die sog. Bombenkarte vereinigt die originalen
Abzeichen der deutschen und die praktische
Anordnung der franz. Karte.
Geschichtliches. Die S. stammen ohne Zweifel aus dem
Orient; der
Name ihrer ältesten Form, Naïbisspiel, ist aus einer europ.
Sprache
[* 2] nicht zu erklären. Noch im Anfang des 14. Jahrh. waren die S. in Europa
[* 3] unbekannt. In
Italien,
[* 4] das damals die
Brücke
[* 5] zwischen Europa und dem
Orient bildete, sollen sie nach einer spätern Nachricht
zu Viterbo 1379 erfunden (d. h. zuerst eingeführt) worden sein; doch sind sie wohl noch etwas
älter. Ausdrückliche Erwähnung geschieht ihrer zuerst in
Nürnberg
[* 6] bald nach 1384, in
Frankreich 1392 u. s. w.; in
England erging 1463 schon ein Einfuhrverbot.
Die ältesten europ. Karten sind die aus
Italien stammenden Trappolierkarten.
Wann die
Deutschen der ital. Karte ihre veränderte
Gestalt gegeben haben, ist ungewiß.
Bei denFranzosen scheint dies, nach den Kostümen der
Bilder ihrer alten Piquetkarte und
nach den diesen Bildern beigesetzten, jedoch sich nicht immer gleich bleibenden
Namen zu urteilen, unter
Karl VII. (1422-61) geschehen zu sein. Manche behaupten, es sei die Idee kämpfender Parteien, die, wie beim
Schach, allen
wirklichen morgenländ. und abendländ.
Kartenspielen zu
Grunde liege. Ursprünglich habe das
Kartenspiel aus vier Compagnien gleichgekleideter
Soldaten bestanden, deren
jede aus acht Gemeinen (2 - 9 numeriert), einem Fußknecht, einem Ritter, einer Königin und einem Könige
zusammengesetzt gewesen sei. Das
As habe die Fahne vorgestellt, und nach ihm habe man die vier Compagnien, die sie anführte,
unterschieden; der Ritter sei später in einen Gemeinen verwandelt worden und habe die Nummer 10 erhalten.
Andere sehen in unserm
Kartenspiel eine bloße Umwandlung des
Schachspiels, wobei die Offiziere zu Bildblättern,
die
Bauern zu Zahlblättern und die zwei
Farben mit ihren Doppeloffizieren in jeder zu vier
Farben mit einfachen Bildern nach
Anleitung der Quadrillen in den
Turnieren oder Karussells geworden seien. Die ältesten und Grundformen derFarben
sind diejenigen der Trappolierkarte: Cupi
(Becher),
[* 7] Spadi
(Degen), Denari (Münzen,
[* 8]
Geld), Bastoni
(Stäbe,
Stöcke). Diese verwandeln
sich in der deutschen und in der franz. Karte in die oben genannten
Farben, doch haben bei ihnen ebenso wie bei den Bildern
noch lange große Verschiedenheiten obgewaltet.
Litteratur.Bei der großen Wichtigkeit, welche die ältesten S. für die Geschichte der Holz- und Metallschneidekunst
wie für die der
Typographie besitzen, ist ihre Entstehung von mehrern Kunsthistorikern und Bibliographen bearbeitet worden.
Die Hauptwerke sind: Ménestrier in der «Bibliothèque curieuse et instructive», Bd. 2 (Trévour
1704);
Breitkopf, Versuch über den Ursprung der S. (Lpz. 1784);
C.
Leber, Étude historique sur les cartes
à jouer (1842);
Jeux des tarots et des cartes numérales (hg. von der
Société desBibliophiles français, Par. 1844, mit 100 Kupfern);
Chatto, Facts and speculations on the origin and history of playing cards (Lond. 1848);
Die S. der Weigelschen Sammlung (Lpz.
1865);
Taylor, The history of playing cards (Lond. 1865);
R.
Merlin, Origine des cartes à jouer (Par.
1869);
G. W. H. Willshire, A descriptive catalogue of playing and other cards in the
British Museum (Lond. 1876);
Die ältesten
deutschen S. des königl. Kupferstichkabinetts zu
Dresden,
[* 9] hg. von
Lehrs
(Dresd. 1885).
Von
Katalogen öffentlicher Sammlungen von S. sind zu nennen: Bierdimpfl, Die Sammlung der S. des bayr.
Nationalmuseums
(Münch. 1884);
Die ersten
Spielkarten (s. d.), auch die zuerst in
Deutschland
[* 10] eingeführten, waren gemalt.
Die sog. Kartenmaler, zuerst 1384 in
Nürnberg nachweisbar, die später auch
Briefmaler oder Illuminierer
waren, ersetzten das
Malen dadurch, daß sie die
[* 1]
Figuren in Holztafeln erhaben einschnitten, diese Holzformen mit einer
Bürste mit blauer
Farbe bestrichen, einen feuchten
Bogen
[* 11] Papier darauf legten und mit einem Haarreiber einen
Abdruck machten.
Die
Abdrücke wurden sodann durch Zusammenkleben von zwei
Lagen hierzu geeigneten Papiers zu Karton verarbeitet
und danach in
Farben ausgemalt. Diese Art des Kartendrucks von Holztafeln ist wahrscheinlich der Ursprung des Holzschnittes;
denn schon 1402 gab es in
Ulm
[* 12] eine zunftmäßige Genossenschaft der Kartenmacher, während die ersten Holzschnitte, sog.
Holztafeldrucke, erst vom J. 1423 datieren. Das Ausmalen der
Umrisse wurde bald durch
Schablonen,
Patronen
genannt, ersetzt. Die
Glätte wurde durch Reiben mit
Feuer- oder Achatsteinen erzeugt und die geglätteten
Bogen mit der Schere
[* 13] zerteilt.
Diese Art der S. wird jetzt noch in einzelnen kleinern Fabriken ausgeübt. Die größern Fabriken sind jedoch gegenwärtig
mit allen Hilfsmitteln der neuern
Technik versehen; sie haben Dampfbetrieb und sind mit lithographischen
und Buchdruckschnellpressen und allen sonstigen Hilfsmaschinen des graphischen und Buntpapiergewerbes ausgerüstet. Zum Druck
der
Bilder werden alle
Arten der
Technik im Druckverfahren: Holzschnitt,
Lithographie,
Stich oder Ätzung in Kupfer,
[* 14]
Stahl oder
Zink, oft mehrere gleichzeitig, benutzt und mit zweckentsprechender Sorgfalt angewandt.
Das Durchscheinen der Bildseite wird durch dunkle Mittellagen, das Kenntlichwerden der Rückseite durch
Aufdrucken farbiger
Muster verhindert. Man verwendet heute sehr große Papierformate, bedruckt sie auf Schnellpressen mit
fünf bis sechs
Farben (feinere Sorten erhalten bis 14
Farben), klebt mit
Maschinen Mittellage und das vorher gleichfalls auf
den Schnellpressen bedruckte Rückseitenpapier darauf, versieht die
Bogen mit
Appretur, glättet sie mit
Kalandern und schneidet sie schließlich auf Schneidemaschinen, die so eingerichtet sind, daß die
Spiele schon geordnet abgelegt
werden. Das geeignetste Papier für die S. ist reines Lumpenpapier; für billigere Sorten wird jedoch auch Papier, dem
Surrogate
(Holz,
[* 15]
Stroh,
Cellulose) zugesetzt sind, verwendet.
die aber vielfach als Spielkartenstempel bezeichnet und deshalb als Verkehrssteuer angesehen wird, weil ihre Erhebung zumeist
in der Form des Stempels (s. d.) erfolgt. In Frankreich wurde die S. schon 1581 zunächst als Ausfuhrabgabe, seit 1583 auch
für den innern Verbrauch eingeführt. 1791 wurde sie beseitigt, 1797 wieder eingeführt. Die Fabrikation
ist auf bestimmte Orte beschränkt; das Papier muß zu bestimmten Preisen von der Steuerverwaltung gekauft werden.
Die Einfuhr von Spielkarten ist verboten. Der Steuersatz war anfangs je nach der Zahl der Karten 20, 30 oder 40 Cent. für ein
Spiel; seit 1810 war er ein einheitlicher bis 1851 (bis 1816: 25 Cent., alsdann 15 Cent.). 1851 wurde der
Satz wieder geteilt (25 Cent. für Karten mit franz. Bildern, 40 Cent. für Karten mit fremden Bildern), 1871 von neuem vereinigt
(50 Cent.) und 1873 abermals geteilt (50 Cent. für Karten mit franz., 70 Cent. für Karten mit fremden Bildern, mit Zuschlägen
62,5 und 87,5 Cent. für jedes Spiel).
Der Ertrag schwankt zwischen 2,3 und 2,5 Mill. Frs. England erhob bis 1870 eine Licenz (1 Pfd. St. jährlich) für Fabrikanten
und Verkäufer von Spielkarten, die seitdem nur noch für die erstern besteht. Außerdem wird dem Stempel in Höhe von 3 Pence
von jedem Spiel (von 1828 bis 1862: 1 Sh.)
erhoben. Österreich
[* 30] hat einen Stempel von 10 und 5 Kr. In Griechenland
[* 31] besteht seit 1884 ein Herstellungs- und Verkaufsmonopol
für Spielkarten. Der Plan in Frankreich (1816), ein Spielkartenmonopol einzuführen, wurde abgelehnt. In Preußen
[* 32] bestand das
Monopol bis 1838, wurde dann aber durch eine S. ersetzt.
Auch in den meisten andern deutschen Staaten bestand eine S. Durch Gesetz vom wurden diese Einzelsteuern durch einen
für Rechnung des DeutschenReichs erhobenen Stempel ersetzt, der 30 Pf. für jedes Spiel bis zu 36 Blättern und 50 Pf. für jedes
andere Spiel beträgt. Die Erhebung erfolgt bei den im Inlande hergestellten Karten in den unter steueramtlicher
Aufsicht stehenden Fabriken, bei ausländischen Karten bei der Einfuhr. Zum Nachweise der Steuerentrichtung wird
in jedem Spiel das Herz- (Coeur-, Rot-)Aß mit einem Stempelabdruck versehen. Der Ertrag ist für das J. 1897/98 auf 1 366000
M. (abzüglich Kontroll- und Verwaltungskosten) veranschlagt.