Blasensteinschnitt oder die Lithotomie (lithotomia oder cystotomia), wobei man von außen her mit dem
Messer
[* 2] die
Harnblase
öffnet, um die
Steine auszuziehen. Die Häufigkeit der
Steinkrankheit erzeugte die Idee dieser
Operation schon im hohen
Altertum,
und bei den alten Ägyptern gab es eine
KlasseMenschen, welche die Ausführung dieserOperation zu einem
besondern
Gewerbe machten. Die
Araber wie die
Ärzte des Mittelalters überhaupt scheinen sie wieder den besonders darauf eingeübten
Steinschneidern überlassen zu haben, bis im 16. und 17. Jahrh. durch
Pierre Franco, Frère Jacques, Chefelden und Frère Cosme
Methode und
Technik der
Operation wesentlich verbessert wurden. Einer der Hauptunterschiede zwischen den
verschiedenen Methoden liegt in dem Orte des Einschnitts in die
Harnblase, der sowohl von der vordern
Fläche des
Unterleibes
(hoher
Steinschnitt) als auch von dem untersten
Teile desselben, dem Mittelfleische aus (Seitensteinschnitt), oder endlich
durch den
Mastdarm gemacht werden kann.
Gegenwärtig wird vorzugsweise der hohe
Steinschnitt mit bestem Erfolg ausgeführt. Eine andere Methode
ist ferner die von
Civiale in
Paris
[* 3] seit 1823 geübte Lithotritie, Lithotripsie oder Lithothlibie, die
Steinzertrümmerung,
bei der der
Stein in der
Blase mit einem durch die
Harnröhre eingeführten katheterförmigen
Instrument gefaßt und durch Schraubendruck
zermalmt wird. Das
Instrument
(Steinbrecher,
[* 4] Lithotriptor) ist so eingerichtet, daß die
Blase selbst bei
dieser
Operation nicht verletzt wird. Die Bruchstücke des
Steins werden durch Ausspülung der
Harnblase mit lauwarmem sterilisiertem
Wasser entfernt. -
auch Herrenpilz oder Edelpilz,
BoletusedŭlisL. (s.
Tafel:
Pilze
[* 5] I. Eßbare
Pilze,
[* 1]
Fig. 8), ein sich vor verwandten
giftigen oder verdächtigen
Arten durch den auffallend dicken, weißen, dichtfaserigen Stiel und die graugrünlichen
Röhren
[* 6] der untern Hutseite auszeichnender
Pilz.
[* 7] Der
Hut
[* 8] ist anfangs fast halbkugelig, später konvex, nicht viel
breiter, bisweilen sogar schmäler als der Stiel und oberseits mattlederbraun. Der S. hat angenehmen
Geruch und das rohe,
nicht milchende Fleisch milden
Geschmack. Er wird gekocht, gebraten und gebacken sowie auch in Essig gelegt gegessen und wächst
in ganz
Mittel- und Nordeuropa in lichten Laub- und Nadelwäldern auf mit
Moos,
Heidekraut oder Gras überzogenen
Stellen, wo er sich vom
Frühling bis zum Herbst, besonders aber von Mitte Juli bis September, zumal bei feuchter Witterung,
in großer Menge findet.
Dorf in der sächs.
Kreis- und
AmtshauptmannschaftZwickau,
[* 9] an der Pleiße, hat (1895) 3212 E.,
darunter 37 Katholiken, Postagentur, Fernsprechverbindung, evang.
Kirche;
Vigognespinnerei, Fabrikation von landwirtschaftlichen
Maschinen und Kunstwolle sowie bedeutende Färberei. Zu S. gehören die Rittergüter Ober-, Nieder-Steinpleis und Weißenbrunn.
das natürliche
Chlornatrium (s. d.),
krystallisiert im regulären
System, namentlich
in Würfeln mit ausgezeichneter kubischer
Spaltbarkeit, ist jedoch meist derb, selten von blätteriger, stängeliger, faseriger
oder körniger
Struktur, durchsichtig und farblos, seltener weiß, rot, gelb, grün oder blau. Die Härte des S. ist 2, das
spec. Gewicht 2,1 bis 2,2; es ist von allen Körpern am meisten diatherman; 1
Teil S. löst sich in etwa
2,8
Teilen Wasser und zwar in warmem nicht besser als in kaltem.
die Bearbeitung der
Bau-, Ornament- und
Edelsteine
[* 23] mit härtern
Schleif- und Poliermitteln, nachdem
sie durch Sägen
[* 24] und
Spalten in die gewünschte Form gebracht worden sind. Die
Gilde der
Schleifer teilt sich in
Steinschneider, welche die minder wertvollen weichern
Steine schneiden, erhaben oder vertieft bearbeiten und polieren, und
in die eigentlichen Edelsteinschleifer. Letztere arbeiten mit feinern
Instrumenten, härterm Material und verstehen kunstgerechte
Schliffformen herzustellen. An gewissen Orten wird die S. fabriksmäßig betrieben, so die von Diamanten besonders in
Amsterdam,
[* 25] von andern
Edelsteinen im franz. Jura, von Halbedelsteinen und
Achaten in
Oberstein und Waldkirch, von
Pyrop
in
Turnau
(Böhmen),
[* 26] von Malachit in
Katharinenburg. (S. auch
Edelsteinschleiferei.)
[* 28]
Glyptik, Gemmoglyptik, die Fertigkeit, aus
Edelsteinen oder Halbedelsteinen, Muscheln,
[* 29]
Glas
[* 30] u. a.
in erhabener oder vertiefter
Arbeit Kunstwerke, meist kleinen Maßstabes, hervorzubringen. An Schönheit
und
Vollkommenheit der Zeichnung wie der Ausführung stellt sich die S. der großen
Skulptur würdig zur Seite.
IhreAufgabe
erstreckt sich sowohl auf die Anfertigung von geschnittenen
Steinen (Gemmen,
[* 31] s. d., Kameen
u. dgl.) als auch auf die Verzierung
von
Gefäßen aus dem angeführten
Stoff mit geschnittenen Bildwerken; beide Behandlungsweisen fielen in der
Blütezeit der S. im klassischen
Altertum wie in der Renaissance meist zusammen, ebenso waren
Technik und Künstler dieselben.
Die S. wurde bereits in den ältesten
Zeiten geübt; so vorzugsweise von den
¶
mehr
alten Ägyptern (s. Scarabäus),
[* 33] Babyloniern und Assyriern (s. Siegelcylinder) und Phöniziern. Bei denJuden wurde die Entwicklung
auch dieser Kunst schon durch den Kultus verhindert; doch werden im Alten TestamentSteine mit eingeschnittenen Namen und Siegelsteine
erwähnt, und aus späterer Zeit sind Talismane mit dem siebenarmigen Leuchter u. a. vorhanden. Auch zur
Anfertigung von Amuletten (s. d.) mußte die S. das Ihrige beitragen. Nach Griechenland
[* 34] kam die S. schon sehr frühzeitig,
das beweisen Schliemanns Funde in Mykenä;
[* 35] aber ihre höchste Ausbildung erreichte sie erst in der Zeit Alexanders d. Gr.,
wo Pyrgoteles der berühmteste Steinschneider war.
Große Liebhaber von geschnittenen Steinen waren die Seleuciden und die Ptolemäer, ebenso die röm. Großen,
besonders hervorgerufen durch die Sitte Siegelringe zu tragen, in den letzten Zeiten der Republik und den ersten Zeiten des
Kaiserreichs, wo Dioskorides den höchsten Ruhm als Steinschneider hatte. Vorzügliche Arbeiten aus jener Zeit sind auf uns
gekommen (vgl. die Aufzählung derselben unter Gemme).
[* 36] Die damalige Vorliebe
für geschnittene Steine artete bald in solche Leidenschaft aus, daß die Kunstliebhaber große Sammlungen (s.
Daktyliothek) davon anlegten.
Gleichzeitig entwickelte sich die S. auch nach der andern Richtung, in der Bearbeitung von Edelsteinen zu Gefäßen, die ausgeschliffen
und mit erhabenen
[* 28]
Figuren geschmückt wurden; die berühmtesten dieser aus dem Altertum erhaltenen Kunstwerke
sind: das Mantuanische Onyxgefäß, mit der Darstellung eines Opferfestes, 15½ cm hoch, 6½ cm dick, das 1630 bei der Plünderung
Mantuas geraubt, später in den Besitz der Herzöge von Braunschweig
[* 37] gelangte und sich jetzt im Museum zu Braunschweig befindet;
ferner die Tazza Farnese, eine auf der Innen- und Außenseite mit schönen Reliefs geschmückte Onyxschale
im Nationalmuseum zu Neapel.
[* 38]
Mit dem Verfall der antiken Kunst sank auch die S.; sie wurde zwar besonders in Byzanz weiter
betrieben, doch ohne bedeutenden Erfolg. Im übrigen bediente man sich im Mittelalter der aus dem Altertum erhaltenen geschnittenen
Steine, teils zum Siegeln, dann vorzugsweise zum Schmuck und zur Verzierung kirchlicher Gefäße. Erst die
Renaissance rief diese Kunst in antiker Weise wieder ins Leben und führte sie fast zur frühern Vollkommenheit zurück; wählend
jedoch auf antiken Gemmen meist mytholog.
Gegenstände dargestellt waren, spielten zur Zeit der Renaissance Porträtköpfe eine Hauptrolle (s.
vorstehende
[* 28]
Figur). Die berühmtesten Steinschneider in damaliger Zeit waren: in Italien
[* 39] Giovanni delle Carniole, Domenico Compagni
dei Camei, Ambrogio Foppa, GiovanniBernardi di CastelBolognese, Valerio Vicentino;
in Frankreich Julien de Fontenay, genannt
Coldoré;
Nachdem dann die S. im 17. Jahrh. in Abnahme gekommen
war, erhielt sie im 18. Jahrh. mit der erneuten antiken
Richtung in Kunst und Wissenschaft einen neuen Aufschwung, besonders
durch die nach Italien gezogene deutsche Familie Pichler (s. d.) und Joh.
Lorenz Natter (1705-63). Seitdem ist sie, besonders bei ital. Künstlern und im Orient, in Übung geblieben. Im 19. Jahrh.
waren berühmt die ItalienerGirometti, Calandrelli, Berini, in Deutschland Facius, Böhm und Fischer. Gegenwärtig
werden Steine vorzugsweise mit Wappen
[* 40] und Monogrammen zu Siegelringen oder Petschaften graviert; für Schmuckgegenstände wird
gewöhnlich weicheres Material, insbesondere Muscheln oder Glas, verwendet.
Die Methode der Arbeit in der S. ist zu allen Zeiten ziemlich die gleiche gewesen. Die Werkzeuge
[* 41] bestehen
aus Eisen
[* 42] oder Messing von verschiedenen Größen, die einen Rundsägen genannt, die andern Rundperlen. Sie arbeiten durch rasche
Drehungen, in Bewegung gesetzt durch ein kleines stählernes Rad, welches in der Mitte des Arbeitstisches auf einem Fuße von
Messing angebracht ist und in Verbindung mit einem unter dem Arbeitstische befindlichen hölzernen Rade
steht, das durch den Fußtritt des Steinschneiders in Schwung gesetzt wird. Um in den Stein einzugreifen, ist das Werkzeug
mit Schmirgel oder Diamantbort bestrichen.
Der Schmirgel besteht aus Saphirmehl mit Olivenöl. Der Steinschneider macht sich zuerst sein Modell aus Wachs auf einer Schiefertafel,
läßt sich den erwählten Stein vom Steinschleifer in die gewünschte Form zuschleifen, zeichnet mit
einer kupfernen Nadel seine Komposition darauf und hält seinen Stein, je nach der Zeichnung, an die sich drehende Rundsäge
und arbeitet aus dem Groben heraus, immer vorsichtiger verfahrend, je weiter und tiefer er kommt. Giebt es Stellen,
wo er mit seinem Werkzeug nicht hingelangen kann, so bedient er sich zu weiterer Arbeit der Diamantspitze, die sich vorn an
einem metallenen Stiel befindet. Mit diesem Instrument schneidend, gravierend, vertiefend, beendet er seine Arbeit.
Die Litteratur über S. ist zusammengestellt von H. Rollett in Buchers «Geschichte der technischen Künste»,
Bd. 1 (Stuttg. 1875 fg.).