mehr
dem Gesetz vom beträgt die Höchstsumme der Noten 1500 Mill. Pesetas, wovon ein Drittel in Gold [* 2] oder Silber gedeckt sein soll. Die Hälfte dieses Drittels soll in Gold bestehen. Das Privileg läuft bis wurde aber 1896 bis zum J. 1980 erneuert.
Unterrichtswesen. Die Bildung der span. Nation ist im allgemeinen infolge der langjährigen Vernachlässigung und der Niederdrückung jedes geistigen Aufschwungs durch den polit. und kirchlichen Obskurantismus hinter den sämtlichen Nationen Westeuropas, Portugal [* 3] ausgenommen, zurückgeblieben. Die Masse des von Natur edeln, kräftigen, reich begabten und ritterlichen Volks liegt noch in Unwissenheit und Aberglauben versunken. Das Bildungsbedürfnis ist gering, das geistige Leben in Madrid [* 4] konzentriert. 1888 war die den Lehrern noch schuldige Summe auf über 6 Mill. Pesetas angewachsen, so daß im Herbst jenes Jahres in der Provinz Almeria allein 35 Lehrer ihre Schulen schlossen, weil sie seit Monaten vergeblich auf Gehaltszahlung warteten.
Das gesamte Unterrichtswesen ist nach dem Gesetz vom geregelt, nach dem vom ganz von der Kirche getrennt. Infolge der schlechten Finanzwirtschaft nimmt das Schulwesen keinen Aufschwung. 1860 konnten 20 Proz. der Gesamtbevölkerung lesen und schreiben, 4,6 Proz. nur lesen, 1889 war die Zahl der erstern nur auf 28,5 Proz. gestiegen, die der letztern auf 3,4 Proz. gesunken, 68,1 Proz., und zwar weiblichen Geschlechts 1 811 675 mehr als männlichen, waren Analphabeten.
Unter den Rekruten befanden sich 63 Proz. Analphabeten und unter den 1889 nach Buenos-Aires ausgewanderten Spaniern sogar 90 Proz. 1885 bestanden angeblich 24 529 öffentliche und 5576 private Elementarschulen mit 1 813 183 Kindern. Zu den Anstalten des Sekundärunterrichts gehören zunächst seit 1845 die Institute (Institutos de segunda eseñanza), welche an die Stelle der frühern Lateinschulen getreten sind und ihrem Namen nach, nicht aber nach ihren Leistungen, etwa den deutschen Gymnasien entsprechen.
Außerdem bestehen Colegios, Vorbereitungsschulen zu den Universitäts- und Specialstudien, lauter Privatanstalten. Zu den Sekundärunterrichtsanstalten sind noch die Priesterseminarien zu rechnen. 1879 gab es im ganzen 417 Anstalten der Segunda eseñanza mit 33 638 Schülern, von denen 12 734 Staatsanstalten besuchten. Universitäten mit etwa 17000 Studenten und 700 Docenten giebt es noch zehn: Madrid (eigentlich Alcala) und Barcelona [* 5] mit fünf, Salamanca (im Anfang des 13. Jahrh. gegründet), Granada [* 6] und Santiago mit vier Fakultäten, Saragossa [* 7] und Sevilla, [* 8] Valencia, [* 9] Oviedo und Valladolid mit zwei Fakultäten.
Alle zehn haben eine jurist. Fakultät, alle, mit Ausnahme von Oviedo, eine medizinische; doch wird dieselbe in Salamanca gleich der naturwissenschaftlichen von der Stadt, in Sevilla von der Provinz unterhalten (die mediz. Staatsfakultät für Sevilla ist in Cadiz). [* 10] Die philos. Fakultät fehlt in Valencia und Valladolid, die mathematisch-naturwissenschaftliche ist nur in Madrid, Barcelona und Salamanca vorhanden, die pharmaceutische nur in Madrid, Barcelona, Granada und Santiago.
Eingegangen sind die von Alcala (nach Madrid verpflanzt), Toledo, [* 11] Huesca, Cervera, Lerida, Palma und Cordoba. [* 12] Es giebt keine theol. Fakultät, da alle Priester in den Seminaren der Bischöfe vorgebildet werden. Alle Fakultäten verleihen den Titel Licenciado, während der Doktortitel nur in Madrid erworben werden kann. Anstalten für Fachunterricht sind die Kunstschulen zu Barcelona, Granada, Malaga, [* 13] Oviedo, Coruña, Cadiz, Sevilla, Valencia, Valladolid und Saragossa; die Handelsschulen zu Madrid, Barcelona und Cadiz, die Schiffahrtsschulen, die Baugewerk- und Feldmesserschulen und die Veterinärschulen. Zu den höhern Unterrichtsanstalten gehören die königl. Central- und Landwirtschaftsschule zu Aranjuez, die Forstlehranstalt, früher zu Villaviciosa de Odon bei Madrid, jetzt nach dem Escorial verlegt, die Industrieschulen zu Madrid, Barcelona, Gijon, Sevilla, Valencia und Vergara, 20 Ackerbauschulen, eine Schule für Specialingenieure, die höhere Architekturschule und die Schule für Malerei, Bildhauerei und Kupferstechers, das königl. Konservatorium für Musik und Deklamation, sämtlich zu Madrid, die Notariatsschulen in fünf Städten, die diplomat.
Schule zu Madrid, die wenigen Schullehrerseminare. Dazu kommen die militär. Fachschulen. Der Privatunterricht und die Privaterziehungsanstalten sollen von der Unterrichtsbehörde streng überwacht werden; doch ist es damit schlecht bestellt. An gelehrten Akademien und Gesellschaften, an Bibliotheken und Museen hat S. keinen Mangel, und manche erfreuen sich reicher Dotation und guten Rufs. Eigentliche gelehrte Akademien giebt es acht, darunter sieben in Madrid, außerdem 11 mediz.-chirurg. Akademien. Wichtige Bibliotheken bestehen bei den Universitäten, den erzbischöfl. und bischöfl. Domkapiteln und bei den meisten der acht Akademien. Bedeutend sind die Nationalbibliothek zu Madrid und die des Escorial. Unter den Archiven sind das castilische zu Simancas (s. d.), das aragonesische zu Barcelona und das indische zu Sevilla die wichtigsten. Die bedeutendsten Kunstsammlungen sind in Madrid, Sevilla und Valencia.
Zeitungswesen. Zuerst erschienen fliegende Blätter, die Tagesereignisse berichteten, 1509-1649 in Toledo, Valencia, Madrid und Valladolid und andern Druckorten, neben geschriebenen Berichten; die erste periodische Zeitung war die «Gaceta» (1661),
die noch heute offizielles Organ der Regierung ist, seit 1698 «Gaceta de Madrid» genannt. Im 18. Jahrh. waren von Bedeutung das «Diario de los Literatos de España» (1737-42),
der «Mercurio historico y politico» (1738-1805),
je die erste litterar, und polit. Revue; der «Belianis literario» (1765),
satir. Charakters, das «Memorial literario» (1784-1808, 34 Quartbände),
«Semanario economico» (1765),
Kunst, Wissenschaft und Verwaltung, «Semanario de Agricultura y Artes» (1797-1808, 23 Bände) und die «Anales de Historia natural» (1798-1800), alle in Madrid erschienen. In der Provinz erschienen zahlreiche Diarios, Gacetas, Correros und Semanarios, so in Barcelona, Saragossa, Malaga, Salamanca, Alcala de Henares, Alicante, Palma, Valladolid, Cartagena, Granada, Sevilla und Gerona. Viele von diesen erhielten sich bis in das 19. Jahrh.; neue Diarios entstanden in Valencia, Santiago, Badajoz, Manresa, Oviedo, Lerida und anderwärts, zur Zeit des Unabhängigkeitskampfes gegen Napoleon. In Cadiz erschienen 1808-10: 14 Zeitungen, wie die «Gaceta de Cadiz», der «Conciso», der Robespierre español", in Barcelona «La Abeja politico-literaria» (1808-14) und viele andere, in Madrid die beißend scharfe «Atalya de la ¶
mehr
Mancha» (1813). Auch nach dem Krieg dauerte die Zunahme an; in Madrid z. B. wuchs die Zahl der Zeitungen von 14 im J. 1763 auf 23 im J. 1813, 65 im J. 1820, 125 im J. 1851, 302 im J. 1870; einschließlich der Provinzialpresse bestanden 1870 in der publicistischen Treibhitze der Revolution 1700 Zeitungen, eine Zahl, die seitdem zurückgegangen ist. Gegenwärtig erscheinen in ganz S. 1116 periodische Zeitungen und Zeitschriften, darunter 11 Revuen über Landwirtschaft, 43 über Medizin, 6 historisch-bibliographische, 23 satirische, 12 über Stiergefechte, 6 Sportblätter, 14 Modezeitungen, 10 socialistische, 3 anarchistische und 8 freimaurerische Blätter. 230 Blätter dienen kath. Interessen, wie die «Boletines eclesiasticos». 308 Blätter erscheinen in Madrid, 130 in Barcelona, wichtige noch in Sevilla 39, Cadiz 53 und Tarragona 35; fast jede kleinere Stadt besitzt ein eigenes Blatt. [* 15]
Von den offiziellen Blättern sind neben der «Gaceta de Madrid» die ältesten das «Diario oficial de Avisos de Madrid» (1758),
das «Diario de sesiones del Senado y del Congreso» (regelmäßig seit 1820),
«La cotization oficial de la Bolsa» (1830) und die «Boletines oficiales» (1833),
Publikationen der Ministerien, Fakultäten und Akademien. Von den polit. Zeitungen Madrids sind wichtig: die «Epoca» (1848),
konservativ, «El diario español» (1848),
«El Resumen» (1885) und «El Heraldo» (1890),
liberal;
republikanisch sind: «El Pais» (1886, progressistisch),
«El Globo» (1875, possibilistisch),
«La Vanguardia» (1897, fusionistisch) und «El Nuevo Régimen» (1891, föderalistisch).
Unabhängig von den Parteien sind: «El Imparcial» (1867) und «El Liberal» (1878),
beide im ganzen Lande verbreitet. Ultramontan sind: «El Siglo futuro» (1875) und «La Union catolica» (1887),
das Organ der Ingresados (Ralliierten) in der konservativen Partei. Verbreiteter als sie alle ist das seichte Klatschblatt «La Correspondencia de España» (1848). Die Provinzialblätter hängen zumeist von den Zeitungen der Hauptstadt ab; wichtig ist «El Diario de Barcelona» (1762). Von den 76 illustrierten Blättern ist das beste «La Ilustracion española y americana» (1869),
ferner «Blanco y Negro» (1890),
«La Revista Moderna» (1897) und «El Nuevo Mundo» (1895),
alle in Madrid, und in Barcelona «La Ilustracion ibérica». Witzblätter sind: «Madrid cómico» (1880),
«Don Quijote» (1891),
«La campana de Gracia» und «La Saeta». Modenblatt ist «La Moda elegante ilustrada» (1841) und «La Giurnalda» (1867) für Handarbeiten. «La Lidia», «El Arte Andaluz», Sol y Sombra", «El Enano», «El tio Jindama» und «El Toreo» sind Blätter für die Stiergefechte. «Veloz sport», «El Disco» und «El deporte velocipédico» für Fahrradsport. - Von Fachzeitschriften mögen genannt sein: «Revista del Instituto agricola Catalan de Sa Isidro» (1852) in Barcelona;
«El Siglo medico» (1852),
das Organ der mediz.
Akademie in Madrid; die «Anales de la Academia bibliografico-Mariana» (1863) in Lerida; das «Boletin de la Real Academia de la Historia», die «Revista de Archivos, Bibliotecas y Museos» in Madrid, «El Progreso matematico» in Saragossa, «La Religion y el Socialismo» in Sevilla, die vielversprechende «Revista critica de historia y litertura española» (1895). Unter den Monatsschriften stehen voran «La España moderna», «Revista contemporanea» und «Revista de España».
Litteratur zur Geographie und Statistik. Madoz, Diccionario geográfico, estadístico, historico de España y sus provincias de ultramar (16 Bde., Madr. 1846-50);
Garrido, Das heutige S., seine geistige und äußere Entwicklung (deutsch von A. Rüge, Lpz. 1863);
Memorias del Instituto geográfico y estadístico (Madr. 1875 fg.);
Lauser, Aus S.s Gegenwart.
Kulturskizzen (Lpz. 1872);
Davilliers, L'Espagne (illustriert von Doré, Par. 1873);
Bark, Wanderungen in S. und Portugal (Lpz. 1882);
Eschenauer, L'Espagne (2. Aufl., Par. 1834);
Großer illustrierter Führer durch S. und Portugal (2. Aufl., Wien [* 16] 1892);
Diercks, Das moderne Geistesleben in S. (Lpz. 1883);
Erzherzog Ludwig Salvator, S. in Wort und Bild (Würzb. 1884);
De Amicis, Spagna (Florenz [* 17] 1885);
Mariana y Sanz, Diccionario geográfico,estadístico municipal de España (Valencia 1886);
Nueva guía de viajero en España y Portugal (Madr. 1886);
Reseña geográfica y estadística de España (ebd. 1888);
Colmeiro, Enumerición de las plantas de la Peninsula hispano-lusitania é Islas Baleares (5 Bde., ebd. 1885-89);
Memorias de la Comisión del Mapa geológica de España;
R. del Castillo, Gran [* 18] Diccionario geográfico, estadísco é historico de España (4 Bde., Barcelona 1889-92);
Salvani, España á fines del siglo XIX (Madr. 1891);
Black, Guide to Spain and Portugal (Lond. 1892);
Murray, Handbook for Spain (8. Aufl., ebd. 1892);
Woerl, S. in Wort und Bild (Würzb. 1894);
Giralt, Guia maritimo comercial de los puertos de la peninsula iberica, Bd. 1., (Madr. 1894);
Olóriz, Distribucion geográfica del indice cefálico en España (ebd. 1894);
Th. Fischer, Versuch einer wissenschaftlichen Orographie der Iberischen Halbinsel (in «Petermanns Mitteilungen», Gotha [* 19] 1894);
Torres Campos, Nuestros Rios (in «Estudios geográficos», Madr. 1895);
Willkomm, Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der Iberischen Halbinsel (Lpz. 1896);
Baedeker, S. und Portugal (ebd. 1897). - Karten. Von der topogr. Mapa de España in 1:50000 (seit 1884 in 1080 Blättern) erschienen bis 1896 erst 94 Blätter;
unterdes gilt als offiziell Coello, Atlas [* 20] de España in 1: 200000 (seit 1848 in 60 Blatt, Madrid);
die geolog. Specialkarte Mapa geológico de España in 1:400000 ist vollendet (64 Blatt, Madr. 1889-93), ebenso eine Verkleinerung derselben in 1:1½ Mill. (ebd. 1894).
Geschichte. Unter den Römern, Westgoten und Mauren, über die älteste Geschichte S.s bis zur Eroberung des Landes durch die Westgoten s. Hispania. Die Westgoten hatten bis 478 n. Chr. ihr Reich, das sie in Südwestfrankreich begründet hatten, über die ganze Halbinsel ausgedehnt, abgesehen vom Nordwesten. Die königl. Residenz wurde Toledo. Der westgot. König Leovigild vernichtete 582 das Reich der Sueven in Galicien. Unter seinem Nachfolger Rekkared wurde durch den übertritt der arianischen Goten zum kath. Glauben 586 die Verschmelzung mit den beherrschten Römern angebahnt. (S. Westgoten.) Bald nahmen die Goten die roman. Landessprache an. Innere Zerrüttung führte nach fast 200jährigem Bestehen den Untergang dieses Reichs herbei. König Roderich (s. d.) fiel 711 in Andalusien gegen die eingedrungenen Araber, welche nun den größten Teil S.s eroberten und dann über die Pyrenäen in Aquitanien vordrangen, wo sie aber von Karl Martell bei Tours [* 21] 732 entscheidend geschlagen wurden. Um 756 entriß Abd ar-Rahmân I., der Omajjade, S. den Abbâsiden und stiftete ein ¶