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versehene Spindelbank oder Flyer, die im Gegensatz zu der Würgelstrecke (wie sie namentlich in der Kammgarnspinnerei ausgedehnte Anwendung findet) ein Vorgespinst mit bleibender schwacher Drehung liefert. Taf. I, [* ] Fig. 7 giebt die äußere Ansicht dieser außerordentlich sinnreich konstruierten Maschine, während [* ] Fig. 5 einen schematischen Querschnitt zeigt. Das durch das Streckwerk a gestreckte Band wird nach der centralen Öffnung eines durch die hyperbolischen Räder e, f in schnelle Rotation versetzten gabelförmigen Flügels b geführt und läuft durch den einen hohlen Arm desselben nach einer innerhalb des Flügels befindlichen, auf dessen Achse oder Spindel aufgesteckten Spule c, deren selbständige Drehung durch hyperbolische Räder h, g erfolgt und so bemessen ist, daß gerade die vom Streckwerk a gelieferte Fadenlänge in regelmäßig übereinander gelegte Windungen auf die Spule aufgewickelt wird.
Die Spule befindet sich zu diesem Behufe auf einer Bank oder einem Wagen i, der mittels Zahnstange k und Rad m eine Auf- und Niederbewegung erhält. Der Faden selbst erfährt zwischen Streckwerk a und Flügel b eine bleibende Drehung und damit die nötige Festigkeit, während gleichzeitig die zu möglichster Schonung des Vorgespinstes dienende regelrechte Aufwicklung auf der Spule c zu stände kommt. Jeder Flyer enthält eine größere Anzahl (30-240) in zwei Reihen angeordneter Spindeln und kann daher die gleiche Anzahl Bänder gleichzeitig bearbeiten.
Die stufenweise Verfeinerung des Vorgespinstes wird dadurch erreicht, daß man mehrere (3-6) Flyer von zunehmender Feinheit hintereinander anwendet. Diese Flyer werden der Reihe nach bezeichnet als Grob-, Mittel-, Fein-, Doppelfein-, Extradoppelfein-, Expreßfein-Flyer. Das auf diese Weise erzeugte Vorgarn gelangt zuletzt auf die Feinspinnmaschine, durch welche dasselbe bis zu dem gewünschten Feinheitsgrad ausgezogen und sodann dem Faden eine bleibende, hinreichend starke Zusammendrehung erteilt, zugleich auch die Überführung der Fasern in die für den Spinnprozeß charakteristische schraubenförmige Lage erreicht wird.
Man unterscheidet, wie oben auseinandergesetzt, zwei Arten Feinspinnmaschinen: die Watermaschine und die Mulemaschine (beide mit Streckwerk ausgestattet), von welchen die letztere um deshalb häufiger als die erstere angetroffen wird, weil sie eine allgemeinere Verwendung zuläßt und für grobe wie für feine Sorten zu gebrauchen ist, wogegen die Watermaschine, die sich nur für gröbere Garnsorten eignet, den Vorzug einfachern Baues und größerer Leistungsfähigkeit hat.
Die Watermaschine, auch Drosselmaschine genannt, ist auf Taf. II, [* ] Fig. 1 schematisch dargestellt. Die Spulen a, a enthalten das Vorgespinst und sind reihenweise auf dem Aufsteckrahmen d angeordnet. Durch das Streckwerk c werden die Fäden gestreckt und durch den Drahtring d den Flügeln i der Spindeln e zugeführt, welche das ununterbrochene Zusammendrehen und Aufwickeln der ihnen zugeführten Fäden besorgen. Damit sich die Fadenwindungen gleichmäßig auf die Spule verteilen, wird der Spulenwagen h auf und nieder bewegt; dies geschieht dadurch, daß derselbe mittels der Stange k und der Kette l an den Winkelhebel m angeschlossen ist, dessen aufrechter Schenkel sich mit einer Rolle an den Umfang einer gleichförmig rotierenden Kurvenscheibe n stützt, die ihre Bewegung durch die Schneckengetriebe o1 und o2 erhält.
Der gesamte Antrieb der Maschine geschieht von den durch Treibschnüre verbundenen Trommeln p aus. Diese treiben mittels Schnüren die Wirtel f der Spindeln; ferner werden von hier aus durch Räderübersetzungen q1, q2, q3, q4 und q5 sowohl die Streckwerke c als auch die schräge Achse in Thätigkeit gesetzt, welche durch o1 und o2 die Umdrehung von n und somit das Auf- und Niedergehen des Spindelwagens bewirken. Die Maschine hat in ihrer Konstruktion große Ähnlichkeit mit dem erwähnten Flyer.
Wie dieser enthält sie ein Streckwerk c, für jeden Faden einen die Drehung erteilenden Flügel i und eine zur Aufnahme des Gespinstes dienende Spule g; aber während die letztere beim Flyer, der zarten Beschaffenheit des Vorgarns wegen, eine selbständige Drehbewegung von der Antriebwelle her empfängt, wird sie hier nur durch den in der Aufwicklung begriffenen Faden nachgezogen, wobei die aus ihrem Gewicht entspringende Reibung auf ihrer Unterstützungsfläche die angemessene Spannung des auflaufenden Fadens hervorbringt.
Aus dieser Anordnung folgt schon, daß das Gespinst eine gewisse, durch stärkeres Zusammendrehen erzeugte Festigkeit besitzen muß, wenn nicht ein häufiges Abreißen des Fadens eintreten soll. Will man daher eine weiche Beschaffenheit des Feingespinstes, wie sie für manche Zwecke, z. B. zur Erzeugung gewirkter Waren, erforderlich ist, erreichen und darf daher nur eine schwächere Drehung erteilt werden, so ist die Watermaschine ebenso wie für die feinsten Garnnummern nicht mehr verwendbar, doch ist man in neuerer Zeit bemüht gewesen, die Waterspinnmaschine zu verbessern und namentlich durch andere Konstruktion der Drehungs- und Aufwicklungsorgane teils erhöhte Produktionsfähigkeit infolge vergrößerter Geschwindigkeit, teils vermehrte Anwendungsfähigkeit infolge geringerer Inanspruchnahme des Garns beim Aufwickeln, teils bequemere Bedienung (schnelles Auswechseln der gefüllten Spulen und leichtes Einziehen abgerissener Fäden) zu erzielen.
Die weitgehendste Durchbildung in dieser Hinsicht und die allgemeinste Verbreitung hat in den letzten Jahren die Ringspinnmaschine (s. Taf. II, [* ] Fig. 2) erfahren, bei welcher der Flügel der Flügelspinnmaschine durch ein leichtes, metallenes Öhr b (Läufer, Reiter, Fliege, Traveller) ersetzt ist, welches auf dem die Spule c umschließenden Ringe d im Kreise geführt wird. Durch das Streckwerk a wird der Faden vorher gestreckt. Der Hauptvorzug dieser Maschine besteht indes in der Verbesserung der Spindeln (Rabbeth-, Booth-Sawyer-, Ferguslie-Spindeln u. s. w.), deren adjustierbare Hals- und Fußlager vermöge der dadurch erzielten konzentrischen Stellung der Spindeln im Ring Geschwindigkeiten bis zu 14000 Touren in der Minute erreichen lassen (doch geht man zur Herstellung eines gleichmäßigen Gespinstes nicht wohl über 7-8000 Touren hinaus). Bei der in den vorstehenden [* ] Fig. 4, 5 und 6 dargestellten Rabbeth-Spindel sind Hals- und Fuß-
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lager derart verbunden, daß die Spindel sich darin wie in einer einzigen Hülse hält; auch ist nur eine Spindelbank (statt der sonst üblichen zwei) zur Unterstützung derselben erforderlich. A ist die aus Stahl hergestellte Spindel, B eine fest auf diese getriebene gußeiserne Hülse, an deren unterm Ende der Wirtel C angegossen ist, D das bei E mit einer Büchse versehene gußeiserne, Pfanne und Halslager in sich vereinigende Spindellager; die Höhlung H dient als Ölkammer; der Haken J hindert das Herausziehen der Spindeln beim Abnehmen der Spulen.
Der auf der Glocke festsitzende Becher F hat einerseits die Aufgabe, die Spule G in der richtigen Lage zu erhalten, ein Schlagen und Unrundlaufen derselben zu verhindern und für ihre Mitnahme durch die Spindel mehr Sicherheit zu gewähren; andererseits hat F den Zweck, beim Auswechseln das Abnehmen der leeren bez. das Ansetzen der gefüllten Spulen zu erleichtern, indem die Umwicklung des Fadens um die leere Spule, welche früher, wie bei den Flyers, von der Hand geschehen mußte, durch dasselbe entbehrlich gemacht wird.
Die Vorteile der Ringspindel gegenüber der Flügelspindel bestehen darin, daß sie schneller laufen kann (sie kann ebenso rasch laufen wie die Mulespindel), und darin, daß sie den Faden weniger beansprucht; man kann also auf ihr weicheres Garn erzielen, aber nicht so glatt; auch der Kraftbedarf ist, da der Flügelwiderstand wegfällt, etwas geringer. Die Vorteile der Ringspinnmaschine gegenüber der Mulespinnmaschine sind die, daß sie außerordentlich einfacher in ihren Bewegungsmechanismen ist und weniger geschickte Arbeiter verlangt, daß sie einen geringern Raumbedarf hat, und daß sie leistungsfähiger ist, da sie unausgesetzt, nicht absetzend wie die Mule, spinnt; zudem sind die neuern Ringspindeln in ihrer Bauart so verändert, daß sie leichter in Öl zu halten sind.
Der Mulespinnmaschine gegenüber hat die Ringspinnmaschine aber auch die Nachteile, daß auf ihr so weiche und feine Garne wie auf ersterer nicht hergestellt werden können, da der Faden die Fliege nachschleppen muß und man mithin immer mindestens einen bessern Spinnrohstoff verwenden muß. Die Holz- oder dickern Papierspulen verteuern die Unterhaltung der Maschine und erhöhen das Gewicht eines Abzuges bedeutend; ein Dämpfen der Garne ist wegen der Holzspulen oder Papierhülsen ebenfalls kostspielig. Die Fadenspannung läßt sich bei der Ringspindel leicht durch Anwendung verschieden schwerer Fliegen regeln; bei groben Garnnummern nimmt man schwerere, bei feinern Garnnummern leichtere.
Die Taf. II, [* ] Fig. 9 zeigt den auf dem Princip der Mulemaschine beruhenden Selfactor, die vollkommenste aller Spinnmaschinen. So mannigfache Verschiedenheiten die als Selfactor zu bezeichnenden Konstruktionen aufweisen, so ist doch der Grundgedanke bei allen der oben auseinander gesetzte. Es wird zuerst ein Fadenstück von bestimmter Länge (etwa 1,5 m) gebildet, worauf die Fadenbildung aufhört und die Aufwicklung erfolgt, und zwar nicht auf Spulen, sondern auf stählerne Spindeln von der aus beistehender [* ] Fig. 7 ersichtlichen Form.
Dieselben (oft bis 1200) sind mit ihrem Bewegungsmechanismus auf einem Wagen angebracht, und in demselben Verhältnis, in welchem das Streckwerk den Faden liefert, wird dieser durch den Umlauf der Spindeln gedreht und durch das Ausfahren des Wagens in gespanntem Zustande erhalten. Sobald der Wagen am Ende seiner Bahn angelangt ist, bleibt das Streckwerk stehen und die Fadenlieferung hört auf; alsdann muß der von der eigentlichen Aufwicklungsstelle bis zur Spitze der Spindel gelangte Faden wie bei der Handspindel abgeschlagen werden, zu welchem Zwecke die Spindeln einige Drehungen in entgegengesetzter Richtung machen.
Hierauf erfolgt die Aufwicklung auf die Spindeln, wobei der Wagen sich wieder nach dem Streckwerk hin bewegt. In vorstehender [* ] Fig. 8, welche den Wagen des Selfactors darstellt, sind diese Vorgänge schematisch veranschaulicht. Die drei Paar Streckwalzen W ziehen das von den Spulen der Vorspinnmaschine kommende Band bis zur erforderlichen Feinheit aus. C ist der die Spindeln S tragende Wagen, b und a sind der Auf- und Gegenwinder, von denen der Gegenwinder a die Fäden immer in der nötigen Spannung hält, während der Aufwinder b den Faden derartig führt, daß sich derselbe in Form des sog. Kötzers oder der Bobine S (in [* ] Fig. 7 vergrößert) aufwindet. Die [* ] Fig. 8 zeigt die Lage der einzelnen Teile in dem Moment, wo die Aufwicklungsperiode beginnt. Da beim Selfactor der Faden keine erhebliche Beanspruchung erleidet, so können mittels desselben die feinsten Garnnummern gesponnen werden.
In dem gleichen Grade, in welchem alle hier beschriebenen Maschinen im Laufe der Jahre vervollkommnet worden sind, ist naturgemäß das Handspinnen und damit das Spinnrad verdrängt worden, so daß heute wohl kaum noch ein nennenswertes Quantum Baumwollgarn durch Handarbeit hergestellt wird. Zur Bestimmung der Feinheitsnummern ist noch jetzt für Baumwollgarne am meisten das engl. System in Gebrauch, nach welchem die Nummer irgend einer Sorte die Anzahl von Schnellern oder Strähnen (840 Yards Fadenlänge) bezeichnet, die in einem engl. Pfund enthalten ist. Außerdem bedient man sich des franz. Systems mit den Einheiten 500 m und 500 g, sowie des sog. internationalen mit den Einheiten 1000 m und 1000 g.
Als ein besonderer Zweig der Baumwollspinnerei hat sich die Barchent- oder Zweicylinder- oder Abfall-Spinnerei ausgebildet. Sie ist bestimmt, starke Garne (von Nr. 1 bis 8 englisch) herzustellen, und es wird je nach den an die Gespinste gestellten Anforderungen entweder reine Bengal-Baumwolle hierzu verwendet oder auch verschiedene bessere und geringere Baumwollabfälle zusammengemischt. Bei dieser Art der S. kommen die Arbeiten des Streckens und Flyerns ganz in Wegfall. Das Fertigspinnen kann auf zweierlei Weise vor sich gehen, entweder nach Art der weiter unten erläuterten Streichgarnspinnerei (sog. Zweicylindersystem) oder durch Selfactors mit drei Streckwalzenpaaren mit besonders schwachen Streckwalzen.
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Wollspinnerei. Die ersten vorbereitenden Operationen dieser Art der S. sind im Artikel Wollspinnerei beschrieben. Die durch den Ölwolf behandelte Wolle ist locker und schlüpfrig; die Haare liegen mehr oder weniger flockig durcheinander und müssen neu angeordnet werden, um einen Gespinstfaden zu liefern. Dieses Ordnen der Fasern geschieht durch das Krempeln (Allgemeines darüber s. oben), wobei gleichzeitig etwa noch vorhandene Unreinigkeiten sowie zu kurze Härchen entfernt werden.
Die betreffende Manipulation erfolgt nach und nach auf zwei oder drei Krempeln, von denen jede in der Konstruktion um einiges von der andern abweicht. [* ] Fig. 5 der Taf. II giebt eine schematische Darstellung eines derartigen Krempelsatzes von der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz. Die Wolle wird dem Selbstaufleger A, einem großen fahrbaren Trichter, aufgegeben, aus welchem sie mittels eines Elevators in mechanisch abgewogenen Portionen auf die Fläche des Zuführungstisches a der Reißkrempel B ausgebreitet wird.
Von hier passiert die Wolle die Einführwalzen b, die sie dem mit Kratzenbeschlag versehenen Vorreißer c übergeben. Derselbe berührt den schnell rotierenden Krempeltambour d, der, wie alle folgenden Walzen, gleichfalls Kratzenbeschlag trägt, und giebt an ihn die Wolle ab. Bei seiner Umdrehung wird die Wolle abwechselnd von den Kratzenwalzen e, den sog. Arbeitern, welche langsamer, aber in entgegengesetzter Richtung wie der Tambour laufen und deren Drahthäkchen denen des Tambours entgegengesetzt gekrümmt sind, festgehalten und mitgenommen und dann den unter ihnen befindlichen, schnell rotierenden kleinen Walzen f, den Wendern oder Schnellwalzen, übergeben, die sie dem Tambour wieder zuführen.
Die Arbeiter entnehmen die Wolle von denjenigen Stellen des Tambours, wo sie im Überschuß vorliegt, und die Wender liefern sie an die Stellen ab, wo Mangel herrscht, woraus die vergleichmäßigende Wirkung der Maschine sich erklärt. Auf der der Zuführungsstelle gegenüber liegenden Seite ist eine sich außerordentlich schnell drehende Walze g mit ganz schwach gekrümmten Kratzenhäkchen, der sog. Volant, angeordnet, welcher, da er schneller als der Tambour läuft, die Wolle an dem Umfang desselben lockert und auf die Spitzen der Kratzen schiebt, so daß sie leicht durch die folgende Trommel h, den Abnehmer oder Peigneur, vom Tambour abgehoben werden kann.
Vom Abnehmer wird der erhaltene, lose zusammenhängende Flor entweder durch einen rasch oscillierenden Stahlkamm, den Hacker, abgehoben, oder, wie in der genannten [* ] Figur, durch einen Bandabzug i abgenommen, welcher den Flor zu einem runden Bande zusammenlegt, das auf der hinter der Reißkrempel stehenden automatischen Wickelmaschine C aufgewickelt wird. Diese Maschine stellt selbstthätig Wickel von gleicher Größe her, wirft die vollen Wickel in den Kasten und legt die leere Spule für den neuen Wickel selbstthätig auf.
Wird der Flor nicht zu Bändern zusammengelegt, so wird er in seiner ganzen Breite auf die Pelztrommel aufgewickelt, um dann der Breite derselben entsprechend in mehrere Teile durchgerissen, quer auf den Zuführungstisch einer Pelzkrempel ausgebreitet zu werden. Letztere ist ganz ähnlich den Reißkrempeln gebaut. Der durch einen Hacker abgelöste Wollflor wird in den Pelzapparat übergeführt, wo er mehrfach übereinander gelegt wird, bis er die erforderliche Dicke erhalten hat, worauf es an einer Stelle aufgerissen und auf eine Wickelwalze gebracht wird. [* ] Fig. 10 der Taf. II veranschaulicht eine Pelzkrempel aus der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz.
Nach dem Schema [* ] Fig. 5 werden die auf der Reißkrempel erhaltenen Wickel auf einen Aufsteckrahmen D gebracht, von dem die abrollenden Bänder nach der Feinkrempel E geführt werden, welche die nämliche Konstruktion wie die Krempel B zeigt, aber des hier überflüssigen Zuführungstisches entbehrt. Das auf dem Bandabzug erzeugte flache Florband wird nicht erst aufgewickelt, sondern gelangt, durch Rollen geführt, nach der Vorspinnkrempel G, wo es durch den mit den entsprechenden Mechanismen versehenen Bandlegetisch F in diagonaler Richtung vorgelegt wird (Kreuzen des Vließes).
Auf diese Weise werden ungleiche Stellen im Vließ ausgeglichen, und beim Melieren verschiedener Wollsorten erzielt man eine sehr innige Mischung. Hinter dem Zuführtisch ist zunächst eine kleine Vorkrempel k angeordnet, so daß dem Tambour l der Vorspinnkrempel G das Material vließartig und ganz gleichmäßig dargeboten wird. Der mittels eines Hackers vom Peigneur der Vorspinnkrempel abgenommene Flor wird durch zwei kammartig ineinander greifende Walzen m in einzelne Bänder zerteilt und durch Würgelapparate, die sog. Ritschelzeugen, zu Wülsten (mit falschem Draht) zusammengerollt, welche auf Wickel o gesammelt werden.
Die ganze Vorrichtung, in der [* ] Figur mit H bezeichnet, wird in verschiedenen Abänderungen ausgeführt und zwar spricht man, je nachdem der vom Peigneur abgenommene Flor mittels Systemen von sich kreuzenden Stahlbändern oder Riemchenzügen geteilt wird, von Stahlband- oder Riemchenflorteilern. [* ] Fig. 8 zeigt die äußere Ansicht einer derartigen Vorspinnkrempel von Oskar Schimmel & Co. in Chemnitz, bei der sich der Florteiler und das Ritschelzeug an der rechten Bildseite befinden.
Das Produkt der Vorspinnkrempeln wird direkt auf der Feinspinnmaschine verarbeitet, auf welcher das eigentliche Spinnen vorgenommen wird; dieselbe bildet den Faden durch Ausziehen des zusammengerollten Florbandes und gleichzeitiger und nachfolgender Drehung. Als Feinspinnmaschinen finden Verwendung die Watermaschine, die Ringspinnmaschine und der Selfactor. Die Watermaschine für Streichgarn, welche nur für die scharf gedrehten Sorten gebraucht werden kann, ist von derjenigen für Baumwolle dadurch wesentlich verschieden, daß das Vorgespinst im Streckwerk auf dem Wege von einem Walzenpaar nach dem andern, der Faden durch einen schnell rotierenden Flügel gestrichen wird, wodurch die Wollfasern verschoben und gelockert werden, was für das nachherige Verfilzen von Vorteil ist.
Vielfach wird in neuerer Zeit die Ringspinnmaschine der Watermaschine vorgezogen, weil sie mehr Garn liefert. Auch die Ringspinnmaschine enthält ein Streckwerk, d. h. das Vorgespinst wird durch zwei Einziehwalzen geführt, welche mit zwei Streckwalzenpaaren korrespondieren, die schneller als die erstern laufen und infolgedessen den Faden strecken. Zwischen den Einzieh- und den Streckwalzen passiert jeder Faden ein Röhrchen, welches denselben um weniges dreht und dadurch den Auszug erleichtert; die Spannung und der Auszug werden durch einen einfachen Mechanismus geregelt.
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Weiterhin wird der Faden, wie bei der Baumwoll-Ringspinnmaschine, durch eine kleine Öse, den Läufer, geführt, der auf einem Reifen, dem Ring, um die schnell rotierende Spindel läuft, um nach erfolgter Drehung auf letztere aufgewickelt zu werden.Die für die schwächer gedrehten weichern Streichgarne allgemein verwendete Feinspinnmaschine ist die Mulejenny, die in [* ] Fig. 7 der Taf. II als Feinspinnmaschine für gemischten (Hand- und Maschinen-) Betrieb nach einer Konstruktion der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz dargestellt ist. Dieselbe arbeitet in größern Spinnereien ganz mechanisch; alsdann erhält sie den Namen Selfactor, da sie mit der in der Baumwollspinnerei gebräuchlichen Maschine dieses Namens bis auf die Art des Ausziehens der Fäden vollständig übereinstimmt.
In der Kammgarnspinnerei wird die zu verarbeitende Wolle gleichfalls nach dem Waschen geölt; dann erfolgt die Bildung der Bänder für die Kämmmaschinen. Hierzu bedient man sich der Walzenkarden, welche ähnlich wie diejenigen in der Baumwollspinnerei gebaut sind, aber gröbern Beschlag und mehr Reinigungsapparate (Klettenwalzen und Schlaglineale) besitzen. Das auf diesen Krempeln erhaltene Band wird auf Spulen gewickelt und hierauf gestreckt. Die hierzu dienenden Strecken arbeiten so, daß die Bänder aus verschiedenen Wickeln zusammengeführt und durch mehrere Walzenpaare gezogen werden, von denen die nachfolgenden immer größere Geschwindigkeit als die vorhergehende besitzen.
Schließlich werden die Bänder durch einen Trichter geführt und dadurch zu einem einzigen zusammengezogen (dupliert, vereinfacht), welches dann auf einem Wickel aufgespeichert wird. Vor dem Kämmen sind die Bänder nochmals zu duplieren, d. h. zu einem Vließ von bestimmter Breite zu vereinigen. Auf den Dupliermaschinen (auch Doubliermaschinen oder Lappingmaschinen) werden mehrere Bänder durch Druckwalzen- und Riffelwalzenpaare geführt, um unter dem nötigen Druck auf eine Walze aufgewickelt zu werden.
Das nunmehr folgende Kämmen wurde früher nur von Hand mittels Drahtkämmen, die mit langen, spitzen Stahlzinken besetzt waren, ausgeführt; jetzt bedient man sich in Fabriken allgemein der Kämmmaschinen. Dieselben setzen sich in der Hauptsache aus drei Organen zusammen: dem Einschlag- oder Speiseapparat, dem Arbeits- oder Kammapparat und dem Ausziehapparat nebst den Mechanismen zur Bildung eines gemeinsamen Bandes und zum Entfernen der Kämmlinge, d. h. der kurzen ausgekämmten Haare.
Die Kämmmaschinen werden in den verschiedensten Konstruktionen angewendet; dieselben sind aber immer Verbesserungen der beiden Hauptklassen dieser Maschinen, nämlich derjenigen, welche nur mit Kämmen arbeiten und deren Erfinder Edmund Cartwright ist, und derjenigen mit Zange und Kamm, welche von Josua Heilmann erfunden sind. Taf. II, [* ] Fig. 3 giebt eine schematische Darstellung der Arbeitsweise letztgenannter Art von Kämmmaschinen nach der Ausführung von Schlumberger & Co. in Gebweiler.
Das Hauptorgan dieser Maschine ist die rotierende Kammwalze C, welche an zwei sich gegenüberliegenden Stellen mit Nadeln und an zwei andern sich gegenüberliegenden Stellen mit Leder armiert ist. Der Speiseapparat A, der in [* ] Fig. 3a in größerm Maßstab gezeichnet ist, besteht aus den Roststäben m und n, dem mit Zähnen besetzten Speisekamm o und der aus den Teilen a und b gebildeten Zange. Das Walzenpaar EE' bildet den Abziehapparat. Der Speiseapparat zieht die Bänder von den Wickeln und nähert das heraushängende Ende, wie [* ] Fig. 3a veranschaulicht, der Walze C, von welcher es ausgekämmt wird.
Hierauf sticht der Vorstechkamm D in das gekämmte Ende ein, das von einem Ledersektor der Trommel C erfaßt und dem Walzenpaar EE' überliefert wird. Gleichzeitig öffnet sich die Zange und läßt ein Stück Band frei, das abgerissen und infolge einer Bewegung der Walzen EE' durch den Vorstechkamm D hindurchgezogen wird. Das aus EE' noch heraushängende abgerissene Bandende wird der Kammwalze wieder genähert und gleichfalls ausgekämmt. Alsdann wird der abgerissene Bart durch die Walzen nach einem Trichter und den Abziehwalzen befördert, wodurch die Bärte wieder zu einem zusammenhängenden Bande vereinigt werden. Die Nadeln der Kammwalze werden fortwährend mittels einer Kratzenwalze c und einer Bürstenwalze d [* ] (Fig. 3b) gereinigt, während die Haare von erstern wiederum durch einen Hacker e abgetrennt werden.
In [* ] Fig. 6 ist eine Kämmmaschine engl. Konstruktion nach dem Princip Cartwrights, System Noble, dargestellt. Dieselbe arbeitet nicht mit Walzenkämmen, sondern mit Ringkämmen, weshalb die ganze Maschine ringförmig angeordnet ist. Am Grunde der beiden aufrecht stehenden Spindeln rotieren zwei Kammringe, welche Zahnkränze tragen, die in einen solchen an dem sie umschließen den Kammring eingreifen, so daß sich der letztere samt den Bandwickeln um die Achse der Maschine dreht.
Die Zuführung der Wollbänder erfolgt, wie [* ] Fig. 6a zeigt, durch eine Röhre r, welche abwechselnd den Kämmen ein Stück Band darbietet und dann durch einen Stempel s von unten emporgehoben wird, wodurch der mittels einer Leiste m festgehaltene Wollbart abreißt, so daß die Faserbärte des zugeführten Bandes ein Stück weiter hervorgezogen werden und dann über die Kämme zu stehen kommen; beim Niedergang der Röhre legen sich die Bärte wieder in die Kämme. Das Kämmen des hintern Endes der Bärte erfolgt bei der Trennung der beiden Kammringe. Weiterhin werden die Fasern durch Ausziehwalzen aus den Ringen entfernt und zu einem Bande vereinigt; an andern Stellen erfolgt das Ausheben der in den Nadelkämmen zurückgebliebenen kurzen Fasern, der Kämmlinge.
Durch [* ] Fig. 6b ist der Aufwickelapparat veranschaulicht, welcher außer zwei Trichtern t und t1 zum Zusammenführen der Fäden aus einem Einziehwalzen- und einem Streckwalzenpaar, e bez. s, besteht, nach deren Passieren das gekämmte Band auf einen durch zwei Walzen w bewegten Wickel gebracht wird. Die von der Kämmmaschine abgezogenen Bänder (Kammzug genannt) werden auf Lisseusen oder Plättmaschinen durch Seifenbäder entfettet, durch ein Wasserbad vollständig gereinigt (wobei öfters, namentlich für den Kammzug des Handels, ein geringes Bläuen statthat) und durch dampfgeheizte Verzugswalzen mäßig entkräuselt.
Zur weitern Vorbereitung der Kammwolle für die S. werden mehrere verschiedene Vorspinnverfahren angewendet, die sich, nach den Ländern, wo sie sich vorherrschend entwickelt haben, als engl., deutsches und franz. Spinnverfahren bezeichnen lassen. Die wesentlichste Eigentümlichkeit der drei
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verschiedenen Vorspinnverfahren (Vorbereitungen, Präparation) liegt darin, daß das sog. englische Verfahren zu der schrittweisen Verfeinerung der Vorgespinstfäden Maschinen mit Flügelspindeln ohne selbständige Spulendrehung (Waterprincip), das sog. deutsche Spindelbänke (Flyer), das sog. französische Streckbänke (bobinoirs) mit Würgelwerken anwendet. In Deutschland wird heutzutage hauptsächlich das franz. Verfahren benutzt und beträgt die Anzahl der nacheinander angewendeten Streckungen (Passagen) 5-11.
Das Feinspinnen erfolgt sowohl auf Waterspinnmaschinen, wie Taf. II, [* ] Fig. 11 eine solche aus der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz darstellt, als auch auf Selfactors. Beide Systeme unterscheiden sich von den für die Baumwollspinnerei gebräuchlichen in der Hauptsache nur durch den wegen der Faserlänge erforderlichen Abstand und durch die Anzahl der Streckwalzen.
Halbkammgarne (Sagetten- oder Sayettgarne, Strick-, Stick- oder Tapisserie- und Strumpfwirkergarne) werden aus mittellangen Wollen meist ähnlich wie Kammgarn (s. d.), mit Hinweglassung der das Spinnen sehr verteuernden Kämmmaschine, oder ähnlich wie Streichgarn, jedoch mit Hinweglassung des gekreuzten Auflegens erzeugt.
Sehr oft wird die Schafwolle mit Baumwolle vermischt; es geschieht dies hauptsächlich zur Erreichung eines billigern Erzeugnisses. Diese Garne bezeichnet man mit dem Namen Vigogne. Anfänglich fügte man der Schafwolle 5, dann 10, 15 u. s. w. Prozent Baumwolle bei, heute kommen Vigognegarne vor, welche 70, 80, 90, ja 95 Proz. Baumwolle ausweisen, und nur das übrige ist Schafwolle. (Die Menge der beigemischten Baumwolle läßt sich leicht bestimmen, indem man aus einer abgewogenen Menge Vigogne die Wolle durch Kochen mit Kalilauge herauslöst.) Die in jüngster Zeit viel begehrten Imitatgarne bestehen nur aus Baumwolle. Die Herstellung dieser Garne erfolgt wie jene des Streichgarns; es wird das Spinngut ebenfalls gefärbt und vor dem Krempeln findet das benötigte Mischen der Farben und Sorten statt. Von dem Vigognegarn, ebenso wie von dem Imitatgarn verlangt man das gekräuselte und moosige Aussehen, was dem Streichgarn eigen ist, es ist in dieser Beziehung also stark abweichend von dem gewöhnlichen glatten Baumwollgarn.
Über Kunstwolle s. d.
Für viele Zwecke muß das Garn noch gezwirnt werden, d. h. zwei oder mehrere Fäden werden durch starkes Drehen zu einem einzigen vereinigt. Hierfür braucht man die Duplier- oder Zwirnmaschinen, von welchen in Taf. II, [* ] Fig. 4 eine Konstruktion der Sächsischen Maschinenfabrik veranschaulicht ist. Auf derselben werden z. B. je vier Fäden zu einem Gezwirn zusammengedreht, welches auf eine Spule der in [* ] Fig. 4a gezeichneten Form aufgewickelt wird. Dieses Aufwickeln erfolgt in der abgebildeten Maschine mittels des Ringmechanismus, also ähnlich wie bei den Ringspinnmaschinen; es sind indes auch viele Zwirnmaschinen im Betrieb, die auf Spindeln mit Waterflügel spulen. Mehrfarbige Garne und Noppengarne werden auf den Zwirnmaschinen durch Vereinigung verschiedenartiger Garne oder durch Einfügung besonderer Mechanismen hergestellt.
Vgl. Ganswindt, Katechismus der S.und Weberei (Lpz. 1885);
Nieß, Die Baumwollspinnerei (2. Aufl., Weim. 1885);
Marshall, Der praktische Flachsspinner (ebd. 1888);
Hentschel, Praktisches Lehrbuch der Kammgarnspinnerei (Stuttg. 1889): E. Müller, Handbuch der S. (Lpz. 1892);
Brüggemann, Theorie und Praxis der rationellen S. (Tl. 1, Stuttg. 1897).