Sphärenharmonie oder Sphärenmusik, nach der
Annahme des Pythagoras und seiner Schule das
Tönen der
sich im Himmelsraume bewegenden sieben
Planeten,
[* 2] das um so höher sein soll, je weiter, um so tiefer, je enger der
Kreis
[* 3] des
sich bewegenden Körpers ist.
Sterbliche vermögen diese
Musik nicht zu vernehmen.
Tode, Pilzgattung aus der Familie der Gasteromyceten (s. d.), kleine kugelige
Pilze
[* 9] von gelber
Farbe, auf faulenden Pflanzenteilen
u. dgl. Die Fruchtkörper der in
Deutschland
[* 10] häufigen S. stellatus
Tode
haben ungefähr einen Durchmesser von 1
mm. Sie zeichnen sich durch starke
Hygroskopicität der äußern
Peridie ans. Bei der Reife der
Sporen trennt sich die innere, die
Gleba umschließende Peridie von der äußern; tritt nunmehr
ein Austrocknen der letztern ein, so zerreißt sie, stülpt sich um und schleudert dabei die innere Peridie mehrere Centimeter
hoch heraus.
(grch.) oder
Sphärulite, in der Petrographie Bezeichnung für Kügelchen oder
Kugeln von radialstrahliger
oder radialfaseriger
Struktur, die oft in großer Menge in der
Masse rasch erkalteter
Eruptivgesteine liegen,
in Obsidianen,
Perliten,
Pechsteinen, vielen Felsitporphyren und Rhyolithen. Die um den Mittelpunkt herum angeschossenen
Strahlen
gehören bald einer und derselben Mineralsubstanz an, bald sind sie untereinander nicht gleichartig (gemengte S., wozu die
aus weißem Feldspat und grüner Hornblende
[* 12] bestehenden großen
Kugeln in dem corsischen Diorit gehören);
auch beteiligen sich
Strahlen von
Glas
[* 13] oder von mikrofelsitischer Materie an der Zusammensetzung der S., immer aber werden
die eigentlichen S. chemisch aus Silikaten gebildet, und deshalb pflegt man z. B. die Kügelchen
des Erbsensteins (s. d.) nicht als S. zu bezeichnen. Die höher entwickelten
derselben zeigen im centralen Schnitt zwischen gekreuzten
Nicols oft ein schönes dunkles Interferenzkreuz.
In den Gesteinen sinken die S. häufig zu mikroskopischer Kleinheit herab. Auch in künstlichem
Glas bilden sich mitunter S.
aus.
(grch., d.i. Kugelmesser), ein
Instrument, dessen man
sich bedient, teils um die Gestalt der Linsengläser
zu bestimmen, teils um die
Dicke dünner Blättchen, z. B. solcher von
Gips
[* 14] u. s. w., zu messen, die im
polarisierten
Lichtstrahle die verschiedenen
Farben geben. Das erste S. wurde 1763 verfertigt; der Erfinder ist unbekannt.
Allgemeiner bekannt ist die Vorrichtung erst durch
Biot geworden. Die beste Einrichtung wurde dem
Instrument zuerst von Cauchoix
gegeben.
Der wesentlichsteTeil des S. ist eine mit einem Dreifuß verbundene, genau gearbeitete
Mikrometerschraube.
[* 15] Man setzt den Dreifuß auf eine ebene Platte und senkt die Schraube ebenfalls bis zur Berührung derselben. Legt man nun
ein Plättchen, dessen
Dicke zu messen ist, unter die
Spitze der Schraube, so muß die Schraube um eine leicht
zu messende Höhe gehoben werden, damit bei einem leichten Anstoß das S. sich nicht um die
Spitze der Schraube dreht. Diese
Höhe giebt die
Dicke der Platte.
N. ab Es., Flechtengattung
mit einem aus knollenförmigen
Abschnitten bestehenden
Thallus, deren
Arten auf der Erde leben und besonders
in Wüsten und Steppengegenden Nordafrikas und
Kleinasiens vorkommen.
Die bekannteste Form ist die Mannaflechte, S. esculenta
N. ab Es., die als Nahrungsmittel
[* 16] dient.
Die locker dem
Boden anliegenden Knöllchen werden häufig durch den
Wind in großen Mengen fortgeführt und fallen
dann als Mannaregen (s.
Manna) nieder.
[* 21] (grch.), die in
Ägypten
[* 22] vorkommenden kolossalen Steinbilder, bestehend aus Löwenleib mit
Menschenkopf, gewöhnlich dem
Kopfe des Königs. (S.
Tafel:
Ägyptische Kunst III,
[* 1]
Fig. 7.) Sie waren ein
Symbol des
Sonnengottes
und hießen neb (Herr); daher kommen fast ausnahmslos männliche S. vor. Man pflegte Sphinxstatuen vor die Eingänge der
Tempel,
[* 23] oft in ganzen
Alleen, zu stellen. Am bekanntesten ist der Sphinxkoloß auf dem Pyramidenfelde bei
Giseh (s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 1,
sowie die Karte: Kairo
[* 25] und die Pyramidenfelder, Bd. 10, S. 24). Er
ist aus dem Felsen gehauen, der vielleicht schon von Natur annähernd die Gestalt eines S. hatte; er mißt vom Scheitel bis
zur Sohle etwa 20 m. Thutmosis IV. ließ zwischen seinen Klauen einen Tempel erbauen. Zuerst hat ihn Caviglia 1818 aus
dem Wüstensande ausgegraben, später auch Mariette; 1886 hat eine franz. Gesellschaft ihn
frei gelegt und durch eine Mauervor der Versandung zu schützen versucht. Seltener sind die den Gott Ammon
[* 26] darstellenden Widdersphinxe
(auch Kriosphinxe), aus Löwenleib mit Widderkopf bestehend (s. umstehende
[* 24]
Fig.
1).
Die S. der griechischen Mythologie war eine Tochter des Typhaon und der Schlange
[* 27] Echidna; ihre Geschwister,
die Hunde
[* 28] Orthros und Kerberus, der Nemeische Löwe und der Drache
[* 29] Ladon, endlich die Chimaira
[* 30] und Hydra, bezeugen die dämonisch-ungeheuerliche
Natur dieses ganzen Geschlechts. Nur die äußerliche Formverbindung von Löwe und Mensch hat die Anwendung des griech. Wortes
auf die ägypt. Gestalt veranlaßt. (S.
[* 24]
Fig. 2.) Nach der griech.
Sage erschien die S. in der Nähe von Theben und tötete jeden, welcher das Rätsel: Was ist am Morgen vierfüßig, am Mittag
zweifüßig, am Abend dreifüßig? nicht lösen konnte. Oidipus (s. d.) riet, daß der Mensch gemeint sei, der als
Kind auf Händen und Füßen kriecht und als Greis den Stock zu Hilfe nimmt. Darauf stürzte sich die S. vom Felsen, und Oidipus
erhielt die Herrschaft über Theben. -
Vgl. Ilberg, Die S. in der griech. Kunst und Sage (Lpz. 1896).
Auch die moderne Bildnerei, besonders zur Zeit des Barock, hat S. geschaffen, verlieh jedoch der monströsen
Gestalt (Mensch-Löwe) einen mehr individuellen Zug.