Der gleichen Familie gehören als Drucker an: Charles Estienne in Paris, Roberts Bruder (1504-64), zugleich ein fruchtbarer
Schriftsteller;
Paul Estienne (1566-1627), Roberts jüngerer Sohn, der neben seinem Bruder in Genf
eine Druckerei hatte und gute
Ausgaben von Klassikern lieferte.
Dessen Sohn Paul Estienne (1592-1674) druckte in Paris bis 1664.
Über die ganze Familie Estienne vgl. (Mich. Maittaire,) Stephanorum historia (Lond. 1709);
Renouard, Annales
de l'imprimerie des Estienne (2. Aufl., Par. 1843);
Gaullier, Études sur la typographie genevoise (Genf
1855);
Aug. Bernard, Les
Estienne et les types grecs de François I (Par. 1856).
(spr. stihwĕns'n), George, ein Hauptbegründer des Eisenbahnwesens, wurde als Sohn
armer Eltern 8. Juni 1781 zu Wylam bei Newcastle (Northumberland) geboren. Seine erste Thätigkeit bestand in der Bedienung der
Dampfmaschine, die an der Kohlengrube gebraucht ward. Hier legte er sein mechan. Talent durch die zweckmäßigere Einrichtung
eines Pumpenwerkes an den Tag, an welchem gelernte Ingenieure ihre Kunst vergeblich versucht hatten. Er
wurde demnächst Aufseher, zeichnete sich durch seine Leitung der großen Kohlenwerke Lord Ravensworths bei Darlington aus
und baute 1814 für eine dort angelegte Eisenbahn die erste brauchbare Lokomotive (s. Eisenbahnen).
Gleichzeitig mit Sir Humphry Davy hatte er das Verdienst, eine Sicherheitslampe für Grubenarbeiter zu erfinden, was
ihm einen Ehrenpreis von 1000 Guineen verschaffte. Unter der Leitung S.s wurde die erste öffentliche Eisenbahn von Stockton
nach Darlington 1825 vollendet. Auf dieser Strecke fuhren drei von ihm konstruierte Lokomotiven. (S. Lokomotive und Tafel: Lokomotiven
I,
Fig. 3.) Aus der 1824 in Newcastle in Gemeinschaft mit M. Pease aus Darlington errichteten Maschinenbauanstalt
gingen dann für alle neuen Eisenbahnen in England, Amerika und auf dem europ. Kontinent die ersten Lokomotiven hervor, so
auch die erste deutsche Lokomotive Adler (s. Tafel: Lokomotiven I,
Fig. 6). Die Einführung des Blasrohrs, der Siederöhren, der
Umsteuerung in den Lokomotivbau sind sein Verdienst. 1845 wurde der Beschluß gefaßt, seine Statue in
Newcastle auf der großen Eisenbahnbrücke über den Tyne aufzustellen, die den Namen Stephenson-Brücke erhielt. Eine andere
Statue (von Baily) steht in der Vorhalle des Euston-Bahnhofs in London (s. Tafel: Englische Kunst III,
Fig. 1). Er war zuletzt
auch Eigentümer mehrerer Kohlengruben und der großen Eisenwerke von Claycroß und starb 12. Aug. 1848 zu
Tapton-House bei Chesterfield. -
Vgl. Smiles, The life of George S. (neueste Aufl., Lond. 1884).
(spr. stihwĕns'n), Robert, Sohn von George S., geb. 16. Okt. 1803 zu Wilmington, wurde, 15 J. alt, bei den
Killingworther Werken angestellt, von wo er nach dreijähriger Praxis an die Universität Edinburgh ging.
Nach vollendeten Studien trat er in die Maschinenfabrik seines Vaters ein. Er bereiste Amerika, wo er den ins Unglück geratenen
Trevethik, den Erfinder der Straßenlokomotive, traf und ihn aus tiefstem Elend hob. Er gründete dort die Bergwerksqesellschaft
zu Columbien.
Auch gewann er einen Preis von 10000 M. auf eine Lokomotive. 1832 wurde ihm die Leitung des Baues der Liverpool-Birmingham-Eisenbahn
übertragen, welchen er trotz bedeutender Schwierigkeiten zu stande brachte, worauf
noch die Blackwall-, Norfolk-, Aylesbury-
und andere Eisenbahnlinien und Brücken unter seiner Aufsicht erbaut wurden. Sein Meisterstück war jedoch die Britanniabrücke
(s. Röhrenbrücke). Bald nachher errichtete S. zwei Röhrenbrücken über den Nil, auf der von ihm angelegten
Eisenbahn zwischen Alexandria und Kairo. Er ging 1853 nach Canada, um die Arbeiten zu der gewaltigen Röhrenbrücke über den
Lorenzstrom bei Montreal einzuleiten, welche in der Verkehrslinie zwischen Ost- und Westcanada und den Vereinigten Staaten mittels
der Grand-Trunk-Eisenbahn als letztes Verbindungsglied fehlte.
Die Vollendung dieses unter dem Namen der Victoriabrücke bekannten Riesenbaues im Dez. 1859 erlebte er freilich nicht mehr.
Bis ans Ende seines Lebens konsultierte man ihn nicht bloß in England, sondern in beinahe sämtlichen Staaten Europas als
die höchste Autorität in allen Eisenbahnangelegenheiten, unter anderm bei der Beurteilung atmosphärischer
Eisenbahnen. Schon 1847 war er zum Parlamentsmitglied für Whitby gewühlt worden; er schloß sich der konservativen Partei
an, doch nahm er an den parlamentarischen Verhandlungen keinen lebhaften Anteil. Er starb, große Summen zu wohlthätigen
Zwecken hinterlassend, bald nach seiner Rückkehr von einer Reise nach Norwegen 12. Okt. 1859 und wurde in der
Westminsterabtei beigesetzt. S. schrieb: «Die atmosphärische Eisenbahn»
(aus dem Englischen von Ch. M. von Weber, Berl. 1845). -
Vgl. Jeaffreson und Pole, Life of Robert S. (2 Bde., Lond.
1864);
Smiles, Lives of George and Robert S. (8. Aufl., ebd. 1868).
im Russischen (stepj) soviel wie Wüste oder flaches, dürres Land. Der Name ist jedoch in der Erdkunde zu einer
ganz bestimmten Bedeutung gelangt, die etwas zur Wüste durchaus Gegensätzliches begreift. Während nämlich die
Wüste eine Region bezeichnet, wo der Wind die größeren Verwitterungsprodukte abräumt und umlagert, sind S. die Gebiete
einer durch den Wind bewirkten feinerdigen Ablagerung, und der Hauptsteppenboden ist der Löß. Beide grenzen oft nahe aneinander,
unterscheiden sich aber stets scharf dadurch, daß die S. niemals durch den Wind abgeräumt, und daß
sie vor der Ablagerung groben Sandes geschützt ist.
Die Bezeichnung S. ist von den derartigen Landstrichen des Russischen Reichs auf alle großen Ebenen als Gattungsname übertragen
worden, die mehr oder weniger baumlos, gleichmäßig mit Gras und Kräutern bewachsen, durch den Mangel an Anbau und Bevölkerung,
infolge dürftiger unzureichender Bewässerung mehr oder weniger öde und der Wüste wenigstens in der
heißen Jahreszeit im Aussehen ähnlich sind. Zur Steppenform gehören: die S. des Russischen Reichs und Innerasiens, die Heiden
Norddeutschlands, die Landes im südwestl.
Frankreich, die Puszten in Ungarn, die Savannen oder Prairien und Steinsteppen Nordamerikas, die Llanos und Pampas in
Südamerika, die S. in Afrika. Entweder sind die S. Salzsteppen, die durch Salz, das infolge von Verdunstung des Wassers auskrystallisierte,
auf kahlem Boden und durch Salzpflanzen charakterisiert sind, oder schon fast wüstenartige, geröllbedeckte Steinsteppen,
oder eigentliche Grassteppen, oder endlich Sumpfsteppen oder Tundren (s. Tundra). Die S. ist
mehr
anthropogeographisch wichtig als Wiege der größten Eroberervölker, in deren Ruhelosigkeit Wasserarmut eine große Rolle
spielt. Je stärker diese ausgeprägt ist, um so mühseliger wird der Ackerbau, um so besser gedeiht der Nomadismus, wie dies
besonders die Geschichte Innerasiens lehrt. -
Vgl. A. von Humboldt, über die S. und Wüsten (in den «Ansichten
der Natur»);
Nehring, über Tundren und S. der Jetzt- und Vorzeit (Berl. 1890).