(spr. stihwĕns'n),George, ein Hauptbegründer des Eisenbahnwesens, wurde als Sohn
armer Eltern zu Wylam bei Newcastle
[* 4]
(Northumberland) geboren. Seine erste Thätigkeit bestand in der Bedienung der
Dampfmaschine,
[* 5] die an der Kohlengrube gebraucht ward. Hier legte er sein mechan.
Talent durch die zweckmäßigere Einrichtung
eines Pumpenwerkes an den
Tag, an welchem gelernte Ingenieure ihre Kunst vergeblich versucht hatten. Er
wurde demnächst Aufseher, zeichnete sich durch seine Leitung der großen Kohlenwerke Lord Ravensworths bei
Darlington aus
und baute 1814 für eine dort angelegte Eisenbahn
die erste brauchbare
Lokomotive
[* 6] (s. Eisenbahnen).
Gleichzeitig mit
Sir Humphry
Davy hatte er das Verdienst, eine Sicherheitslampe für Grubenarbeiter zu erfinden, was
ihm einen Ehrenpreis von 1000
Guineen verschaffte. Unter der Leitung
S.s wurde
die erste öffentliche Eisenbahn von
Stockton
nach
Darlington 1825 vollendet. Auf dieser
Strecke fuhren drei von ihm konstruierte
Lokomotiven. (S.
Lokomotive und
Tafel:
Lokomotiven
I,
[* 1]
Fig. 3.) Aus der 1824 in Newcastle in Gemeinschaft mit M. Pease aus
Darlington errichteten Maschinenbauanstalt
gingen dann für alle neuen Eisenbahnen in England,
Amerika
[* 7] und auf dem europ. Kontinent die ersten
Lokomotiven hervor, so
auch
die erste deutsche
LokomotiveAdler
[* 8] (s.
Tafel:
Lokomotiven I,
[* 1]
Fig. 6). Die Einführung des
Blasrohrs, der Siederöhren, der
Umsteuerung
[* 9] in den Lokomotivbau sind sein Verdienst. 1845 wurde der Beschluß gefaßt, seine
Statue in
Newcastle auf der großen Eisenbahnbrücke über den
Tyne aufzustellen, die den
NamenStephenson-Brücke erhielt. Eine andere
Statue (von
Baily) steht in der Vorhalle des Euston-Bahnhofs in
London
[* 10] (s.
Tafel:
Englische
[* 11] Kunst III,
[* 1]
Fig. 1). Er war zuletzt
auch Eigentümer mehrerer Kohlengruben und der großen Eisenwerke von Claycroß und starb zu
Tapton-House bei Chesterfield. -
Vgl.
Smiles, The life of
George S. (neueste Aufl., Lond. 1884).
(spr. stihwĕns'n),Robert, Sohn von
George S., geb. zu Wilmington, wurde, 15 J. alt, bei den
Killingworther Werken angestellt, von wo er nach dreijähriger Praxis an die
Universität Edinburgh ging.
Nach vollendeten
Studien trat er in die Maschinenfabrik seines
Vaters ein. Er bereiste
Amerika, wo er den ins Unglück geratenen
Trevethik, den Erfinder der
Straßenlokomotive,
[* 12] traf und ihn aus tiefstem Elend hob. Er gründete dort die Bergwerksqesellschaft
zu Columbien.
Die Vollendung dieses unter dem
Namen der Victoriabrücke bekannten Riesenbaues im Dez. 1859 erlebte er freilich nicht mehr.
Bis ans Ende seines Lebens konsultierte man ihn nicht bloß in England, sondern in beinahe sämtlichen
Staaten Europas als
die höchste
Autorität in allen Eisenbahnangelegenheiten, unter anderm bei der Beurteilung atmosphärischer
Eisenbahnen.
Schon 1847 war er zum Parlamentsmitglied für Whitby gewühlt worden; er schloß sich der konservativen Partei
an, doch nahm er an den parlamentarischen Verhandlungen keinen lebhaften Anteil. Er starb, große
Summen zu wohlthätigen
Zwecken hinterlassend, bald nach seiner Rückkehr von einer
Reise nachNorwegen
[* 18] und wurde in der
Westminsterabtei beigesetzt. S. schrieb: «Die atmosphärische Eisenbahn»
(aus dem
Englischen von Ch. M. vonWeber, Berl. 1845). -
Vgl. Jeaffreson und
Pole, Life of Robert S. (2 Bde., Lond.
1864);
Smiles, Lives of
George and Robert S. (8. Aufl., ebd. 1868).
im
Russischen (stepj) soviel wie Wüste oder flaches, dürres Land. Der
Name ist jedoch in der Erdkunde
[* 19] zu einer
ganz bestimmten Bedeutung gelangt, die etwas zur Wüste durchaus Gegensätzliches begreift. Während nämlich die
Wüste eine
Region bezeichnet, wo der
Wind die größeren Verwitterungsprodukte abräumt und umlagert, sind S. die Gebiete
einer durch den
Wind bewirkten feinerdigen
Ablagerung, und der Hauptsteppenboden ist der Löß. Beide grenzen oft nahe aneinander,
unterscheiden sich aber stets scharf dadurch, daß die S. niemals durch den
Wind abgeräumt, und daß
sie
vor derAblagerung groben Sandes geschützt ist.
Die Bezeichnung S. ist von den derartigen Landstrichen des
RussischenReichs auf alle großen Ebenen als
Gattungsname übertragen
worden, die mehr oder weniger baumlos, gleichmäßig mit Gras und Kräutern bewachsen, durch den
Mangel an Anbau und
Bevölkerung,
[* 20] infolge dürftiger unzureichenderBewässerung mehr oder weniger öde und der Wüste wenigstens in der
heißen Jahreszeit im Aussehen ähnlich sind. Zur Steppenform gehören: die S. des
RussischenReichs und Innerasiens, die
Heiden
Norddeutschlands, die
Landes im südwestl.
Frankreich, die Puszten in
Ungarn,
[* 21] die Savannen oder Prairien und
Steinsteppen Nordamerikas, die Llanos und Pampas in
Südamerika,
[* 22] die S. in
Afrika.
[* 23] Entweder sind die S. Salzsteppen, die durch
Salz,
[* 24] das infolge von
Verdunstung des Wassers auskrystallisierte,
auf kahlem
Boden und durch Salzpflanzen charakterisiert sind, oder schon fast wüstenartige, geröllbedeckte
Steinsteppen,
oder eigentliche Grassteppen, oder endlich
Sumpfsteppen oder Tundren (s.
Tundra). Die S. ist
¶
mehr
anthropogeographisch wichtig als Wiege der größten Eroberervölker, in deren Ruhelosigkeit Wasserarmut eine große Rolle
spielt. Je stärker diese ausgeprägt ist, um so mühseliger wird der Ackerbau, um so besser gedeiht der Nomadismus, wie dies
besonders die Geschichte Innerasiens lehrt. -