sehr große, fast unzählige Menge von dunkeln, bald feinern, bald stärkern Unterbrechungen, die zuerst von Fraunhofer (1814)
genauer untersucht wurden und nach ihm die Fraunhoferschen Linien genannt wurden. Fraunhofer hat die hauptsächlichsten derselben
vom roten Ende des S. an mit den Buchstaben A bis H bezeichnet, und zwar liegen A, a, B und C im Rot, D im
Orange, E im Gelb, b und F im Grün, G im Dunkelblau, H im Violett. (S. auch Nr. 1 der Tafel: Spektralanalyse.) Später hat man
noch im ultravioletten Teile des S. die Bezeichnung derselben von L bis S fortgesetzt, ebenso im ultraroten
Teile Buchstaben eingeführt.
Alle diese dunklen Linien rühren von der Sonne selbst her, bis auf die von der Erdatmosphäre erzeugten sog. atmosphärischen
Linien. Die letztern wurden 1863 durch Brewster und Hudstone entdeckt, welche die Verstärkung derselben bei Annäherung der
Sonne an den Horizont beobachteten, also dann, wenn das Sonnenlicht dickere Schichten der Erdatmosphäre
zu durchsetzen hat. Zu diesen Linien gehört die Gruppe a, sowie zwischen den beiden D-Linien austretende Streifen.
Man beobachtet die atmosphärischen Linien, die vorzugsweise vom Wasserdampf herrühren, auch an dem S. eines fernen Feuers
(Janssen). Der große Wert der Fraunhoferschen Linien besteht darin, daß sie in dem S. bestimmte Stellen
angeben und somit bei der Untersuchung der Lichtbrechungsverhältnisse einer Substanz als Anhaltspunkte dienen. Ferner kann
man mittels der durch Beugung (s. d.) hervorgebrachten Gitterspektren die Wellenlänge der einzelnen
Spektralfarben bestimmen und dadurch auch ihre Schwingungszahl. Das S. anderer Lichtquellen zeigt sich entweder kontinuierlich,
wie das unserer «weißen» Lichtquellen, oder zertrennt
in eine kleinere oder größere Anzahl von hellen Linien oder Banden. Diese für jede bestimmte Lichtquelle charakteristische
Gestalt des S. wird in der Spektralanalyse (s. d.) benutzt.
(lat.), eigentlich Ausspähung, Erforschung, in philos.
Bedeutung häufig im Sinne von Theorie (s. d.) gebraucht.
In engerm Sinn bedeutet es das specifisch philos.
Denken im Gegensatz zum empirischen.
Infolge der Überspannung
dieses Gegensatzes in der absolutistischen Philosophie nach Kant haftet dem Ausdruck der Nebensinn von Verachtung der Empirie
an. - Über S. im geschäftlichen Sinne s. Handel II.
oder Geotriton, Gattung der Molche (s. d.), von schlankem Körperbau, am
dünnen
Schwanz ohne senkrechten Hautsaum;
die scheibenförmige, auf einem kontraktilen Stiele sitzende Zunge kann
hervorgeschleudert werden. Es finden sich 4-5 freie oder verwachsene Zehen.
Die wenigen Arten bewohnen hauptsächlich Nord-
und Mittelamerika;
eine (S. fuscus Str.) findet sich auf der Apenninischen und Iberischen Halbinsel;
sie wird bis 10 cm lang
und ist von gelbgrauer Farbe mit verwaschenen rötlichen Flecken.
eine metallähnliche, durch Zusammenschmelzen von Schwefeleisen, Schwefelzink, Schwefelblei und Schwefel
erhaltene Mischung. Das S. ist von grauer Farbe, sehr zähe, etwas elastisch und von nur geringem Wärmeleitungsvermögen,
besitzt große Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung der Luft, des Wassers, der Alkalien und der Säuren. Es schmilzt
schon bei 111-170° C. und dehnt sich beim Erkalten etwas aus, weshalb es sehr scharfe Abgüsse liefert. Deshalb und weil
es nach dem Guß keiner Politur bedarf und sich leicht mit einer schönen Patina überzieht, findet es
in der Gießerei häufige Verwendung. Man benutzt es besonders zu Abgüssen von Kunstgegenständen, als Dichtungsmittel für
Gas- und Wasserleitungen, zu Clichés, als Unterlage für galvanoplastische Abdrücke, als luftdichten Verschluß für Flaschen
und Einmachbüchsen, zu Zeugdruckwalzen, Zapfenlagern, Gußformen u. s. w.
alte, in Northamptonshire ansässige engl. Familie, von der
John S. (gest. 1783) 1765 zum Viscount Althorp und Grafen S. erhoben wurde. Sein Sohn George John, zweiter Graf von S., Staatsmann
und Bücherliebhaber, geb. 1. Sept. 1758, studierte in Cambridge und trat 1783 nach dem Tode seines Vaters in das Oberhaus. Unter
Pitt war er 1794-1801 erster Admiralitätslord und leitete unter Fox und Grenville 1806 das Innere. Dann zog er sich zurück
und lebte vor allem der Erweiterung seiner Privatbibliothek, der größten in Europa. Er hatte sie 1789 durch Ankauf der
gräflich Rewiczkischen Sammlung begründet, ließ für ihre Erweiterung ganz Europa bereisen und vermehrte
sie bis auf 40000 Bände.
Sie ist reich an ältesten Druckwerken und Klassikerausgaben und wurde 1892 von Mrs. Rylands erworben, die sie in Manchester
unter dem Namen «John Rylands Bibliothek» öffentlich aufstellen ließ. (Vgl. Dibdin, Bibliotheca Spenceriana", 4 Bde.,
Lond. 1814; und den in Berlin 1794 erschienenen Katalog der Rewiczkischen Sammlung. Über S.s reiche Gemäldesammlung
vgl. Dibdins Aedes Althorpianae, 2 Bde.,
Lond. 1822, deren 2. Band Nachträge über die Bibliothek bringt.) S. starb 10. Nov. 1834. Sein ältester Sohn John Charles, dritter
Graf von S., als Staatsmann mehr unter dem Namen Lord Althorp bekannt, geb. 30. Mai 1782, studierte in Cambridge
mehr
trat 1803 ins Unterhaus, war unter Fox und Grenville Schatzlord und in dem Whigministerium Grey seit 1830 Schatzkanzler, wobei
er durch strenge haushälterische Verwaltung sich hervorthat; mit seiner irischen Kirchenreformbill von 1833 brachte er dafür
selbst Spaltung in das Kabinett. Nach seinem Eintritt ins Oberhaus 1834 schied er aus dem Amte und starb 1. Okt. 1845 auf
seinem Landsitz Wiseton-Hall in Yorkshire. (Vgl. Le Marchand, Memoirs of John Charles Viscount Althorp, Lond. 1876.) Ihm folgte
sein Bruder Frederick, vierter Graf von S., geb. 14. April 1798, der bis zum Konteradmiral (1852) aufstieg und 1854 das Hofamt eines
Lord Steward erhielt. Er starb 27. Dez. 1857.
Sein einziger Sohn und jetziger Träger des Namens John Poyntz, fünfter Graf von S., geb. 27. Okt. 1835, wurde herangebildet in
Harrow und Cambridge, saß 1857 vorübergehend im Unterhause, bekleidete mehrere Hofämter, bis Gladstone ihm 1868 die Würde
eines Lord-Lieutenants von Irland übertrug, die er bis 1874 behielt. In Gladstones neuem Ministerium 1880 war
er zuerst Präsident des Staatsrats, 1882-85 wieder Vicekönig von Irland und führte eine feste, energische Verwaltung. Da er
sich mit Gladstone zum Home-Rule bekannte, trat er auch in dessen kurzes drittes Ministerium 1886 als Präsident des Staatsrats
ein; in Gladstones viertem Ministerium bekleidete er seit Aug. 1892 das Amt des ersten Admiralitätslords,
das er auch unter Rosebery bis Juni 1895 behielt.
Herbert, engl. Philosoph, geb. 27. April 1820 zu Derby, war anfangs Ingenieur, gab jedoch seinen Beruf auf, wurde
Mitarbeiter beim «Economist» und ließ sein erstes großes Werk «Social statics» 1851 (neue, verkürzte
Ausg. 1892) erscheinen. Nach zehnjährigen Vorarbeiten ging S. sodann an die Ausarbeitung und
Herausgabe seines «Systems der synthetischen Philosophie». Er lebt in London. Die Philosophie hat es nach ihm lediglich mit den
allgemeinsten Erkenntnissen der Erscheinungswelt zu thun.
Aus der wichtigsten dieser allgemeinen Wahrheiten, dem Grundsatz der Beharrung der Energie und der Materie,
leitet S. zwei überall sich wiederholende Prozesse her: den der Evolution, der in der Ausbreitung der Bewegung und einer Vereinigung
des Stoffs besteht, wobei der Stoff eine immer bestimmtere und mannigfaltigere Gliederung erhält;
dann den der Dissolution,
der in einer Auflösung vorhandener Gestaltungen besteht.
Beide Vorgänge laufen nebeneinander her, nur
daß stets der eine oder der andere vorwiegt. Auch in der Bewußtseinswelt, und zwar nicht nur beim Individuum, sondern auch
in der Gesellschaft und ihren Erzeugnissen sucht S. jene beiden Prozesse nachzuweisen. Er hat um die Ausbildung der Sociologie
große Verdienste. Von dem «System of synthetic philosophy», dem Hauptwerk S.s, dessen Programm er 1860 veröffentlichte,
sind erschienen: «First principles» (1862; deutsch von Vetter, Stuttg.
1875),
«The principles of biology» (2 Bde.,
1864-67; deutsch von Vetter, ebd. 1876-77),
«The principles of psychology» (2 Bde.,
1870-72; deutsch von Vetter, ebd. 1882-86; eine Umarbeitung des 1855 zuerst von E. herausgegebenen gleichnamigen
Werkes),
«The principles of sociology» (3 Bde.,
1876-96; deutsch von Vetter, ebd. 1877 fg.),
«The principles of ethics» (1879 fg.; deutsch von Vetter und Carus, ebd. 1879 fg.).
Von seinen übrigen Schriften sind zu erwähnen: «Education, intellectual, moral and
physical» (1861; deutsch von Fritz
Schultze, 3. Aufl., Jena 1888),
«Essays, scientific, political and speculative» (2 Bde.,
1858-63; neue Ausg., 3 Bde., 1891),
«The classification of the sciences» (1864),
«The study of sociology» (1873; deutsch von Marquardsen, 2. Aufl.,
Lpz. 1896),
«The man versus the state» (1884). Im Verein mit Duncan, Scheppig und Collier gab S. heraus:
«Descriptive sociology, or groups of sociological facts, classified and arranged»
(8 Bde., 1873 fg.). -
Vgl. Guthrie, On Spencer's unification of knowledge (Lond. 1882);
Michelet, Herbert S.s System der Philosophie
(Halle 1882);
Naumann, S. wider Kant (Hamb. 1885);
Kindermann, Die Entwicklungslehre Herbert S.s (Lpz. 1888);
J. H. Collins,
An epitome of the synthetic philosophy (Lond. 1889);
Hudson, The philosophy of Herbert S. (Neuyork 1894);
Gaupp, Herbert S. (Stuttg. 1897).