelnstets auch nur eine beliebig
kleine Linderung des Funktionswertes entspricht.
1) Regierungsbezirk der preuß.
ProvinzPommern,
[* 17] grenzt im N. an die Ostsee, im
S. an dieProvinzBrandenburg,
[* 18] im
W. an
Mecklenburg
[* 19] und im O. an den Reg.-Bez. Köslin,
[* 20] ist meist Flachland und steigt nur im SO.
an; er wird bewässert von zahlreichen
Flüssen (Peene,
Ücker, Oder,
Ihna,
Rega) und Seen (Madüe, Plöne, Dammscher See), hat
hauptsächlich
Ackerbau, Viehzucht
[* 21] und Waldbestand. Der Regierungsbezirk hat 12 077,53 qkm und (1895) 785 229 (385 953 männl., 399 276 weibl.)
E., 36
Städte mit 1021,58 qkm und 343 068 (167 047 männl., 176 021 weibl.) E., 983 Landgemeinden
und 834 Gutsbezirke mit 11 055,95 qkm und 442 161 (218 906 männl., 223 255 weibl.) E. Dem Religionsbekenntnis
nach waren 760 615
Evangelische, 14 405 Katholiken, 3742 andere
Christen und 6416 Israeliten.
Der Regierungsbezirk zerfällt in 13
Kreise:
[* 22]
Greifenberg-Cammin (von
Normann, deutschkonservativ). - 2) Hauptstadt der
ProvinzPommern und des Reg.-Bez.
S. und
Stadtkreis,
an der Oder, von der hier rechts die
Parnitz und 1½ km unterhalb derselben der Dunzig zum Dammschen See abfließen, liegt
53° 22' 10'' nördl.
Br. und 14° 42' 39'' östl. L. von Greenwich. (Hierzu ein Stadtplan
mit Verzeichnis der
Straßen u. s. w.)
Anlage,
Brücken.
[* 23] Die eigentliche Stadt besteht aus der hügeligen, engen
Altstadt und der seit 1850 im
S., W. und N. davon entstandenen
Neustadt
[* 24] auf dem linken Ufer der Oder und den Stadtteilen Lastadie und Silberwiese rechts von der Oder
zwischen
Parnitz und Dunzig. Hierzu kommen die ausgedehnten Vorstädte auf dem linken Oderufer, die Unter- und Oberwiek, Pommerensdorfer
Anlage,
¶
mehr
FortPreußen,
[* 26] Torney, Grünhof und Westend (früher Friedrichshof), die seit Aufhebung der Festung
[* 27] (1873)
besonders nach der Stadt zu weiter ausgebaut sind. Über die Oder führen vier Brücken, darunter eine eiserne Eisenbahnbrücke,
über die Parnitz drei Brücken, darunter zwei eiserne Eisenbahnbrücken.
Bauten. Das Königs- (s. Tafel: Thore II,
[* 25]
Fig. 3) und das Berliner
[* 28] Thor, um 1730 aus Sandstein erbaut, sind
erhalten. Am Königsplatz steht eine Bronzenachbildung des 1793 von den pommerschen Ständen errichteten StandbildesFriedrichs
d. Gr. von Schadow, dessen Original aus Marmor sich im Landhause befindet; vor dem Theater
[* 29] das 1848 errichtete StandbildFriedrich
Wilhelms III. in Marmor von Drake, vor dem Königsthor das Denkmal des 1831 verstorbenen Oberpräsidenten
Sack und an der Kreuzung des Parade- und Königsplatzes das DenkmalKaiser Wilhelms I. in Bronze
[* 30] und Tiroler Marmor von Hilgers.
Die Stadt hat sieben evang. Kirchen, darunter die St. Peter- und Paulskirche, die älteste KirchePommerns, 1124 auf Veranlassung
des BischofsOtto von Bamberg
[* 31] für die zum Christentum bekehrten Wenden angelegt und mehrmals wieder aufgebaut,
mit Resten älterer Steinbildhauerei, und die große got. Jakobikirche, 1187 von dem Ritter Beringer aus Bamberg errichtet
und im 18. Jahrh. neu aufgebaut, eine neue kath. Kirche, altluth., Baptistenkapelle und schöne Synagoge (1873). Von weltlichen
Gebäuden sind zu nennen: das königl. Schloß, jetzt Sitz von Behörden, 1346 vom HerzogBarnim III. gegründet, 1575-77 in
ital. Stil neu erbaut und später erweitert, das alte Rathaus, 1245 vom HerzogBarnim I. erbaut, das neue Rathaus (1879), die
Börse (1832-34), Johanniskloster (Asyl), Waisenhaus, Konzert- und Vereinshaus (1884),Arsenal oder Artilleriezeughaus,
früher Kirche (1336) des ehemaligen St. Marien-Nonnenklosters und der Schweizer-, vormals Loytzenhof, mit Façade aus dem 16. Jahrh.
Bevölkerung.
[* 32] S. hatte 1867: 73 714, 1880: 91 756, 1885: 99 543, 1890: 116 228, 1895: 140 724 (67 982 männl., 72 742 weibl.)
E., d. i. eine Zunahme seit 1890 von 24 496 Personen oder 21,08 Proz., darunter 130 704 Evangelische, 5628 Katholiken, 1542 andere
Christen und 2850 Israeliten. Rechnet man zu der Einwohnerzahl von 1890 noch diejenige der umliegenden Ortschaften, welche
durch wirtschaftliche Interessen mit S. verbunden sind, nämlich Bredow (13 541 E.), Grabow (15 784), Züllchow (7017),
Nemitz (3194) und Frauendorf (3009), so ergiebt sich für Groß-Stettin eine Gesamteinwohnerzahl von rund 183 300 E. Die
Zahl der Geburten betrug 1896: 5122 (darunter 153 Totgeburten), der Eheschließungen 1254, der Sterbefälle 3600. In Garnison
liegen das Grenadierregiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. pommersches) Nr. 2, Infanterieregiment Nr.
148, Stab,
[* 33] die 1. bis 3. Abteilung des 1. pommerschen Feldartillerieregiments Nr. 2 und das Pionierbataillon
Nr. 17.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Geh. Regierungsrat Haken, 18000 M.), einem Bürgermeister
(Giesebrecht, 10 450 M.), 20 Magistratsmitgliedern (9 besoldeten) und 63 Stadtverordneten. Ferner besteht eine königl.
Polizeidirektion, Berufsfeuerwehr von 100 Mann, darunter 25 Mann der Packhofsfeuerwehr, eine Gasanstalt,
ein Wasserwerk, Kanalisation und ein Schlacht- und Viehhof. Der Haushaltplan (1897/98) weist eine Einnahme und Ausgabe von
16 080 931 M.
nach; unter den Ausgaben sind 1 945 691 M. für Schulverwaltung und 777 157 M. für Armen- und Wohlthätigkeitspflege.
Die direkten Steuern betragen 34 Proz. der ordentlichen Einnahmen (114 Proz.
Zuschlag zur Einkommen- und 171 Proz. zur Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer). Es besteht eine städtische Sparkasse, mehrere
andere Spar- und Vorschußvereine, ein Leihhaus, 26 Orts-, 18 Betriebs- (Fabrik-), 3 Innungskrankenkassen und 30 Innungen;
für wohlthätige Zwecke eine Anstalt für Blödsinnige, ein Taubstummeninstitut, eine Blinden- und Hebammenanstalt,
ein städtisches und ein Privatkrankenhaus (Bethanien) u. a.
Unterrichts- und Bildungswesen. Die Stadt hat ein königl. Seminar für gelehrte Schulen, Marienstiftsgymnasium,
Stadtgymnasium, König Wilhelmsgymnasium, Realgymnasium (Friedrich-Wilhelmsschule), städtisches Schiller-Realgymnasium, eine
städtische höhere Mädchenschule (Kaiserin-Auguste-Victoria-Schule), private mittlere und höhere Mädchenschulen, 4 städtische
Mittel- und 25 Gemeindeschulen. Die 1824 gestiftete Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde
hat eine bedeutende Bibliothek und ein reichhaltiges Museum im Schloß; ebendaselbst befindet sich auch das Staatsarchiv;
das Pommersche Museum enthält natur- und kulturhistor. Sammlungen, das Stadtmuseum Gemälde, Kupferstiche und Skulpturen.
Das Stadttheater ist 1846 von der Kaufmannschaft erbaut und 1892 von der Stadt erworben worden.