als bei der Porzellanmalerei. Die leichtere Herstellbarkeit des S. macht dieses zu einem wohlfeilen Ersatzmaterial für Porzellan,
zumal für hauswirtschaftliche Zwecke, und hat ihm große wirtschaftliche Bedeutung gegeben. Es wurde zuerst in England in
großem
Umfange hergestellt, wird aber seit geraumer Zeit auch in
Deutschland
[* 2] in einer Anzahl sehr namhafter
Fabriken gefertigt. Unglasiertes weißes S. wird nach seinem Erfinder Wedgwood genannt; ähnliche aber gefärbte Waren sind:
Bamboo (strohgelb), Egyptian (schwarz),
Basaltgut (sehr politurfähig) und Jaspisgut (weiß). Man bezeichnet übrigens mit
S. auch die
Thonwaren
[* 3] mit porösen Scherben und unterscheidet davon obige Ware als englisches S.
Heinrich, Schriftsteller, geb. in
Sorau,
[* 4] widmete sich in
Berlin
[* 5] erst germanistischen und philos.,
dann theol.
Studien, war hierauf
Lehrer an den
Kadettenanstalten in
Potsdam
[* 6] und
Berlin und wurde später Pfarrer. Als solcher
wirkt er jetzt in
Beetz bei
Berlin. S. veröffentlichte die gegen den
Kultus der Ebersschen ägyptologischen
Romanpoesie gerichtete
Schrift «Memphis in
Leipzig»
[* 7] (Frankf. a. M. 1880),
ferner «Irmela. Eine Geschichte aus alter Zeit» (Lpz.
1881; 17. Aufl. 1896),
«Über christl. Malerei» (Stuttg.
1894). Unter dem
Namen Veracius Rusticus schrieb er das
Buch «Meletemata ecclesiastica» (Frankf. 1889).
Bis 1890 leitete S. die Zeitschrift «Das Pfarrhaus».
Karl, Bildhauer, geb. in
Bremen,
[* 8] machte seit 1831 seine
Studien unter
Rauch und trat zuerst 1834 mit
einem plastischen Werk:
Knabe,
Krebse fangend, vor die Öffentlichkeit. 1836 ging S. nach
Rom,
[* 9] wo er anmutige
Idealgestalten aus der Fischer- und Hirtenwelt schuf, wie das sog. Muschelmädchen (mit der
Muschel am
Ohr
[* 10] horchend), den Genius als
Schmetterling
[* 11] (1838), Hero und Leander (Schloß zu Schwerin),
[* 12]
Judith mit dem Haupte
des Holofernes, die nach einer Idee der
Bettina von
Arnim ausgeführte Gruppe
Goethe und diePsyche (1855;
Museum in
Weimar).
[* 13]
Für seine Vaterstadt arbeitete S. in Marmor die
Statuen des Astronomen
Olbers (1850), des
Bürgermeisters Smidt und des heil.
Ansgar, eine große Marmorvase, deren
Basreliefs eine volkstümliche Feierlichkeit in seiner Vaterstadt veranschaulicht (1859).
Sodann mehrere
Statuen in der Kunsthalle: den Hirtenknaben
David (1841), den Violinspieler (1848), die
Gefesselte
Psyche und die
Pandora. Dazu kam noch 1863 die Deborah
(Großherzog von Oldenburg).
[* 14] In
Rom versuchte er zuerst wieder
Marmorarbeiten in der
Technik der Cosmaten, so unter anderm den Osterleuchter für die Friedenskirche in
Potsdam und einen
Altar
[* 15] für die Stephanskirche in
Bremen. 1864 als Professor nachKarlsruhe
[* 16] berufen, fertigte er eine
Pietà,
eine Marmorkanzel für die Heiliggeistkirche zu
Heidelberg,
[* 17] zwei Brunnenkompositionen,
Hermann
und Dorothea, Orestes mit Pylades.
Er starb in
Karlsruhe.
Karl Aug., Astronom, Physiker und
Techniker, geb. zu Rappoltsweiler im Elsaß, widmete sich seit 1821 zu
Erlangen
[* 20] jurist.
Studien. Seine Neigung für Mathematik und insbesondere
Astronomie
[* 21] führte ihn jedoch schon 1822 zu
Gauß nach Göttingen,
[* 22] bald darauf nach Königsberg
[* 23] zu
Bessel. Im Herbst 1825 kehrte er in das väterliche Gut nach Perlachseck
zurück, errichtete daselbst eine
Sternwarte
[* 24] und beschäftigte sich namentlich mit optischen Untersuchungen, der
Theorie der
Fernrohreu. dgl. Bereits 1827 erwählte ihn die
MünchenerAkademie zum außerord., 1835 zum ord.
Mitglied. In letzterm Jahre trat S. auch als Professor der Mathematik und Physik sowie als Konservator der mathem.-Physik.
Sammlungen des
Staates zu
München
[* 25] in den bayr.
Staatsdienst. Auf Anregung von Gauß widmete er sich nun unter anderm der praktischen
Durchführung der elektromagnetischen
Telegraphie;
1836 stellte er den ersten Schreibtelegraphen her,
der die
Buchstaben u. s. w. durch Punkte in zwei
Zeilen darstellte, wie dies auch in andern, zum
Teil jetzt noch gebräuchlichen
Telegraphen
[* 26] geschieht;
1838 entdeckte er die Möglichkeit der Rückleitung der Telegraphieströme
durch die Erde.
Bald darauf konstruierte er die elektrischen
Uhren
[* 27] (1838), erfand ein Pyrometer
[* 28] für den
Münchener Petersturm
und benutzte die
Telegraphie bereits für die Feuerwacht und den Eisenbahndienst. Obgleich S. alle seine Erfindungen in den
Schriften der
MünchenerAkademie veröffentlichte, fanden sie doch zunächst in
Deutschland keine weitere
Anwendung. 1849 folgte er einem Rufe der österr. Regierung zum Sektionsrat und Vorstand der telegr.
Abteilung im Handelsministerium,
in welcher
Stellung er binnen zwei Jahren ein fast vollständiges Telegraphensystem über alle Kronländer des
Reichs einrichtete
und 1850 den
Deutsch-Österreichischen Telegraphenverein mitbegründen half.
Hierauf war S. 1852 in der
Schweiz
[* 29] bei der Organisation des dortigen Telegraphenwesens thätig, nach deren
Beendigung er als Konservator der mathem.-physik. Sammlungen mit
Titel und Rang eines Ministerialrats in bayr.
Staatsdienst
zurücktrat. Auf Wunsch seines besondern
Gönners, des Königs Maximilian II., errichtete S. 1854 eine optische und astron.
Werkstätte zuMünchen, die sehr bald berühmt wurde und aus der unter anderm die großen
Refraktoren
für die
Sternwarten
[* 30] zu
Upsala,
[* 31]
Leipzig,
Mannheim,
[* 32]
Utrecht
[* 33] u. s. w. sowie wichtige Verbesserungen der Linsenkombinationen (s. d.)
hervorgingen. Seit 1862 überließ er die Leitung dieser Anstalt seinem zweiten
SohneAdolf S. (gest. Er starb zu
München. -