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noch die Kosten und die event. Verwendung der Stoffe zu landwirtschaftlichen Zwecken in Betracht. Da von allen Abfallstoffen nur die menschlichen Exkremente einen erheblichen Dungwert besitzen, während die großen Massen der flüssigen Abgänge, der Haus- und Küchenwässer u. s. w. für den Landwirt unbrauchbar sind, so hat man die sog. Abfuhrsysteme, bei denen die Fäkalien getrennt von den übrigen Abfallstoffen beseitigt werden, eingeführt. Die einfachste Form dieser Methoden stellt das sog. Grubensystem dar, bei welchem die Fäkalien in einer in der Nähe des Hauses gelegenen Grube aufgesammelt und zeitweise abgefahren werden.
Die
Abfuhr geschieht oft noch durch die wenig reinliche
Handarbeit mit Eimern, indem die Leerung der Gruben
(s.
Senkgrube) durch
Arbeiter geschieht, welche in die Gruben hinabsteigen und die gefüllten Eimer in Transport
wagen entleeren.
Praktischer und geruchloser sind die mechan.
Verfahren zur Entleerung der Gruben. Bei der einen Methode wird eine fahrbare
Hand- oder Dampfpumpe, durch Schlauchleitung einerseits mit der Grube, andererseits mit dem Transport
gefäß
verbunden, das dann ein eiserner, auf Rädern liegender Cylinder ist.
Ein anderes
Verfahren besteht darin, daß man vorher luftleer gemachte Fässer mit der Grube in
Verbindung setzt, so daß die
Jauche direkt in die Fässer gesogen wird. Die
Luftleere wird erzeugt durch eine fahrbare Pumpe
[* 2] mit Handbetrieb,
welche die aus dem Fasse gesaugte übelriechende Luft durch ein Kohlenfeuer in einen Schornstein drückt. Leistungsfähiger
sind die
Systeme von Talard,
Lokomobile
[* 3] mit
Luftpumpe,
[* 4] angewendet in
Straßburg,
[* 5] Metz,
[* 6]
Karlsruhe,
[* 7]
München,
[* 8] Hannover,
[* 9] sowie von
Lenoir und Schneitler, welche die Jauche in ein neben der
Luftpumpe stehendes, vorher luftleer gemachtes Blechgefäß
steigen lassen und von hier in die Transport
fässer drücken, wodurch für letztere die luftdichten Wandungen erspart werden,
und der Dampfstrahlapparat von
Keller-Philippot, zwar einfacher als die
Luftpumpen
[* 10] und ohne bewegliche
Teile, aber gefährlich
wegen seiner hohen Dampfspannung und teuer wegen hohen Brennstoffverbrauchs, angewendet in
Straßburg und
Mülhausen.
[* 11]
Zweckmäßig ist auch die Luftleermachung der Transport
gefäße außerhalb der
Städte auf bestimmten
Stationen. In
Münster
[* 12] und
Bremen
[* 13] wird hierzu
Dampf
[* 14] benutzt, der eingelassen und dann kondensiert wird.
Klein, Schanzlin +
Becker
in
Frankenthal
[* 15] befestigen an jedes Transport
gefäß eine kleine
Luftpumpe, welche durch eine Kraftübertragung mit der Wagenachse
verbunden ist, so daß die Pumpe beim Fahren des
Gefäßes in
Bewegung gesetzt werden kann (billige Betriebskraft
für die
Luftpumpe, aber hohe Anschaffungskosten).
Ein großer Übelstand der angeführten Abfuhr ist das Ansammeln der Exkremente in den Gruben bis zu dem Termin der Entleerung, welches eine Verschlechterung des Untergrundes durch Einsickern, Verunreinigung der Luft in den Häusern und Verminderung des landwirtschaftlichen Wertes der Jauche bedingt. Deshalb ist man dazu veranlaßt worden, die Exkremente in kleinern und beweglichen Behältern zu sammeln, welche in ganz kurzen Zwischenräumen entleert werden, also offene Eimer direkt unter den Abtrittsitz gestellt, welche z. B. in Bremen und Groningen vor dem Hause in Wagen entleert und über dem Rinnstein gereinigt werden, in Kiel, [* 16] Rostock, [* 17] Emden, [* 18] Amsterdam [* 19] fest verschlossen und mit dem Inhalt abgefahren werden.
Letzteres Verfahren, welches allerdings einen doppelten Satz von Tonnen erfordert, ist dem erstem vorzuziehen, besonders bei dem sog. Heidelberger Tonnensystem (s. Tonnensystem), das gut verschlossene, schnell wechselbare Gefäße (s. Heidelberger Tonnen) anwendet und gut angelegte Fallrohre mit Wasserverschluß besitzt, welche geruchfrei mit dem Abtrittsitz und der Tonne verbunden sind. Die diesen Systemen anhaftenden Nachteile, einerseits die Ansammlung der Jauche in den Gruben, andererseits die Umständlichkeit der Tonnenabfuhr, haben dazu geführt, die Exkremente durch ein Netz unterirdischer Röhren [* 20] zu entfernen unter Zuhilfenahme von Luftdruck, also Transport auf pneumatischem Wege.
Liernur legt außerhalb der Stadt ein Centralreservoir mit Luftpumpe an, von welchem sog. Magistralröhren nach mehrern in der Stadt verteilten, voneinander gesonderten Bezirksreservoirs, je für 2–3000 Einwohner, führen. Von den Reservoirs gehen Straßenröhren von etwa 300 m Länge aus, an welche die Hausröhren angeschlossen sind. Das Centralreservoir wird luftleer gemacht und mit Hilfe desselben durch die Magistralröhren nacheinander die Bezirksreservoirs.
Alsdann werden die Hähne der Hausröhren geöffnet und der des betreffenden Straßenrohrs, wodurch die gleichzeitige Entleerung der Abtritte der angeschlossenen Häuserreihe in das Bezirksreservoir erfolgt. Dieser Vorgang wird so oft unter jedesmaliger Luftleermachung des Bezirksreservoirs wiederholt, bis die sämtlichen Straßenröhren des Bezirks angeschlossen gewesen sind. Nun erst wird das gefüllte Bezirksreservoir durch sein Magistralrohr in das Centralreservoir entleert. Es können also die Abtritte einer ganzen Stadt täglich entleert werden, ein großer Vorteil dieses Systems.
Die gleichzeitige Entleerung aller Häuser einer Straßenröhre im Verein mit der von Liernur bisher angewendeten Anschlußvorrichtung der Hausröhren, welche eine vollständige Leerung des Röhrennetzes nicht erreichen können, haben Berlier dahin geführt, unter sonstiger Beibehaltung des Liernurschen Röhrennetzes eine selbstthätig wirkende Vorrichtung in jedem Hause unter Aufstellung eines sog. Aufnehmers und damit verbundenen Entleerers anzubringen, bei welcher das Ventil, [* 21] welches die Haus- mit der Straßenröhre verbindet, gehoben wird, wenn der mit ihm verbundene Schwimmer, welcher in der sich sammelnden Fäkalmasse schwimmt, eine bestimmte Höhe erreicht hat. Es schließt sich also jedes Haus selbst nach Bedarf an die Straßenröhre an, und die Anzahl der Hähne wird verringert, jedoch ist die Reinigung und Unterhaltung der automatischen Vorrichtung mit Schwierigkeiten verknüpft. Das Liernursche System besteht in Stadtteilen von Prag, [* 22] Amsterdam, Leiden [* 23] und Dordrecht, [* 24] das von Berlier versuchsweise in einer Kaserne in Paris. [* 25]
Die Verwertung der
Exkremente erfolgt durch Verkauf direkt an den Landwirt oder an
Unternehmer, oder Abfuhrgesellschaften.
Größere
Städte sind gezwungen, entweder Sammelgruben außerhalb der Stadt anzulegen
(Straßburg und
Karlsruhe
besitzen solche Gruben, welche die
Exkremente von drei
Monaten aufzunehmen im stande sind), oder Bahntransporte
einzurichten,
z. B. von
Stuttgart
[* 26] aus 70–90 km weit. Dann ist die
Anlage von Fäkalbahnhöfen notwendig, auf welchen die Faßwagen durch
Röhren in die tiefer stehenden Bahnwagen entleert werden, welche, wie in
München,
Dresden,
[* 27]
Leipzig,
[* 28] je
einen Behälter bis 10 cbm
Inhalt
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enthalten. Die Empfänger zapfen dann die Jauche auf den betreffenden Stationen in ihre tiefer aufgestellten Abfuhrwagen ab. Da der Verkauf der Exkremente wegen der vielen in ihnen enthaltenen, für die Landwirtschaft wertlosen Stoffe auf Schwierigkeiten stößt, ist auf mannigfaltige Weise versucht worden, die wertvollen Bestandteile auszuziehen und als Poudrette (s. d.) in eine geeignete Form zu bringen. Mit Rücksicht sowohl auf die besprochenen Schwierigkeiten des Verkaufs der Fäkalien, als auch auf die dringende Notwendigkeit, auch die Spülwässer u. s. w., die meist hygieinisch bedenklicher sind als die Fäkalien, in sicherer und rascher Weise zu beseitigen, entledigen sich viele größere Städte der Fäkalien durch ein unterirdisches Kanal- und Röhrennetz zugleich mit den sämtlichen Abwässern (s. d.). Hierdurch wird eine sehr starke Verdünnung der Jauche erzielt, die Verunreinigung der Röhren und Kanäle auf ein Minimum beschränkt und der große Vorteil erreicht, daß die Fäkalien sich innerhalb weniger Stunden nach ihrem Abgang außerhalb der Stadt befinden, ein Umstand, der in sanitärer Beziehung außerordentlich hoch anzuschlagen ist. Über dieses System der Entwässerung, die sog. Schwemmkanalisation, s. Kanalisation. Einen Nachteil bereitet oft die Unterbringung der Schwemmmasse, die entweder auf Rieselfelder (s. d.) geleitet oder auf chem. Wege und durch Klärung in besondern Anlagen gereinigt wird. (S. Wasserreinigung.)
Noch ein dritter Weg wird häufig eingeschlagen, eine Verbindung von Abfuhr und Kanalisation, indem die flüssigen Bestandteile der Abfallstoffe durch Kanäle, die festen durch Abfuhr beseitigt werden. Die Scheidung erfolgt bei Anwendung von Wasserklosetts durch Überläufe in den Abtrittsgruben (Amsterdam, Wiesbaden, [* 30] Baden [* 31] und in engl. Städten). Die Anwendung von Scheidetonnen (Diviseurs), namentlich in Paris und Zürich [* 32] im Gebrauch, ist in gesundheitlicher Beziehung empfehlenswerter; eine in der Tonne befindliche durchlöcherte Scheidewand bewirkt die Trennung der flüssigen und festen Teile, welche erstern hierbei schneller, also in frischerm Zustand wie bei den Überläufen, abgeführt werden und infolgedessen einen größern Wert besitzen. Zu erwähnen sind noch die in Stockholm [* 33] und andern Städten Schwedens eingeführten sog. schwedischen Klosetts, bei welchen die flüssigen Bestandteile der Exkremente gleich beim Entstehen von den festen durch Trichter oder Scheidewände getrennt werden; erstere laufen dann in die Straßenkanäle, letztere werden in Tonnen gesammelt und abgefahren, wodurch zwar die Abfuhrmenge eine sehr geringe wird, aber auch ihr Wert bei längern Abholterminen vermindert wird. Alle diese Systeme stellen jedoch in Anbetracht der geringen Vorteile, welche durch Verwendung der Fäkalien als Dünger erreicht werden können, nur unnütze Komplikationen der einheitlichen Schwemmkanalisation dar, die die Beseitigung der Abfallstoffe in idealster Weise erfüllt.
Der Hausmüll und Straßenkehricht werden meist gemeinsam beseitigt; die hygieinische Bedeutung beider ist aber sehr verschieden, indem der Hausmüll sehr oft Infektionserreger enthält, während der Straßenkehricht meist ganz unbedenklich ist. (Über die Methoden der Kehrichtbeseitigung s. Straßenreinigung.) [* 34]
Ferner sind als Einrichtungen, welche die Reinigung der Städte in hohem Grade fördern, die öffentlichen Schlachthäuser (s. d.) und Markthallen [* 35] (s. d.) zu nennen. Nicht verwendbare Teile von Schlachttieren und Tierkadaver werden nach der Abdeckerei geschafft.
Litteratur. Bürkli, Anlage städtischer Abzugskanäle und Behandlung der Abfallstoffe (Zür. 1866);
Barrentrapp, über Entwässerung der Städte (Berl. 1868);
Virchow, Kanalisation oder Abfuhr (ebd. 1869);
Reinigung und Entwässerung Berlins (13 Hefte und 3 Anhangshefte, ebd. 1870–79);
Bisser, Die Reinlichkeit in den Städten (Lpz. 1876);
Pettenkofer, Vorträge über Kanalisation und Abfuhr (Münch. 1876);
Sommaruga, Die Städtereinigungssysteme in ihrer land- und volkswirtschaftlichen Bedeutung (Halle [* 36] 1874);
Liernur, Das Kanalisieren auf getrenntem Wege (Frankf. 1879);
Kaftan, Reinigung und Entwässerung der Städte (Wien [* 37] 1880);
Eulenburg, Handbuch des öffentlichen Gesundheitswesens (2 Bde., Berl. 1882);
Heiden, Die menschlichen Exkremente (Hannov. 1882);
Fischer, Die menschlichen Abfallstoffe (Braunschw. 1882);
Hobrecht, Beiträge zur Beurteilung des gegenwärtigen Standes der Kanalisations- und Berieselungsfrage (Berl. 1883);
Liernur, Rationelle Städteentwässerung (4 Bde., ebd. 1883–91);
Heiden, Müller und von Langsdorff, Die Verwertung der städtischen Fäkalien (Hannov. 1883);
Blasius und Büsing, Die S. (Jena [* 38] 1894);
Büsing, Die S. (Stuttg. 1897);
Weyl, Die S. (Jena 1897).