15) mit bedornten Warzen versehen ist; viele leben zeitlebens, andere nur in der
Jugend gesellig und werden bisweilen sehr
schädlich. Zu den S. gehört weiter die Nonne (Liparis monachaL., s.
Tafel: SchädlicheForstinsektenII,
[* 1]
Fig. 1), der Nagelfleck
(AgliaTauL.), der Seidenspinner
[* 2] (s. d.,BombyxmoriL.), das
Eichenblatt(Lasiocampa quercifoliaL.),
der Schwammspinner
[* 3] (Liparis disparL.). Eine der merkwürdigsten Formen ist die span. ActiasIsabellaeGor. (s.
Tafel:
Schmetterlinge
[* 4] II,
[* 1]
Fig. 13). Auch die Sackträger (s. d.)
gehören hierher, z. B. Echinopteryx pulla Esp.
[* 1]
(Fig. 14). Die Raupen spinnen sich vor dem Verpuppen ein und die Gespinste sind
um so dichter, je weniger haarig die Raupen sind; einige werden technisch verwendet. (S. Seidenraupe.)
die
Arbeit des
Spinnens, auch das Etablissement, in dem dieselbe vorgenommen wird, sowie das begrifflich
aufgefaßte Gesamtgebiet aller zum
Spinnen
[* 5] verwendeten Hilfsmittel und Arbeitsvorgänge. Die
Aufgabe der S. kommt darauf hinaus,
daß man die in büschelweiser oder anderer
Anordnung gegebenen Fasern eines Rohstoffs (s. Gespinstfasern)
[* 6] so umordnet, daß sie einen beliebig langen gleichmäßig dicken
Faden
[* 7] bilden, dessen Festigkeit
[* 8] schon durch das einfache
Hilfsmittel des Zusammendrehens und die hieraus sich ergebende gegenseitige
Annäherung der Fasern begründet ist.
Wenn zur S. nur einfache Hilfsmittel im
Verein mit der Thätigkeit der
Hände zur Anwendung kommen, heißt
die
ArbeitHandspinnerei, das Produkt Handgespinst; werden dagegen zur
Reinigung der Rohfasern und zur allmählichen Herstellung
von
Bändern, Vor- und Feingespinst
Maschinen benutzt, so heißt die
ArbeitmechanischeS. und das Produkt Maschinengespinst.
Die Handspinnerei wird entweder mittels der Handspindel oder mittels des
Spinnrades ausgeführt. Das Spinnmaterial
wird in gereinigtem, lockerm Zustand an einem
Stock, dem Rocken oder der Kunkel, befestigt, der entweder neben der spinnenden
Person steht, oder im Gürtel
[* 9] derselben steckt, oder am
Spinnrad angebracht ist.
BeimSpinnenmitderSpindel zieht die linke
Hand
[* 10] die Fasern aus und ordnet sie zur
Bildung eines gleichförmigen
Fadens nebeneinander, während die rechte
Hand zur
Bewegung der
Spindel gebraucht wird. Die letztere hängt an dem an ihrer
Spitze
durch eine
Schlinge befestigten
Faden frei herab, wird nahe an der
Spitze erfaßt und durch eine eigentümlich schnellende
Bewegung
rasch um ihreAchse gedreht, wobei der unten angebrachte zinnerne
Ring als Schwungmasse wirkt und die
Bewegung
andauernder macht.
Diese Spindelbewegung, durch welche die ausgezogenen Fasern
Drehung erhalten, wird so lange unterhalten, als es bei freischwebender
Spindel möglich ist. Alsdann wird die Garnschlinge von der Spindelspitze abgestreift und die
Spindel in solcher
Lage gegen
den
Faden in Umdrehung versetzt, daß der
Faden oberhalb des Schwungrings aufgewickelt wird. Sobald dies großenteils geschehen
ist, wird der
Faden von neuem zur Spindelspitze geführt, die
Schlinge gemacht und weiter gesponnen. Die
Arbeit zerfällt demnach
in zwei fortwährend abwechselnde
Operationen: die
Bildung des
Fadens und das Aufwickeln desselben. (Auf dem
gleichen Princip beruhen die Mulemaschinen und Selfactors der mechanischen
S., s. unten.)
Das
SpinnenmitdemSpinnrad unterscheidet sich
von dem
Spinnen mit der
Spindel im wesentlichen dadurch, daß die
Bildung des
Fadens und die Aufwicklung desselben gleichzeitig vor sich geht. Das gebräuchliche
Spinnrad
(Trittrad, s.
Tafel: SpinnereiI,
[* 1]
Fig. 1
u. 2) erhält seinen
Antrieb mittels einer Kurbel
[* 11] c durch Trittbewegung
a b, wobei ein großes Schnurrad d und durch
dieses zwei kleine Schnurrollen e in Thätigkeit versetzt werden, von denen die eine an der
Spindel f, die andere an der
Spule
(Bobine) g sitzt, so daß diese beiden
Teile bewegt werden.
Zum
Ausziehen der Fasern aus dem Rocken m können bei Benutzung des
Spinnrades beide
Hände verwendet werden, weshalb die
Arbeit
weit rascher als mit der
Spindel fortschreitet. Der
Faden geht durch das gebohrte
Ende l der
Spindel, legt sich um den Flügel
f und geht von diesem zur
Spule g; die
Arme des Flügels sind mit Einschnitten oder Häkchen versehen,
die man nacheinander benutzt, damit die
Spule der Zuführung entsprechend möglichst gleichmäßig bewickelt werde.
[* 1]
Fig. 3
u. 4 zeigen die
Spindel und die
Spule genauer. Bei dem einfachern, aber weniger gebräuchlichen Handrad wird das
Rad d mit einer Handkurbel gedreht, was unbequemer ist. Da die Spulenbewegung durch die Fadenspannung geregelt
werden muß, wird das
Garn auf dem
Spinnrad stärker beansprucht als beim
Spinnen mit der
Spindel, weshalb sich mit letzterer
feinere sowie auch weichere und geschmeidigere Garne herstellen lassen. Die Gleichförmigkeit des Handgespinstes hängt hinsichtlich
der Fadendicke und des
Drahts (die Drehungszahl für die Längeneinheit) lediglich von der Geschicklichkeit
des
Arbeiters ab. Dieselbe kann durch
Übung derart gesteigert werden, daß sich durch
Handarbeit hochfeine Garne von großer
Gleichförmigkeit herstellen lassen; erst neuerdings ist es gelungen, die
Spinnmaschinen
[* 12] so weit zu vervollkommnen, daß auf
ihnen ebenso feine Garne wie mit
Spindel und
Spinnrad erzeugt werden können.
Die Erfindung des
Spinnens wurde von den Ägyptern der Isis,
[* 13] von den
Chinesen der Kaiserin
Yao, von den Lydiern der
Arachne,
von den Griechen der
Athene
[* 14] zugeschrieben.
Schon beim Eintritt in die geschriebene Geschichte war den genannten Kulturvölkern
der Gebrauch der Handspindel bekannt, mit welcher noch jetzt in manchen Gegenden, z.B. in
Italien,
[* 15] gesponnen
wird. Jahrtausendelang machte die Kunst der S. keine Fortschritte. Erst 1530 erfand Jürgen,
Steinmetz und Bildschnitzer in
Watenbüttel bei
Braunschweig,
[* 16] das
Spinnrad, wie es, einige geringe
Veränderungen abgerechnet, noch jetzt, besonders zum
Spinnen
des Flachses, gebräuchlich ist.
Ein gewaltiger Umschwung vollzog sich durch die Einführung der
Spinnmaschinen für Wasser- und Dampfbetrieb, deren
Entwicklung
zu Anfang des vorigen Jahrhunderts begann. Indem man auf die Verarbeitung großer Mengen eines
Faserstoffs ausging, wies man
die Vorarbeiten der mechan. und chem.
Reinigung besondern
Maschinen zu, bewirkte
die erste Umordnung der Fasern
zu einem endlosen Flor auf der Krempel und gelangte von diesem bandförmigen Fasergebilde zu der fadenförmigen Vorstufe
des Feingespinstes
(Vorgarn) durch schrittweises
Strecken (wie es in der
Baumwoll-, Kammgarn-, Chappe-,
Seiden-, Jute- und
Wergspinnerei
üblich ist) oder durch Längsteilung (wie in der Streichgarnspinnerei), worauf die auf eine Vielzahl von Fäden
berechneten Feinspinnmaschinen durch
¶
160 die Arbeitsvorgänge des Streckens und Drehens die erforderliche Feinheit und Festigkeit begründeten, unter geeigneter
Aufstapelung des fertigen Fadens auf Spindelnbez. Spulen. Die Maschinenspinnerei verfügt zur Zeit über zwei Hauptarten von
Feinspinnmaschinen, den Selfactor und die Drosselmaschine. Beim Selfactor, der aus der Cromptonschen Mulefeinspinnmaschine
hervorging, wechseln (wie bei der Handspindel) das eigentliche Spinnen (Strecken und Drehen) und das Auswinden
miteinander ab, indem die zur Aufnahme des Gespinstes bestimmten Spindeln auf einem Wagen so angeordnet sind, daß sie bei
dessen Entfernung von dem Streckwerk die Zusammendrehung (Verdichtung, Festigung) des verdünnten Vorgespinstes und bei dessen
Annäherung an das Streckwerk (Wagenfahrt) die geordnete Aufwindung des Feingespinstes bewirken.
Indem es erst nach vielfacher Bemühung gelang, alle erforderlichen Bewegungen der zusammenwirkenden Organe automatisch von
der Maschine
[* 20] selbst bewirken zu lassen, rechtfertigt sich die üblich gewordene Bezeichnung «Selfactor»,
die aus dem englischen selfacting-mule entstand. Den Abschluß des hier angedeuteten Gedankens bewirkte 1872 O. Wolf in Vöslau
durch Gestaltung einer Vorrichtung, die den Stillstand der Maschine bewirkt, sobald die Spindeln eine vorgeschriebene Fadenlänge
aufgenommen haben (Nummer-Kontrollapparat genannt, weil danach mittels Wägung eines Kötzers oder Cops oder einer kleinen
Anzahl derselben die sichere Feststellung der Feinheitsnummer erfolgen kann).
Bei der Drosselmaschine (Drosselstuhl), deren erste Gestaltung R. Arkwright 1775 zuzuschreiben ist, erfolgt
wie bei dem Handspinnrad das Spinnen und Aufwinden gleichzeitig, womit neben Raumersparnis und größerer Liefermenge sogleich
die Möglichkeit des vollständig automatischen Betriebes mittels elementarer Betriebskraft (z.B. Wasser, daher auch Watermaschine)
gegeben ist; die Aufwindung der fertigen Fäden erfolgt hier nicht unmittelbar auf Spindeln, sondern mittels rotierender
Flügel auf Spulen, die durch die auflaufenden Fäden nachgezogen, durch Reibung
[* 21] auf ihren Stützflächen in gewissem Maße
zurückgehalten werden, also unter Beanspruchung der Festigkeit des Fadengebildes; deshalb ist die Herstellung der feinsten
und schwächsten Garne auf dieser Maschine ausgeschlossen, die vielmehr dem Selfactor verblieben ist. Am meisten ist in dieser
Beziehung eine als Ringmaschine bekannte Umgestaltung der Drosselmaschine dem Selfactor nahe gerückt worden, bei welcher nicht
die Spule, sondern ein beliebig leicht zu machender Fadenleiter (Läufer) auf einer ringförmigen Bahn durch den auflaufenden
Faden nachzuziehen ist (s. unten).
Die Feinheit der Gespinste wird allgemein durch eine Vergleichung zwischen Länge und Gewicht eines gewissen
Fadenstücks festgestellt, indem man z. B. (bei der «internationalen
Numerierung») angiebt, wie viel Meter des Fadens auf 1 g gehen; hat also ein gewisses Fadenstück L Meter Länge und G Gramm
Gewicht, so ist die «metrische» Feinheitsnummer N = L/G. – Auf die Prüfung
der Feinheit folgt in allen Fällen, wo die Verwendung der Garne anderwärts geschieht, noch die geeignete
Verpackung derselben, sei es in Form der Cops, wie sie der Selfactor liefert,
oder in Form geweifter Strähne, die zu Docken
und Paketen von abgerundetem Gewicht zusammengelegt und durch scharfes Pressen auf den kleinstmöglichen Raum gebracht werden.
Je nach dem Spinnmaterial unterscheidet man als wichtigste Arten der S. die Flachs-, Hanf-, Jute-, Seiden-,
Baumwoll- und Wollspinnerei. Über dasSpinnen des Flachses s. Flachsspinnerei. Die Hanfspinnerei stimmt im wesentlichen mit
der Flachsspinnerei überein, nur daß die Maschinen, der stärkern Hanffaser entsprechend, kräftiger gebaut sind. Über die
Jutespinnerei s. Jute.
[* 22] Über die Seidenspinnerei s. Seide.
[* 23] Betreffs der Baumwoll- und Wollspinnerei sind
die vorbereitenden Operationen (bis zur Bandbildung) in den ArtikelnBaumwollspinnerei und Wollspinnerei behandelt, während
die weitern eigentlichen Spinnprozesse dieser beiden Arten der S. nachfolgend beschrieben sind.
Baumwollspinnerei. Der durch vorbereitende Arbeiten (über diese s. Baumwollspinnerei) hergestellte Wickel gelangt zu
den Kratzen (Kratzmaschinen), auch Karden oder Krempeln genannt, welche die Aufgabe haben, denselben in ein zusammenhängendes
Band
[* 24] von möglichster Gleichförmigkeit und Reinheit zu verwandeln (das Krempeln). Die arbeitenden Teile der Kratzmaschinen
sind die Kratzbelege oder Kardengarnituren, Leder- oder Tuchstreifen, die mit winklig gebogenen Drahthäkchen dicht besetzt
sind.
Stehen zwei derartige mit sog. Kratzen beschlagene Flächen einander gegenüber und zwar in so geringer
Entfernung, daß ein sehr enger Zwischenraum (z.B. gleich der Dicke eines Papierblattes) bleibt, so hängt deren Wirkung auf
die zwischen sie hineingebrachte Baumwolle
[* 25] einesteils von der gegenseitigen Stellung der Häkchen, andernteils von der Richtung
und Geschwindigkeit der den Kratzen erteilten Bewegung ab. Es sind nun folgende praktisch wichtige Fälle
zu unterscheiden:
a. Entgegengesetzt stehende Kratzen; die eine vorgehend, die andere still liegend oder ebenfalls vorgehend (wobei die Bewegungsrichtungen
einander entgegengesetzt sind, nachstehende
[* 19]
Fig. 1); unter diesen Umständen wird von der in die
Zähne
[* 26] der einen Kratze eingeschlagenen, büschelweise angeordneten Baumwollmasse an allen Stellen, wo starke Anhäufung der
Fasern vorliegt, ein Teil durch die Zähne der andern Kratze abgenommen und an solche Stellen, welche noch leer sind oder nur
wenig Faserstoff enthalten, abgesetzt, wodurch eine gleichförmigere räumliche Anordnung der Fasern erzielt wird. b.
Stellung der Kratzen wie unter a, jedoch Bewegung derselben in übereinstimmender Richtung
[* 19]
(Fig. 2), und zwar so, daß die vorgehende
schnell, die rückgehende langsam fortschreitet; hängt an den Zähnen der vorgehenden KratzeBaumwolle, so wird diese mehr
oder weniger an die leere rückgehende Kratze abgesetzt. c. Gleichstehende Kratzen
[* 19]
(Fig. 3); die eine leer
und dabei schnell vorgehend, die andere mit Baumwolle versehen und entweder langsam vorgehend, oder still liegend, oder rückgehend:
die leere Kratze kämmt die Baumwolle vollständig aus der gefüllten heraus. Auf solche Weise sind die Mittel gegeben, um die
Baumwolle aufzulockern
¶