Bd. 12, S. 72.) Die
Speicheldrüsen haben, wie die Milchdrüse, einen traubenformigen
Bau und bestehen aus einer großen Anzahl
kleiner Läppchen, deren Ausführungsgänge schließlich in die Mundhöhle
[* 2] führen, und zwar mündet der Ausführungsgang
der Ohrspeicheldrüse (ductus Stenonianus) an der Innenfläche der
Backe, gegenüber dem ersten oder zweiten obern Mahlzahn,
derjenige der beiden andern
Drüsen in der sog. Caruncula sublingualis, seitlich vom Zungenbändchen.
Die
Speicheldrüsen sind reichlich mit
Blutgefäßen und
Nerven
[* 3] versehen, und ihre Thätigkeit ist abhängig von dem Einfluß
der
Nerven. In ruhendem Zustande sondern sie nicht ab, dagegen, wenn sie von der Mundhöhle aus (durch Reflex auf dem Wege
der Geschmacksnerven) gereizt und zur Thätigkeit angeregt werden (so beim
Kauen, beim Schmecken); schon die bloße
Vorstellung
eines schmeckenden Körpers bewirkt Speichelabsonderung. Die
Absonderung tritt ferner ein bei Ekel und Übelkeit und kann
im physiol. Versuch durch Reizung der
Drüsennerven hervorgebracht werden.
Dem Sekret der einzelnen
Speicheldrüsen, das man als Parotiden-, Submaxillar- und Sublingualspeichel
unterscheidet, mischt sich in der Mundhöhle der Mundschleim bei, und dieses Gemeng kommt bei der
Verdauung zur Wirkung. Dieser
gemischte S., der neben Rhodankalium hauptsächlich eine organische, noch nicht hinreichend erforschte Fermentsubstanz (Speichelstoff
oder
Ptyalin) enthält, besitzt bei allen
Tieren die Eigenschaft, das in Wasser völlig unlösliche
Stärkemehl
in das lösliche Dextrin und in
Traubenzucker umzuwandeln und so für die
Aufsaugung in das
Blut fähig zu machen. Im
Magen
[* 4] setzt
sich diese Wirkung noch fort, wenn der
Magensaft nicht zu viel freie Säure enthält. Außerdem macht der S. den
Bissen schlüpfrig,
durchtränkt ihn mit Flüssigkeit und bereitet ihn so für die Einwirkung des
Magensaftes vor. Auf die
Eiweißkörper und Fette wirkt der Mundspeichel nicht verdauend ein, während der Bauchspeichel (s.
Bauchspeicheldrüse) auf alle drei Nahrungsbestandteile verdauend wirkt. Die Menge des in 24
Stunden abgesonderten S. beim
erwachsenen
Menschen beträgt 0,5 bis 1,5 kg.
Eine übermäßigeAbsonderung von S. nennt man Speichelfluß (Salivatio, Ptyalismus). Dieser lästige
Zustand findet sich häufig bei den verschiedenen
Entzündungen der Mundschleimhaut, namentlich aber nach der unvorsichtigen
Anwendung von
Quecksilbermitteln, ferner während der
Schwangerschaft, bei gewissen Nervenleiden
(Hypochondrie,
Hysterie), Skorbut,
Lähmungen der Kauwerkzeuge und
Wasserscheu sowie nach dem Genuß einer
Abkochung derJaborandiblätter oder
des in denselben enthaltenen
Pilokarpins (s. d.). Am wirksamsten erweisen sich dagegen fleißige Ausspülungen
des Mundes mit desinfizierenden und adstringierenden Wässern, mit Lösungen von Salicylsäure, chlorsaurem und hypermangansaurem
Kalium
u. dgl.
Speichelfistel nennt man einen widernatürlichen
Kanal,
[* 5] der den S. aus einer
Speicheldrüse oder deren Ausführungsgange
an einem unrichtigen Orte ausleert und nur operativ beseitigt werden kann.
Speichelsteine (Sialolithi)
sind kleine steinartige Konkremente, die sich bisweilen in den Ausführungsgängen der
Speicheldrüsen bilden; sie bestehen
aus phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk und organischer
Substanz. Durch derartige Konkremente kommt es dann leicht zur Erweiterung
des Drüsenausführunqsganges, die zur
Bildung walnußgroßer
Geschwülste
(Speichelgeschwulst, Sialocele)
führen kann.
Lagerhaus, ein
Gebäude zur Aufbewahrung von
Gütern, welches im Gegensatz zum
Schuppen aus festen
Baumaterialien
errichtet ist. Man giebt dem E. eine Stockwerkshöhe von 2,8 bis 3 m, dem Erdgeschoß (Raum genannt)
eine solche, daß Wagen bequem verladen werden können, macht die Umfassungsmauern massiv, versieht sie mit zahlreichen kleinen
Fenstern, die der Diebessicherheit wegen 20:25 cm nicht an
Größe überschreiten sollen. Der innere
Ausbau muß feuersicher
sein und für bequemen Verkehr im S. muß durch
Aufzüge
[* 7]
Sorge getragen werden. Der
Bau von S. hat namentlich
in den Hafenstädten eine große
Entwicklung erlangt. Der Kaiserquaispeicher in
Hamburg
[* 8] hat in 7
Geschossen 26000 qm Lagerfläche,
liegt an drei Eisenbahngleisen und ist etwa 25 m hoch. -
Vgl. G.
Luther, Die Konstruktion und Einrichtung
der S. (Braunschw. 1886);
Dorf im
Bezirk Mittelland des schweiz. Kantons
Appenzell-Außerrhoden, 2 km westlich von
Trogen, in 936 m Höhe,
an der Poststraße über die Vögelisegg (962 m) von St.
Gallen nach
Trogen, hat (1888) 3038 E., darunter 215 Katholiken, Post,
Telegraph,
[* 9]
Armen- und Waisenversorgungsanstalt, drei Schwefelquellen;
Stickerei und
Baumwollindustrie und Alpenwirtschaft. -
In der
Schlacht am S. oder an der Vögelisegg, erfochten die
Appenzeller einen glänzenden
Sieg über die
Truppen
des
Abtes von St.
Gallen, wodurch sie den
Grund zu ihrer Unabhängigkeit legten.
Wilh.,Komponist, geb. in
Ulm,
[* 11] erhielt seine Ausbildung zu
München
[* 12] durch Ignaz
Lachner, Wanner und
Kuhe, war zwei Jahre zu
Thann im Elsaß Musiklehrer und kehrte 1848 nach
München zurück, wo er sich bald als
Lehrer undKlavierspieler
einen geschätzten
Namen erwarb. 1855 wurde er Musikdirektor in
Ulm, 1857 ging er nach
Stuttgart,
[* 13] wo er sich an der Gründung
des Konservatoriums beteiligte und die Leitung des Liederkranzes übernahm. Unter seinen
Kompositionen sind hervorzuheben:
eine Cellosonate, Violinsonate, ein
Trio, eine
Sinfonie
(D-dur), ein
Streichquartett, zwei Klaviersonaten, Ouvertüre und Intermezzo
zu «König Helge», «Wikingerausfahrt»
für Tenorsolo, Männerchor und Orchester, Lieder und Klavierstücke. S. hat sich auch durch instruktive Bearbeitung wertvoller
Studienwerke Verdienste erworben.