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eigenes Chalifat zu Cordoba, [* 2] das unter Abd ar-Rahmân III. und dessen Sohne Hakem II. (gest. 976) seine höchste Blüte [* 3] und Macht erreichte, aber nach Hischams III. Absetzung 1031 zerfiel, indem die einzelnen Statthalter sich unabhängig machten. (S. Omajjaden.) So regierten arab. Fürsten zu Saragossa, [* 4] Toledo, [* 5] Valencia [* 6] und Sevilla. [* 7] Hier wurden fast allgemein maur. Sprache [* 8] und Sitten herrschend. Doch behielten die christl. Unterthanen (s. Mozaraber) sowie auch die Juden freie Religionsübung, ihre Sprache, Gesetze und Obrigkeiten; überhaupt wurden sie mild behandelt und nur der polit.
Rechte beraubt. In der arab. Periode blühten Landbau, Handel, Wissenschaften und Künste (s. Arabische Kunst und Islamitische Kunst). Ein Teil der Westgoten behauptete unter dem Helden Pelayo seit 712 und unter dessen Nachkommen in den Gebirgen Asturiens ihre Freiheit und eroberte im Osten das Land der Basken, im Westen Galicien. Auch Karl d. Gr. drang 778 bis an den Ebro vor und begründete 811 die sog. Spanische Mark. [* 9] Später gelang es den christl.-got. Königen, ein Land nach dem andern den Arabern zu entreißen, so daß schon im Anfange des 11. Jahrh. die christl. Reiche Leon, Aragonien, Navarra und die Markgrafschaft Barcelona [* 10] oder Catalonien fast die Hälfte der Halbinsel umfaßten. In steten Kämpfen mit den Arabern bildeten sich diese Reiche immer mehr aus, wobei im Adel Mut und Rittersinn sich lebendig erhielt, während der Bürgerstand viele Rechte und Freiheiten erwarb.
Der Castilier Cid (s. d.) ward seit dem 11. Jahrh. der Held der Ritterpoesie. Die Kämpfe zwischen Spaniern und Mauren erhielten eine religiös-romantische Färbung, gleich den Kreuzzügen, wie denn auch damals drei geistliche Ritterorden von Alcantara, Santiago di Compostela und Calatrava (s. d.) in S. gegründet wurden. Vergeblich riefen die span. Araber die Almoraviden aus Marokko [* 11] zu Hilfe. Seit dem Siege, den die vereinten christl. Fürsten unter dem castil. König Alfons VIII. bei Navas de Tolosa in der Sierra Morena 1212 über die Almohaden erfochten, blieben den Arabern nur die Reiche Cordoba und Granada, [* 12] von denen jenes 1236, dieses 1246 sogar die Oberherrlichkeit Castiliens anerkennen mußte.
Die christlichen Reiche Aragonien und Castilien. Unter den christl. Reichen S.s bildeten sich besonders zwei zu großem Ansehen heraus: Aragonien und Castilien, die nach und nach alle übrigen christl. und arab. Herrschaften mit sich vereinigten. Nur Portugal [* 13] erlangte und behauptete seine nationale Selbständigkeit. Aragonien (s. d.) vergrößerte sich im 12. und 13. Jahrh. durch Erwerbungen an der Ostküste (Catalonien, Valencia), wozu noch die Balearen, Sardinien [* 14] und Sicilien hinzukamen. Als das aragon. Königshaus erlosch, beriefen die Cortes 1412 den Infanten Ferdinand von Castilien als nächstberechtigten Thronerben zum König. Auf diesen folgte 1416 sein Sohn Alfons V. (s. d.). Alfons' Nachkomme, Ferdinand der Katholische (s. Ferdinand II.), vermählte sich 1469 mit Isabella von Castilien und bewirkte durch diese Vermählung die Vereinigung dieser beiden Königreiche. - Castilien (s. d.) andererseits war von Ferdinand III. (s. d.) 1230 definitiv mit Leon vereinigt worden, auch dehnte er durch glückliche Kriege gegen die Araber seine Macht über Murcia, [* 15] Estremadura, Cordoba, Sevilla und Cadiz [* 16] aus.
Sein Sohn Alfons X. (s. d.), der Gelehrte (1252-84), förderte zwar Wissenschaften und Künste, wurde von einem Teil der deutschen Wahlfürsten zum König gewählt, ließ aber durch verkehrte Regierung sein Reich in Verfall geraten. Nach seinem Tode entstanden Thronstreitigkeiten und Bürgerkriege, die das Reich zerrütteten und die Königsgewalt schwächten. Erst Alfons XI. (1324-50) stellte die Ruhe im Innern wieder her und brach durch seinen Sieg am Flusse Salado 1340 die Macht der Araber im südlichen S. Unter seinen Nachfolgern entstand große Verwirrung, während Adel und Klerus alle Gewalt an sich rissen, so daß, als Isabella I. (s. d.) 1474 den Thron [* 17] bestieg, die Königswürde ohne Macht und Ansehen war.
Die Vereinigung von Aragonien und Castilien durch die Heirat Ferdinands des Katholischen und Isabellas war zunächst nur eine nominelle, indem beide unabhängig voneinander herrschten. Aber beider Bestrebungen waren auf dasselbe Ziel gerichtet, indem sie, unter Leitung des Kardinals Ximenes (s. d.), vor allem die Macht der Krone möglichst unabhängig vom Adel und der hohen Geistlichkeit zu machen suchten. Das Hauptmittel dazu waren Verstärkung [* 18] und Organisierung der heiligen Hermandad (s. d.), Verbesserung der Rechtspflege, Erwerbung der Großmeisterwürde der drei Ritterorden und des Rechts, die Bischöfe zu ernennen, vor allem aber die Inquisition (s. d.), die zugleich als polit.
Institut diente, um nicht bloß Ketzer und Ungläubige, sondern auch den widerspenstigen Adel und Klerus im Zaum zu halten. Seit dieser Zeit traten in S. Königtum und röm. Kirche in festen Bund zur Unterdrückung aller polit. und geistigen Freiheit. Außer diesen Umgestaltungen im Innern ist Ferdinands und Isabellas Regierung wichtig durch die Eroberung von Neapel [* 19] und Navarra sowie Granadas (1492), des letzten mohammed. Reichs der Halbinsel, und die gleichzeitige Entdeckung Amerikas.
Unter den Habsburgern. Sämtliche Kinder Ferdinands und Isabellas starben frühzeitig, bis auf die Tochter Johanna, die nach ihrer Mutter Tode (1504) mit ihrem Gemahl, König Philipp I., des Deutschen Kaisers Maximilian I. Sohn, in Castilien zur Regierung kam. Als Philipp 1506 aber starb und Johanna in Wahnsinn verfiel, übertrugen die Stände von Castilien Ferdinand die Vormundschaft über seinen von ihm zum Universalerben eingesetzten Enkel Karl I., den spätern Deutschen Kaiser Karl V. Nach Ferdinands Tode (1516) wußte Ximenes es dahin zu bringen, daß der sechzehnjährige Karl, ungeachtet seine Mutter Johanna noch am Leben war, als König von Castilien und Aragonien anerkannt wurde.
Als König Karl 1517 bei seiner Ankunft in S. nur die Ratschläge seiner niederländ. Günstlinge befolgte und den Kardinal Ximenes entließ, erzeugte dies eine allgemeine Unzufriedenheit, so daß während Karls Abwesenheit in Castilien und Valencia ein Aufstand ausbrach, dessen Führer Juan de Padilla (s. d.) war. Der Sieg bei Villalar (1521) und die Hinrichtung Padillas machten der Bewegung ein Ende. Adel und Geistlichkeit schlossen sich dem Throne eng an, die Städte verloren manche polit. Freiheiten, die Cortesversammlungen wagten keinen Widerstand mehr. S.s Ansehen hob sich, besonders in den vier Kriegen, die Karl mit Franz I. von Frankreich führte und durch die er das Herzogtum Mailand [* 20] erwarb, das zunächst 1521 Francesco II. Sforza erhielt. Zu gleicher Zeit ward durch die ¶
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Eroberungen in Amerika [* 22] die Kolonialmacht S.s begründet. Mit der Thronbesteigung seines Sohnes Philipp II. (s. d., 1556-98) begann der Verfall der span. Monarchie, zu der eben durch jene österr. Heirat damals außer S. die Niederlande, [* 23] das Königreich beider Sicilien, Mailand, Sardinien, die Franche-Comté und der ungeheure Kolonialbesitz [* 24] in Amerika gehörten. Während er 1580 Portugal nach dem Aussterben der unechten burgundischen Linie (s. Sebastian) erwarb, veranlaßte er den Abfall der Niederlande.
Überhaupt war er im ganzen nicht glücklich in seinen Kriegen mit den Türken, mit England, Frankreich und den Niederlanden. Ebensowenig vermochte er trotz grausamer Mittel die Ketzerei auszurotten. Zwar unterdrückte er in S. vermittelst der Inquisition jede Ausbreitung des Protestantismus und suchte die Reste des Mohammedanismus zu vertilgen; aber in den nördl. Niederlanden vermochte er den Sieg des Protestantismus nicht zu verhindern und selbst in seinen ital. Besitzungen die Einführung der span. Inquisition nicht durchzusetzen. Am meisten gelang ihm die Unterdrückung der noch in S., besonders in Aragonien (s. Perez, Antonio), bestehenden Freiheiten.
Die vielen Kriege und die verkehrte Wirtschaft Philipps brachten das Land, trotz der aus Amerika fliehenden ungeheuren Schätze, an den Rand finanziellen Abgrundes; bloß der äußere Glanz dauerte unverändert fort. Span. Kunst und Litteratur feierten damals und noch eine kurze Zeit weiter ihr goldenes Zeitalter. Sein Sohn Philipp III. (1598-1621) ließ sich ganz von seinem Günstling, dem Grafen Lerma (s. d.), und von der Geistlichkeit leiten. Auf Andrängen der letztern wurden 1609 sämtliche noch in S. befindliche Moriscos, etwa 800000, aus dem Lande vertrieben, was der Industrie und dem Volkswohlstande großen Schaden brachte.
Unter seinem Sohn Philipp IV. (s. d., 1621-65), unter dem der Herzog von Olivarez (s. d.) lange Jahre als Günstling und Minister regierte, ward der Zustand des Landes noch trauriger. Kriege in Deutschland, [* 25] Italien, [* 26] den Niederlanden und mit Frankreich zehrten das Mark des Landes auf und führten zu den härtesten Bedrückungen, die einen zehnjährigen Bürgerkrieg in Catalonien und Aufstände in Andalusien, Neapel u. s. w. veranlaßten. Das Königreich Portugal schüttelte 1640 die span. Herrschaft wieder ab. Im Westfälischen Frieden 1648 mußte endlich die Unabhängigkeit der niederländ. Republik förmlich anerkannt werden, und im Pyrenäischen Frieden 1659 wurden span. Gebiete an Frankreich abgetreten.
Unter Philipps IV. Sohn und Nachfolger, dem an Geist und Körper schwachen Karl II. (1665-1700), traten die Folgen des Systems deutlich hervor. Der Geldmangel war aufs höchste gestiegen, die Regierung im Innern und in den Kolonien ohne Kraft [* 27] und Ansehen und unglücklich in ihren Kriegen gegen Frankreich, an welches im Frieden zu Aachen [* 28] 1668 bereits 12 niederländ. Festungen, in dem von Nimwegen [* 29] 1679 die Franche-Comté und weitere niederländ. Besitzungen verloren gingen.
Unter den Bourbonen bis zur Französischen Revolution. Karl II., der letzte span. Habsburger, hatte in seinem Testament Philipp (V.) von Anjou, einen Enkel seiner mit König Ludwig XIV. von Frankreich vermählten ältern Schwester, zum alleinigen Erben aller seiner Reiche eingesetzt, um die von England, Holland und Frankreich beschlossene Teilung der span. Monarchie zu verhindern. Wirklich ward Philipp V. (s. d., 1701-46), nach Karls Tode, ohne Widerstand in der gesamten span. Monarchie als König anerkannt.
Aber nun entbrannte der zwölfjährige Spanische Erbfolgekrieg (s. d.), in dem Philipp V. nach manchem Wechsel des Glücks gegen seinen österr. Gegenkönig Karl (den nachmaligen Kaiser Karl VI.) auf dem span. Thron sich behauptete. Allein im Utrechter Frieden 1713 mußte er die span. Nebenländer Neapel, Sardinien, Mailand und die Niederlande an Österreich [* 30] und Sicilien an Savoyen abtreten; auch behielten die Engländer Gibraltar [* 31] und Menorca. Unter den Bourbons verlor die Nation ihre letzten Verfassungsrechte; denn Aragonien, Catalonien und Valencia, die sich für den Gegenkönig Karl erhoben hatten, wurden von Philipp V. als eroberte Länder behandelt.
Der letzte Reichstag ward in Castilien 1713 und in Aragonien 1720 gehalten. Nur die bask. Provinzen und Navarra behielten ihre althergebrachten Landesprivilegien (s. Fueros). Philipp V. nahm an den Staatsgeschäften wenig Anteil und folgte ganz der Führung der Fürstin Orsini; aber seine energische und geistvolle zweite Gemahlin, Elisabeth (s. Elisabeth Farnese) von Parma, [* 32] mit ihren Ratgebern Alberoni (s. d.) und Ripperda kehrte zu der alten Großmachtpolitik zurück, reformierte den Staatshaushalt, vermehrte die Marine und gewann wieder in Italien das Königreich beider Sicilien 1735 und das Herzogtum Parma 1748 als span. Sekundogenituren.
Unter Philipps gemütskrankem Sohne und Nachfolger Ferdinand VI. (s. d., 1746-59) erholte sich das Land finanziell während der friedlichen Zustände. Insbesondere beschränkte das Konkordat von 1753 die großen Geldbezüge der Kurie aus Spanien. Erst unter Karl III. (s. d., 1759-88), einem aufgeklärten Fürsten, brach für S. eine bessere Zeit an. Zwar verwickelte diesen sein Ehrgeiz und der bourbonische Familienvertrag von 1761 zum Nachteil des Landes in den franz.-engl. Krieg, und es mißlang die in der Kriegsgeschichte so merkwürdige dreijährige Belagerung von Gibraltar (s. d.), während die Insel Menorca wiedererobert wurde Doch störte dies den Gang [* 33] der innern Verwaltung nicht, an deren Verbesserung Männer wie Aranda, Campomanes und Florida-Blanca (s. d.) arbeiteten.
Diese sorgten vorzüglich für die Beförderung des Ackerbaues, des Kunstfleißes und des Handels. Auch die Inquisition ward beschränkt, die geistliche Censur aufgehoben, das königl. Placet für alle päpstl. Schriftstücke vorbehalten, die geistlichen Orden [* 34] strengerer Zucht unterworfen und der Jesuitenorden durch die Pragmatische Sanktion vom aus allen span. Ländern verwiesen und seine Güter eingezogen. Der Fortschritt zum Bessern war auch noch im Anfang der Regierung Karls IV. (s. d., 1788-1808) sichtbar. Endlich wurde Florida-Blanca 1792 durch Godoy (s. d.), Herzog von Alcudia, verdrängt, mit dem eine für den Staat sehr nachteilige Günstlingsregierung eintrat.
Während der Revolutionszeit. Anfangs nahm S. mit großer Anstrengung an dem Kriege gegen die Republik Frankreich Anteil; aber in dem Frieden zu Basel [* 35] mußte S. seine Hälfte von Santo [* 36] Domingo abtreten. Dann schloß Alcudia, der «Friedensfürst», mit der franz. Republik den verhängnisvollen Schutz- und Trutzbund ¶