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verschiedenen Vorspinnverfahren (Vorbereitungen, Präparation) liegt darin, daß das sog. englische Verfahren zu der schrittweisen Verfeinerung der Vorgespinstfäden Maschinen mit Flügelspindeln ohne selbständige Spulendrehung (Waterprincip), das sog. deutsche Spindelbänke (Flyer), das sog. französische Streckbänke (bobinoirs) mit Würgelwerken anwendet. In Deutschland [* 2] wird heutzutage hauptsächlich das franz. Verfahren benutzt und beträgt die Anzahl der nacheinander angewendeten Streckungen (Passagen) 5-11.
Das Feinspinnen erfolgt sowohl auf Waterspinnmaschinen, wie Taf. II, [* 1] Fig. 11 eine solche aus der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz [* 3] darstellt, als auch auf Selfactors. Beide Systeme unterscheiden sich von den für die Baumwollspinnerei gebräuchlichen in der Hauptsache nur durch den wegen der Faserlänge erforderlichen Abstand und durch die Anzahl der Streckwalzen.
Halbkammgarne (Sagetten- oder Sayettgarne, Strick-, Stick- oder Tapisserie- und Strumpfwirkergarne) werden aus mittellangen Wollen meist ähnlich wie Kammgarn (s. d.), mit Hinweglassung der das Spinnen [* 4] sehr verteuernden Kämmmaschine, oder ähnlich wie Streichgarn, jedoch mit Hinweglassung des gekreuzten Auflegens erzeugt.
Sehr oft wird die Schafwolle mit Baumwolle [* 5] vermischt; es geschieht dies hauptsächlich zur Erreichung eines billigern Erzeugnisses. Diese Garne bezeichnet man mit dem Namen Vigogne. Anfänglich fügte man der Schafwolle 5, dann 10, 15 u. s. w. Prozent Baumwolle bei, heute kommen Vigognegarne vor, welche 70, 80, 90, ja 95 Proz. Baumwolle ausweisen, und nur das übrige ist Schafwolle. (Die Menge der beigemischten Baumwolle läßt sich leicht bestimmen, indem man aus einer abgewogenen Menge Vigogne die Wolle durch Kochen mit Kalilauge herauslöst.) Die in jüngster Zeit viel begehrten Imitatgarne bestehen nur aus Baumwolle. Die Herstellung dieser Garne erfolgt wie jene des Streichgarns; es wird das Spinngut ebenfalls gefärbt und vor dem Krempeln findet das benötigte Mischen der Farben und Sorten statt. Von dem Vigognegarn, ebenso wie von dem Imitatgarn verlangt man das gekräuselte und moosige Aussehen, was dem Streichgarn eigen ist, es ist in dieser Beziehung also stark abweichend von dem gewöhnlichen glatten Baumwollgarn.
Über Kunstwolle s. d.
Für viele Zwecke muß das Garn noch gezwirnt werden, d. h. zwei oder mehrere Fäden werden durch starkes Drehen zu einem einzigen vereinigt. Hierfür braucht man die Duplier- oder Zwirnmaschinen, von welchen in Taf. II, [* 1] Fig. 4 eine Konstruktion der Sächsischen Maschinenfabrik veranschaulicht ist. Auf derselben werden z. B. je vier Fäden zu einem Gezwirn zusammengedreht, welches auf eine Spule der in [* 1] Fig. 4a gezeichneten Form aufgewickelt wird. Dieses Aufwickeln erfolgt in der abgebildeten Maschine [* 6] mittels des Ringmechanismus, also ähnlich wie bei den Ringspinnmaschinen; es sind indes auch viele Zwirnmaschinen im Betrieb, die auf Spindeln mit Waterflügel spulen. Mehrfarbige Garne und Noppengarne werden auf den Zwirnmaschinen durch Vereinigung verschiedenartiger Garne oder durch Einfügung besonderer Mechanismen hergestellt.
Vgl. Ganswindt, Katechismus der S.und Weberei [* 7] (Lpz. 1885);
Nieß, Die Baumwollspinnerei (2. Aufl., Weim. 1885);
Marshall, Der praktische Flachsspinner (ebd. 1888);
Hentschel, Praktisches Lehrbuch der Kammgarnspinnerei (Stuttg. 1889): E. Müller, Handbuch der S. (Lpz. 1892);
Brüggemann, Theorie und Praxis der rationellen S. (Tl. 1, Stuttg. 1897).