der Wirksamkeit der Post als eines Hebels der Kultur bei den ihm übertragenen internationalen Vertragsschlüssen Geltung
zu verschaffen und den Verkehr der Nationen untereinander von den
Fesseln der Fiskalität zu befreien.
S.s glänzendste Leistung
auf diesem Felde war die Übereignung des
Thurn und Taxisschen Postwesens an die
KronePreußen
[* 2] durch den
Staatsvertrag vom Am wurde er zum Generalpostdirektor des Norddeutschen
Bundes ernannt. Noch mit der
Reform des Bundespostwesens, namentlich mit der Durchführung des Einheitsportos u. s. w.
beschäftigt, mußte S. zunächst alle innern
Aufgaben zurückstellen und die Organisation der norddeutschen Feldpost im
Deutsch-FranzösischenKriege ins Werk setzen.
Als nach Errichtung des
DeutschenReichs die norddeutschen Postinstitute zur
Deutschen Reichspost verschmolzen waren, der
Baden
[* 3] und Elsaß-Lothringen
[* 4] beitraten, wurde S. zum Generalpostmeister des
DeutschenReichs und später (1880) zum
Staatssekretär
des Reichspostamtes ernannt und begann nun das Werk der Verschmelzung so zahlreicher, eigenartig eingerichteter Territorialposten
durch Einführung einer einheitlichen Postgesetzgebung (1871). Er führte
außerdem den einheitlichen
Tarif für
Pakete durch, schuf
das neue Verkehrsmittel der Postkarten, die Postanweisungen und Postmandate
sowie die für den litterar.
Verkehr wichtige Bücherpost und rief eine Reihe erheblicher Erleichterungen des Postverkehrs ins Leben. Erfolgreich waren
ferner
S.s Bemühungen zur
Hebung
[* 5] der geistigen Wohlfahrt der
Beamten (s. Postwesen).
S.s bedeutsamstes Werk
aber ist die Gründung des
Weltpostvereins (s. d.). 1875 übernahm S. auch die Telegraphenverwaltung
des
Reichs und vereinigte sie mit den Betriebseinrichtungen der Post, was eine ganz erhebliche
Vermehrung der deutschen Telegraphenanstalten
zur Folge hatte.
In den folgenden 15 Jahren lieferte die
Verwaltung unter
S.s Leitung über 300 Mill.
M. an das
Reich ab. Dabei
aber waren fort und fort wichtige Verkehrserleichterungen und
Reformen ins Werk gesetzt worden. Die Zahl der Postanstalten,
die 1872 nur 5755 betrug, wurde bis 1893 auf 28 612 erhöht, die Zahl der Telegraphenanstalten von 1691 auf 19 384, die
Zahl der Landbriefträger von 10000 auf 25000 gebracht, von denen viele mit
Fuhrwerk ausgerüstet sind; ferner wurden in wenigen
Jahren alle wichtigen Hauptstädte und Handelsplätze des
Reichs mit unterirdischen
Kabeln verbunden.
Dazu kommt noch die Einführung des Worttarifs bei den
Telegrammen, die Errichtung der Rohrpost in
Berlin,
[* 6] die Fernsprecheinrichtungen,
die Herstellung von gegen 2000 neuen Postgebäuden in allen
Teilen des
Reichs, die Gründung des
ElektrotechnischenVereins sowie der höhern Post- und
Telegraphenschule, die Herstellung der transoceanischen Reichspostdampferlinien und der
postalischen Einrichtungen in den deutschen
Kolonien, die Beteiligung der Reichspost bei der Durchführung der
Unfall-,
Kranken- undAltersversicherung, die Organisation der technisch und künstlerisch Bedeutendes leistenden Reichsdruckerei. 1885 wurde
S. in den erblichen Adelsstand erhoben und erhielt 1895 den Rang eines Staatsministers. Er war Mitglied des preuß.
Herrenhauses und des
Staatsrats sowie Domherr zu Merseburg.
[* 7] S. starb in
Berlin. Auf seinem
Grabe wurde ein Obelisk,
im Lichthofe des Postmuseums ein
Standbild, beide von
Uphues, errichtet.
Außer zahlreichen Essays
über
das Verkehrsleben sind von ihm erschienen: «Geschichte der preuß. Post» (Berl.
1859),
«Das heutige
Ägypten»
[* 8] (Lpz. 1872) und «Weltpost und
Luftschiffahrt»
[* 9] (Berl. 1874). -
Vgl. Unter dem Zeichen des Verkehrs (Berl. 1895): Krickeberg,
Heinrich von S.
(Dresd. 1897).
«Die
Antikensammlung zu Pawlowsk» (ebd. 1872). Seine
zahlreichen
Abhandlungen sind meist in den von ihm abgefaßten 21
Bänden «Comptes rendus» der kaiserl.
Archäologischen
Kommission enthalten.
Louise Adrienne Napoleone, Großherzogin von
Baden (seit 1811), geb. als älteste Tochter des
Grafen Claude
Beauharnais (s.
Beauharnais, Fanny). Von Napoleon I. adoptiert und zur Prinzessin von
Frankreich erhoben, wurde
sie in
Paris
[* 17] mit dem damaligen Kurprinzen
KarlLudwigFriedrich von
Baden (s. d.) vermählt. Aus dieser
Ehe entsprangen
fünf
Kinder, von denen die beiden
Söhne bald nach der
Geburt starben und An ihren
Tod knüpften sich
später die unbegründeten
Anklagen gegen die Gräfin von Hochberg und die Legende von Kaspar Hauser (s. d.).
S., eine durch feine Geistesbildung und werkthätige Herzensgute ausgezeichnete Frau, nahm seit dem
Tode ihres Gemahls (1818)
ihren Witwensitz fast ständig in
Mannheim.
[* 18] Sie starb in Nizza.
[* 19] -
Ihre älteste Tochter Luise
Amalie S. (geb.
gest. war seit 1830 mit dem Prinzen Gustav von
Wasa vermählt, wurde aber 1844 geschieden; die zweite, Josephine
Friederike Luise (geb. heiratete 1834 den Fürsten
KarlAnton von Hohenzollern-Sigmaringen, und die dritte, Marie
Amalie Elisabeth Karoline (geb. gest.
wurde 1843 die Gemahlin des elften
Herzogs von Hamilton (gest.
Witwe des Kronprinzen
Rudolf (s. d.) ^[= # von Ems (bei Chur) oder Hohenems (in Vorarlberg), mittelhochdeutscher Dichter, Dienstmann der ...] von
Österreich.
[* 20]
eine viel verzweigte griech. Familie aus Maina im
Peloponnes, deren Stammvater Stephanos ein Urenkel des
KaisersDavid (s. d.) von
Trapezunt sein sollte. Die innern
Fehden der
Maniaten führten 1675 zur
Auswanderung vieler
Angehörigen der S. nach Paomia auf Corsica,
[* 23] wo sie, durch andere griech. Zuzügler
vermehrt, unter einem von der genuesischen Regierung auf zwei Jahre bestellten Genueser oder Corsicaner
Direttore lebten. Während der corsicanischen Revolution kamen die Griechen mit den Insurgenten in
Händel und siedelten infolgedessen 1731 nach
Ajaccio über. Nach
Begründung der franz.
¶
mehr
Herrschaft (1768) wurde die schon sehr zusammengeschmolzene griech. Kolonie in Carghese angesiedelt, und noch jetzt ist die
Hälfte der etwa 1000 E. dieses Dorfs griechisch oder griech. Abstammung. –
Vgl. N. Stéphanopoli, Histoire de la colonie
grecque établie en Corse (Par. 1826);
Phardys, Ἱστορία τῆς ἐν
Κορσικῇ ἑλληνικῆς ἀποικίας ^[griech. Text Korrekturlesen] (nebst einem Anhang von griech. Volksliedern
aus Carghese, ebd. 1888).