trat 1803 ins
Unterhaus, war unter
Fox und Grenville Schatzlord und in dem Whigministerium Grey seit 1830 Schatzkanzler, wobei
er durch strenge haushälterische
Verwaltung sich hervorthat; mit seiner irischen Kirchenreformbill von 1833 brachte er dafür
selbst Spaltung in das
Kabinett. Nach seinem Eintritt ins Oberhaus 1834 schied er aus dem
Amte und starb auf
seinem Landsitz Wiseton-Hall in
Yorkshire. (Vgl. Le
[* 2]
Marchand, Memoirs of John Charles Viscount
Althorp, Lond. 1876.) Ihm folgte
sein
Bruder Frederick, vierter
Graf von S., geb. der bis zum
Konteradmiral (1852) aufstieg und 1854 das Hofamt eines
Lord
Steward erhielt. Er starb
Sein einziger Sohn und jetziger
Träger
[* 3] des
Namens John Poyntz, fünfter
Graf von S., geb. wurde herangebildet in
Harrow und
Cambridge, saß 1857 vorübergehend im
Unterhause, bekleidete mehrere
Hofämter, bis
Gladstone ihm 1868 die Würde
eines Lord-Lieutenants von
Irland übertrug, die er bis 1874 behielt. In
Gladstones neuem Ministerium 1880 war
er zuerst Präsident des
Staatsrats, 1882-85 wieder Vicekönig von
Irland und führte eine feste, energische
Verwaltung.
Da er
sich mit
Gladstone zum
Home-Rule bekannte, trat er auch in dessen kurzes drittes Ministerium 1886 als Präsident des
Staatsrats
ein; in
Gladstones viertem Ministerium bekleidete er seit Aug. 1892 das
Amt des ersten Admiralitätslords,
das er auch unter Rosebery bis Juni 1895 behielt.
Herbert, engl.
Philosoph, geb. zu Derby, war anfangs Ingenieur, gab jedoch seinen
Beruf auf, wurde
Mitarbeiter beim «Economist» und ließ sein erstes großes Werk
«Social statics» 1851 (neue, verkürzte
Ausg. 1892) erscheinen. Nach zehnjährigen Vorarbeiten ging S. sodann an die Ausarbeitung und
Herausgabe seines
«Systems der synthetischen
Philosophie». Er lebt in
London.
[* 4] Die
Philosophie hat es nach ihm lediglich mit den
allgemeinsten Erkenntnissen der Erscheinungswelt zu thun.
Aus der wichtigsten dieser allgemeinen Wahrheiten, dem Grundsatz der Beharrung der
Energie und der Materie,
leitet S. zwei überall sich wiederholende Prozesse her: den der Evolution, der in der Ausbreitung der
Bewegung und einer
Vereinigung
des
Stoffs besteht, wobei der
Stoff eine immer bestimmtere und mannigfaltigere
Gliederung erhält;
dann
den der Dissolution,
der in einer
Auflösung vorhandener Gestaltungen besteht.
Beide Vorgänge laufen nebeneinander her, nur
daß stets der eine oder der andere vorwiegt. Auch in der Bewußtseinswelt, und zwar nicht nur beim Individuum, sondern auch
in der Gesellschaft und ihren Erzeugnissen sucht S. jene beiden Prozesse nachzuweisen. Er hat um die Ausbildung der
Sociologie
große Verdienste. Von dem «System of synthetic philosophy», dem Hauptwerk
S.s, dessen Programm er 1860 veröffentlichte,
sind erschienen: «First principles» (1862; deutsch von Vetter, Stuttg.
1875),
«The principles of biology» (2 Bde.,
1864-67; deutsch von Vetter, ebd. 1876-77),
«The principles of psychology» (2 Bde.,
1870-72; deutsch von Vetter, ebd. 1882-86; eine Umarbeitung des 1855 zuerst von E. herausgegebenen gleichnamigen
Werkes),
«The principles of sociology» (3 Bde.,
1876-96; deutsch von Vetter, ebd. 1877 fg.),
«The principles of ethics» (1879 fg.; deutsch von Vetter und
Carus, ebd. 1879 fg.).
Von seinen übrigen
Schriften sind zu erwähnen: «Education, intellectual, moral and
physical» (1861; deutsch von Fritz
Schultze, 3. Aufl.,
Jena
[* 5] 1888),
«Essays, scientific, political and speculative» (2 Bde.,
1858-63; neue Ausg., 3 Bde., 1891),
«The classification of the sciences» (1864),
«The study of sociology» (1873; deutsch von Marquardsen, 2. Aufl.,
Lpz. 1896),
«The man versus the state» (1884). Im
Verein mit Duncan, Scheppig und Collier gab S. heraus:
«Descriptive sociology, or groups of sociological facts, classified and arranged»
(8 Bde., 1873 fg.). -
Vgl. Guthrie, On
Spencer's unification of knowledge (Lond. 1882);
Phil. Jak., der
Vater desPietismus, geb. zu Rappoltsweiler im Oberelsaß, studierte
seit 1651
Theologie in
Straßburg,
[* 10] Basel,
[* 11]
Tübingen,
[* 12] Genf
[* 13] und
Lyon,
[* 14] wobei er zu namhaften reform. Theologen in
Beziehung trat. Nach
Straßburg
zurückgekehrt, hielt er akademische Vorlesungen, wurde 1663 Freiprediger und 1666
Senior der Geistlichkeit zu
Frankfurt
[* 15] a. M.
Seitdem begann seine energische Wirksamkeit für Neubelebung des christl.
Sinns in der
Kirche, deren Grundgedanken
er niedergelegt hat in seinem Schriftchen
«Pia desideria oder herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren
evang.
Kirche» (Frankf. 1673; vgl.
Henke,
S.sPia desideria, Marb. 1862). Gegenüber einer toten
Orthodoxie, die alles Gewicht
auf die Korrektheit der
Lehre
[* 16] legte, betonte er die
Notwendigkeit persönlicherBekehrung und Wiedergeburt,
gegenüber der lediglich auf dogmatische
Polemik abzweckenden theol.
Bildung seiner Zeit das
Studium der
Heiligen Schrift, und gegenüber dem einseitigen Lehrkirchentum das allgemeine Priestertum
aller Gläubigen. Seine Gesinnungsgenossen unter den Gemeindegliedern sammelte er seit 1670 im eigenen Hause, seit 1682 in der
Kirche zu Erbauungsstunden, den sog. collegia pietatis, um sich. 1686 siedelte
S. als Oberhofprediger nach
Dresden
[* 17] über, geriet aber infolge des in
Leipzig
[* 18] durch
A. H. Francke (s. d.) veranlaßten Pietistenstreits
in Mißhelligkeiten mit der dortigen theol.
Fakultät und fiel auch in
Ungnade bei Kurfürst
JohannGeorg III. Daher ging er 1691 als
Propst und
Inspektor der
Kirche zu St.
Nikolai und
Assessor des Konsistoriums nach
Berlin,
[* 19] von wo aus er an der
Stiftung der
UniversitätHalle großen Anteil nahm. Obgleich ihm die theol.
Fakultät zu Wittenberg
[* 20] 1695 in einer förmlichen
Klagschrift 264
Irrtümer vorgeworfen hatte, wuchs doch die Zahl seiner
Anhänger von Jahr zu Jahr. In
seinen theol.
¶
mehr
Bedenken, Gutachten und Briefen über religiöse Angelegenheiten, die seit 1700 erschienen, spricht überall echt christl.
Sinn, sanfte Duldung, seine Menschenkenntnis und Eifer für das Gute. Er starb zu Berlin. (S. Pietisten.) S.s schriftstellerische
Thätigkeit war eine sehr fruchtbare: das Verzeichnis in der CansteinschenLebensbeschreibung (Halle 1740) weist 108 Schriften
auf. Auch ist er der Begründer der wissenschaftlichen Heraldik (s. d.) in Deutschland.
[* 22] -
Vgl. Hoßbach, Philipp JakobS. und
seine Zeit (2 Bde., Berl. 1828; 3. Aufl.
von Schweder, 1861);