Stanislaus II. August - Stanley (Frederick Arthur)
mehr
251
Karl XII. bewirkte, daß S. selbst vom
Reichstag zu Warschau
[* 2] zum König gewählt wurde. Am gekrönt,
mußte zu seinen Gunsten
August II. im Frieden zu
Altranstädt (1706) der
KronePolens entsagen. Nach der
Schlacht bei Poltawa
(1709) floh S. nach
Schweden.
[* 3] Um den Frieden herbeizuführen, war er bereit, auf die
Krone zu verzichten,
und unternahm in der
Absicht,
Karls XII. Zustimmung hierzu zu erlangen, sogar eine
Reise nach der
Türkei.
[* 4] In der Moldau verhaftet,
wurde er vom Hospodar nach
Bender geschickt und hier bis 1714 festgehalten.
Darauf überließ ihm
Karl XII. das Herzogtum Zweibrücken;
[* 5] nach dessen
Tode wies ihm der franz.
Hof
[* 6]
Weißenburg
[* 7] im Elsaß zum Aufenthalt an, und von hier aus wurde 1725 seine Tochter Maria Leszczynska (s. d.)
mit
Ludwig XV. vermählt. Als
August II. 1733 starb, rief ihn eine Partei in
Polen, die von
Frankreich unterstützt wurde, wieder
zum König aus, woraufhin sich S. selbst nach Warschau, darauf nach
Danzig
[* 8] begab. Doch
August III., sein
von
Rußland und
Österreich
[* 9] begünstigter Gegner, behielt in dem ausbrechenden
Polnischen Thronfolgekrieg (s. d.) die Oberhand;
Danzig wurde von den
Russen eingeschlossen, und mit Mühe entkam S. nach Königsberg.
[* 10]
Die
Wiener Friedenspräliminarien vom setzten endlich fest, daß S. der poln.
Krone entsagen, jedoch auf Lebenszeit den
Titel eines Königs von
Polen behalten sollte; seiner Familie wurden die in
Polen eingezogenen
Güter zurückgegeben, er selbst erhielt den
Besitz der Herzogtümer Lothringen und
Bar, die nach seinem
Tode an
Frankreich fallen
sollten. Er residierte fortan in Lunéville und Nancy
[* 11] und starb Seine «Œvresdu philosophe bienfaisant» (4 Bde., Par.
1765; neue Ausg. 1850) sind philos., moralischen und polit.
Inhalts.
II.August, der letzte König von
Polen, geb. zu Wolczyn, war der Sohn des
GrafenStanislausPoniatowski
(s. d.) und der Fürstin Konstantia Czartoryiska. In seiner
Jugend besuchte er
Paris,
[* 12] wurde 1752
Landbote des
Reichstags und zeichnete sich durch
Beredsamkeit aus. König
August III. sandte
ihn an die Kaiserin Elisabeth nach
Petersburg,
[* 13] und hier erwarb sich S. die Gunst der Großfürstin, nachherigen Kaiserin
Katharina II.
Nach
AugustsTode (1763) brachte diese es durch ihren Einfluß dahin, daß S. auf dem
Reichstag zu Warschau zum
Könige gewählt und 25. Nov. in Warschau gekrönt wurde.
Ein Freund der Wissenschaften und Künste, konnte er doch das Wohl seines Vaterlandes nicht fördern, da es ihm an Kraft
[* 14] fehlte, den
Adel zu zügeln und sich der russ. Politik zu entziehen. Der unzufriedene
Adel trat daher mehrfach zu
Konföderationen zusammen und erklärte den
Thron
[* 15] für erledigt. In der Nacht vom wurde
S. von Verschworenen aus Warschau entführt; doch gelang es ihm freizukommen und nach Warschau zurückzukehren. Als 1772
die ersteTeilungPolens zur Ausführung kam, protestierte S. vergebens.
Durch die
Annahme der Konstitution vom gewann er zwar die
Achtung seiner Nation wieder und schien entschlossen, dem
Zorne der russ. Kaiserin Trotz zu bieten; aber schnell durch
Preußens
[* 16] und
RußlandsDrohungen entmutigt, trat er der neuen
Konföderation zu Targowitz (14. Mai) bei und empörte dadurch den bessern
Teil der Nation, ohne doch, was
er wollte,
Polen mit
Rußland zu versöhnen. Sein
Widerspruch gegen die zweite
TeilungPolens 1793 hatte zur Folge,
daß
Katharina
ihn nach Grodno bringen ließ, wo er den dritten Teilungsvertrag unterzeichnen und dem poln.
Throne entsagen mußte.
Paul I. berief ihn nach dem
TodeKatharinas nach
Petersburg. Hier lebte er von einer russ. Pension und
starb –
Vgl. Mémoiressecrets et inédits de S. (Lpz. 1862).
russ., ursprünglich poln.
Orden,
[* 17] zu Ehren des Schutzpatrons vonPolen
durch König
Stanislaus II.
August gestiftet, später vom Herzogtum Warschau, dann von
Rußland übernommen und in
vier
Klassen erneuert, den russ.
Orden einverleibt und auf drei
Klassen beschränkt. Ordenszeichen ist
ein an seinen acht
Spitzen mit goldenen
Kugeln besetztes, von vier goldenen russ. Doppeladlern bewinkeltes,
rot emailliertes Kreuz,
[* 18] auf dessen rundem, weiß emailliertem und mit grünem Lorbeerkranz umgebenem Mittelschild die verschlungenen
roten
BuchstabenS. S. Das
Ordensband ist rot mit einer beiderseits doppelten weißen
Einfassung. Auf dem
Stern zur ersten
Klasse,
die über der rechten Schulter getragen wird, ist die Devise: Praemiando incitat.
Diese Dörfer werden von den nicht zum Dienst berufenen Kosaken bewohnt, deren
jeder von dem zugehörigen Gelände 30
Dessätinen (= 32,7 ha) als erbliches Eigentum besitzt und daneben Anteil an dem gemeinsamen
Weideland hat.
Die S. der Linien-
(d. i. Grenz-)Kosaken war befestigt und mit hohen, in der Regel hölzernen
Aussichtstürmen versehen, deren oberstes
Stockwerk mit Wachtposten besetzt war.
(spr. stännlĕ),ArthurPenrhyn, engl. Theolog, geb. 1815 als Sohn des
Bischofs von
Norwich,
[* 19]
war inRugbySchüler von
Th.
Arnolds, studierte in Oxford
[* 20] und wurde
Fellow und
Tutor im
University College, 1851 Domherr
von
Canterbury, 1858 Domherr von
Christ Church und Professor der
Kirchengeschichte in Oxford und erlangte 1863 das
Dekanat der
Westminsterabtei in
London.
[* 21] In dieser
Stellung übte S. als Kanzelredner durch seine freisinnigen
Ansichten
wie durch seine gemeinnützige Thätigkeit weit reichenden Einfluß aus. Er starb Schon 1844 hatte sich S. durch
ein vorzügliches «Life of Dr.
Arnold» einen angesehenen
Namen gemacht. Später erschienen die ausgezeichneten «Historicalmemorials ofCanterbury» (1854 u. ö.),
(spr. stännlĕ),FrederickArthur, sechzehnterGrafvonDerby, konservativer engl. Staatsmann,
geb. in
London, besuchte die Schule in
Eton und trat 1858 in das Garde-Grenadierregiment, verließ den Dienst als
Kapitän und stieg nachher noch in der
Miliz bis zum Oberst. 1865 trat er ins
Unterhaus, war 1866 kurze Zeit Admiralitätslord,
1874–77 Finanzsekretär im Kriegsamt, bis April 1878 Finanzsekretär der
¶
mehr
Schatz-252 kammer, dann bis zum Sturz Disraelis 1880 Kriegsminister. Unter Salisbury bekleidete er Juni 1885 bis Febr. 1886 das
Staatssekretariat für Kolonien und unter Erhebung zum Lord S. von Preston Aug. 1886 bis Febr. 1888 die Präsidentschaft des
Handelsamtes. Darauf wurde er Generalgouverneur von Canada. Als sein Bruder, der fünfzehnte Graf Derby, kinderlos
starb, erbte er dessen Titel und Besitzungen.
(spr. stännlĕ), Henry Morton, eigentlich James Rowland, Afrikareisender, geb. bei
Denbigh in Wales, Sohn des Farmers John Rowland, wurde im Armenhaus bis zu seinem 13. Jahre erzogen, ging dann als Schiffsjunge
nach Neuorleans, wo ihn ein KaufmannNamens S. zu sich nahm, in den Handelsgeschäften unterrichten ließ
und schließlich adoptierte. Später diente S. als Freiwilliger in der Armee der Nordstaaten. Nach dem Friedensschluß bereiste
er als Zeitungskorrespondent die Türkei und Kleinasien und nahm 1867 als Berichterstatter für die Zeitung«NewYorkHerald»
am Feldzuge der Engländer gegen Theodor vonAbessinien teil. 1869 gab ihm der Eigentümer jenes Blattes,
GordonBennett jun., den Auftrag, den verschollenen Livingstone in Afrika
[* 23] aufzusuchen; zuvor sollte er der Einweihung des Sueskanals
beiwohnen, Ägypten
[* 24] bereisen, dann Konstantinopel,
[* 25] die Krim,
[* 26] das KaspischeMeer, Bagdad, Persien
[* 27] und Indien besuchen. Im Jan. 1871 kam
S. in Sansibar
[* 28] an. Nach längerm Aufenthalt an der Küste trat er mit einer sehr großen Eskorte von Eingeborenen die Reise
nach dem Innern an, erreichte auf unbetretener Route unter außerordentlichen Schwierigkeiten 3. Nov.Ujiji am Tanganikasee und
fand hier Livingstone, der kurz zuvor aus Manjema eingetroffen war. Im Dezember trat er mit Livingstone
eine Reise um das nördl. Ende des Tanganika an. Am erreichten die Reisenden Unjanjembe, wo Livingstone blieb, um
Mittel zur Fortsetzung seiner Forschungen zu erwarten, während S. zurückkehrte. Im Mai 1872 erreichte er wieder die
Küste.
Über seine Reise, die etwa 10000 Pfd. St. gekostet hatte, berichtete er in der Aufsehen
erregenden Schrift«How I found Livingstone» (Lond.
1872; deutsch, 2 Bde., Lpz. 1879; 3. Aufl.
1891; auch in Reclams «Universalbibliothek»); außer seinen eigenen Beobachtungen brachte er überaus wertvolle Berichte Livingstones
über das von letzterm erforschte See- und Flußsystem im Südwesten und Westen des Tanganika. 1873–74
wohnte S. dem brit. Feldzug gegen den König der Aschanti, Koffi Kalkalli, bei.
Eine Schilderung dieses Feldzugs findet sich in dem Buch«Coomassie andMagdala» (Lond. 1874). Im J. 1874 vereinigten sich die
Eigentümer des «NewYorkHerald» und des Londoner«DailyTelegraph»,
[* 29] um auf gemeinschaftliche Kosten S.
eine neue Afrikareise machen zu lassen. Im November verließ er mit 300 Soldaten und TrägernBagamojo und erreichte Febr. 1875 den
Ukerewesee (Victoria-Njansa). Im Jan. 1876 zog er nach der Residenz des Königs Mtesa von Uganda am Nordufer des Sees, der
ihm 2000 Speerträger für eine Reise durch das feindliche Land Unjoro zum Albertsee, dem andern großen
Quellsee des Nils, zur Verfügung stellte. S. erreichte 11. Jan. einen mächtigen See, den er für eine große Bucht am südl.
Albertsee hielt und Beatricebai nannte; nach spätern Aufnahmen durch den ägypt. Oberst Mason-Bei und durch seine eigene Reise 1889 ist
jedoch festgestellt
worden, daß S. nicht den Albertsee (Mwutan), sondern den Albert-Eduard-See fand. S. konnte ihn wegen
Ungehorsams der Begleitung nicht befahren und kehrte nach Uganda zurück.
Von hier wandte er sich südwärts nach dem LandeKaragwe am Westufer des Ukerewe und versuchte vergebens, zum Albertsee vorzudringen.
Dagegen erforschte er den FlußKagera (auch Alexandranil genannt). Dann wandte sich S. zum Tanganikasee,
den er ebenfalls (Juni und Juli 1876) vollständig umfuhr und dessen Karte er verbesserte. Den vonCameron entdeckten Ausfluß
[* 30] des Tanganika nach Westen, den Lukuga, hielt S. für einen verschlammten Zufluß des Sees. Auf seiner weitern westwärts
gerichteten Reise gelangte S. zunächst nach Njangwe in Manjema, brachte hier seine sehr zusammengeschmolzene Begleitung wieder
auf 210 Mann, schiffte sich dann auf dem Lualaba ein und langte nach einer gefahrvollen Stromfahrt, zahlreiche Katarakte
und Schnellen
[* 31] überwindend, und unter aufreibenden Kämpfen mit den Eingeborenen in Boma am
untern Kongo an, so die Identität des Lualaba mit dem Kongo feststellend. Dadurch wurden über 5000 km Wasserstraßen, schiffbar
bis in das Innerste von Afrika, dem Verkehr erschlossen, welche nur durch einige größere Strecken von Katarakten und Stromschnellen
unterbrochen werden. Schon vier Monate nach seiner Rückkehr veröffentlichte S. ein Werk über diese Reise
u.d.T. «Through the dark Continent» (Lond. 1878;
deutsch von Böttger, 2 Bde., Lpz. 1878; 3. Aufl.
1891).
Als 1878 unter den Auspizien des Königs Leopold II. von Belgien
[* 32] das Comité d'etudes duHaut
[* 33] Congo gegründet war, welches es
sich zur Aufgabe stellte, die Möglichkeit des Handelsverkehrs mit Centralafrika nachzuweisen und dauernde
Niederlassungen längs des Kongo zu errichten, wurde S. mit der Leitung einer Expedition betraut. Am hatte die Expedition
mit dem ersten Dampfer den Stanley Pool erreicht, nachdem längs des untern Kongo seit 1879 ein Transportweg mühselig angelegt
und eine Reihe von Stationen errichtet und umfangreiche StreckenLandes angekauft worden waren. S. gründete
dann an der Mündung des Kwa (Kassai) die Station Kwamouth, fuhr den Kwa aufwärts und entdeckte einen ungefähr 2000 qkm großen
See, dem er den NamenLeopolds II. gab.
Seit Nov. 1882, während des J. 1883 und der ersten Hälfte von 1884 wieder am Kongo thätig, errichtete
er Stationen im Thal
[* 34] des Kuilu, erwarb neue Landstrecken und begründete Niederlassungen bis zu den Stanleyfällen. Im Aug. 1884 nach
Europa
[* 35] zurückgekehrt, nahm er als technischer Kommissar des amerik. Bevollmächtigten an der in Berlin
[* 36] tagenden Westafrikanischen
Konferenz teil. Die Gründung des Kongostaates schilderte S. in dem Werke «TheCongoand the founding ofits free state» (deutsch von H. von Wobeser, 2 Bde., Lpz.
1885; 2. Aufl. 1887).
Ende 1886 übernahm S. die Organisation einer auf Kosten der ägypt. Regierung und einiger
engl. Privatleute auszurüstenden Expedition angeblich zum EntsatzEmin Paschas. Im Jan. 1887 verließ
S. England, warb in Sansibar Eingeborene für die Expedition an und traf 18. März am Kongo ein. Seine Begleitung bestand aus 9 Europäern, 620 Sansibarleuten
und 407 Trägern aus Manjema, welche ihm der arab. Sklaven- und Elfenbeinhändler Tippo-Tip stellte. Am 30. April dampfte die Expedition
von
¶