Baukunst
[* 2] sehr unterrichteten
Vaters und des
Hans Fredeman, genannt de
Vries. Wegen der Kriegsunruhen ging er 1579 nach
Frankfurt
[* 3] a. M. und starb daselbst um 1603. Er malte Architekturstücke und besonders innere
Ansichten got.
Kirchen mit vorzüglicher
Kenntnis des Helldunkels. Seine oft durch Fackel- oder Kerzenlicht beleuchteten
Gebäude sind fleißig, mit
leichtem Pinsel gemalt und oft durch
[* 1]
Figuren von Jan
Brueghel und andern berühmten
Meistern geziert.
Sein Sohn und
Schüler Hendrik S., der
Jüngere, geb. 1580, zeichnete sich in gleichen
Darstellungen aus und übertraf nicht
selten seinen
Vater. Durch seinen FreundAnt.
van Dyck, zu dessen Gemälden er sehr oft die architektonischen
und perspektivischen Hintergründe malte, bewogen, ging er 1629 nach England, wo er sein
Glück machte. Er starb nach 1649 in
London.
[* 4] Gemälde von ihm befinden sich in
Wien,
[* 5]
Dresden,
[* 6] Madrid.
[* 7]
auch
Steeden, Dorf im Oberlahnkreis des preuß. Reg.-Bez.
Wiesbaden,
[* 8] rechts von der
Lahn, an der
Nebenlinie Dehrn-Heckholzhausen der
Kerkerbachbahn, hat (1895) 652 E., darunter 22 Katholiken,
Kalkbrennerei und eine Dolomithöhle.
Joseph, Physiker, geb. zu St.
Peter bei Klagenfurt
[* 9] in Kärnten, bezog 1853 die
UniversitätWien und
habilitierte sich 1858 als Privatdocent der mathem. Physik. 1863 wurde er zum ord. Professor der Physik, 1866 zum
Direktor des physik.
Instituts der
WienerUniversität ernannt; 1865 wurde er zum wirklichen Mitgliede der
Akademie der Wissenschaften
in
Wien gewählt und 1875-85 war er Sekretär
[* 10] der mathem.-naturwissenschaftlichen
Klasse derselben. Er starb zuWien.
Seine teils mathematischen, teils experimentellen
Arbeiten sind meist in den «Sitzungsberichten» der
WienerAkademie erschienen.
Hervorzuheben sind die Untersuchungen über die Interferenz und Doppelbrechung
[* 11] des Lichts, über die Diffusion
[* 12] und die Wärmeleitung
[* 13] der
Gase,
[* 14] über die Verdampfung und ihren Zusammenhang mit der Diffusion, über die
Auflösung, über die
Theorie der
Eisbildung, über das Gesetz der Abhängigkeit der Wärmestrahlung
[* 15] von der
Temperatur, über die Gesetze der elektrodynamischen
Erscheinungen und der Induktion,
[* 16] über thermomagnetische Motoren, über
elektrische Schwingungen. -
See im äquatorialen Ostafrika, südlich von
Abessinien (zwischen 4. und
5.° nördl.
Br. und 37° östl. L. von Greenwich), 558 m
ü.
d. M., ist 930 qkm groß, 22-24 km breit, 80 km lang, bittersalzig,
wird von drei Seiten von
Bergen
[* 18] umschlossen und erhält von Norden
[* 19] den Galana
Amara als Zufluß.
Teleki und Höhnel (s. d.)
entdeckten ihn im
Frühjahr 1888.
Agostino, ital. Tonsetzer und Staatsmann, geb. 1655 zu
Castelfranco im
Venetianischen, wurde in
München
[* 20] erzogen, komponierte schon früh Kirchenwerke und
Opern, letztere namentlich
für Hannover,
[* 21] wo er seit 1688 Kapellmeister war und die
Musik in große
Blüte
[* 22] brachte. Seine ital.
Opern, die am
Hofe zu Herrenhausen
im
Garten
[* 23] mit vieler Pracht zur Aufführung kamen, wurden ins Deutsche
[* 24] übersetzt und in den J. 1690-1700
auf dem Operntheater in
Hamburg
[* 25] gegeben.
Seine
Hauptwerke sind aber Kammerduette zu ital.
Texten, von welchen über hundert erhalten sind, in denen er die größte
Kunst des Tonsatzes mit einer gesangreichen und tief ausdruckvollen Melodie vereinigt hat. S. gehörte
selbst zu den besten Sängern damaliger Zeit. Seine Kammerduette sind das höchste
Muster ihrer Gattung. Vom Kurfürsten von
der Pfalz zum Geheimrat, vom Papst zum
Bischof von Spiga ernannt, widmete sich S. später öffentlich nur noch staatswissenschaftlichen
und geistlichen
Geschäften, ohne sich jedoch der
Musik zu entfremden. Er starb 1730 zu
Frankfurt a. M.
Die 1710 in
London gestiftete berühmte Konzertgesellschaft
Academy of ancient music wählte ihn, in Rücksicht auf seine Verdienste
und seine große musikalische
Autorität, zu ihrem lebenslänglichen Präsidenten. Seine
Kompositionen sind in der
Bibliothek
der Königin von England in schönen Handschriften erhalten, aber es ist wenig davon gedruckt. Eine kleine
Schrift: «Quanta certezza habbia da suoi principii la musica» (Hannov.
1694), die er zur Verteidigung der
Musik schrieb, wurde von Werckmeister übersetzt (Quedlinb. 1700). -Val.
Chrysanders Werk
über G. F.
Händel (3 Bde., Lpz. 1858-63).
Karl,
Maler, geb. zuBerlin,
[* 26] wo er an der
Akademie unter Krüger und
Begas seine
Ausbildung erhielt. In
Paris
[* 27] setzte er 1839 seine
Studien unter Delaroche und Horace
Vernet fort und verweilte 1840-42 in
Italien.
[* 28] Nach
Berlin zurückgekehrt, bethätigte er sich im
Genre-, im historischen und im Bildnisfache, insbesondere aber in Sportbildern,
so daß er lange Zeit als der erste Pferdemaler
Berlins galt. Die
Berliner
[* 29] Nationalgalerie besitzt sein
erstes Historienbild: Markgraf
AlbrechtAchilles von
Brandenburg
[* 30] im Kampfe mit den
Nürnbergern 1450 (1848). Zwei Jahrzehnte
vergingen dann mit
Genre-,
Sport- und
Tiermalerei.
So: Die spielenden
Hunde
[* 31] (1850;
Berliner Nationalgalerie), Arbeitspferde (1852), Hallali (1862). Der
Deutsch-ÖsterreichischeKrieg veranlaßte dann wieder ein histor.
Bild: König Wilhelm auf dem Schlachtfelde von Königgrätz
[* 32] (1867;
königl. Schloß in
Berlin), welchem aber abermals
Pferde- und andere Tierstücke folgten: Pferdekoppel (1870), Wochenvisite
(1872), Wettrennen (1874), Reitende Zigeunerknaben (1876),
Mutterstute mit Fohlen (1877; Nationalgalerie zu
Berlin), Flüchtige
Rehe (1883). Die Ausmalung des
Berliner Zeughauses
ließ S. wieder als Historienmaler sich bethätigen; so führte er 1884 dort das Wandgemälde aus:
Übergabe des
Briefes Napoleons
III. durch
General Reille an König Wilhelm bei
Sedan.
[* 33] Auch das
Bildnis pflegte S. mit Erfolg: Kaiser Wilhelm und
KaiserFriedrich,
Feldmarschall Manteuffel und der Physiker Neumann in Königsberg
[* 34] (1886; Nationalgalerie in
Berlin);
außerdem
ist hervorzuheben: Königin Luise mit ihren
Söhnen im
Park von Hohenzieritz (1886; Museum in
Breslau).
[* 35]
Seit 1880 wirkte S.
als Direktor der
Akademie zu Königsberg und starb
Henrich,Philosoph, Naturforscher und Dichter, geb. 2. Mar 1773 zu
Stavanger
[* 36] in
Norwegen,
[* 37] kam mit seinen Eltern 1787 nach Kopenhagen.
[* 38] 1790 bezog er die
Universität und studierte anfangs
Theologie, später Naturwissenschaften. 1796 ging
er nach Kiel.
[* 39] Hier hielt er Vorlesungen über Naturgeschichte und gab zugleich
¶
mehr
Privatunterricht. Das Bedürfnis einer spekulativen Begründung der Naturwissenschaft führte ihn nach Jena,
[* 41] wo Schellings
Schriften und persönlicher Umgang ihn ganz in Anspruch nahmen. Nachdem er in JenaAdjunkt der philos. Fakultät geworden war,
wandte er sich über Berlin nach Freiberg,
[* 42] wo Werner sein Lehrer und Freund wurde. Nach seiner Rückkehr
nach Kopenhagen 1802 erregte er durch seine Vorlesungen große Teilnahme, sah sich aber durch die Ungunst einiger bedeutender
Personen in seiner Thätigkeit gehemmt und übernahm deshalb 1804 eine Professur in Halle.
[* 43]
Die J. 1807‒9 verlebte S. bei seinen Freunden in Holstein, Hamburg und Lübeck
[* 44] und kehrte dann nach Halle zurück.
Nicht ohne eigene Gefahr beteiligte er sich hier an den geheimen Unternehmungen der Patrioten in Hessen
[* 45] und Preußen.
[* 46] Im Herbst 1811 ging
S. als ord. Professor der Physik nach Breslau, wo er, als die Zeit der Befreiung erschien, mit dem lebendigsten Eifer an der
patriotischen Bewegung teilnahm; auch trat er selbst in die Reihen der Freiwilligen und kämpfte mit bis
zur Einnahme von Paris. Hierauf kehrte er zu seinem akademischen Lehrberufe nach Breslau zurück, bis er 1832 einem Rufe nach
Berlin folgte. Er starb daselbst
Noch in Freiberg veröffentlichte S.: «Beiträge zur innern Naturgeschichte der Erde» (Tl. 1, Freiberg 1801),
denen die «Geognostisch-geolog. Aufsätze» (Hamb. 1810) folgten, die er in dem «Handbuch
der Oryktognosie» (4 Bde., Halle 1811‒24) weiter ausführte. Seine naturphilos. Schriften sind: «Grundzüge der philos. Naturwissenschaft»
(Berl. 1806),
mehr noch das Werk «Die gegenwärtige
Zeit und wie sie geworden» (2 Bde., ebd. 1817),
vor allem die «Karikaturen des Heiligsten» (2 Bde.,
Lpz. 1819‒21). Seine Ansichten vom Turnwesen sowie seine Abneigung gegen die kirchliche Union verwickelten ihn in mancherlei
Streitigkeiten, worüber die Schrift «Von der falschen Theologie und dem wahren Glauben» (Bresl. 1823; neue Aufl. 1831) Kunde
giebt. Seine religiöse Auffassung legte er in der Schrift «Wie ich wieder Lutheraner wurde und was mir
das Luthertum ist» (Berl. 1831) in Form einer persönlichen Konfession dar. Aus diesen religiösen
Erlebnissen sind auch die poet. Produktionen hervorgegangen. Es erschien zuerst «Die
Familien Walseth und Leith»
[* 47] (3 Bde., Bresl.
1827),
hierauf «Die vier Norweger» (6 Bde.,
Berl. 1828) und «Malcolm»
(2 Bde., Bresl. 1831),
gesammelt u. d. T. «Novellen» (16 Bdchn.,
ebd. 1837‒38). In seinen letzten Lebensjahren schrieb S. eine ausführliche Biographie: «Was ich erlebte» (10 Bde.,
ebd. 1840‒45). Nach seinem Tode erschienen «Nachgelassene Schriften» mit einer Vorrede von Schelling (Berl. 1846). –