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sind in der ursprünglichen Gestalt erhalten, das «Poema de Conde Fernan Gonzalez» in Klerikerbearbeitung, andere, wie «Bernardo del Carpio», die «Sieben Kinder von Lara», der «Cerco de Zamora» in der vortrefflichen Prosaauflösung der «Crónica general», aus welcher späterhin die Romanze und das Theater [* 2] reichste Anregung zog. Die Klerikerdichtung bewegt sich vorzugsweise im vierzeiligen Alexandriner, der «Cuaderna via», ist kirchlich oder gelehrt popularisierend.
Ihr hervorragendster Vertreter ist um 1230 Gonzalvo de Berceo, der in naivrealistischer Breite [* 3] Heiligenleben, Marienwunder und Verwandtes vorträgt, aber auch die «Alexandreis» des Gautier von Chatillon bearbeitet hat. Einem lat. Roman folgt das «Libro de Apolonio» (Shakespeares «Pericles»),
das erwähnte «Poema de Fernan Gonzalez» verkirchlicht die Volkssage. Dazu kommen einige Umkleidungen kleinerer franz. Gedichte, wie der Streit zwischen Körper und Seele, Wein und Wasser, endlich das einzige altspan. geistliche Drama, das «Misterio de los reyes magos» (Erlangen [* 4] 1887).
Die Blütezeit des Epos war das 12. Jahrh., und auch die Kunstdichtung räumt in der Mitte des 13. Jahrh. der Prosa den Platz, die von Alfonso X. dem Weisen geschaffen wurde. Vor seiner Zeit liegen nur Urkunden, die älteste (1274) das «Fuero de Avilés» (Madr. 1865) und die von Ferdinand dem Heiligen noch in den verschiedenen Dialekten veranstalteten Übersetzungen des Westgotenrechts, das «Fuero Juzgo» (ebd. 1815). Das bedeutendste Werk des Königs ist seine «Span. Chronik» (Zamora 1541 und Valladolid 1604),
die er später zu einer Weltchronik, «Crónica general», erweiterte, ausgezeichnet durch harmonische Jugendfrische der Sprache [* 5] und naiv-epische Darstellung, eine Fundgrube poet. Sage. Daneben steht sein encyklopäd. «Septenario», eine umfassende, wenn auch wenig wirksame gesetzgeberische Thätigkeit («Opúsculos legales», Madr. 1836),
die in dem großen Codex der stark lehrhaften «Siete Partidas» (ebd. 1807) gipfelt. Auch die in seinem Auftrag gefertigten Übersetzungen einer Reihe astron. Traktate («Libros del Saber de Astronomia», Madr. 1863) sind stilistisch von ihm redigiert. Außerdem hat er die Rahmenerzählung «Calila und Dimna», die arab. Version der ind. «Pantschatantra», übertragen lassen. Gleichzeitig sind Übersetzungen aragon. Sentenzensammlungen, an der Spitze die «Bocados de oro» (vgl. Knust, Mitteilungen aus dem Escorial, Tüb. 1880), mit orient. Schmuck, deren Nachahmungen zum Teil in die Gattung der Fürstenspiegel oder die Rahmenerzählung hinüberfließen. Im wesentlichen bleibt zunächst die Pflege der Prosa bei der Königsfamilie, lehrhaft und historisch. Alfonsos Bruder Fadrique ließ das Gegenstück zu «Calila und Dimna», die Novellensammlung «Sindibad» (hg. von Comparetti, Mail. 1869) übersetzen; sein Sohn Sancho IV. Senecas «De ira», Brunetto Latinis «Libro del Tesoro», veranlaßte die Kompilation der «Gran [* 6] Conquista de Ultramar» (Bd. 41 der «Biblioteca de autores españoles», 1858) und verfaßte mit fremder Hilfe ein encyklopäd.
«Lucidario» sowie den Fürstenspiegel «Castigos e documentos». Alfonso XI. verfaßte ein «Jagdbuch» (Madr. 1877),
veranlaßte die Übersetzung des altfranz. «Roman de Troie» und eröffnete, indem er die Fortsetzung der «Crónica de España» bis auf seine Zeit befahl, die lange Reihe der offiziellen Reichschroniken («Biblioteca de autores españoles», Bd. 66 u. 68). Ein anderer Enkel Alfonsos X., Juan Manuel, nimmt neben ihm die erste Stelle unter den alten Prosaisten ein. Von seinen mannigfaltigen Schriften mögen nur die verlorenen «Reglas como se deve trovar», die erhaltenen «Bücher von den Ständen», das encyklopäd. «Del Caballero y del Escudero», das «Libro de la Caza» (hg. von Baist, Halle [* 7] 1880) genannt sein; am berühmtesten ist der Novellenkranz des «Libro de Patronio» oder «Conde Lucanor», die erste selbständige span. Sammlung, eigenartig und frisch erzählt (verdeutscht von Eichendorff, Berl. 1840).
Die «Gran Conquista de Ultramar» hatte franz. Epen von Berta und Mainet und den «Schwanenritter» in sich aufgenommen, etwas später sind einige andere erzählende Dichtungen übersetzt, «Sebile», «Florence de Rome», «Guillaume d'Angleterre» (vgl. Knust, Dos obras didácticas, Madr. 1878). Von weittragendster Bedeutung wurde im ersten Drittel des 14. Jahrh. die Übertragung des umfangreichen Prosatristan (Handschrift der «Vaticana» 6428),
auf welche später noch andere höfische Abenteurerromane des Artuskreises folgten («Lancarote», «Brodo de Merlin», «Demanda del Graal). Bald nach dem Tristan ist noch sehr ungeschickt der "Cavallero Cifar" (Tüb. 1872) erfunden; sein nächster Nachkomme aber, wenn auch vielleicht erst zu Beginn der folgenden Periode, war der berühmte Amadis (s. d.); Frauendienst und Abenteuer sind nach franz. Art, aber der Held ist gefühlvoller und tugendhaft geworden, der Rahmen des Artushofes aufgegeben.
Man kennt keine Nachahmungen aus dem 15. Jahrh., erst die Erneuerung und Drucklegung des Romans durch Montalvo rief diese hervor. Viel gelesen ward er indessen von Anfang an und wirkte mitbestimmend auf die Zeitideale. Gleichzeitig mit der Novelle Juan Manuels und dem «Cifar» ist die Reimerzählung des Archipreste de Hita Juan Ruiz, dem die herkömmliche didaktische Absicht nur noch als Vorwand dient, um seine farbenreiche Lebenslust, Darstellungsgabe und Reimfertigkeit spielen zu lassen.
Bei ihm finden sich auch die ersten castilischen lyrischen Gedichte, Pastorellen, Marienlieder, Bittlieder für Vaganten, an altfranz. Formen sich anlehnend, aber volksmäßig umgestaltet. Mit ihm, ihrem originellsten Vertreter, schließt die Zeit des überwiegenden franz. Einflusses; nur die Reimsprüche des Rabbi Santo [* 8] (um 1350) und zum Teil das «Rimado de palacio» des Pero Lopez de Ayala, das letzte Gedicht in der «Cuaderna via», sind ihr noch beizurechnen. In seiner Prosa und Lyrik gehört Ayala der folgenden Periode an. - Einen beträchtlichen Teil der ältesten Litteratur enthalten die Bände 51 und 57 der «Biblioteca de autores españoles»; zu weiterer Orientierung empfiehlt sich Puymaigre, Les vieux auteurs castillans (2. Aufl., 2 Bde., Par. 1888-90) und die Abteilung «Spanische Litteratur» [* 9] in Gröbers «Grundriß der roman. Philologie», Bd. 2 (Straßb. 1893 fg.).
Eine zweite Periode (15. Jahrh.) hebt sich scharf von der ersten ab, in der innern Grundlage wie in den äußern Beziehungen. Bisher trafen Spielleute, Könige und Geistliche in dem Streben nach Gemeinverständlichkeit zusammen. Hauptträger der Litteratur wird nunmehr ein unruhiger, glanzliebender Adel, dessen Ideal nicht mehr der Cid, sondern der Amadis ist, dem die Gelegenheitsdichtung wie die Förderung der Kenntnis des Altertums zum Schmuck des Lebens dient: die Litteratur richtet sich ¶
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an eine einzelne Klasse der Bevölkerung. [* 11] Die portugiesische, der provençalischen entstammende Hofdichtung war seit Alfons X. vereinzelt auch in Castilien gepflegt worden, aber stets in der fremden Sprache, so unter Pedro I. von dem sagenberühmten Macias, zahlreicher unter Enrique II., vereinzelt bis unter Enrique III. Unter Juan I., seit 1379, tritt die castilische Sprache an die Stelle der fremden, und damit entfaltete sich zugleich eine erstaunliche Produktivität, die sich in den Sammlungen der Cancioneros (s. d.) nur bruchstückweise spiegelt.
Ihr Charakter ist wesentlich der gleiche: Gesellschaftsdichtung mit konventioneller Empfindung, affektiertem Liebesleid, Glossen, spitzfindige Fragen und Antworten, Schimpfgedichte, in künstlicher Mannigfaltigkeit der Strophe, des Reims [* 12] und Refrains, für ernstere Gegenstände anstatt der alten Cuaderna via die anspruchsvoll rasselnde Form der Arte mayor. Volkstümlicher bleiben nur die schon von Juan Ruiz gepflegten religiösen Lieder und Serranillas (Pastorellen).
Bald nach 1400 führte dann ein Sevillaner genuesischer Abstammung, Francisco Imperial, die sehr äußerlich Dante nacheifernde Allegorie ein, mit außerordentlichem Erfolg; Moral, Liebe, Trauer, Politik kleideten sich in das Gewand der Vision; wer sie pflegte, durfte sich poeta nennen. Auf die ältesten Trovadores, wie Lopez de Ayala, Pero Ferrus, Villasandino, folgen Hunderte und aber Hunderte von Namen: die Höfe von Castilien und Aragon bilden die großen, die Häuser des Hochadels kleinere Centren, neben den galanes de la corte beteiligen sich Geistliche, Mönche, niederster Adel, Schmarotzer aller Art, die oft genug die Kosten der Unterhaltung tragen müssen.
Den meist geringen poetischen, jedoch nicht unbedeutenden kulturhistor. Wert zeigt am besten der Cancionero de Baena in dem bunten Treiben am Hofe Juans II. (Vgl. Puymaigre, La Cour littéraire de Don Juan II, 2 Bde., Par. 1873.) Auf der Höhe der Bewegung treten zwei Persönlichkeiten besonders hervor, der Marques de Santillana und Juan de Mena. Jener, der gebildetste Mann seiner Zeit, ist graziös natürlich in seinen leichten Serranillas, gehaltvoll in mehrern seiner größern Dichtungen, der erste Spanier, der den poet.
Dialog ausgebildet und, wenn auch ohne Nachwirkung, das ital. Sonett und Horaz nachgeahmt hat; Mena, von Dante und Lucan bestimmt, gelehrt und überladen, verfolgt hochgesteckte Ziele mit verkehrten Mitteln. Unter den jüngern sind die namhaftesten zwei Verwandte Santillanas, Gomez Manrique («Cancionero de G. M.», 2 Bde., Madr. 1885), der über den zierlichen wie den ernsten Ton verfügt, und der formreine Jorge Manrique. Während der aragonesische Hof die [* 13] Schule nach Neapel [* 14] verpflanzte, übernahmen auch die Portugiesen die Modedichtung zurück in etwas veränderten Formen zugleich mit der castilischen Sprache.
Außerhalb der Hauptrichtungen stehen des Fernan Perez de Guzman gesund histor. «Loores de los Claros Varones de Castilla», seine, Santillanas und anderer Spruchdichtung, einzelne didaktisch-populäre Dichtungen mit Motiven der ältern Zeit, wie die anonyme «Danza de la muerte», zum Teil auch die polit. Satire, die seit Juan II. gehässig aufwächst. In vollem Gegensatz aber zu den Interessen des Hofes blühte in den niedern Schichten die Romanzendichtung; ihrem Ton verstand sich Rodriguez del Padron (um 1440) überraschend glücklich anzupassen (vgl. Zeitschrift für roman. Philologie, XVII, 544), und trotz der Verachtung Santillanas für diese Gattung war ihre Beliebtheit so stark, daß sie eine Anzahl der spätern Dichter höfisch travestierte oder glossierte. Mit der Hofpoesie berühren sich die Anfänge des Dramas.
Bedeutender als die Lyrik der vornehmen Kreise [* 15] ist ihre Geschichtschreibung. Lopez de Ayalas «Cronica de Don Pedro I» verbindet mit den äußerlichen Darstellungskünsten des Livius vertiefte Anschauung und abgestufte Sprache, und die Porträte, [* 16] die Perez de Guzman in seinen «Generaciones y semblanças» zeichnet, sind nach Form und Gehalt meisterhaft. Neben den Reichschroniken, unter welchen die von Juan II. noch besonders hervorzuheben ist, stehen die Geschichten einzelner Persönlichkeiten und Ereignisse und vergegenwärtigen eine glänzende, ziellose, adelsherrliche Kraftfülle, wie die «Cronica» von Don Alvaro de Luna, von Pero Niño, der «Passo honroso» des Suero de Quiñones.
Das Bildungsbedürfnis der höhern Schichten bethätigt sich in einer großen Anzahl von Übersetzungen: Seneca, Livius, Sallust, Virgil, Ovid, Lucan, Dante, die lat. Werke Boccaccios und Petrarcas und vieles andere, zum Teil nach ital. Zwischengliedern, in der Auswahl noch teilweise mittelalterlich gerichtet. Als Übersetzer oder Auftraggeber stehen die ersten Namen der Zeit voran, Ayala, Santillana, der Großmeister Heredia, der Bischof Alonso de Cartagena, der unglückliche Prinz Carlos de Viana. Dabei entwickelte sich, ähnlich wie in Frankreich, eine unerfreuliche Neigung zu Fremdwörtern und latinistischer Wortstellung, welche noch so ausgezeichnete Schöpfungen wie die «Celestina» beherrscht, oft ganz unerträglich wirkt, wie in der «Arte Cisoria» (Madr. 1879) und den «Trabajos de Hercules» des unrechtmäßig berühmten Enrique de Villena. Der «Amadis» fand in dieser Zeit, soweit wir wissen, keine Nachfolge, wohl aber stammen sicher noch daraus manche der populär gehaltenen Rittergeschichten (Volksbücher),
die das folgende Jahrhundert druckte, zum Teil in Italien [* 17] umgestaltete franz. Stoffe. Eigene Versuche in der Novelle, höfisch, empfindsam, doch nicht ohne Reiz, schließen sich an Boccaccios «Fiametta» an, so des Rodriguez del Padron «Siervo libre de Amor» («Obras de R. d. P.», Madr. 1884) und des Diego de San Pedro «Cárcel de Amor». Auch philosophische, moralische und selbst technische Themata werden allegorisch oder novellistisch eingekleidet, so in der «Vision delectable» des Alfonso de la Torre, in Juan de Lucenas «Vita Beata», in Juan de Flores' «Grisel y Mirabella».
Die originellste Behandlung aber erfuhr ein oft erörtertes Thema unter Don Juan II. in dem Buch des Erzpriesters von Talavera, Alfonso Martinez, «De los vicios de las malas mujeres», dessen ergötzliche Satire das Bindeglied zwischen dem Erzpriester von Hita und der «Celestina» darstellt. Die früher viel genannte Briefsammlung des angeblichen Cibdareal ist eine Fälschung des 17. Jahrh.; wie diese Stilart beschaffen war, zeigen einerseits die Einlagen des Tristan und Amadis, andererseits die kleine Sammlung des Chronisten Fernando del Pulgar. - Über die ganze Zeit vgl. Amador de los Rios, Historia critica de la literatura española, Bd. 4-7, und Menendez y Pelayo, Antologia de poetas liricos castellanos, Bd. 2-5.
Als dritte Periode ist die Hochblüte der castilischen Litteratur im 16. und 17. Jahrh. anzusetzen, ¶