Schüler von Jos.
Keller, an dessen Platte nach
Raffaels Disputa er einige Jahre arbeitete. Für das im Bruckmannschen Verlag
in
München
[* 2] erscheinende Prachtwerk
«Goethes Frauengestalten» von
Kaulbach stach er die drei
Blätter:
Mignon, Eugenie,
GoethesWeihe. 1865 ging er nach
Italien,
[* 3] wo er eine Zeichnung machte zum Zweck desStiches nach
RaffaelsSposalizio.
Dieser
Stich wurde 1873 in
Düsseldorf
[* 4] vollendet, worauf er Mitglied der
Akademien zu
Berlin,
[* 5]
München und
Brüssel
[* 6] wurde. 1874 ging
der Künstler zum zweitenmal nach
Italien, wo er eine Zeichnung nach
Leonardo da Vincis
Abendmahl und nach
Raffaels Fornarina
fertigte. 1883 gewann er zu
Wien
[* 7] die große goldene
Medaille. 1884 folgte S. einem Rufe als Professor und
Lehrer der Kupferstechkunst an die Rijksakademie in
Amsterdam
[* 8] und gründete an derselben eine Radierschule. Den großen
Stich
nach dem Abendmahlsbilde
Leonardo da Vincis vollendete er 1888; die
Akademie zu Mailand
[* 9] ernannte ihn infolgedessen zu ihrem
Mitgliede. Den großen
Stich nach
van Dycks
Bild: Ruhe auf der Flucht nach
Ägypten,
[* 10] vollendete er 1895. Er
radierte außerdem den Lautenspieler nach
FransHals und den Christuskopf nach
Leonardo da Vinci.
zwei durch eine eiserne
Stange verbundene Voll- oder
Hohl-, vielfach auch nur Halbkugeln, die zusammen
aus einem
Geschütz verfeuert wurden und ähnlich, wie die Kettenkugeln, gegen breite Ziele wirken sollten
(s.
Geschoß,
[* 13] Fig. 2).
Reisebureau, genauer
Karl Stangens Reisebureau, 1868 durch
KarlStangen (geb. zu Ziegenhals in
Schlesien)
[* 14] gegründete Firma, die es sich zur
Aufgabe macht, die Schwierigkeiten, die sich dem Reisenden namentlich
im internationalen Verkehr entgegenstellten, zu beseitigen und dadurch das
Reisen in ferne
Länder zu erleichtern. Nach dem
Muster Galignanis (der Anfang dieses Jahrhunderts ein ähnliches Unternehmen in
Paris
[* 15] gründete) hatte zu diesem Zweck schon
Louis
Stangen (geb. zu
Ottmachau, gest. 1876),
Bruder des vorigen, seit 1863 vereinzelte Vergnügungsfahrten
(1863
die erste nach der Sächsischen
Schweiz)
[* 16] und Gesellschaftsreisen (1864
die erste nach dem
Orient,
Kairo,
[* 17]
Jerusalem,
[* 18] Smyrna,
Konstantinopel)
[* 19] unternommen, ohne dem Unternehmen eine feste Organisation zu geben.
KarlStangen war bis 1894, wo sein Sohn Ernst
Stangen als Teilhaber in das
Geschäft trat, der alleinige Inhaber desBureaus.
Es wurden bis Mitte 1897 außer vielen
Extrazügen (ungefähr 6000
Personen) und
Reisen, um Besuch der
Berliner
[* 20]
Gewerbeausstellung
(5000
Personen) etwa 600 größere
Reisen (mit 7000
Personen) nach außerdeutschen
Ländern ausgeführt. Ferner hat das
Bureau
auf
Grund von
Verträgen mit fast allen Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsverwaltungen, Hotels und andern Verkehrsetablissements
im In- und
Auslande seit 1888 eine
besondere
Abteilung geschaffen, in der alle
Arten Fahrkarten, Ausschiffungscoupons,
Hotelanweisungen u. s. w., sowohl für das Inland als für die weitgehendsten
Touren im internationalen Verkehr aufliegen
und verkauft werden. 1883 wurde ein Importgeschäft von Kunst- und Industriegegenständen des
Auslandes mit dem
Bureau verbunden.
KarlStangen schrieb: «Palästina
[* 21] und
Syrien» (Berl. 1877),
«Eine
Reise um die Erde 1878/79» (Lpz. 1880; 2. Aufl.,
ebd. 1881),
ein
Instrument zum
Messen oder Abgreifen und
Übertragen solcher Längen in einer
Zeichnung, die größer sind, als daß man sie mit dem gewöhnlichen
Zirkel abnehmen könnte. Der S. besteht aus einem
Stab,
[* 22] einer messingenen
Röhre oder dgl., an dessen einem Ende eine senkrecht stehende Zirkelspitze
befestigt ist. Eine zweite Zirkelspitze an einer kurzen Hülse
[* 23] kann auf demStab beliebig verschoben und
durch eine Schraube festgestellt werden. Zum
Messen der Längen ist der
Stab des
Zirkels mit einer entsprechenden
Teilung versehen,
während an einem Einschnitt in dem Schieber für die bewegliche Zirkelspitze ein Indexstrich angebracht ist. Zur genauen
Einstellung und Ablesung ist der Schieber oft auch mit einer
Mikrometerschraube
[* 24] verbunden; für sehr feine
Messungen trägt er einen Nonius.
[* 25]
(spr. stännŏp), alte, in die Zeit
Heinrichs III. zurückreichende engl. Familie, die in den
GrafschaftenNottingham
[* 26] und Derby ansässig war und 1497 die Ritterwürde erhielt.
Sir John S. hatte zwei
Söhne, von denen Philipp (gest.
1656) 1628 zumGrafen von Chesterfield erhoben wurde, während des zweiten Urenkel, William (gest. 1756),
der erste
Graf von
Harrington wurde.
Der Enkel des ersten
Grafen von Chesterfield, James S., geb. 1673 zu
Paris, wurde 1717 zum
Baron S. von Mahon und 1718 zum
Grafen
S. erhoben. Er hatte sich in seiner
Jugend auf längern
Reisen in
Frankreich und
Italien gebildet, focht
unter Wilhelm III. in den
Niederlanden, nahm dann als Generallieutenant am
Spanischen Erbfolgekrieg teil und war seit 1708 Oberbefehlshaber
der brit. Streitkräfte in
Spanien.
[* 27] In diesem Jahre nahm er
Port-Mahon und Minorca, siegte 1710 bei Almenara und Saragossa,
[* 28] geriet dann aber in Gefangenschaft, die bis 1712 währte.
Als Staatsmann gehörte er zu den leitenden
Whigs unter
Anna; unter
Georg I. wurde er
Staatssekretär des
Auswärtigen neben Townshend
und nach dessen und
Walpoles Ausscheiden 1717 neben
Sunderland Leiter des
Kabinetts. Er schloß die
Tripel- und Quadrupelallianz
von 1717 und 1718 ab, die England in den
Krieg gegen
Spanien führte, und griff in die
Händel des Nordens
gegen
Karl XII. von
Schweden
[* 29] ein. Die Verwicklung des Ministeriums in die Schwindelgesellschaften des J. 1720 brachte ihm den
Sturz; inmitten dieser Wirren starb S. - Sein Enkel Charles, dritter
Graf von S., geb. zu
Genf,
[* 30] löste im
Alter von 18 J. eine Preisaufgabe der
Akademie zu
Stockholm
[* 31] über die Pendelschwingungen. Seit 1780 als Mitglied des
Unterhauses, seit 1786 als
Peer im Oberhause gehörte er zur whiggistischen Opposition gegen den jüngern Pitt, obgleich er
dessen Schwester zur Frau hatte. Im Parlament wie in
¶
mehr
seinen Schriften focht er für Parlamentsreform, Abschaffung der Negersklaverei, Preßfreiheit und Unabhängigkeit der Geschworenengerichte.
Er machte außerdem manche nützliche technische Erfindung, eine von ihm verbesserte Druckpresse trägt seinen Namen. Seine
Tochter war die Lady Esther Stanhope (s. d.). Er starb - Sein Sohn Philipp Henry,
vierter Graf von S., geb. lebte in seiner Jugend mehrere Jahre in Deutschland
[* 33] und stand politisch
auf Seite seines Oheims Pitt. Er nahm sich eifrig des Findlings Kaspar Hauser (s. d.)
an und wollte ihn sogar adoptieren, später aber suchte er ihn in seiner Schrift «Materialien zur Geschichte Kaspar Hausers»
(Heidelb. 1835) zu verdächtigen. Er starb.
Sein Sohn Philipp Henry, fünfter Graf von S., geb. als Viscount Mahon bekannter Geschichtschreiber, studierte
in Oxford,
[* 34] wurde 1830 Unterhausmitglied, 1834 Unterstaatssekretär des Auswärtigen in Peels erstem Ministerium, im zweiten 1831 Unterstaatssekretär
im IndischenAmt. Als Historiker hat er sich besonders durch seine «History
of England from the peace of Utrecht
[* 35] to the peace of Versailles»
[* 36] (7 Bde., 1837-52;
deutsch, 8 Bde., Braunschw. 1855)
einen Namen gemacht.
Außerdem schrieb er: «The Court of Spain under Charles II.» (1844),
«Life of the Great Condé» (1845),
«Historical essays»
(1848),
«Life of Belisarius» (2. Aufl.
1848),
«History of the war of the succession in Spain» (1850),
«History of England comprising the reign of QueenAnne till the peace of Utrecht» (1870; 4. Aufl. 1872). 1857 wurde
er zum Vorsitzenden der National Portrait Gallery, 1858 zum Lord-Rektor der UniversitätAberdeen
[* 37] erwählt.
Er starb - Sein Sohn Arthur Philipp, sechster Graf von S., geb. ist der jetzige Inhaber des Titels.
Er trat zuerst in die Armee, saß 1868-75 im Unterhaus und war unter Disraeli (Beaconsfield) 1874-75 Lord
der Schatzkammer. - Dessen jüngerer Bruder Edward S., geb. 1840, in Harrow und Oxford erzogen, wurde 1865 Advokat, 1874 ins
Unterhaus gewählt und bekleidete 1875-78 das Unterstaatssekretariat im Handelsministerium, 1878-80 das Unterstaatssekretariat
in dem Ministerium für Indien. In dem Ministerium Salisbury war er Juni 1885 bis Jan. 1886 Handelsminister,
seit Aug. 1886 Staatssekretär der Kolonien, dann des Krieges. In dieser Stellung brachte er Mai 1888 eine Vorlage zur Vermehrung
der brit. Wehrkraft ein, für die eine erregte Agitation getrieben wurde. Mit dem Kabinett Salisbury trat er Aug. 1892 vom
Amt zurück. Er starb in London.
[* 38]
(spr. stännŏp), Lady Esther Lucy, geb. zu London als Tochter des Grafen Charles Stanhope (s. d.)
und Nichte William Pitts, kam in das Haus ihres Onkels, der ihr die Besorgung seines Briefwechsels, nicht selten auch den
Entwurf diplomat. Noten übertrug. Als Pitt 1806 starb, zog sie sich nach Wales zurück, reiste 1810 in
die Türkei
[* 39] und faßte nach mehrjährigen Wanderungen den Entschluß, sich in Syrien niederzulassen. Der Emir Beschir wies
ihr Mar-Elias, ein ehemaliges griech. Kloster, zum Aufenthalt an. Später baute sie sich zu Dschihun, unweit Saida, auf einem
der wildesten Punkte des Libanons, einen Palast.
Ihre Einrichtung und ihr Betragen erregte die Meinung, sie
gebiete über ungeheure Schätze, die sie durch Verbindung mit der
Geisterwelt erhalte. Die Syrer nannten sie die Königin von Tadmor, die Zauberin von Dschihun, die Sibylle des Libanons. Als
Ibrahim Pascha 1831 in Syrien einfiel, spornte sie die Drusen
[* 40] zum Widerstände an und wußte sich ihm so
furchtbar zu machen, daß er sie bat, neutral zu bleiben. Ein großer Hebel
[* 41] ihrer Macht war ihre unbegrenzte Wohlthätigkeit.
Ihr Aufwand brachte sie indessen zuletzt in arge Verlegenheiten. Sie starb und wurde in der Gruft zu Mar-Elias
beigesetzt. Ihr Leibarzt Meryon veröffentlichte «Memoirs
of the Lady E. S.» (3 Bde., Lond.
1845; deutsch von Birch, 3 Bde., Stuttg. 1846).