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S. erhielt damals die noch jetzt gegen das Land ob der Enns bestehende Grenze. Noch befanden sich unter der Oberhoheit der Herzöge eigene Landesherren in S., die gefürsteten Grafen von Cilli, deren ausgedehnte Besitzungen sich nach Kärnten, Krain [* 2] und Kroatien erstreckten. Diese starben 1457 aus, und Friedrich IV. (III.) vereinigte, frühern Verträgen gemäß, jetzt die Cillischen Besitzungen mit S. Viel litt S. in dem folgenden Zeitraume durch die wiederholten Einfälle der Türken und Magyaren.
Unter Ferdinand I., dem Karl V. das Herzogtum S. und andere Provinzen überlassen hatte, wurde fast zu gleicher Zeit der Norden [* 3] des Landes durch die blutigen Greuel des Bauernaufstandes (1525) und der Südosten durch Verheerungen der Osmanen (1529-32) schwer heimgesucht. Noch schwerer aber lasteten auf dem Lande Intoleranz und religiöse Verfolgungssucht, deren sich Ferdinands Nachfolger schuldig machten. Die Lehren [* 4] der deutschen Reformatoren hatten nämlich schon um 1530 in der steiermärk.
Bevölkerung [* 5] große Verbreitung erlangt, so daß das Land auf dem Reichstag zu Augsburg [* 6] 1547 freie Religionsübung beanspruchte, die aber erst 1575 und 1578 dem Herzog Karl II., dem jüngsten Sohne Kaiser Ferdinands I., dem bei der Länderteilung 1564 Innerösterreich zugefallen war, abgenötigt werden konnte. Bereits hatte der größte Teil des Adels, die Hälfte des Bürgerstandes und eine große Anzahl Bauern die neue Lehre [* 7] angenommen. Um das weitere Umsichgreifen des Protestantismus zu verhindern, rief Herzog Karl 1573 die Jesuiten ins Land und stiftete 1585 die Universität zu Graz. [* 8]
Sein Sohn Ferdinand erklärte den Freiheitsbrief seines Vaters für aufgehoben und befahl den prot. Lehrern und Predigern 1598, binnen acht Tagen die Erblande zu räumen. Eine kath. Gegenreformationskommission ward eingesetzt, die allen prot. Bürgern und Bauern befahl, entweder zur kath. Religion überzutreten oder das Land zu verlassen. Erst das Toleranzedikt Josephs II. von 1781 erteilte wieder die Erlaubnis zum freien Bekenntnis des Glaubens. Durch jene Maßregeln war indes bereits die Hauptkraft der Stände gebrochen, der Wohlstand des Landes geknickt und die Geistesbildung herabgedrückt. Im 19. Jahrh. hat das kulturelle Leben S.s dem Einflusse des Erzherzogs Johann (gest. 1859) außerordentlich viel zu verdanken.
Litteratur. Göth, Das Herzogtum S. (3 Bde., Wien [* 9] und Graz 1840-43);
von Muchar, Geschichte des Herzogtums S. (8 Bde., Graz 1844-67);
Mitteilungen des Historischen Vereins für S. (ebd. 1850 fg.);
Kohl, Reise in S. und dem bayr. Hochlande (2. Ausg., Lpz. 1853);
Hlubek, Ein treues Bild des Herzogtums S. (Graz 1860);
Gebler, Geschichte des Herzogtums S. (ebd. 1862);
Beiträge zur Kunde steiermärk.
Geschichtsquellen (hg. vom Historischen Verein, ebd. 1864 fg.);
Stur, Geologie [* 10] der S. (ebd. 1871);
Zahn, Urkundenbuch des Herzogtums S. (Bd. 1-2, ebd. 1875-79);
Janisch, Topogr.-statist.
Lexikon von S. (3 Bde., ebd. 1875-84);
Rosegger, Das Volksleben in S. (8. Aufl., 2 Bde., ebd. 1895);
ders., Spaziergänge in die Heimat (Wien 1894);
Neuester illustrierter Fremdenführer in Graz und S. (4. Aufl., Graz 1877);
Reichet, Abriß der steir. Landesgeschichte (2. Aufl., ebd. 1884);
Rabl, Illustrierter Führer durch S. und Krain (Wien 1885);
Schlossar, Kultur- und Sittenbilder aus S. (Graz 1885);
ders., Die Litteratur der S. in histor., geogr. und ethnogr.
Beziehung (ebd. 1886); Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band [* 11] 7: Steiermark [* 12] (Wien 1890);
Gsell Fels, Die S. (Bruckmanns «Reiseführer», ebd. 1894);
Zahn, Styriaca (Graz 1894; Neue Folge, ebd. 1896);
Veröffentlichungen der histor.
Landeskommission für S. (ebd. 1896 fg.); Statistische Mitteilungen über S. (hg. vom statist. Landesamt, ebd. 1896 fg.); Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der S., hg. von der histor. Landeskommission für S. (Bd. 1, ebd. 1897).